•·.· TWENTY-SIX ·.·•
• du machst mich durcheinander •
1302 Words
Meine Antwort auf seine Frage war kurz gewesen. Vielleicht etwas zu kurz, wenn man zu viel in einen Daumen-hoch Emoji interpretieren könnte. Doch mit all den Dingen die mir im Kopf herum schwirrten, war ich mir immerhin in der Sache sicher, dass ich ihm nicht noch mehr Macht über meine Gedanken geben wollte.
Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir ebenso die kalte Schulter zeigen würde. Das ich jetzt irgendwo auf dem Hof zwischen Schwimmhalle und Schule stand, ohne zu wissen, wo er überhaupt reden wollte. Und ob er überhaupt noch reden wollte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er seine Meinung schneller änderte, als man auf Gesagtes antworten konnte.
Ich spürte wieder den Ärger in mir aufkommen, den ich aufgrund von Kim's Worten zu besänftigen versuchte. Auch wenn es mir bereits in den Fingern kribbelte und ich vor Unsicherheit den Wunsch verspürte, doch einfach zu gehen. Aber dafür waren wir schon zu weit... dafür war zu viel passiert. Das musste ich mir selbst eingestehen.
"Du bist da." Harrys verwunderte Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich etwas zu schnell zu ihm um, woraufhin ich ein wenig wankte. Ich wusste nicht, ob es ihm aufgefallen war, doch sein Blick war steht's auf mein Gesicht geheftet.
"Hab ich doch gesagt."
Harry lachte sarkastisch auf.
"Na, wenn du das sagen nennst." Mein Mund klappte auf; dazu bereit, ihm eine ebenso pampige Antwort hinzuwerfen, doch er hob seine Hand und brachte mich damit zum Schweigen. "Ich wollte das nicht hier vor den Augen aller machen."
Ohne ein Wort dazu, dass ich ihm folgen sollte, ging er an mir vorbei auf direktem Wege zur Schwimmhalle. Ich konnte es nicht lassen, einmal die Augen zu rollen, ehe ich ihm mit schnellen Schritten folgte und alsbald neben ihm stand. Ohne mir einen Blick zu widmen öffnete er die Tür und ließ sie hinter mir wieder ins Schloss fallen, weswegen wir nun alleine waren und auch niemand, außer diejenigen mit Schlüssel, uns folgen konnten.
"Ich habe jetzt nichts zum Schwimmen dabei...", murmelte ich etwas angesäuert und als ich die Anspannung in seinem Kiefer sah, rechnete ich bereits mit einer genervten Aussage. So nach dem Motto, dass man immer Schwimmzeug parat haben müsste oder, dass mir doch hätte klar sein können, dass wir in die Schwimmhalle gehen.
Doch nichts diesbezüglich kam. Stattdessen zuckte der Lockenkopf vor mir mit den Schultern und lief voraus in den Zuschauerbereich, in den ich ihm direkt folgte. Er steuerte direkt die hellblauen Stühle in der Mitte an und ließ sich auf einem nieder, während er im gleichen Zug den schwarzen Rucksack neben sich platzierte.
Etwas unsicher ob ich mich jetzt direkt neben ihn setzen; oder doch lieber einen Platz freilassen sollte, blieb ich für einen Moment wie bestellt und nicht abgeholt an Ort und Stelle stehen. Doch viel Zeit gab es nicht, bis er mir einen genervten Blick schenkte und auf den Stuhl neben sich zeigte.
"Ich beiße nicht."
"Ach nein?" Etwas provozierend hob ich meine Augenbrauen und konnte mir nur mit Mühe das Grinsen verkneifen, was sich sogleich auf meine Lippen schleichen wollte. Stattdessen durfte ich Harry dabei zusehen, wie sein Gesichtsausdruck fiel, bevor sich eine gewisse Schamröte auf seinen Ohren ausbreitete und er den Blick abwandte.
Um ihm den Moment zu geben, ließ ich mich neben ihm nieder und räusperte mich einmal. Sofort sah er wieder auf, anscheinend selbst davon überrascht, dass ich anscheinend den Anfang machen wollte.
"Ich war ziemlich überrascht, als ich deine Nachricht gesehen habe", gab ich zu und ließ unbehaglich meine Fingerknöchel knacken, bevor ich sie ineinander verschränkte.
"Ja ich... hatte am Wochenende ein ziemlich langes Gespräch mit Liam und irgendwie hat er mich dazu gebracht, dir zu schreiben."
"Liam weiß davon?" So überrascht wie ich klang, war ich tatsächlich gar nicht. Irgendwas an Liam hatte mir von Anfang an das Gefühl gegeben, als wüsste er, was hinter Harry's Hass mir gegenüber steckte und irgendwas daran, hatte mich schon immer gestört.
