Zoe ♡
Wie ein Sturm, der plötzlich durch das Zimmer fegt, wird die Tür der Polizeiwache aufgerissen und drei Personen kommen herein. Ein Mann und eine Frau in Begleitung eines Jugendlichen, der mit gesenktem Kopf hinter seinen Eltern das Gebäude betritt. Diese scheinen allerdings die Wache umreißen zu wollen und stürzen sich halb auf den Sekretär dort.
"Haben Sie sie gefunden?", wirft die Frau ihm die Worte entgegen. Sie verlangsamt ihre Schritte erst kurz vor dem Tisch und schert sich nicht um den lauten Knall, den sie verursacht, als sie mit dem Bein gegen die Tischkante schlägt.
"Nein, tut mir leid! Wir haben noch nichts rausfinden können. Es wird aber auch weiterhin sehr schwierig sein, da wir keine wirklichen Anhaltspunkte haben."
Der Sekretär schaut abwechselnd zur Mutter und zum Vater und blinzelt dabei unsicher, als würde er auf irgendeine Reaktion warten. Doch das Einzige, was die Mutter an Reaktionen zeigt, ist ein leichtes Zittern und langsames Herabsinken auf den Boden.
"Alles in Ordnung, Veronika?" Besorgt schaut ihr Mann sie an und zieht sie wieder auf die Beine.
"Haben Sie am See vernünftig nachgeschaut, ob sie mittlerweile dort ist?! Sie hat gesagt, sie geht zum See, das stimmt doch so, Thomas, das hat sie doch gesagt!" Veronika krallt sich förmlich in die Arme ihres Mannes und presst die Worte heraus, als müsse sie sich selbst davon überzeugen, dass sie stimmen.
"Ja, wir haben mehr als vernünftig nachgeschaut, wir haben auch die Vermisstenmeldung rausgegeben, aber mehr können wir momentan leider auch nicht für Sie tun." Er nickt ihr entschuldigend zu und wirft einen Blick auf die Arbeit vor ihm auf dem Tisch, von der ihn das Ehepaar vermutlich abgehalten hat.
"Aber, hören Sie mal, wie stellen Sie sich das denn vor? Soll ich jetzt nach Hause fahren und einfach vergessen, dass mein Kind irgendwo da draußen ist und vielleicht meine Hilfe braucht?!"
Veronika baut sich vor dem Tisch auf und setzt all ihre Energie in ihre Stimmlage. Es wird mehr als deutlich, wie aufgebracht sie ist.
"Es tut mir wirklich leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber wir können einfach nicht mehr tun, wir wissen nicht mehr über Ihre Tochter als Sie auch." Hilfesuchend schaut der Sekretär zum Vater, der seine Frau an der Hand packt und sie mit sich zur Tür zieht.
"Vielen Dank!", sagt er noch im Vorbeigehen, bevor er und seine Familie die Polizeiwache verlassen.
"Wie kannst du denn jetzt einfach da rausgehen, das sind die Leute, die unsere Tochter finden können und die lassen uns einfach hängen!" Veronika knallt ihm die Worte sofort vor die Füße, als er die Tür hinter sich zugezogen hat.
"Veronika, schau doch. Die Polizei kann Zoe nicht finden, weil sie nicht mehr weiß, weil wir nicht mehr wissen."
Er schaut seiner Frau dabei tief in die Augen und streicht ihr leicht über die Wange. Es ist offensichtlich, dass es ihm schwerfällt, ruhig zu bleiben, doch er reißt sich zusammen, da er weiß, dass Veronika alles andere nicht hilft.
Sie schaut ihn entsetzt an.
"Aber ich kann doch nicht hier rumsitzen.", bringt sie mit erstickter Stimme hervor.
"Ich weiß, ich auch nicht." Er schaut überlegend in die Ferne. Eine Weile sagt niemand etwas.
"Weißt du was, wir fahren jetzt zum See und schauen selbst nach, dann haben wir was zu tun und vielleicht weiß die Polizei ja dann schon mehr." Er versucht stark zu klingen, man merkt ihm aber an, dass er selbst nicht glaubt, was er sagt.
"Na gut!" Geknickt steigen die drei ins Auto. Thomas wirft seinem Sohn einen prüfenden Blick zu und als dieser nickt, dreht er den Schlüssel im Zündschloss.
Eine halbe Stunde stehen Veronika und Thomas nun schon hier, starren auf das Eis und suchen irgendein Lebenszeichen ihrer Tochter. Julian ist nach 10 Minuten schon wieder ins Auto gestiegen, mit der Begründung, er könnte es nicht und es würde ihn zu sehr an seine eigene Geschichte erinnern.
Die Augen von Veronika sind starr auf den See gerichtet, sie schaut schon seit ein paar Minuten auf genau die gleiche Stelle. Thomas nickt, um sich selbst Mut zu machen. Eine einzelne Träne kullert seine Wange hinunter, sofort zieht er seine Frau in seine Arme.
"Lass' uns nach Hause fahren.", flüstert er in ihr Ohr. Nach kurzem Zögern und einem Blick, der die Umgebung förmlich zu scannen scheint, nickt sie schließlich und vergräbt ihr Gesicht in seiner Jacke.
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