1. Kapitel: Wenn es nachts friert...

Um nach Wintawn zu gelangen, musste man ein gutes Timing haben.
Nach der beängstigenden Kälte wende dich nach Westen. Huldige der Königin.

Daran erinnerte sich Niya, als sie den  verschneiten Weg entlang stapfte.

Mit jedem Schritt sank sie tiefer in den Schnee. Ihre regendichte Hose schirmte sie von dem bald klammen Eis ab, das an ihren Beinen haften blieb und schmolz.

Wieso sie sich auf diese Reise eingelassen hatte, wusste sie nicht.
Hinter ihr liefen ihr Vater und sein Lehrling Weyann.

Sie selbst war mit ihren zarten Jahren noch nie in Wintawn gewesen.

Ihr Vater und sein Lehrling waren schon über mehrere Jahre zwischen ihrem Land und Wintawn hin und her gewechselt.

Was Niya über Wintawn wusste, war karg. Was daran lag, dass sie noch nie dagewesen und nichts von ihrem Vater erzählt bekommen hatte, bis auf ein paar ungenaue Fakten, die ihr bis heute keine genaue Vorstellung gaben.

Daher hatte sie keine Ahnung, wo der Übergang war.

War es eine Tür im Schnee?
War es eine Tanne, die man berühren musste?
Kam man mit einem Passwort in eine Höhle in einen einsamen Berg ihres Landes Batawi ?

So viele Fragen flogen ihr im Kopf herum, bis sie ihren Vater hörte. Er rief sie.

Schnell kehrte sie um. Er und Weyann standen an einer Stelle, von der man in den Wald spähen konnte. ,,Was macht ihr da? Warum bleiben wir stehen, Papa?"

Ihr Vater lächelte. Seine gräulichen Augen leuchteten ihr sanft entgegen.
,,Willst du nicht nach Wintawn?"

Niya runzelte die Stirn, folgte aber den beiden, als Weyann für ihren Vater einen Tannenzweig zur Seite hielt und ihn den Vortritt ließ. Sie war wohl an der Tür zu Wintawn buchstäblich vorbei gelaufen.

,,Niya? Kommst du?"
Niya betrat langsam vor Weyann den dunklen Tannenwald.

Im Inneren war es feucht und still.
Niya sah kaum, wo sie lang gingen, bis ihr Vater eine Lampe mit einem der Streichhölzer aus der Packung seiner Tasche entflammte und sie ihnen entgegen hielt.

Die Lampe gab ein warmes Licht ab, das sich ausbreitete und Schatten warf.

,,Bleibt dicht hinter mir. Sie würden euch sonst angreifen." ,,Sie? Wer sind ,,sie"?"

Niyas Stimme war ganz leise geworden, ihre Kehle wurde trocken, als sie sich die schrecklichsten Szenarien ausmalte.

,,Die Wächter dieser Zwischenwelt. Sie misstrauen mehr, als sie vertrauen würden" , erklärte ihr der Vater, ,,am besten bleibst du still und Weyann" , er sah seinen Lehrling an, ,,bleib bitte neben meiner Tochter. Lass die Wächter nicht eure Gedanken lesen oder euer Wissen über sie kennen. Sie haben große Mächte, wenn sie die einsetzen, wird es unsere letzte Wintawn-Reise gewesen sein."

Weyann nickte. ,,Sie können sich auf mich verlassen." ,,Schön."

Niyas Vater nickte zufrieden.

,,Dann mal los."

Weyann bot Niya seinen Arm an, den sie nervös ergriff.

Der Wald wurde dunkler und dunkler, Niya fröstelte es, als sie die kahlen, dünnen Äste betrachtete, die entweder sich über den Weg oder gen Himmel erstreckten.

Sie sahen kalt aus. Dieser Wald war sowieso kein schöner Ort, um hier länger zu bleiben, das wurde ihr auf einen Schlag klar.

,,Wer ist in unseren Wald eingedrungen? Fremder - melde dich!"

Niyas Vater schluckte schwer.

Sie spürte, wie sich er und Weyann verspannten.

Das Mädchen schluckte.

,,Ich bin es. Quinsten Wajahn. Ich will mit meinem Lehrling Weyann Sulten und meiner Tochter Niya nach Wintawn."

,,Mit deiner Tochter, so so!" , säuselte die Stimme flüsternd.

,,Ist es die hübsche junge Frau da?"

,,Ja."