"Naja, teilweise wusste er es von selbst und ich musste mit jemandem darüber reden..."
"Das ist ja schön für dich", meine Stimme strotzte nur so vor Sarkasmus und ich lachte kurz auf. "Und ich Idiot behalte es die ganze Zeit für mich, um dich nicht vor irgendjemandem zu outen."
"Ich habe dich nicht dazu gezwungen", rechtfertigte Harry sich sofort, doch mein scharfer Blick schien ihn direkt zum Schweigen zu bringen. "Danke..."
"Also ich gehe davon aus, dass Zayn es weiß, aber ja... Ich habe es niemandem aktiv gesagt."
"Wundert mich, dass du davon ausgehst, dass er es weiß." Nun war es Harry's Stimme, die sarkastisch klang und wieder reichte ein Blick meinerseits, dass er eine leise Entschuldigung vor sich her murmelte.
"Was habt ihr besprochen?"
"Ich glaube es ist dir gar nicht bewusst, aber wir haben uns schonmal gesehen und sind auch schon gegeneinander geschwommen." Tatsächlich verwundert verzog sich mein Gesicht und ich versuchte mich zu erinnern, doch nichts klingelte. "Ich glaube es ist sechs Jahre her... Ich weiß nicht mehr, was für ein Wettbewerb es war, aber du hast alle in Grund und Boden geschwommen. Mich eingeschlossen." Harry lachte auf und fuhr sich durch die Haare. "Ich war so... wütend. Aber ich hab dich auch so sehr dafür bewundert, wie du geschwommen bist und wie du dein Team animieren konntest, bis zum Ende dran zu bleiben. Ich glaube du merkst gar nicht, dass jeder Blick im Raum auf dich fällt, sobald du ihn betrittst und ich habe dich so sehr dafür gehasst. Dafür, dass dir alles so leicht zu fallen schien und alle davon sprachen, wie unfassbar talentiert dieser 'Tommo' ist und das man ihn später bestimmt im Fernsehen sehen wird. Das er es bis an die Spitze schaffen wird. Und ich habe mir so sehr geschworen, dich irgendwann zu besiegen. Um es mir selbst zu beweisen." Er hatte sich in Rage geredet und irgendwie war ich noch immer zu geschockt von seiner Aussage, um etwas darauf zu erwidern. "Es klingt kindisch, ich weiß das. Auch, dass ich diese Gefühle bis in mein jetziges Alter mitgezogen habe und mir alles aus dem Gesicht gefallen ist, als du plötzlich hier standest und in unser Team wolltest."
"Aber du hast mich besiegt?", fragte ich verwundert und Harry lachte sarkastisch auf.
"Nichts war so, wie ich es mir jahrelang vorgestellt habe. Ich hatte mir vorgestellt, dich mit meinem Team zu besiegen. Plötzlich solltest du jedoch Teil meines Teams sein. Und der Sieg beim Probeschwimmen... es hat sich nicht so angefühlt, wie ich dachte, wie es sich anfühlen würde. Und das hat mich dazu gebracht, so unfassbar enttäuscht zu sein. Von mir und von allem. Es schien, als sei diese Blase geplatzt, die mich jahrelang voran getrieben und dazu gebracht hat, alles zu geben."
Mein Herz krampfte, als ich mich ebenfalls an das Probeschwimmen erinnerte und merkte, dass es mir komplett anders ergangen war. Wie sehr ich diesen Moment mit Harry, vor allem im Nachhinein betrachtet, genossen hatte. Und er saß hier und alles was er dafür übrig hatte, war Verachtung.
"Und das schlimmste an der Sache ist, dass ich mich trotzdem nicht von dir fern halten kann. Auch wenn du mir absolut auf die Nerven gehst und ich innerlich noch immer diesen Wunsch habe, dich in Grund und Boden zu schwimmen, ist in mir der Wille da, mit dir zu schwimmen. Mit diesem Menschen, dem ich so nachgeeifert habe, gemeinsam Ziele zu erreichen." Seine Ohren waren wieder rot angelaufen, da er den Blick zu Boden gewandt hatte, während ich meinen nicht von ihm nehmen konnte und er alles bestätigte, was Kim mir gesagt hatte. "Es fühlt sich an, als wäre ich wie zerrissen. Jedes einzelne Teil von mir möchte etwas anderes und ich kann keinem davon gerecht werden und wenn ich dir dann so nah bin... dann ist alles plötzlich ganz leise."
[...]
Wir haben gaaaaaanz viel von Harrys Gedanken erfahren und nun bin ich gespannt, was eure Gedanken dazu sind 🤔 lasst sie mir also gerne da, hehe 🥰♥️
Vielen lieben Dank fürs lesen und eure ganzen Kommentare ✨
Lots of love xx
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