Szene ②
„Leute?", fragte Jasper angespannt in die Stille hinein. Fria und Suzanne waren gerade dabei, im Gehen den Mantel zu tauschen und Benno hatte die frierende Lilia dicht an sich gepresst. Jasper wusste, dass sein Plan niemandem gefallen würde, doch er sah ihn als einzigen Ausweg an.
„Was ist los?", flüstere Fria aufgebracht. Ihr gefiel es nicht, dass Jasper sprach. Was, wenn der Förster sie hörte?
„Ich habe eine Idee, wie wir das hier beenden können."
„Wirklich?" Lilia konnte es nicht glauben.
Jasper nickte nur. „Ja. Aber es wird euch nicht gefallen."
„Schieß einfach los", verlangte Benno. „Streiten können wir uns danach."
„Also gut." Jasper verschränkte die frierenden Arme vor der Brust. „Ihr geht in Deckung und ich werde gleich auf mich aufmerksam machen. Ich werde eine Stelle suchen, von der aus man mich nicht einfach aus der Ferne abschießen kann. Sobald der Förster in der Nähe ist, werde ich ihn durch geschicktes Nachfragen dazu bringen, mir seine Identität zu verraten. Da ihr noch in der Nähe seid, könnt ihr mich hören und den Namen erfahren. Solange der Förster damit beschäftigt ist, mich zu töten, rennt ihr um eure Leben. Es kann nicht mehr lange dauern, dann wird die Polizei eintreffen. Gemeinsam könnt ihr sicher den Förster ausschalten."
„Was soll das für ein Plan sein?", fragte Lilia empört. „Du opferst dich für was genau? Deine Ehre? Entweder gehen wir zusammen unter, oder wir schaffen es gemeinsam. Ich dachte, dass wäre allen klar."
„Das ist aber eine schlechte Abmachung. Ich will nicht, dass ihr sterbt. Bitte Lilia, vertrau mir."
„Auf keinen Fall!"
„Jasper, du sollest das wirklich nicht tun. Wir brauchen dich." Fria hatte bei der Erzählung wieder zu weinen begonnen. Schon die Möglichkeit, Jasper zu verlieren, war unerträglich für sie.
Mitleidig sah dieser zu seiner Freundin. „Bitte akzeptiert meine Entscheidung. Es ist besser so. Eure Leben bleiben verschont und nur ein einziges erlischt."
„Aber dein Leben ist uns wichtig!"
Jasper war kurz davor, schreiend wegzurennen. Er verstand den Ärger seiner Freunde ja. Hätte sich jemand anderes an seiner Stelle angeboten, hätte er genauso reagiert. Doch bei sich selbst war es in Ordnung. Man konnte seine eigene Entscheidung immer besser nachvollziehen als die der anderen.
„Leute, es ist ok für mich."
„Aber für uns nicht!"
„Ich habe es mit meinem Gewissen ausgemacht. Sobald ich die Identität des Försters kenne, ist mein Lebensziel erreicht. Ich kann glücklich sterben."
„Du stirbst nicht!" Fria schrie nun. Es war ihr egal, sollte der Förster sie hören. Das war ihr nur recht. Dann würde er sie immerhin alle gemeinsam umbringen.
Was dachte sich Jasper?
„Was soll das für ein Lebensziel sein? Das hast du dir doch sicher gerade ausgedacht?" Lilias Tonfall war ruhiger. Sie ging gefasster mit der Sache um. Für sie war die Idee viel zu surreal. Niemals würde Jasper seiner Erzählung wirklich nachgehen. Oder?
Oder?
„Ich habe es mir vielleicht gerade das erste Mal gedacht", gab Jasper zu. „Das macht es aber nicht weniger wichtig. Sobald ich die Identität des Försters kenne, bin ich wirklich wunschlos glücklich."
„Nein, Jasper, nein!", schrie ihn Fria wieder an und kam gleichzeitig mit zittrigen Beinen auf ihn zugelaufen. „Du wirst bei uns bleiben!"