Quinsten Weijahn blieb seiner alten Würde erhalten, auch wenn Niya glaubte, er wollte nur mutig vor diesen Wächtern erscheinen.

,,So so" , diese Worte brachten Niya in die Gegenwart zurück. ,,Warum wart Ihr an diesem Wissen so interessiert, Wächter?" , wagte Quinsten zu fragen.

Stille.
Die Bäume standen wie dunkle Schatten um sie herum und sahen aus wie große hochgewachsene Wachen.

Niya schluckte erneut. Obwohl sie nichts sah, spürte sie die Anwesenheit dieser Wächter wie große Nadel- und Messerstiche in der Haut.

Weyann und Quinsten warteten geduldig ab. Während des Wartens spürte Niya, wie es um sie herum kälter wurde.

Was war das?

Plötzlich spürte sie eine eiskalte Hand an ihrer Schulter.

Sie schrie.

Jemand oder etwas, zog sie davon. Weg von Weyann und ihren Vater.

Erschrocken ließ sie Weyanns Arm los.

Was sollte das?

Sie hörte ein Rascheln. Ein anderes Händepaar hielt sie an ihren Oberarmen fest.

War es Weyann?

Niya wusste es nicht. Ihre Angst schnürte ihr die Kehle zu, ließ sie erstarren und keinen klaren Gedanken fassen.

Durch den Schreck dieses unerwarteten Geschehens wehrte sie sich zu spät gegen diese fremden Hände und musste das Gezerre und diese leblos kalten Hände an ihren Schultern ertragen.

Es fühlte sich an, als wolle dieses fremde Wesen sie entweder mitschleppen oder einfrieren.

Sie wusste es nicht, sie spürte nur Angst, Erregung und Kälte.

Sie hörte von ganz weit weg ihren Vater, spürte Weyanns Hände, die unnachgiebig ihre Oberarme festhielten und dann diese eiskalten Hände des fremden Wesens, das sie nicht loslassen wollte.

Niya dachte schon, es wäre vorbei, bis die Kälte und der Griff um ihre Schultern nachließ und sie in den Schnee und in die darunter befindenen Tannennadeln, fiel.

Schnell rappelte sie sich auf und keuchte, als wäre sie die letzten Stunden gesprintet.

Ihr Herz pochte.

Neben ihr kniete Weyann. ,,Ist alles okay bei dir? Bist du verletzt?"

,,J-ja und Ne-nein."

Niya strich sie ihre Haarsträhnen aus dem Gesicht und zitterte, als Weyann ihr aufhalf.

Ihr Vater kam zu ihnen. ,,Gott sei dank ist alles gut bei euch! Diese verdammten Kältemännchen!  Dafür können wir nun Wintawn betreten! Sie sind weg!"

Niya konnte sich nicht freuen.

Diese Situation hatte ihr gezeigt, das Wintawn ganz anders war als ihr Batawi...

,,Schau mal, Niya!" , ihr Vater deutete nach rechts, ,,da ist die Inora und dahinter Aeriwa!"

Er zeigte dabei auf Skulpturen von Frauen, die am dem Torbogen erschaffen wurden, den sie gerade passierten.

Diese Skulpturen waren Abbilder der früheren Herrinnen von Wintawn.

Das wusste sie von dem spärlichen Wissen, das ihr Vater sie wissen ließ, als sie als kleines Mädchen im Winter nach eine seiner Reisen neugierig auf seinem Schoß saß und ihm in die glänzenden Augen sah, während der Kamin im Hintergrund knackte und brannte.

Sie nickte bloß.

Seit diesem Zwischenfall mit den Kältemännchen konnte sie keine Freude an diesem Ausflug finden.

Das einzige, was sie spürte, war der Drang, diese Reise so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und nach Hause zu kommen.

Weyann stupste sie an, der neben ihr in der geräumigen und warm gepolsterten Kutsche saß.

,,Dein Vater hat diese Reise sehr lange geplant" , raunte er ihr zu.

,,Ah."

Niya war wenig angetan.

,,Er gibt sich echt Mühe..."

,,Er ist mein Vater." 

Diese Bemerkung war sehr trocken gewesen.

,,Ja, ja. Ich meine ja nur!"

Weyann gab auf.

Da verlangsamten die Pferde ihr Tempo. Der Kutscher hatte die Zügel angezogen.

Waren sie schon da?

Als die Kutsche vollends stand, sah ihr Vater sie lächelnd an. Sie meinte, ein stolzes Glitzern zu sehen.

