24. Kapitel

Die Tage verstrichen und ich sah Robb immer weniger. Viele Soldaten und Lords waren im Krieg und jenen, die im Lager geblieben waren, traute ich nicht. Die Wölfe eskortierten mich stets, wenn ich mein Zelt verließ. Ich ließ niemanden hinein, bis auf die Magd, die mir das Essen brachte.
»Prinzessin Sienna?«, erklang eine Stimme, als ich mir gerade mein Kleid angezogen hatte.
»Ja.« Genervt wandte ich mich um und ein Knappe betrat mein Zelt. »Was gibt es?«
»Euer Bruder, König Robb, hat die Schlacht gegen die Lennisters gewonnen. Er würde sich freuen, wenn Ihr Talisa begleiten würdet, wenn sie zum Feld aufbricht.«
Ich sah den Mann an. Am liebsten hätte ich »Nein« gesagt, nur um meinem Bruder zu zeigen, dass es mich nicht interessierte - was natürlich nicht so war. Es war lediglich aus dem Grund, weil ich immer noch wütend auf ihn war.
»Ich mache mich reisefertig. Wartet bitte draußen, holt mein Pferd. Wenn ich komme, möchte ich sofort aufbrechen.«
Der Knappe nickte und verschwand. Sofort zog ich mir eine Wollstrumpfhose und ein wärmeres Kleid an. Darüber legte ich meinen Mantel und schließlich zog ich mir die Handschuhe über.  Ich raffte mein Kleid und verließ mein Zelt. Wenige Meter davon entfernt wartete der Knappe mit meinem Pferd und meiner Garde. Ich schwang mich in den Sattel und in diesem Moment tauchte die braunhaarige Frau auf, die ebenfalls auf einem Pferd saß.
Wir ritten los, ohne dass ich sie beachtete. Ylenia folgte mir, Lady und Nymeria waren irgendwo im Lager.
Wir erreichten nach kurzer Zeit das Schlachtfeld. Überall lagen Tote Lennister- und Stark-Soldaten. Der Gestank des Todes erfüllte die Luft. Es war mir schleierhaft, wieso mein Bruder mich hier haben wollte.
Talisa und ich saßen ab und die Frau raffte ihr Kleid. »Ich werde mich um die Verletzten kümmern. Prinzessin.« Sie nickte knapp und lief schließlich davon.
Ich zog meinen Mantel enger um meinen Körper und schritt durch den Matsch, welcher vermischt mit Blut war. Das Stöhnen und die Schreie drangen an meine Ohren. Sie ließen mein Herz verkrampfen und ich atmete tief ein. Der Krieg war nur durch die Lennisters gekommen. Die Tode waren ihre Schuld. Hätten sie meinen Vater nicht getötet, dann müssten keine Unschuldigen sterben. Die meisten waren gerade mal so alt wie ich, manche sogar jünger.
Mitten auf dem Feld blieb ich stehen. Ich blickte mich um. Robb sprach mit Talisa, die einem Verwundeten geholfen hatte und nun ihre Sachen zusammenpackte. Sie lachte und auch in seinem Gesicht spiegelte sich ein Lächeln. Es war ein merkwürdiges, eines, welches ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass er verliebt war.
Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken zu verdrängen, und schloss kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, erblickte ich meine Mutter, die knappe Worte mit Talisa wechselte. Die Frau verschwand und Robb deutete auf mich. Meine Mutter wandte sich um und als sie mich erkannte, weiteten sich ihre Augen.
Ich raffte mein Kleid und rannte zu ihr. Ich umarmte sie stürmisch, so dass sie nach hinten schwankte, sich jedoch sogleich wieder fing.
»Sienna«, schluchzte sie und strich mit ihrer einen Hand über meinen Rücken.
»Mutter«, sagte ich leise und meine Augen füllten sich mit Tränen. Wie sehr ich sie vermisst hatte. Ich hätte alles für diesen Moment gegeben, auch wenn er auf einem Schlachtfeld war.
Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und ich sah sie an. Ihr liefen ebenso wie mir Tränen die Wangen hinunter.
»Arya und Sansa ...«, begann sie mit zittriger Stimme.
Ich schüttelte bloß den Kopf. »Nein.«
Sie schluchzte und hielt sich sofort die Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken. Sie blinzelte ein paar Mal und sah mich dann fest an.
»Ich bin froh, dass es dir gut geht«, sagte sie. Ihr Blick wanderte zu Ylenia und sie nickte. »Deine Wölfin lebt.«
»Sansas und Aryas auch.«
Robb erschien neben uns. »Mutter, ihr solltet wieder gehen. Das ist nicht der rechte Ort ...«
»Dann hättest du uns nicht hier herbringen lassen sollen«, gab ich verbissen zurück.
»Sienna!«, wies meine Mutter mich zurecht. Ein strafender Blick zierte ihr Gesicht.
»Verzeihung«, entschuldigte ich mich, auch wenn es eher gezwungen war. »Das alles ist mir ein wenig zu viel, die ganzen Toten und die Verletzten. Ich reite zurück zum Lager.«
Ich wandte mich zum Gehen und lief mit Ylenia zu den Pferden. Ein Mann meiner Garde hielt die Zügel meines Pferdes und zusammen mit den Wachmännern ritt ich zurück.

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