10 Ärger
Als Justin am nächsten Abend von Jackos Grillparty nach Hause kam, fand er Abby auf der Couch sitzend vor, wo sie Pizza aß und die erste Staffel von 'How I Met your Mother' schaute.
"Hi.", grüßte Abby und unterbrach die Folge, als er sich neben sie setzte. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich mir einer deiner DVDs ausgeliehen habe."
"Es macht mir nichts aus, obwohl die Serie eigentlich Sarah gehört."
"Oh."
"Mach dir keinen Stress. Sie hat sie mir überlassen, weil mir die Serie besser gefallen hat als ihr. Vielleicht ist sie also doch meine."
Sie sah ihn an und bemerkte offensichtlich seine gedrückte Stimmung. "Wie war das Barbecue?"
"Es war okay."
Sarah hatte ihn angerufen, während er dort gewesen war und sie hatten sich über irgendwelche dummen Sachen gestritten, die Brett ihr erzählt hatte. Danach hatte er sich nicht mehr wirklich amüsieren können.
"Wie war dein Tag?", fragte Justin.
Er hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, Abby heute zum Barbecue einzuladen, sich dann aber doch dagegen entschieden. Nach ihrer Unterhaltung auf dem Heimweg von O'Reillys gestern Abend war die Verbindung zwischen noch stärker als zuvor. Sie verstanden sich wirklich gut, und er wollte Zeit mit ihr verbringen, aber zu viel Zeit miteinander zu verbringen, war wahrscheinlich nicht die klügste Entscheidung, die er im Moment treffen konnte.
"Mein Tag war interessant.", antwortete Abby. "Yvette hat mich heute Nachmittag angerufen, um mir zu erzählen, dass einer ihrer Spieler sich den Knöchel verstaucht hat. Sie hat mich gebeten, einzuspringen."
Er musste lachen. Die Tatsache, dass Abby kein Netzball spielte, hatte Yvette nicht davon abgehalten, sie zu rekrutieren. Tonys Freundin war sehr hartnäckig.
"Wie ist es gelaufen?", fragte er.
"Ah, es war kein totaler Reinfall. Ich habe mich an einige der Regeln erinnert, als wir das Spiel im Sportunterricht lernen mussten."
"Ich hoffe Yvette, hat dich nicht zu sehr erschreckt. Sie ist wahnsinnig ehrgeizig."
Abby nickte und machte ein verängstigtes Gesicht. "Sie ist furchterregend auf dem Platz. Ich weiß nicht, wie ich den Rest der Saison überleben soll."
"Sie will, dass du wieder spielst?"
"Ich habe gesagt, dass ich wieder einspringe, wenn sie mich braucht, aber sie will, dass ich mich für die Endrunde qualifiziere."
"Das ist toll, Abby."
Sie lächelte ihn an. "Ja. Ich jogge schon seit Jahren, weil das die beste Art von Einzelsport ist. Aber jetzt werde ich Teil eines Teams sein."
Nun, das erklärte, warum Abby so fit aussah. "Wie oft gehst du denn joggen?", fragte Justin.
"An den Wochenenden und manchmal unter der Woche während der Sommerzeit." Sie deutete auf den Pizzakarton. "Willst du ein Stück Pizza?"
Er hatte auf der Grillparty viel gegessen und war daher überrascht, als er in die Schachtel sah und Hunger verspürte.
Ihm musste das Wasser im Munde zusammengelaufen sein, denn Abby kicherte. "Ich fasse das als ein Ja auf."
"Ich schätze, ich kann eins herunterwürgen. Aber dann schuldest du mir was."
"Du bist so ein freundlicher und großzügiger Mensch.", scherzte sie.
Er spürte, wie seine schlechte Laune zu verschwinden begann, als Abby ihn neckte. "Wenn du noch ein paar Muffins backst, lasse ich dich vom Haken.", erwiderte er.
"Ich habe daran gedacht, welche für die Einweihungsparty zu backen. Ich meine, falls du es dir nicht anders überlegt hast, dass wir eine machen?"
"Das wollte ich noch mit dir besprechen. Ich denke, wir sollten die Party in drei Wochen veranstalten. Dann ist das Football Finale vorbei und alle, die ich kenne, sollten kommen können."
"Das klingt gut."