Was war los?

Wo wollte er mit ihr hin?

Mitten im Winter, in der gefährlichsten Jahreszeit, um zu reisen?

,,Komm Liebes."

Ihr Vater hatte die Tür der Kutsche geöffnet, stand nun im Schnee und sah zu ihr in die Kutsche.

Niya bewegte sich nicht.

,,Papa? Sag mir endlich, warum wir hier sind!" ,,Das wirst du bald erfahren, Liebes. Bloß Geduld."

Niya akzeptierte diese Antwort nicht. ,,Papa..."

,,Komm jetzt aus der Kutsche!" , ihr Vater verlor die Nerven, seine Augen wurden hart, wie immer, wenn er wütend wurde. Das kannte sie von ihm.

Weyann stand auf und reichte ihr seinen Arm.

,,Komm mit. Wir wollen sie nicht warten lassen."

,,Sie?"

Niya wurde panisch.

,,Wer ist sie?! Papa - wen-"

,,Niya!"

Ihr Vater sah sie an.

Seine Augen waren leicht zusammen gekniffen.

Er wurde umgehaltener.

Um ihn nicht noch mehr zu ärgern, stieg Niya mit der Hand auf Weyanns Arm aus.

Sie bekam einen Kuss auf die Stirn von ihrem Vater, der sie beruhigen sollte.

Doch dieser beruhigte sie nicht.

,,Kommt mit" , zu Fuß führte ihr Vater seine Tochter und seinen Lehrling weiter durch die Schneelandschaft.

Niya hörte, wie die Kutsche davonfuhr und wollte sich umdrehen, doch Weyann hinderte sie.

,,Lass es lieber."

Niya sah ihn wütend an.

,,Was soll ich alles noch lassen?! Erzähl mir endlich, was hier los ist! Du weißt doch, was Papa geplant hat!" , flüsterte sie mit wütenden Unterton zurück.

Weyann schmunzelte.

,,Ich kann dir nichts sagen. Es ist meine Pflicht und Aufgabe, dich zu begleiten und zu schützen."

,,Schützen?"

Niya sah ihn verwirrt an.

,,Nur Adelige und höhere Bürger werden geschützt..."

Was sollte das?

Was redeten sie für ein Zeug?

Weyann musterte sie mit seinem braunem, ruhigem Blick.

,,Du wirst bald erfahren, was hier los ist, Niya. Keine Sorge. Bis dahin vertraue uns, bitte!"

Niya nickte, obwohl ihr die Vorstellung nicht gefiel.

Bald kamen sie von dem Feldweg auf eine Straße, an derem Rand sie weiter liefen.

Da kam Hufgetrappel auf sie zu.

Niya sah auf.

Ihr Gesicht tat weh, sie fror trotz der warmen Kleidung, die sie trug.

Ihr Körper hatte begonnen, leicht zu zittern.

Bald kamen Reiter in ihr Sichtfeld.

Sie konnte insgesamt acht an der Zahl ausmachen.

Vor ihrem Vater parierte ein älterer Mann seinen Grauschimmel.

,,Sei gegrüßt, Quinsten!"

,,Sei gegrüßt, Arkon", grüßte ihr Vater den Reiter zurück.

Woher kannte ihr Vater diesen Mann?

Da streifte der Mann Niya mit dem Blick und betrachtete sie.

Niya erschrak.

Er sah ihr vertraut aus.

Woher nur?

,,Besuch von Ihrer Majestät Anwerien von Arleon?"

Ihr Vater nickte.

,,Richtig."

,,Dann wartet kurz. Meine restlichen  Männer werden gleich mit zwei weiteren Pferden hier sein. Ist es dem Fräulein angenehm, mit deinem Lehrling zu reisen?"

Ohne seine Tocher anzusehen, bejahte Quinsten das.

Bald hörte man zum zweiten Mal Pferdehufe und dann stoben vier weitere Schimmel um die Kurve.

Ihre Mähnen wehten im Wind und ihre Augen blitzten.

Trotz des Schnees liefen sie in einer Geschwindigkeit, die sie hingerafft hätten.

Bei ihrem Oberbefehlshaber kamen sie zu stehen.

,,Quinsten, der Hengst da, Barlok, ist dein Pferd. Dein Lehrling und das Fräulein nehmen Rubell."

Einer der ankommenden Reiter gab den Strick an Weyann weiter, der aufsaß und dann Niya hoch zog.

