1. Dezember | All I want for Christmas

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7. Juni, Northern Territory, Australia - Mary

„Eines Tages heirate ich dich.", lächelte Josh und strich mir eine Strähne hinter die Ohren. Ich spürte, wie ich leicht rot wurde. „Dann musst du dich aber noch gedulden. Vor 21 darf ich hier nicht raus.", erklärte ich ihm sachlich. „Ach halt die Klappe.", sagte er und küsste mich. Diese Art von Klappe halten gefiel mir. Ich spürte seine weichen Lippen auf meinen – und für einen kleinen Moment lang stellte ich mir vor, dass ich Josh tatsächlich heiraten würde. Träume sollten ja bekanntlich wahr werden können. Ich löste mich von seinen Lippen und sah ihn an. „Und wie wird unsere Hochzeit aussehen?", fragte ich, ehrlich an seinen Vorstellungen interessiert. „Ich hatte an eine schöne Feier am Wasser gedacht. Kurze Kleider, nur ein paar Gäste. Der Wind in den Haaren und eine ganz unformelle Trauung – einfach perfekt." Ich biss mir leicht auf die Lippe. Ich hatte schon immer von einer Winterhochzeit geträumt, am besten in New York – oh ja, New York. Aber das war im Moment wirklich unwichtig, denn wir hatten noch mindestens anderthalb Jahre Zeit, bevor wir auch nur im entferntesten darüber nachdenken müssten. Aber ich war mir sicher, eines Tages würde ich Josh überzeugen, in New York zu heiraten. Stattdessen gab ich mich im Moment damit zufrieden, ihn zu küssen.
Ich hörte eben noch die Tür aufgehen, als wir schon auseinander fuhren. „Niemand fasst meine Tochter an!", rief mein Vater von der Tür aus, sein dämliches Jagdgewehr in der Hand. Das Teil funktionierte schon seit drei Jahren nicht mehr, nur hatte Josh davon keine Ahnung. Er hob die Hände und wich ein Stück zurück. Ich sah meinen Vater tadelnd an. „Dad!" Er beäugte Josh noch einmal. Zwar kannte er ihn schon seit ich sechzehn war, doch das hielt ihn nicht davon ab, ihm nicht zu vertrauen, vor allem, was das Leben seiner einzigen Tochter anging.

„Schon gut Josh, das Teil ist Schrott.", gab ich dann meinem Freund weiter, der noch immer verängstigt da stand. „Ich bitte dich, Mary. Von einer Waffe redet man nicht mit dem Begriff ‚Schrott'.", gab mein Vater zurück und ließ sich tatsächlich dazu herab, die Waffe sinken zu lassen. Josh ließ also seine Arme fallen und sah mich leicht schockiert und gleichzeitig belustigt an. Diesen Blick hatte nur er drauf. „Essen ist fertig.", sagte mein Vater dann. „Beeil dich, wir haben noch was zu besprechen." Ich nickte. „Auf Wiedersehen, Josh.", sagte Dad dann ausdrücklich. Er hob die Hände und machte einen Schritt auf mich zu. „Untersteh dich.", knurrte mein Vater. Also lächelte Josh mir nur schief zu und verließ schleunigst den Raum. „Ich komme gleich.", sagte ich zu Dad und er nickte, bevor er wieder nach draußen verschwand. „Josh!", war alles, was ich hörte, bevor mein Freund vor mir stand und mir tatsächlich noch einen Kuss auf den Mund drückte. Er grinste und verschwand unter dem warnenden Blick meines Vater schließlich ganz.

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