Er drückte 'Play' auf der Fernbedienung, die zwischen ihnen lag und lehnte sich dann mit einem Stück Schinken-Ananas Pizza zurück. Er aß, während er Abbys Reaktionen auf all die Witze beobachtete, die ihm gefielen. Es machte ihn Spaß, sie über dieselben Dinge lachen zu sehen, die er lustig fand. Als die Folge zu Ende war, schaltete er die nächste ein. Ehe er sich versah, hatten sie eine ganze Disk durchgeschaut. Er wollte gerade aufstehen, um die nächste einzulegen, als sein Handy in der Tasche zu klingeln begann.
In dem Moment, als er Sarahs Namen auf dem Display sah, überlegte er, ob er den Anruf ignorieren sollte und lieber mit Abby weiter HIMYM schauen sollte, aber er wollte den Tag nicht beenden, ohne vorher zu versuchen, sich mit Sarah zu versöhnen.
Er schaute zu Abby. "Das ist Sarah. Ich sollte da wohl rangehen."
Sie schenkte ihn ein kurzes Lächeln. "Natürlich."
Er beantwortete den Anruf erst, als er in seinem Zimmer war und die Tür geschlossen hatte.
"Hey.", sagte er, als er endlich abnahm.
"Hi.", erwiderte Sarah leise. "Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich würde erst am Mittwoch anrufen, aber ich konnte nicht aufhören, über unseren blöden Streit nachzudenken."
"Ich auch nicht."
"Ich wollte dir sagen, dass ich darüber nachgedacht habe, was du gesagt hast, und ich glaube, dass ich auf das, was Brett mir erzählt hat, vielleicht überreagiert habe."
"Ich schätze, ich verstehe nicht, warum du überhaupt mit ihm redest."
"Ich habe dir doch gesagt, dass er mich vor Abby warnen wollte."
"Es gibt nichts, wovor du gewarnt werden musst."
"Sie ist hübsch, sie ist klug und -"
"Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass Brett nur versucht hat Ärger zu machen, indem er dir das erzählt hat?"
"Doch, natürlich, aber ich muss zugeben, dass ich mir immer noch Sorgen mache. Du hast mir gesagt, sie sei nur eine Kollegin, die einen Gefallen braucht, als sie bei dir einzog, aber Brett ließ es so klingen, als ob -"
"Als ob was?"
"Als wärt ihr zwei euch viel näher als nur Mitbewohner."
"Abby ist eine Freundin. Das ist alles."
"Du hast nie erwähnt, dass sie eine Freundin ist, als du mir gesagt hast, dass sie einziehen wird."
"Das ist eine ziemlich neue Sache."
"Darf ich sagen, dass es mir nicht gefällt?"
"Darf ich sagen, dass ich es nicht mag, dass du mit Brett sprichst?"
"Justin, er war echt besorgt."
"Das einzig Echte an Brett ist sein Wusch, Ärger zu machen."
"Du stellst ihn schlechter dar, als er tatsächlich ist."
"Nein, ich glaube nicht, dass ich das tue. Er hat Abby angemacht, und als sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hat, hat er dich angerufen und dir Blödsinn erzählt."
"War alles davon Blödsinn, J.D? Laut Brett hat Abby nur darüber geredet, wie toll du bist."
Justin spürte, wie sich seine Brust mit Wärme füllte. Er war sich nicht sicher, ob er irgendwas von dem, was Brett zu Sarah gesagt hatte, glaubte, aber der Gedanke, dass Abby seinem Feind nette Dinge über ihn sagte, ließ ihn ein wenig selbstgefällig erscheinen.
"Und anscheinend ist sie rot geworden, als du sie auf die Wange geküsst hast.", fuhr Sarah fort.
Er seufzte, denn er hatte die Nase voll von diesem Gespräch. Es gefiel ihm nicht, wegen Abby ins Kreuzverhör genommen zu werden, vor allem, wenn sie eine Vereinbarung hatten - eine Vereinbarung, die ihre Idee gewesen war.
"Und wenn schon?", fragte er
"Es klingt so, als ob sie dich mag. Magst du ... sie?"
"Sie ist nett. Sie ist eine Freundin und -"
"Fühlst du dich zu ihr hingezogen?"
Er schluckte schwer. Sollte er lügen? Oder sollte er ihr die Wahrheit sagen und befürchten, alles noch schlimmer zu machen? "Ja. Aber das heißt nicht, dass ich etwas unternehmen werde."
