•·.· TWENTY-SEVEN ·.·•

• ich bin dann jetzt bereit für die verkettung der glücklichen umstände •

1204 Words


"Es fühlt sich an, als wäre ich wie zerrissen. Jedes einzelne Teil von mir möchte etwas anderes und ich kann keinem davon gerecht werden und wenn ich dir dann so nah bin... dann ist alles plötzlich ganz leise."

Es war dieser Moment, an dem ich nicht ganz einschätzen konnte, wo oben und wo unten ist. Wie das Gefühl eines Orientierungsverlustes bei einem Tauchgang. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass ich vergaß Luft zu holen; mich aktiv daran erinnern musste und auch wenn mir bewusst gewesen war, dass ich irgendwas für Harry fühlen müsste, hatte ich nicht erwartet, dass es mich so umhauen würde es auch von ihm zu hören.

Da ich so tief in meinen Gedanken festhing, merkte ich gar nicht, dass die Zeit zum antworten nur so davon schlich und wurde erst daran erinnert, als ich mich aus meiner Tagträumerei löste und zu Harry sah. Dessen Beine wippten nervös auf und ab, seinen Blick hatte er noch immer nicht gehoben und dennoch brauchte es einen weiteren Moment, bis er seine Worte wiederfand.

"Es macht mich unglaublich nervös, dass du nichts sagst." Er atmete tief durch, während meine Kehle noch immer wie zugeschnürt wirkte. "Ich kann verstehen, wenn das irgendwie plötzlich für dich kommt-"

"Welcher Part?", fragte ich ehrlich und schaffte es so, dass er seinen Blick hob und mich verwundert ansah. "Ich meine... Irgendwie war mir bewusst, dass da etwas sein muss. Deswegen hatte ich dir gesagt, dass du ja derjenige warst der mich geküsst hat. Aber du hast es abgestritten, beziehungsweise runtergespielt und ich kann es irgendwo verstehen aber in dem Moment hat es mich auch so wütend gemacht..." Ich lachte kurz auf, fuhr mir durch die Haare und begegnete grünen Augen, die zum ersten Mal so schienen, als würden sie nicht von Wänden bedeckt sein. Vielleicht war dies auch der Grund, dass ich weiter sprach. "Wenn ich kein Interesse an dir hätte, hätte ich den Kuss nicht erwidert und dich erst recht nicht auf dieser Party in diesen Raum gezogen. Ich konnte die ganze Woche über an nichts anderes als diesen Kuss denken."

Fast schon automatisch nickte er und gab mir so das Gefühl, dass er mir damit sagen wollte, dass es ihm die letzte Woche über genauso gegangen war. Trotzdem war dort diese Distanz zwischen uns, die mich noch keinen Schritt vorwärtsgehen gehen ließ, um seine Hand zu ergreifen oder ihm irgendwie Sicherheit zu vermitteln. Vor allem weil ich nicht wusste, was diese Sicherheit überhaupt war und worauf es hinauslaufen würde.

"Okay, wir haben uns das alles jetzt gesagt. Aber ich weiß immer noch nicht so ganz, was das ändert und was sich verändern soll?", murmelte ich fragend und erkannte, dass Harry nun doch versuchte, direkten Blickkontakt zu vermeiden.

"Letztendlich ändert es vermutlich gar nichts, weil wir trotzdem nicht miteinander klarkommen." Ich wusste nicht so ganz, ob es Enttäuschung oder Ärger war, was dort in seine Stimme mitschwang, doch ich mochte es nicht.

"Stimmt. Du bist immer noch der größte Idiot, den ich je kennenlernen durfte", schnaubte ich und verdrehte die Augen.

Harry zog die Augenbrauen hoch, als sich aufgrund meiner Aussage ein spöttischen Grinsen auf den pinken Lippen breit gemacht hatte.

"Und du bist immer noch der größte Prahler auf diesem Planeten."

"Wenigstens sind wir uns darin einig." Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen und ich wollte glauben, dass das darauffolgende echte Lachen aus seinem Mund genau davon kam.

"Ist ja auch mal was Neues."

Ich nickte, ehe meine Stimme wieder ernster wurde und ich aktiv den Blickkontakt suchte, um ihm dies bewusst zu machen. Zudem war in mir das plötzliche Bedürfnis ihm etwas näher zu sein, weswegen ich mich mehr in seine Richtung drehte und sein Blick sich auf unsere Beine legte, dessen Knie sich nun fast berührten.

