12. Dezember | Baby please come home

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28. November, New York City, USA – Lenny

Schweigend saßen Mary und ich nebeneinander in der U-Bahn, während Sina munter alles über ihre neue Freundin erzählte. Ich hörte ihr nur mit einem Ohr zu, denn ich war viel zu beschäftigt mit meinen Gedanken. Sie hatte mich tatsächlich geküsst. Richtig, ohne Mistelzweig. Und ich hatte es geliebt. Jede Millisekunde hatte ich genossen und ich hätte es wieder tun können. Genau in diesem Augenblick. Aber ich wollte vorher mit Mary reden. Ich wollte wissen, was wir jetzt tun würden. Und was das für sie gewesen war. Ich wollte nichts überstürzen – denn es war mir tatsächlich ernst. Nie hätte ich es gedacht – doch Mary war tatsächlich das Mädchen, dass ich liebte. Und um mir das einzugestehen, hatte es zwei Tage gedauert. Zwei Tage, in denen so viel passiert war. Doch wie viel ein paar Stunden miteinander ausmachen konnten, war mir nicht bewusst gewesen. Ich wollte sie lieben und ich wollte, dass es funktionierte. Aber wir brauchten wohl Zeit.

Zumindest waren das ihre Worte, als wir Abends auf meinem Bett saßen und redeten. „Ich habe ein Leben in Australien. Ich habe glücklich gespielt, mein Leben lang. Ich wollte irgendwann raus, weil ich es dort nicht mehr ausgehalten habe. Ich wollte mehr sehen als Sand und Schafe. Ich wollte hinaus in die Welt. Und jetzt bin ich hier und-" Sie unterbrach sich selbst. „Dann komme ich und mache alles kaputt.", beendete ich die Aussage. „Nein, das stimmt nicht. Ich bin die Einzige, die hier etwas kaputt macht.", stellte sie klar. Verwirrt sah ich Mary an. „An dem Tag, an dem ich erfahren habe, dass ich hierher komme, war ich noch mit meinem Freund zusammen." Ich schloss langsam die Augen. Das war nicht ihr Ernst. Warum hatte sie das nie erwähnt? „Ich kenne Josh, seit ich sechzehn bin. Wir reden immer davon, dass wir eines Tages heiraten und haben immer von einer gemeinsamen Zukunft geträumt. Dort, in Australien. Wir wollten in die Stadt, leben. Wir wollten so viel, Lenny." Sie sah mich an. „Und dann komme ich hierher und verliebe mich binnen Sekunden in jemanden, den ich kaum kenne." „Warum hast du nie etwas gesagt?", frage ich mit zitternder Stimme. „Weil es nie ein Thema war."

„Warum hast du darauf bestanden, dass ich dich küsse?", fragte ich sie. „Weil ich es wollte.", gab sie zu. Autsch. Also war ich nur ein Ersatz gewesen? „Lenny-", setzte sie an. „Entschuldige, Mary. Aber wir sollten das wirklich nicht tun. Ich sollte einfach nach Australien fliegen und du bleibst hier. So, wie es geplant war. Lass uns aufhören, so zu tun, als wäre es anders möglich." Ich sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Lenny...", flüsterte Mary leicht. Es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Aber welche Wahl hatte ich? Ich würde diesem unschuldigen Jungen nicht das Herz brechen. Er schien Mary zu lieben. Wirklich zu lieben. Ich stand vom Bett auf und ging zur Tür. Mary versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten. „Es tut mir leid, Lenny.", sagte sie weinerlich. „Ich wünschte wirklich, alles wäre anders." Ich biss mir auf die Lippe und drückte die Türklinke herunter. „Vielleicht im nächsten Leben, Maria."

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