"Da fühle ich mich doch gleich viel besser.", sagte Sarah sarkastisch.
"Hör zu, ich hätte lügen können, aber ich habe es nicht getan. Ich bin ehrlich. Und du und ich - wir sind nicht zusammen. Das war deine Entscheidung. Ich verstehe, warum du sie getroffen hast, aber selbst wenn ich mit Abby schlafen würde - was ich nicht tue - war unsere Abmachung, dass wir uns nicht gegenseitig nach den Leuten fragen, die wir sehen, bevor ich nah Sydney ziehe."
"Wir haben auch versprochen, uns gegenseitig zu sagen, wenn wir Gefühle für jemand anderen haben - Gefühle, aus denen mehr werden könnte.", erinnerte Sarah ihn.
"Das habe ich nicht vergessen, Sar."
"Justin, ich habe Angst. Ich weiß nicht warum, aber ich habe Angst. Warum fühle ich mich von ihr so bedroht?"
"Vielleicht weil Abby die erste Person seit Sarah war, die er wirklich mochte. Nicht, dass er das Sarah sagen würde. Es gab keinen Grund, sie weiter zu beunruhigen, wenn es keine Zukunft für ihn und Abby gab.
"Du weißt, dass ich es dir sagen würde, wenn du dir Sorgen machen müsstest, aber im Moment brauchst du dir keine zu machen."
"Stimmt es, dass sie die gleiche Beförderung anstrebt wie du?"
Meine Güte, Brett hatte eine verdammt große Klappe. Justin hatte die Tatsache, dass Abby seine Hauptkonkurrentin um die Beförderung war, verschwiegen, als er Sarah von ihrem Einzug erzählt hatte. Aber dank Brett wusste Sarah es jetzt. Glücklicherweise wusste sie nichts von Justins Versprechen, Abby dabei zu helfen, Kontakte zu ihren Kollegen zu knüpfen. Alles, was Abby wieder in das Rennen um den Job brachte, den er wollte, würde Sarah nicht gefallen, und er wollte sich nicht mit ihr darüber streiten. Abby brauchte seine Hilfe und seine Freundschaft, und er würde sein Versprechen nicht brechen. Wahrscheinlich sollte er seine Anstrengungen bei der Arbeit verdoppeln, um ihr als Spitzenkandidat voraus zu sein.
"Justin?", hakte Sarah nach.
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. "Ja, das stimmt."
"Lass ... lass dich einfach nicht von ihr ablenken, okay? Du musst diese Beförderung bekommen."
Sie klang verzweifelt. Was passierte, wenn er die Beförderung nicht bekam und keinen Job in Sydney fand, der ihm gefiel?
"Wenn ich sie aus irgendeinem Grund nicht bekomme, würdest du dann in Betracht ziehen, nach Melbourne zurückzukommen?", fragte er impulsiv.
Er war sich nicht sicher, warum er sie das nie zuvor gefragt hatte. Er war bereit Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen - alles hinter sich zu lassen, einschließlich seiner Freunde und Familie -, um bei ihr zu sein. Aber wenn es nicht klappte, war sie dann bereit, zurück nach Melbourne zu ziehen, damit sie zusammen sein konnten?
"Justin, mein ganzes Leben ist jetzt hier oben."
"Ja, und meins ist hier unten."
"Ich weiß, ich weiß. Es ist nur so, dass du immer davon gesprochen hast, nach Sydney zu ziehen, also habe ich nie daran gedacht zurückzukommen. Es ist eine ganze Menge, über das man auf der Stelle nachdenken muss."
Sie hatte recht. Es war nicht fair, sie so zu überrumpeln.
"Und.", fuhr sie fort. "Ich verstehe mnicht warum du mich das fragst, wenn du glaubst, dass die Beförderung dir gehört. Du willst sie doch noch, oder?"
"Natürlich will ich sie."
"Dann ist das wirklich keine Unterhaltung, die wir jetzt führen müssen."
Mit anderen Worten: Sie wollte nicht darüber sprechen, umzuziehen. Ihre Weigerung, das Thema zu besprechen, veranlasste ihn nur dazu, sie zu diesem Thema drängen zu wollen. Sie würde einen Schock bekommen, wenn er die Beförderung nicht bekam.
"Ich bin sicher, dass ich sie bekomme, aber wenn ich sie aus irgendeinem Grund nicht bekomme?", beharrte er.
