19. Dezember | The greatest gift

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20. Dezember, New York City, USAMary

Sina und ich waren die beiden, die Weihnachten kaum abwarten konnten. Langsam hatte ich das Gefühl, dass Carol etwas verzweifelte, aber ich konnte nur darüber lachen. Ich kümmerte mich immer öfter um Sina, brachte sie zur Schule und ging mit ihr Eislaufen. Etwas daran, eine richtige Aufgabe zu haben, gefiel mir. Es erinnerte mich an Australien, wo ich immer auf der Farm geholfen hatte. Ich vermisste es nicht, aber ich vermisste meine Eltern. Das würde mein erstes Weihachten ohne sie und ohne Josh werden. Doch Josh vermisste ich nun wirklich nicht. Wenn ich von meiner Schicht bei Cup'n cozy kam, machte ich mich auf, Sina mit einem breiten Lächeln abzuholen. Und sie lächelte genauso breit. Ich liebte dieses Mädchen wie eine kleine Schwester. So, wie ich mich immer nach einer Schwester oder wenigstens einem Bruder gesehnt hatte. In Australien war ich immer einsam gewesen. Vielleicht wollte ich deswegen immer von dort weg.

An diesem Nachmittag hatte ich mich wieder mit Edith verabredet. Wir hatten mehrere Abende zusammen verbracht und uns immer besser verstanden. Es wirkte fast surreal, aber sie war meine erste richtige Freundin. Mein inneres Kind wurde geheilt. Ich hatte ihr bei einigen ihrer Schichten mentalen Beistand geleistet, sowie sie mir. Jack hatte Edith mehr misstrauisch als freundlich erlaubt, mir ab und zu zu helfen. Aber Jack war ein guter Arbeitgeber, dem ich nicht übelnehmen konnte, dass er sich genau aussuchte, wen er hinter seinen Tresen ließ. Denn dieser war heilig. Während einer kleinen pause stand ich neben Edith in der Kälte, die an einer Zigarette zog. Nicht, dass ich das Rauchen befürwortete, aber sollte sie machen, was sie wollte.

„Ich bin voll neidisch auf dich", sagte Edith irgendwann und ich drehte meinen Kopf zu ihr. „Wieso?" „Du hast dir diesen Traum erfüllen können, den du schon immer hattest. Ich sitze noch immer hier fest und habe keine Ahnung, wohin es mich noch treibt." Ich sah den Wolken dabei zu, wie sie weiter zogen. „Ich glaube, du wirst auch noch finden, was du machen willst. Manchmal dauert es eben länger. Ich weiß auch noch nicht, was ich machen soll, wenn dieses Jahr herum ist und ich zurück nach Australien muss." Edith band ihre dunklen Haare erneut zu einem Pferdeschwanz und drückte die Zigarette aus. „Eigentlich will ich Schauspielerin werden", sagte sie. „Aber das ist hier nicht so einfach." Interessiert sah ich nun zu ihr. „Hast du dich schon irgendwo beworben?", fragte ich Edith. „Klar. Aber immer wurde ich abgelehnt." Ich grübelte. „Ich glaube Carol macht irgendwas in der Richtung. Ich frage sie mal." Edith nickte dankbar, bevor wir wieder nach drinnen gingen.

Als ich an diesem Abend nach Hause kam, sprach ich gleich mit Carol. „Ich arbeite in einer Agentur. Wenn sich Edith dort bewerben will, kann ich dir ein paar Unterlagen geben. Ob sie das weiterbringt, kann ich dir allerdings nicht versprechen." Ich nickte. „Danke, das wird ihr helfen." Vielleicht konnte ich nicht die Welt retten, aber einer Freundin dabei zu helfen, eine Rolle auf der Bühne zu bekommen, konnte schließlich nicht so schwer sein. Zumindest hoffte ich das.

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