Sie saß nun hinter dem Lehrling und hielt sich um seinen Bauch fest.

Überraschenderweise hatte das Pferd einen größeren Sattel als Niyas Pferd Weihnachtsmann in Bavari, sodass sie beide auf warmen Sattelzeug saßen.

Arkon wendete sein Pferd und jagte zwischen seinen Männern hindurch, die ihm mit einigem Abstand folgten.

Niyas und Weyanns Pferd sauste neben dem Pferd von Niyas Vater dahin.

Als Niya ängstlich nach unten sah, da sie den Sturz aufgrund des verschneiten Wetters fürchtete, entdeckte sie eine blaue Substanz am Huf des Tieres.

Was war das?

Weyann schien ihren fragenden Blick bemerkt zu haben.

,,Das nennt man Iasteon-Pulver, es schützt im Winter davor, dass die Reittiere im hohen Tempo auf Eis oder Schnee ausrutschen."

Niya nickte unauffällig.

Von Iasteon hatte sie noch nie gehört. Es schien wenigstens zu wirken, da die Pferde nicht einmal rutschten oder durch pariert werden mussten, um über gefrorene Stellen zu kommen.

Praktisch.

,,Iasteon ist eine gute Erfindung, oder?" , fragte Weyann vor ihr.

Niya nickte nur.

Der Lehrling fuhr fort: ,,Es wurde in der Zeit von der Niederlage des Königs von Cerestell entdeckt. Der damalige Heiler hatte es als Salbe für Wunden ausprobiert, da die Pflanzen auch eine heilende Wirkung haben. Als er es abwaschen wollte, gelang es ihm nicht und sein Werkzeug wurde ihm aus der Hand ins Stroh gezogen."

,,Ho!" , rief Arkon.

Der Trupp blieb stehen.

,,Sind wir schon da?" , hauchte Niya.

Weyann flüsterte ein ,,Ja" zurück und Niya versuchte, neugierig wie sie war, etwas zu erkennen.

Dabei lehnte sie sich zu weit zur Seite, dass sie beinahe fiel.

,,Nicht so schnell!" , rief Weyann belustigt und umfasste ihren Oberarm, um sie zurück auf das Tier zu ziehen.

Niya lief rot an, als Weyann zu ihrem Vater trabte, der noch auf sie beide wartete. Er sah ihnen abwartend entgegen.

,,Alles gut bei euch beiden?"

Seine Augen bohrten sich in Niyas.

Sie nickten.

,,Dann lasst uns das Schloss erreichen!"

Damit preschte Quinstens Pferd los.

,,Schloss?"

Niya sah Weyann fragend von der Seite an.

,,Du wirst schon sehen. Wo leben sonst Königinnen?"

Mit diesen Worten, ließ auch der Lehrling das Pferd angaloppieren und
Rubell schoss los.

Niya musste sich bemühen, nicht noch einmal von dem Pferderücken zu gleiten und hielt sich fester an Weyanns Bauch fest, der das Pferd, orientiert nach Niyas Vater, lenkte.

So galoppierte Rubell einen Steinweg entlang und über einen Zufahrtsweg in das Schloss hinein und rutschte nicht einmal aus, trotz des Eises, das auf der Brücke festgefroren war.

Weyann zog an den Zügeln und Rubell schritt im gemächlichen Schritt über den Asphalt auf das Pferd ihres Vaters zu.

Dort angekommen, blieb es stehen und ein junger Mann kam, um Niya vom Pferd zu helfen.

Schüchtern nickte sie dem Helfer zu, bevor er wieder verschwand.

Ihr Vater stand jetzt nur noch vor ihr und berührte sie auf der Schulter.

,,Komm mit, Liebes."

,,Wohin?"

Er führte sie auf den Eingang des Schlosses zu.

,,Ich kümmere mich um die Pferde, keine Sorge!" , rief Weyann ihr noch hinterher.

Gemeinsam mit ihrem Vater lief sie auf den großen Torbogen zu, den zwei große, ernst da stehende Wachmänner seitlich eskortierten.

,,Quinsten, wieder mal im Lande?" , fragte der rechte Wachmann.

,,Ja, ich bin wieder mal da" , meinte Niyas Vater.

,,Wen bringst du da denn mit?"

Der linke sah Niya freundlich an.

,,Meine Tochter."

Der Wachmann nickte.

,,Sie soll Ihrer Majestät begegnen?"

Quinsten nickte.