"Ich verspreche, dass ich einen Umzug in Betracht ziehen werde, okay?"
"Okay."
Das war alles, worum er bitten konnte, nicht wahr?
*****
Abby öffnete ihre Augen und stellte fest, dass sie vor dem Fernseher eingeschlafen war. Der Abspann des Films, den sie eingeschaltet hatte, nachdem Justin sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, um Sarahs Anruf entgegen zunehmen, lief gerade.
Sie seufzte und erinnerte sich daran, wie neidisch sie gewesen war, als er weggegangen war. Sie hatte sich gewünscht, Justin würde bleiben und ihr Gesellschaft leisten, anstatt zu verschwinden, um mit seiner Ex zu sprechen. Es war so lange her, dass sie einen freund gehabt hatte, dass sie vergessen hatte, wie gut es sich anfühlte, mit jemanden zu reden und Zeit mit ihm zu verbringen und zu lachen.
Tatsächlich hatte sie sich gestern Abend in Justins Gesellschaft so wohlgefühlt, dass sie sich ihm geöffnet hatte und ihm die furchtbar demütigende Geschichte ihres letzten Highschool-Jahres erzählt hatte. Er hatte deutlich gemacht, dass er sich geehrt fühlte, dass sie diese Information mit ihm geteilt hatte, aber sie hatte sich auch geehrt gefühlt. Er hatte ihr von seiner Beziehung zu Sarah erzählt, und in der kurzen Zeit, die sie für die Heimfahrt gebraucht hatten, hatte Abby das Gefühl gehabt, dass sie sich wirklich verstanden hatten. Leider machte diese Verbindung ihn in ihren Augen nur noch attraktiver.
Sie schaltete den Fernseher aus, stand auf und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Pizza machte sie immer durstig.
Sie hatte gerade ihr Glas gefüllt und wollte in ihr Zimmer gehen, als sie hörte, wie Justins Tür aufging und er in die Küche kam.
"Ab ins Bett?", fragte er, als er sie sah.
"Ja. Ich bin wieder auf der Couch eingeschlafen. Ich dachte mir, wenn ich das nächste Mal wegtrete, sollte ich wohl im Bett liegen."
Er lächelte sie an. "Ich sollte wohl auch Feierabend machen."
Abby wusste, dass sie einen Fuß vor den anderen setzen sollte und ins Bett gehen sollte, aber Justin war nicht gut gelaunt gewesen, als er nach Hause gekommen war und er sah auch jetzt nicht glücklciher aus. "Wie geht es Sarah?"
Sie durfte doch fragen, oder? Sie waren Freunde, und so eine Frage würde ein Freund stellen.
Er seufzte. "Ich hätte auf dich hören sollen, als du mir gesagt hast, dass Brett versuchen würde, Ärger zu machen."
"Tut mir leid."
Der Gedanke, dass Justin uns Sarah sich ihretwegen streiten könnten, war überhaupt kein gutes Gefühl.
"Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass sie ihm Beachtung schenken würde.
"Wegen eurer Abmachung?"
"Ja. Und Sarah ist im Allgemeinen nicht so, obwohl ich vermute, dass es nicht hilfreich war, dass er ihr auch gesagt hat, dass du meine Konkurrentin um die Beförderung bist."
Sie verzog das Gesicht. "Das ist wahrscheinlich meine Schuld. Tony hat erwähnt, dass ich bei der Arbeit mit dir konkurriere, und Brett hat mir diese Fragen über die Beförderung gestellt, die ich anstrebe. Er hat offensichtlich eins und eins zusammengezählt."
"Du konntest nicht wissen, dass er einen Plan hatte, als du mit ihm gesprochen hast, Abby."
"Ich nehme an, Sarah wusste nicht, dass wir ... Rivalen sind?"
Er warf ihr einen verlegenen Blick zu. "Ich hab es möglicherweise vergessen zu erwähnen, als ich ihr erzählt habe, dass du einziehst."
"Sie macht sich Sorgen, weil du mit dem Feind zusammenlebst?"
Seine Lippen zuckten. "Sie denkt, du versuchst mich ... abzulenken."
Abby wollte gerade fragen, was er damit meinte, als sie verstand worum es ging. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht erhitzte, als ihr die ganze Tragweite von Justins Worten klar wurde. Die Idee, Justin zu verführen, damit er die Beförderung vergaß, war ihr nie in den Sinn gekommen, aber jetzt, wo sie darüber nachdachte, fühlte sich ihr ganzer Körper heiß an und kribbelte vor Erwartung.
