21. Kapitel

Als es am nächsten Morgen dämmerte, weckte Ylenia mich. Ich zog meinen Umhang enger, steckte das Schwert zurück in die Scheide und schritt die alten knorrigen Stufen hinunter. Der Wirt war bereits wach und einige Söldner ebenso.
»Will das Mädchen etwas zu essen?« Der Mann blickte zu Ylenia. »Und dein Hund? Wir haben frischen Brei aus Hafer und einen Krug Milch.«
»Das reicht«, sagte ich und warf dem Mann eine Münze zu.
Ich ließ mich an einen leeren Tisch nieder und wartete. Einen Tisch weiter saßen zwei Männer. Sie trugen dunkle Kleidung und waren schwer bewaffnet. Ich konnte kein Banner erkennen, da sie mit dem Rücken zu mir saßen.
»Robb Stark ist ein guter König. Vielleicht sogar der beste, den der Norden je gesehen hatte«, meinte der eine.
»Er hat die Lennisters schon oft im Feld geschlagen. Tywin Lennister macht sich bestimmt vor Angst in die Hosen. Deswegen versteckt er sich bei jeder Schlacht in seinem Zelt«, sagte der andere lachend und der erste stimmte mit ein.
Der Wirt kam und stellte mir mein Frühstück auf den Tisch. Mit einem Nicken verschwand er.
»Es ist leider nicht unsere Aufgabe den Lennister-Lord zu töten. Wir müssen die Schwestern des Königs finden.«
Bei diesen Worten sog ich scharf die Luft ein. Mein Herz klopfte wild und ich begann zu zittern.
»Verzeiht, meine Herren«, unterbrach ich das Gespräch der beiden. »Wem dient Ihr?«
Die Männer sahen mich an und musterten mich von oben bis unten. Ihr Blick fiel auf Ylenia und sie wechselten kurze Blicke.
»König Robb aus dem Hause Stark«, erklärte der erste.
Der zweite beugte sich zu seinem Freund und flüsterte: »Das ist nicht der erste Wolf, den ich gesehen habe, und nur wenige haben einen bei sich.«
Der erste Mann nickte und sah mich wieder an. »Wer seid Ihr?«
Ich erhob mich und schritt auf die beiden zu. Vor ihrem Tisch blieb ich stehen und musterte das vertraute Wappen, welches auf ihrem Lederwams gestickt war - ein weißer Schattenwolf auf grauem Untergrund. Ylenia hatte sich ebenfalls erhoben und stand nun neben mir.
»Wie weit würdet Ihr für den König des Nordens gehen?«, stellte ich ihnen entgegen.
»Bis in den Tod«, sagte der erste Mann ernst.
Der zweite musterte mich ununterbrochen. »Bei allen Göttern«, meinte er. »Ihr seid Lady Stark.« Er wandte sich an seinen Freund. »Das ist die eine Schwester des Königs.«
»Könnt Ihr mich zu meinem Bruder bringen?«, fragte ich und unterdrückte die Tränen der Hoffnung.
»Deswegen sind wir hier, M'lady«, sagte der erste Mann und erhob sich. »Wir würden gerne zahlen, Wirt.« Er warf dem Wirt einige Silberhirsche zu, dann verließ er mit mir, Ylenia und seinem Freund das Gasthaus.
»Habt Ihr ein Pferd?«
»Nein, Ser. Ich wollte noch eines kaufen.«
»Dann wird es an der Zeit.«
Wir liefen zu den Ställen, wo wir mir einen Rappen kauften. Mein Geld wurde von mal zu mal weniger, doch das war mir nun gleichgültig. Ich würde wieder meinen Bruder sehen - das war mir mehr Wert als alles andere.
»Ich bin Ser Marq Peiper«, erklärte der erste Mann, als wir dem Stadttor entgegen ritten. »Das ist mein treuer Freund.« Er nickte seinem Begleiter zu. »Wir reiten gen Norden.«
»Nach Winterfell?«
»Nein, M'lady. Euer Bruder steht vor den Toren der Zwillinge der Freys.«
»Warum?«
Marq Peiper lachte. »Ihr habt nicht viel gehört, als Ihr durch die Königslande geirrt seid, oder?« Ich schüttelte den Kopf. »Euer Bruder soll eine Tochter von Walder Frey heiraten. Nur dann lässt man ihn über die Brücke.«
Wir passierten das Tor und ritten, wie zuvor gesagt, in Richtung der zwei Türme der Freys.
»Ylenia«, sagte ich nur. Die Wölfin rannte los und ich wusste, dass sie wiederkommen würde.
»Was macht Ihr?«, fragte der Freund des Ritters.
»Ich schicke sie, um die anderen beiden zu holen.«
»Die anderen beiden?«
Ich gab meinem Pferd die Sporen und galoppierte voran. »Ich glaube nicht, dass es Eure Aufgabe ist, mir Fragen zu stellen. Ihr sollt mich zu meinem Bruder bringen.«

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