"Zurück zu der Thematik, was wir jetzt machen? Ich meine, wir können nicht einfach so weitermachen wie immer, oder?"

"Ich weiß es auch nicht...", seine Stimme klang zögernd, ehe er für die nächsten Worte leiser wurde. "Vielleicht... keine Ahnung, fangen wir klein an?"

"Klein? Was heißt 'klein' für dich?", fragte ich neugierig.

"Naja, vielleicht könnten wir versuchen, uns nicht mehr ständig an die Gurgel zu gehen? Ich weiß, ich habe bisher oft den Anfang gemacht, aber du weißt schon... wie normale Menschen eben."

Ich grinste schief und merkte, wie das unwohle Gefühl in meinem Inneren mehr und mehr verschwand.

"Normale Menschen? Wir? Guter Witz."

Harry grinste zurück und sein Blick wurde wärmer. Kurz vergingen ein paar Sekunden, ehe er nach seinem nächsten Satz die letzten Zentimeter überbrückte und sein Knie meines streifte.

"Na ja, ich hab nie behauptet, dass wir normal sind."

"Also meinst du, wenn wir das irgendwie hinkriegen wollen, dann müssten wir uns ein bisschen zusammenreißen?", fragte ich und Harry nickte nachdenklich.

"Wie wäre es mit der Regel: Du hörst auf, mir ständig genervte Blicke zuzuwerfen?"

"Deal. Aber nur, wenn du aufhörst, dich absichtlich Scheiße zu verhalten und damit meine Knöpfe zu drücken, um eine Reaktion von mir herauszufordern."

"Ich? Deine Knöpfe drücken? Würde ich nie tun." Der spielerische Unterton war offensichtlich und ich funkelte ihn amüsiert an, wobei ich trotzdem versuchte, ihm die Ernsthaftigkeit hinter meinen Worten bewusst zu machen.

"Harry."

"Okay, okay. Abgemacht." Er hob die Hände zur Verteidigung.

Erleichterung machte sich in mir breit, als ich kurz den Blick auf unsere Knie warf und die Augen schloss, um in mich zu gehen. Mir wurde die Wärme bewusst, die von ihm ausging und was für ein Stein mir vom Herzen gefallen war, nun, wo wir gesprochen hatten. Selbst wenn unser Umgang miteinander noch immer kein liebevoller war, wirkte es viel einfacher, nun damit umzugehen, als vorher.

"Und... wir reden wieder, oder? Wenn es schlimmer wird, jemand die Meinung ändert oder es irgendwie komisch ist?", fragte ich nervös und öffnete die Augen, um seinem unerwartet ernsten Blick zu begegnen.

"Ja. Wir reden."

"Gut, dann sehen wir mal, wie lange wir durchhalten und... was das wird." Ich stand auf, warf einen Blick auf seine Schwimmtasche, die er wahrscheinlich mitgenommen hatte, weil er gleich trainieren würde. "Brauchst du jemanden, der dir die Zeit stoppt?"

Überraschung zeigte sich in seinen Augen, als uns wahrscheinlich gleichzeitig der Moment im Trainingscamp in den Kopf kam, an welchem ich ihn nachts beim Einzeltraining erwischt hatte. Ein kleines Funkeln in seinen Augen raubte mir für einen Moment den Atem und ließ mich mit einem gerührten Gefühl aufstehen, als er nickte und sich danach in die Kabine begab.

Mich trug es durch die Halle, bis zu den Startblocks und ich ließ mich auf den mit der Nummer Zwei fallen, als ich meine Augen schloss und tief durchatmete. Ich versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen, den vertrauten Geruch auf mich wirken zu lassen und die rasenden Gedanken daran, wie es auf alle anderen wirken würde wenn wir plötzlich anders miteinander umgehen würden, nach hinten zu schieben, als Harry aus der Kabine trat, ich meine Augen öffnete und er auf mich zuging.

In diesem Moment schenkte er mir zum ersten Mal ein vollkommenes, ehrliches Lächeln. Eines was einzig und allein an mich gerichtet war und ich merkte, dass ich es wirklich möglich machen wollte. Auch wenn wir einen langen Weg vor uns haben würden und noch lange nicht über all die Steine gesprochen hatten, die uns begegnen würden.

[...]

They... talked 😱 also... so richtig 😱🤭

Was denkt ihr wie es jetzt weitergehen könnte? 🧐

Vielen Dank fürs lesen und eure ganzen wundervollen Kommentare ♥️

Lots of love xx

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