Nun hör schon auf damit, Körper. Du bist auf der falschen Spur.
"Hast du ihr gesagt, dass das nicht passieren kann?", fragte sie ihm atemlos.
"Ich habe ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mir geglaubt hat, aber ich werde nicht aufhören, mit dir befreundet zu sein, nur weil Brett ihr diesen Mist in den Kopf setzt."
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Ich bin erleichtert, das zu hören, aber ich fühle mich immer noch schlecht, weil ich eine Quelle des Konflikts zwischen euch beiden bin."
"Nun, das solltest du nicht. Du wusstest bis vor einer Woche nicht einmal von Sarah."
"Ich weiß, aber -"
"Vergiss es. Obwohl ich mich gefragt habe, ob es dir was ausmacht, wenn wir die Fahrgemeinschaft für diese Woche ausfallen lassen."
"Ähm ... okay."
Sie konnte nicht leugnen, dass sie leicht verwirrt war. Er hatte gerade gesagt, dass die Sache mit Sarah ihn nicht davon abhalten würde, mit ihr befreundet zu sein, aber seine Entscheidung, keine Fahrgemeinschaft zu bilden, hatte eindeutig etwas mit dem Gespräch zu tun, dass er gerade mit seiner Ex geführt hatte.
"Ich habe mir nur gedacht, dass ich vielleicht ein paar Stunden mehr im Büro arbeiten sollte.", erklärte er.
Ja, natürlich. Er wollte im Rennen um die Beförderung vorne bleiben. Es war nur logisch, dass er sich nach dem Gespräch mit Sarah besonders motiviert fühlte, zu arbeiten. "Ich verstehe."
"Ich denke, du wirst mir schon bald einen harten Kampf liefern. Die Anstrengungen müssen verdoppelt werden."
Er lächelte, als er das sagte, und versuchte offensichtlich, aus ihrem Wettbewerb einen Witz zu machen. Sie schätzte seinen Versuch, die Dinge locker zu halten, aber ihr war gerade etwas klar geworden. Für sie war die Stelle in Sydney ein Karriereschritt. Bis vor kurzem war es ein Ziel in ihrem einst leeren Leben gewesen. Aber für Justin war die Beförderung ein Karriereschritt und auch eine Möglichkeit, ihn näher zu Sarah zu bringen.
Die Liebe, die er immer noch für seine Ex-Freundin empfand, war eine echte Motivation für ihn. Und zum ersten Mal, seit sie erfahren hatte, dass sie beide für die Beförderung infrage kämen, räumte Abby ein, dass er den Job mehr wollte als sie. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte der Umzug nach Sydney nicht mehr denselben Reiz wie früher. Das Absurde daran war, dass Justin ein großer Teil des Grundes war, warum sie nicht mehr umziehen wollte. Sie fürchtete bereits, den ersten Freund zu verlieren, den sie seit Jahren gefunden hatte.
Sie lächelte ihn an und hoffte, dass er die Enttäuschung nicht sehen konnte, die sie empfand, ihn so schnell zu verlieren. "Dann mal los, D'Marco."
Sein Lächeln wurde breiter. Offensichtlich war er mit ihrer Antwort zufrieden. Er ging hinüber und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte. "Also, was hast du morgen vor?"
"Äh ... ich habe noch keine Pläne gemacht. Ich werde wahrscheinlich morgen früh joggen gehen ..."
"Vielleicht kann ich dich begleiten? Ich könnte einen Lauf gebrauchen, um einen klaren Kopf zu bekommen."
Normalerweise nutzte auch sie das Joggen, um den Kopf freizubekommen, und sie könnte wirklich etwas Zeit gebrauchen, um über dieses Gespräch nachzudenken. Es war jedoch ziemlich offensichtlich, dass er zu beweisen versuchte, dass der Wettbewerb ihrer neuen Freundschaft nicht schaden würde. Wie könnte sie da Nein sagen?
"Klar, wenn du willst."
Sie war noch nie mit jemanden zusammen gejoggt. Die Gesellschaft könnte lustig sein, dachte sie.
"Toll. Um wie viel Uhr wolltest du los?"
"Passt dir zehn Uhr?"
"Na klar."