,,Dann mal rein mit euch!" , meinte der rechte Wachmann gut gelaunt und öffnete das Tor.

Niya trat mit ihrem Vater ein und stand nun in einer großen, mit einem roten Teppich ausgelegten, Halle.

An den Wänden hingen Bilderrahmen, die verschiedene Adelsleute zeigten und darunter ihre Namen in geschwungener Silber-Schrift.

,,Komm mit, wir müssen hier lang" , er führte sie zu einem schmaleren Gang.

Er lief vor ihr weiter.

Der Gang führte sie zu einem größeren Raum, der von einer großen weißen Treppe beinahe ausgefüllt wurde.

Der Boden war beige und leuchtete im Licht des blitzenden Kronleuchters an der Decke, deren Geblitze sich auf dem Boden spiegelte.

Gemeinsam liefen sie die Treppe hinauf und überquerten einen zweiten Gang.

,,Jetzt kommen wir langsam zu den Gemächern von der Königin."

Ihr Vater flüsterte nur noch.

,,Wir sind fast da."

,,Papa?" , flüsterte Niya leise zurück.

,,Warum bringst du mich hierher?"

Ihr Vater antwortete nicht.

,,Papa?"
Quinsten zuckte zusammen.

,,Lass uns die Königin besuchen."

,,Warum?"

Ihr Vater sah sie seufzend an.

,,Du wirst es bald erfahren."

Er bog um eine Ecke und steuerte auf eine Tür mit roseefarbender Klinke zu. An der Tür angekommen, klopfte er an.

,,Ja, bitte?", erklang eine Frauenstimme, die etwas dumpf durch die Tür klang.

,,Wir sind es, Majestät!"

,,Kommt herein!"

Quinsten drückte die Klinke hinab und schob seine Tochter in den Raum.

Sie sah sich staunend um.

Der Raum war in beige gehalten, groß und mit einem weißen Sofa ausgestattet.

Ein Regal mit edelverziertem Geschirr fand seinen Platz im angrenzenden Zimmer, dessen Tür geöffnet war.

Eine Frau, ungefähr von dreißig Jahren, saß auf einem beigen Sessel und hörte einer jungen Zofe von zwanzig Jahren zu, die auf einem eleganten Holzstuhl saß und eine zarte Geige spielte.

Die leisen Töne überzogen den Raum mit einer Nachdenklichkeit, die Niya noch nie gespürt hatte.

Die Zofe hörte auf zu spielen und sah leicht fragend in ihre Richtung.

Die andere Frau wandte ihren Kopf in ihre Richtung.

Ihr braunes, glänzendes Haar war in einen ordentlichen Dutt hochgesteckt.

Perlen schimmerten hier da und auf ihrem Kopf war ein rosenquarz farbender Haarreif befestigt.

Um ihren Hals lag ein kostbares Diamanten-Diadem.

Ihre hellblauen Augen leuchteten ihr freudig wie zwei wolkenlose Himmel entgegen und doch wirkten sie so kalt wie zwei Eisberge, die sich in den Himmel streckten, während die Sonne das Eis wie Glas hell glitzern ließ.

,,Willkommen."

Sie erhob sich und lief zu Niya hinüber.

Niya sah aus den Augenwinkeln, wie ihr Vater einen Schritt zurück machte.

Die Frau sah sie lächelnd an.

,,Wie schön du bist" , hauchte sie und tastete nach Niyas Hand.

,,Ich bin Anwerien von Arleon."

Ihre Stimme kam dem Gefühl des frischem Frühlungswindes gleich und ihr Aussehen war mit den ersten Sommertagen gemein, ab denen die neuen Blätter noch hellgrün und kleiner waren und trotzdem jeder wusste, dass Sommer war und der Hochsommer in greifbarere Nähe rückte.

Wie Hoffnung.

Auf etwas Besseres.

Helleres.

Lieblicheres.

Ihre Augen glänzten.

Niya wurde unsicher.

Ihr schwankte Übles.

,, Komm und setz dich, Liebes. Du bist sicher erschöpft."

Dankend setzte sich Niya auf einen mit rotem Samt versehenen Sessel.

,,Ich bin deine Mutter" , brachte Anwerien von Arleon sofort unbarmherzig schnell und kalt über die Lippen und zerstörte damit Niyas Welt.

2766 Wörter
3. November

Das ist schon etwas länger hier in meinen Entwürfen. Ich hoffe, es gefällt / gefiel euch.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top