Hannah ☆

Die Flamme des Streichholzes züngelte bedrohlich nah an meinen Haaren herum. Das war mir in diesem Moment egal, besser als wenn es Eis gewesen wäre. Trotzdem bewegte ich den kleinen Lichtfunken ein kleines Stückchen von mir weg, auch um den Raum noch etwas besser zu beleuchten.

Vor mir tat sich der Innenraum dieser zugegeben sehr kleinen Hütte auf. Ich hatte sie mir größer vorgestellt. An der Seite direkt neben der Tür stand ein Tisch mit vier Stühlen drumherum. Gegenüber befand sich eine kleine Küchenecke mit Herd, Spüle und ein paar Schränken. Rechts neben der Tür konnte ich nur leicht einen Kleiderhaken und eine Bank darunter feststellen. An der Decke hing keine Lampe, somit musste ich gar nicht erst auf die Suche nach dem Lichtschalter gehen. Die Hütte war aus dunklem Holz gefertigt worden, was die Dunkelheit hier erklärte.

Eine plötzlich auftauchende Hitze an meinem Finger ließ mich kurz aufschreien, bevor ich das Streichholz erschrocken auspustete und mir sofort ein neues schnappte. Mit dem neu entfachten Licht suchte ich die Hütte nach einer Kerze ab und wurde tatsächlich fündig. In der hintersten Ecke der Küchenecke stand eine grüne Kerze, die noch nicht sonderlich lange gebrannt zu haben schien. Schnell steckte ich den Docht in Brand, bevor mir das Streichholz meine Finger verkokeln konnte, und stellte die Kerze mitten auf den Tisch.

Erschöpft ließ ich mich auf einen der Stühle fallen, rief noch einmal quer durch die Hütte, nur um mich noch einmal zu vergewissern, dass ich auch wirklich allein war und bemerkte erst jetzt, dass ich das Fernglas vor Schreck fallen gelassen haben musste. Das Ding lag ein paar Meter von mir entfernt auf dem Boden. Ich bückte mich und griff danach. Da fiel mir plötzlich ein Zettel auf, der an den Gläsern baumelte. „Freddy" stand da in einer sehr verschnörkelten und krakeligen Schrift. Freddy, Freddy, Freddy! Hinter meiner Schläfe pochte etwas. Der Name sollte mir bekannt vorkommen, irgendwoher sollte er mir bekannt vorkommen, nur woher? War es womöglich der Name der Person, der dieses Fernglas gehört hatte? Wenn ja, was war seine Geschichte und woher kam mir der Name so bekannt vor? Ich starrte das Fernglas wie hypnotisiert an, als könnte es mir meine Fragen beantworten und wendete erst Minuten später den Blick ab.

Es sah nicht gerade danach aus, als hätte hier in den letzten Jahren jemand gewohnt. Alle Möbel waren tierisch staubig und nirgendwo lag auch nur eine Kleinigkeit herum, die auf Bewohner hätte schließen können. Nicht einmal Bilder hingen an den dunklen Wänden. Alles komplett verwahrlost und verlassen, als würde es nicht existieren. Das Kerzenlicht flackerte und ließ die Schatten der Holzmöbel an den Wänden hin und her wackeln, was sie zu gruselig aussehenden Gespenstern machte.

Bestürzt nicht schon vorher auf den Gedanken gekommen zu sein, machte ich mich daran ein Telefon oder etwas ähnliches zu finden, wurde allerdings nicht fündig. Zumindest fand ich kein Telefon, aber etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Dort hinten in der linken Ecke lag etwas zusammengeknüllt. Ein roter Stoff. Beim Näherkommen bemerkte ich, dass es sich bei diesem roten Stoff um einen Schlafsack handelte. Mein Herzschlag setzte für ein paar Sekunden aus. Lebten hier doch Leute? Ängstlich schaute ich mich zum x-ten Mal um, doch konnte logischerweise auch diesmal niemanden sonst hier entdecken außer mich selbst.

Mit klopfendem Herzen nahm ich den glatten Stoff des Schlafsackes in die Hand und schüttelte ihn einmal aus, wobei gefühlt zehntausend Tonnen Staub daraus hervorpurzelten. Mir fiel ein Zettel auf, der genauso aussah, wie der am Fernglas. Ich musste gar nicht erst draufschauen, um zu wissen, was draufstehen würde.

„Freddy" In genau derselben verschnörkelten und krakeligen Schrift. Das konnte kein Zufall sein! 

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