„Ihr könnt mich nicht davon abhalten, gleich einfach wegzurennen", forderte er seine Freunde heraus.
„Nein. Aber ich bin schneller als du." Benno musterte seinen Freund ausgiebig. Er konnte nicht einschätzen, wie ernst Jaspers Aussagen waren. Es war eine große Ehre zu wissen, dass sein Freund für ihn sterben würde, doch einlösen sollte er dieses Versprechen niemals.
In der Ferne ging plötzlich ein Licht an. Die Freunde erstarrten.
„Ist das die Polizei?"
„Unwahrscheinlich. Die kämen mit Blaulicht."
„Wer ist es dann?"
Bevor die Freunde weiterrätseln konnten, war Jasper schon losgerannt. Das war seine Chance. Sollte das der Förster sein, könnte er sich ihm jetzt stellen.
Wahrscheinlich hatte er das Licht angeknipst, um seine Opfer besser sehen zu können.
„Jasper!"
Er hörte, wie die anderen ihm sofort nachrannten. Auf langer Sicht war Benno wirklich schneller, und er hätte ihn sicher eingeholt, doch gut war Jasper schon an der Lichtquelle angekommen. Er hielt inne.
„Hallo?", rief er in die Nacht hinein.
Er befand sich auf einer kleinen Weggabelung. In deren Mitte befand sich eine alte Lampe. Sie schien dort vor wenigen Sekunden drapiert worden zu sein. Das Licht flackerte unruhig.
Auf allen Seiten gingen Wanderwege von dem Wegekreuz ab. Normalerweise tummelten sich die Spaziergänger hier nur so und entschieden, welchen Weg sie gehen sollten.
Nun stand nur Jasper an der Kreuzung und er wusste, dass ihn jeder Weg in sein Verderben bringen würde.
„Hallo Jasper."
Die Stimme, die plötzlich sprach, klang samtig weich und hinterließ dadurch einen Schauer in Jaspers Gedanken. War das die Stimme der Person, die schon so viele Menschen getötet hatte?
Der junge Mann ging in diesem Moment alles zu schnell. Er nahm war, wie seine Freunde hinter ihm angelaufen kamen, gleichzeitig trat eine Gestalt vor ihm aus der Dunkelheit.
Der Förster war in schwarz gehüllt und hielt seine gestohlene Pistole in den Händen. Sein Gesicht war hinter einer schwarzen Maske verborgen.
„Hände hoch, oder ich schieße!", verkündete er trocken. Die Freunde hoben sofort die Hände.
Natürlich wussten alle, dass er gleich trotzdem schießen würde, immerhin hatte er das vorhin angekündigt. Doch ein letzter Versuch der Reue konnte nicht schaden.
Jasper ärgerte sich, dass er seinen Plan nicht mehr ausführen konnte. Warum waren ihm die Freunde gefolgt?
„Ihr seid wirklich ganz schön gerissen", lobte sie der Förster. Jasper merkte, dass er seine Stimme kannte, doch er konnte sie nicht zuordnen. Benno hatte da hoffentlich mehr Glück.
Jasper traute sich nicht, sich umzusehen. Vielleicht kannte Benno die Antwort, doch aussprechen wollte er sie nicht, sonst hätte er es schon getan.
Jasper hörte die beschleunigte Atmung seiner Freunde hinter sich und Fria, die wieder zu weinen begann.
Ihm war in diesem Moment speiübel.
Der Tod ängstigte ihn nicht, doch die Unwissenheit machte ihm Angst.
Der Förster stand direkt vor ihnen.
Wenige Schritte und Jasper könnte ihm die dämliche, schwarze Maske vom Kopf schlagen.
Doch er regte sich nicht.
Wenn er jetzt einen Schritt tat, wäre die Kugel schneller durch seinen Kopf als er blinzeln konnte.
Jasper blieb nur eine, bescheuerte und wenig hilfreiche, Möglichkeit.
Er fragte mit fester Stimme: „Wer bist du?"
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Uuuunnnddd? Was ist euer letzter Tipp? Wer ist der Förster?
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