Zoe ♡
Ich starrte das Bild noch einmal für ein paar Sekunden an und drehte es wieder um. Das konnte nicht sein! Was machte ein Kleinkindfoto von mir selber in diesem fremden Auto bei diesem fremden toten Mann?
Alles drehte sich und ich dachte kurz, ich würde aufhören zu atmen.
Wie kann das sein? Wie geht das? In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Ich sah Sterne vor mir tanzen, sie funkelten und blendeten mich, aber aus irgendeinem Grund brachten sie mich dazu, das Bild erneut umzudrehen.
Es zeigte ein sehr glückliches Mädchen, was auf einer Mauer stand und ein Eis in den Händen hielt. Ich schaute ihr direkt in die Augen, ich, ja klar, das war ich. Keine Zweifel!
Ich kniff die Augen für einen Moment zusammen und sortierte mich. Irgendetwas störte mich an dem Bild, irgendwas war komisch. Irgendwas passte da nicht!
Ich schlug meine Lieder nach oben und mein Blick blieb an dem Kleid hängen, welches das Mädchen trug. Es war hellblau mit kleinen lila Blümchen darauf. Dieses Kleid kannte ich nicht, ich kannte auch kein Foto von mir mit diesem Kleid und ich hatte erst letztens die Fotoalben gewälzt. Das war nicht mein Kleid!
Auch die Umgebung kannte ich nicht, die Mauer, die Straße und die Häuser dahinter, die ich nicht kannte, noch nie gesehen hatte und auch niemandem zuordnen konnte. Ich kannte das nicht!
Zitternd legte ich das Bild wieder weg und versuchte mich noch enger an den Sitz zu pressen als sowieso schon.
Dieses Kleid gehörte definitiv nicht mir! Wie war das dann aber möglich?
Einen letzten Blick dem toten Mann zuwerfend kletterte ich langsam aus dem Auto, ich musste das Nummernschild prüfen. Ich musste wissen, ob ich es kannte.
Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf den Schnee neben dem Auto, darauf vorbereitet, damit eine weitere Lawine auszulösen. Ich wusste ja nicht, wie stabil oder eben instabil der Boden hier war.
Zum Glück passierte nichts, es setzte keine Vibration ein, kein Ruck und auch keine Geräusche, die irgendwie davor gewarnt hätten.
Ganz langsam tastete ich mich weiter vorwärts, Schritt für Schritt, eine Hand immer auf dem Auto liegend.
Schließlich hatte ich die Rückseite erreicht, kratzte mit letzter Kraft den Schnee von dem Schild und wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Das Nummernschild kannte ich nicht, aber die Buchstaben passten zu etwas anderem, was ich kannte.
Da war ein ... Ruck! Noch ein Ruck! Direkt noch einer! Mein Kopf schaltete sofort, ich drehte mich um, rannte die paar Schritte zu dem Auto zurück, hatte den Griff der Tür gerade in der Hand, als etwas sehr Hartes meinen Arm streifte und somit mich und die Tür trennte.
Ein schwerer Ast war davor gefallen, die Tür war unerreichbar. Panik stieg in mir hoch, ich begann zu zittern und meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
Wie in Trance rannte ich zur hinteren Tür, zog verzweifelt an dem Griff, rappelte gefühlt an dem ganzen Auto, aber es tat sich nichts. Die Tür hatte sich verkeilt. Ich schaute durch das Fenster zu dem Mann, der immer noch bewegungslos dort auf seinem Sitz saß.
Eine heftige Vibration riss mich in die Wirklichkeit zurück und ich rannte einmal um das Auto herum zur Fahrertür, legte meine Hand an den Griff und spürte nur noch etwas Kaltes, Schweres meinen Kopf berühren. Das dumpfe Geräusch war vermutlich auch der Grund, dass ich es überhaupt mitbekam. Ich spürte etwas über meine Stirn laufen, spürte Schnee in meinem Nacken, was wohl daran lag, dass ich umgekippt war und nun mitten im Schnee lag. Das Auto vor mir, meine eine Hand berührte immer noch das harte Blech von dem Monstrum, in das ich unter keinen Umständen hineingelangen würde. Meine Augenlider wurden schwer, es kostete mich immer mehr Kraft, sie offen zu behalten. Schließlich gab ich auf, ich spürte noch einen letzten Ruck, erst in der Landschaft, dann in meinem Kopf, bis schließlich alles schwarz wurde.
Das Nummernschild war das letzte, an das ich noch dachte, bevor sich mein Hirn endgültig verabschiedete.
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