"Dann sehen wir uns um zehn."
*****
Abby wachte am Sonntagmorgen früh auf. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen. Teile des Gesprächs mit Justin von gestern Abend kreisten immer wieder in ihrem Kopf. Anstatt im Bett zu bleiben und zu lesen, wie sie es am liebsten getan hätte, stand sie auf, frühstückte und wusch dann das Geschirr ab.
Um zehn vor zehn zog sie sich eine schwarze Yoga-Hose und ein weißes Baumwoll-Strech-T-Shirt an, bevor sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zurück band und ihre Tunrschuhe anzog. Justin war immer noch nicht aufgetaucht, als sie aus ihrem Zimmer kam, und sie fragte sich, ob er seine Meinung geändert hatte. Hoffentlich nicht. Sie freute sich darauf, mit ihm zu laufen, und beschloss, sich etwas zu dehnen, während sie auf ihn wartete.
Ein paar Minuten später betrat er das Wohnzimmer, bekleidet mit einer dunkelgrauen Trainingshose und einem hellblauen T-Shirt. Offensichtlich hatte er sich schnell die Haare mit seinen Fingern gekämmt, aber er sah immer noch herrlich zerknittert aus.
"Morgen.", sagte sie und versuchte ihr Lächeln zu verbergen, als er gähnte.
"Warum bin ich so müde?", fragte er.
Sie grinste. "Mangel an Kaffee?"
"Vielleicht."
"Mach dir keinen Sorgen. Ein Lauf in der Sonne sollte dich aufwecken."
Er lächelte sie an. "Bist du bereit zu gehen, Miss froh und munter."
Sie nickte. "Du weißt, dass du hättest im Bett bleiben können, oder?", fragte sie über ihre Schulter, als sie gemeinsam zur Tür hinausgingen.
"Und dann hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich nicht aufgestanden wäre, um mit dir Sport zu treiben."
Sie lachte und wandte ihre Aufmerksamkeit der Straße zu, als Justin die Tür hinter ihnen schloss.
"Ich habe keine Ahnung, wie es im Augenblick um meine Fitness bestellt ist.", warnte Justin.
Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er mithalten konnte. Gestern Morgen hatte sie seinen perfekten Körper gesehen. Er hatte nicht ein Gramm Fett an sich. Er bestand nur aus Muskeln. Gott, was, wenn ihm heiß werden würde und er sein Hemd ausziehen würde, während sie joggten? Wie sollte sie dann ihre Augen von ihm abwenden? Vielleicht war es doch keine gute Idee, zusammenzulaufen.
"Irgendwo hier in der Nähe gibt es einen Park, nicht wahr?", fragte sie und versuchte ihr Gehirn, von der drohenden Kernschmelze der Bilder, die es durchflutete, abzulenken.
"Wenn du dort laufen willst, sollten wir in die Richtung gehen.", erwiderte er und deutete auf das Ende der Straße.
Sie nicke und sie begannen in diese Richtung zu joggen. Die Ausschüttung von Endorphinen war etwas, wofür sie lebte, und sie fühlte sich großartig, als ihre Füße über den Asphalt stapften. Sie überließ ihm das Tempo und wie sie vermutet hatte, brauchte er sich keine Sorgen um seine Fitness zu machen. Sie kam schnell ins Schwitzen, als sie versuchte, mit ihm mitzuhalten. Normalerweise hörte sie beim Laufen Musik, aber heute hatte sie ihren iPod zu Hause gelassen, um sich lieber zu unterhalten. Allerdings war es schwierig zu reden, wenn sie sich auf ihre Atmung konzentrieren musste, also liefen sie stattdessen in geselliger Stille.
"Der Strand ist nicht weit von hier, wenn du noch weitergehen willst.", schlug Justin vor, nachdem sie es von einem Ende des Parks zum anderen geschafft hatten.
Sie versuchte ihre Kräfte zu schonen und nickte zustimmend. Justin lächelte über ihren Widerwillen zu reden und beschleunigte dann das Tempo. Der Blick, den er ihr zuwarf, war eindeutig eine Herausforderung, mit ihm Schritt zu halten und sie genoss den plötzlichen Wettbewerb. Sie schöpfte ihre letzten Energiereserven aus und zog mit ihm gleich.
Sie rannten den Strand entlang, bis Abby nicht mehr laufen konnte. Als sie auf dem Sand zusammenbrach, ließ sich Justin neben sie fallen.
