Zoe ♡
Ich starrte an die Decke... oder den Boden. Es konnte mir ja schließlich niemand so genau sagen, was das war.
Außer, dass es weiß war und überall und aus jedem Blickwinkel gleich aussah. Das hatte ich schon ausgiebig überprüft. Man hatte ja auch sonst nichts Besseres zu tun!
Ich hatte keine Ahnung, zu welcher Zeit ich unter welchen Umständen wo war. Es konnte schon zwei Uhr nachts sein, oder doch erst sieben Uhr abends. Ich hatte keinen blassen Schimmer, ebenso wenig wie vom Ort und wie es mir ging, außer dass mein Arm schmerzte wie verrückt und ich ihn kein bisschen bewegen konnte, ohne mir auf die Zähne beißen zu müssen, um nicht laut loszuschreien.
Ganz tolle Aussichten also! Genervt und kraftlos lehnte ich mich an das Auto. Großartige Lust, in das Blechding zu klettern und mich dort umzusehen hatte ich nicht. Lieber würde ich hier vergammeln, bis mir die Luft ausging. Okay nein, so schnell würde ich nun wieder auch nicht aufgeben, auch wenn es mir schwerfallen würde.
Gequält grinste ich in mich hinein und kniff das rechte Auge zu. Erst jetzt fiel mir auf, wie dunkel es hier unten eigentlich war. Und wie schneeweißer Schnee doch so schwarz sein konnte. Die Dunkelheit schüchterte mich ein wenig ein und ich spürte, wie sich Angst in mir breitmachte. Gezielt blinzelte ich die Angst weg und erkannte die Müdigkeit in mir. Ein letztes Mal öffnete ich die Augen, nur um mich nochmal zu vergewissern, dass ich mich nicht täuschte und wahrscheinlich auch nicht wieder aufwachen würde, um festzustellen, dass ich alles nur geträumt hatte. Seufzend suchte ich mir eine angenehme Position, so gut wie es nun mal möglich war, baute mir ein kleines Schneekissen, was es nicht wirklich bequemer machte, und schlief schließlich ein. Dieser ungemütliche Ort und die Kälte begleiteten mich in einen unruhigen Traum.
Zwei Männer mit dicken Wintermänteln, riesigen Skibrillen und breitem Grinsen auf dem Gesicht sausten die Schneepisten hinab. Ich konnte nur Ausschnitte erkennen, da sich mein Blickwinkel ständig änderte, aber es sah ganz danach aus, als würden sie ein Wettrennen machen und dabei sehr viel Spaß haben. Ich hörte lautes Lachen und Freudenschreie und musste augenblicklich selbst grinsen. Die zwei Männer schienen befreundet zu sein, sie spornten sich immer mehr gegenseitig an und wechselten sich ständig an der Spitze ab. Ich begann sogar selbst mitzufiebern, obwohl ich die beiden nicht mal kannte.
Ein plötzliches Ruckeln ließ meinen Blick nach rechts schweifen. Dort hatte sich eine riesige Masse Schnee gelöst und rutschte jetzt mit voller Wucht auf die Männer zu. Diese versuchten so schnell wie möglich aus der Schusslinie herauszukommen, was sie allerdings nicht schafften. Es ging so rasend schnell, dass ich nicht einmal mitbekam, wann genau die zwei verschwanden. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr auf der Bildfläche erkennen. Dort war nur noch weißer Nebel, der mich förmlich zu verschlingen drohte. Wo ich mich befand, war mir ein Rätsel. Irgendwo sehr weit oben, den Nebel spürte ich zwar, aber mein Blick war die ganze Zeit nach unten gerichtet, als würde ich irgendwo weit oben im Himmel schweben.
Erschrocken schreckte ich hoch und stöhnte, als ich mit einem leisen Klong gegen die Schneedecke stieß. Und erst jetzt wurde mir klar, was ich da gerade geträumt hatte. Ich hatte von Hannahs und meinem Unfall geträumt. Alles war genauso abgelaufen, nur dass es zwei Männer gewesen waren und nicht zwei Mädchen.
Unschlüssig, ob das nun ein Albtraum oder ein normaler Traum gewesen war, ließ ich mich wieder nach hinten fallen, wo mich die harte Motorhaube wieder schmerzlich an meinen Zustand erinnerte. Wütend und kurz davor mit der flachen Hand einfach auf das Blech zu schlagen, drehte ich mich um, überlegte es mir im letzten Moment allerdings doch noch anders. Es würde mir ja schließlich eh nichts bringen!
Mit meinen Augen suchte ich die Schneedecke ab, in der Hoffnung irgendwo auch nur den entferntesten Lichtschein zu finden. Ohne Erfolg!
Deprimiert ließ ich meine Augenlider wieder zuklappen. Bringen würden mir offene Augen eh nichts. Ohne jegliches Zeitgefühl und ohne vernünftiges Licht waren funktionsfähige Augen ungefähr so nützlich wie die eines Blinden. Also rein gar nichts! Ich sollte vielleicht einfach die letzten Stunden meines Lebens schlafen, dann würde ich meinen Tod auch nicht mitbekommen, was ich für eine sehr beruhigende Vorstellung hielt.
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