17. Dezember | You're a mean one, Mr. Grinch

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15. Dezember, Northern Territory, Australia – Lenny

Als ich nach draußen kam, sah ich wie Josh und Paul in der Scheune standen und redeten. Ich lief auf die beiden zu und stellte mich neben Paul, der Josh erklärte, was er zu tun hatte. Geduldig wartete ich ab, bis Paul mir ebenfalls sagte, was ich zu tun hatte. Ich würde Josh helfen, was mir irgendwie gelegen kam. Es konnte nicht schaden, Marys Freund besser kennenzulernen. Als wir eine viertel Stunde später gemeinsam Heu schlichteten, schwiegen wir beide vorerst. „Du bist also Marriahs Freund?", fragte ich ihn nach einer Weile, bedacht darauf, sie nicht Mary zu nennen. Schließlich wollte ich keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. „Ja", antwortete er knapp und rechte das Heu über den Heuboden der Scheune. Ich warf ihm wieder eine Kippe nach oben, während ich ihn weiterhin versuchte, auszufragen. „Warum arbeitest du so viel bei Paul?" Josh warf mir über die Kante einen Blick zu. „Es macht mir Spaß. Ich lerne was ordentliches fürs Leben. Außerdem kenne ich die Familie schon seit Ewigkeiten." Ich hielt inne und dachte darüber nach, was Mary mir erzählt hatte. Sie waren zusammen, seit sie sechzehn war. Das waren ganze vier Jahre. Ganz genau vier Jahre, fiel mir dann mit Schrecken ein. Mary's Geburtstag, natürlich.

„Ich bin gleich wieder da!", rief ich Josh zu und lief dann aus der Scheune direkt Richtung Haus. Weder Paul noch Ella würden das gut heißen, jedoch war mir das in diesem Moment egal. Ich lief in mein Zimmer und griff nach meinem Handy. Dann rief ich Mary an. Zwei Sekunden später tauchte ein verschlafenes Gesicht auf dem Bildschirm auf. „Happy Birthday!", rief ich ihr entgegen. Mary verzog das Gesicht. „Super, ich bin ein Jahr näher am Tod." Ich grinste. „Vor drei Wochen hast du dich noch darauf gefreut, bald einundzwanzig zu werden. Jetzt regst du dich darüber auf, zwanzig zu sein?" Mary warf mir einen langen Blick zu. „Vor drei Wochen kannte ich dich noch nicht." Sie gähnte. „Ich fühle mich geschmeichelt. Hab ich dich geweckt?" Mary nickte. „Ja, tatsächlich hast du mich aus meinen Träumen in die harte zwanzig Jahre alte-Realität geworfen. Du hast noch nie angerufen", stellte sie dann fest. Auch mir fiel es in diesem Moment auf, dass ich sie das erste Mal anrief, seit ich in Australien war. Mary lächelte. Nur ein kleines bisschen, doch ich bemerkte es. Und ich merkte wieder, wieso ich dieses Mädchen so liebte. „Tu das öfters. Aber zu menschlicheren Uhrzeiten." Ich nickte. „Okay." Wir sprachen noch eine Weile über dies und das, bis ich mir sicher sein konnte, dass Mary nicht mehr jeden Moment einschlafen würde.

„Ich habe Josh kennengelernt", sagte ich zu ihr, bedacht darauf, keinen falschen Nerv zu treffen. „Ach ja?", fragte mich Mary. „Hilft er meiner Mom wieder beim reparieren von irgendwas?" Verwirrt sah ich sie an. „Deiner Mom? Nein. Er hilft Paul auf der Farm." Nun war es an Mary, verwirrt zu schauen. „Dad und Josh? Das kann nicht sein. Die beiden sind wie Tom und Jerry. Dad kann ihn nicht leiden und hofft schon immer, dass ich mich von ihm trenne." Das tat ich auch. „Die beiden wirken aber recht vertraut miteinander. Josh meinte vorhin auch, dass er Paul gerne hilft, und er euch schon seit Ewigkeiten kennt." „Das ist wirklich ungewöhnlich. So etwas hab ich noch nie erlebt." Ich versprach Mary, die Augen offen zu halten, bevor ich mich von ihr verabschiedete, um Josh wieder zur Hilfe zu kommen. Josh sah ungeduldig und sauer aus, als ich bei ihm ankam. „Auch mal fertig", ich hörte den Ärger in seiner Stimme. „Jap", gab ich nur zurück und griff wieder nach der Schaufel. „Sag deiner Freundin beim nächsten Mal, dass sie gefälligst ausschlafen soll, bevor du sie anrufst." Ich sah ihn geschockt an. „Was guckst du so? Mir ist egal, welches Mädchen du in NYC abschleppst, aber du arbeitest grade hier." Erleichterung breitete sich in mir aus. „Ay Chef", sagte ich ironisch und machte damit weiter, ihm das Heu hinzuwerfen. Was führte Josh nur im Schilde?

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