"Ich bin nicht mehr so fit wie früher.", sagte er, als er wieder zu Atem gekommen war.
"Du bist nicht übel.", brummte sie, sobald sie sprechen konnte. "Ich konnte am Ende kaum noch mit dir mithalten."
Er lachte. "Ich wollte unbedingt aufhören, Abby. Ich wollte nur nicht der Erste sein, der aufhört. Früher, als ich noch Football gespielt habe, hätte ich locker noch drei bis fünf Kilometer laufen können, ohne ins Schwitzen zu kommen, aber jetzt nicht mehr."
"Warum hast du aufgehört, zu spielen?"
"Ich hatte innerhalb eines Jahres drei Verletzungen. Es schien, als würde mein Körper mich aufgeben, also habe ich aufgehört, bevor ich mich so schwer verletzen konnte, dass ich hätte Operiert werden müssen. Aber ich vermisse es. Und ich vermisse vor allem, wie fit ich mich damals gefühlt habe." Er stupste sie mit seiner Schulter an. "Das müssen wir öfters machen. Du kannst mich wieder im Form bringen."
"Ich denke, du bringst eher mich in Form, aber ja, wir sollten das wiederholen."
Es hatte Spaß gemacht - wie alles, was sie mit Justin unternahm. Und es würde so einfach sein, sich daran zu gewöhnen, Dinge mit ihm zu tun. Sie wusste bereits, dass sie ihn vermissen würde, wenn sich ihre Wege in fünf Monaten trennten, und wenn sie zu sehr an ihm hing, würde es nur noch schlimmer werden. Dennoch war sie nicht bereit, keine Zeit mehr mit ihm zu verbringen. Damit würde sie mehr verlieren als gewinnen.
Sie wollte sich gerade nach hinten auf die Hände stützen, als sie das Einzige, was sie wirklich erschreckt, neben sich auf den Sand sah.
"Biene.", rief sie und versuchte aufzustehen.
Leider verfing sie sich in ihrer Eile mit ihrem Fuß falsch im Sand, drehte sich und fiel auf Justin.
"Tut mir leid, ich bin allergisch.", murmelte sie in sein T-Shirt.
Es war ihr viel zu peinlich, ihn anzusehen, als sie sich mit ihren Händen an seiner Brust abstützte und versuchte, sich hochzudrücken. Und es war ihr noch peinlicher, als sie ihm bei ihrem Versuch aufzustehen, flach auf den Rücken drückte - ihr Körper lag auf dem seinen.
Sie hörte, wie sich seine Atmung beschleunigte, und als sie schließlich doch ihren Blick zu ihm erhob, brachte die Hitze in seinen Augen ihr ganzes Inneres zum Schmelzen. Sie konnte nicht mehr atmen. Ihr Bauch bebte und ihre Beine zitterten, als wären sie mit Gelee gefüllt. Als sie versuchte, sich von ihm zu lösen, spürte sie, wie er hart wurde. Wahrscheinlich war es eine normale männliche Reaktion darauf, dass eine Frau auf ihm lag, und doch hatte die Vorstellung, dass er von ihr erregt wurde, eine dramatische Wirkung auf ihren Körper.
Ihr Brüste schwollen an. Ihre Brustwarzen zogen sich zusammen, und zwischen ihren Beinen pochte es plötzlich unerträglich.
"Abby."
Seine Stimme war heiß und rau, und sie brachte ihr Inneres zum Erbeben. Seine Hände griffen nach ihren Hüften, sein Daumen glitt unter ihr Oberteil und hinterließ eine Spur aus Feuer. Ihr Blick glitt hinunter zu seinem Mund - einem Mund, der nur Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre trockenen Lippen, bevor sie ihm wieder in die Augen sah.
Sie musste sich nur ein wenig nach oben bewegen und den Kopf senken, um ihn zu küssen, und sie wollte es wirklich. Seine Augen waren dunkel und verklärt, und er sah so aus, als wollte er auch, dass sie das tat. Würde sie jemals wieder die Gelegenheit dazu bekommen, bevor er nach Sydney zog? Der Gedanke, dass dies nicht der Fall sein könnte, erschien ihr völlig unakzeptable. Mit unkontrolliertem Herzschlag bewegte sie sich ganz langsam vorwärts und presste ihre Lippen auf seine.
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