•·.· TWENTY-FOUR ·.·•

• gedankenüberdosis •

1121 Words


Nach dem Ereignis mit Harry im Badezimmer, war ich umso erleichterter darüber, dass Eleanor kein großer Fan von Partys zu sein schien und Kim uns bereits wenig später abholte. Obwohl sie mir anbot, auch später noch einmal wiederkommen zu können, lehnte ich dankend ab. Sie konnte gar nicht ahnen, wie sehr ich hier eigentlich weg wollte.

Bei meinem Vater angekommen huschte ich schnellstmöglich ins Bad und machte mich notdürftig fürs Bett fertig, ehe ich bereits nach einem lauten 'Gute Nacht' in meinem Zimmer verschwand. Mit einem Satz ließ ich mich aufs Bett fallen, griff nach meinem Kissen und beförderte es über meinen Kopf, um mich in vollkommener Dunkelheit zu verlieren.

Mein Herz klopfte schneller und ich wusste nicht, welches meiner vielen Gefühle dafür verantwortlich war. Die Situation mit Harry machte mich wütend, hinterließ mich verzweifelt und leider trotzdem mit dem Wunsch, es nochmal zu wiederholen. Es war alles gut, bis er seinen Mund aufgemacht hatte und selbst da hatte mich für einen Moment die Hoffnung ergriffen, dass das Eis zwischen uns schmelzen würde. Aber nein, er musste seiner Persönlichkeit als Arschloch ja alle Ehre machen.

Verzweifelt seufzte ich auf, schlüpfte unter dem Kissen hervor und starrte an die Decke.

Doofer Vollarsch.


Am nächsten Morgen hatte ich zumindest ein bisschen schlafen können, weswegen ich relativ schnell aus dem Bett hüpfte und mich für den Tag fertig machte. Erst nutzte ich eine Runde im Pool um meine innere Wasserratte zu befriedigen, ehe ich mich zu Kim in die Küche gestellte, die mich mit einem Lächeln begrüßte.

"Guten Morgen Louis."

"Guten Morgen." Kurz hielt ich inne, bemerkte die Stille des Hauses und sah dann zu meiner Stiefmutter, die meinen fragenden Blick erwiderte. "Wo ist Eleanor?"

"Troy ist mit ihr in der Mall frühstücken gefahren."

"Ohne dich?"

"Ich wollte gerne etwas länger liegen bleiben." Sie hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen und legte ihren Kopf schief. "Frühstückst du mit mir, Louis?"

Keine zehn Minuten später hatten wir für jeden von uns eine Schüssel Müsli mit Obst zubereitet, mit der wir uns aufs Sofa verkrochen. Im Fernseher lief der Wetterbericht für die kommende Woche, als ich es nicht mehr aushielt, mit niemandem sprechen zu können. Und irgendwas in mir sagte, dass es angenehmer wäre, mit ihr über Harry zu sprechen, als mit Zayn. Oder meinen alten Freunden.

"Ich-" Wie ein Impuls stoppte ich nach diesem Wort, verschluckte mich fast daran und schien es doch keine Sekunde später zu bereuen, während Kims aufrichtiger Blick nun zu mir fand.

"Du?"

In ihrer Nachfrage lag kein Stück Hetzerei. Dies machte mir vor allem ihre offene Körperhaltung klar, als sie sich einfach nur ein Stück mehr zu mir gedreht hatte und trotzdem einen neuen Löffel des Frühstücks in ihren Mund schob. Es löste in mir das Gefühl aus, alle Dinge in meinem Kopf vorerst zurechtlegen zu können, bevor ich sie aussprach; ganz anders, als es eben gewesen war.

"Kann ich dich etwas Komisches fragen?"

"Du kannst mich immer alles fragen, Louis", antwortete sie ehrlich und hinterließ damit keinen Zweifel an ihrer Aussage.

"Was tut man, wenn man eine Person nicht ausstehen kann aber irgendwie trotzdem ständig an sie denken muss?"

Irgendwie war dies sogar noch untertrieben. Mich würde es bei meinen ständigen Gedanken an diesen Lockenkopf nicht einmal wundern, wenn er wie aus Zauberhand vor mir auftauchen würde. Nur um mich dann wieder auf die Palme zu bringen.

"Das ist eine schwierige Situation, das stimmt. Was denkst du denn, warum du so oft an diese Person denken musst?"

"Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil sie mich in den Wahnsinn treibt? Ständig provoziert, alles, wirklich alles kommentieren muss oder mich komplett ignoriert und trotzdem-", ich brach ab und lachte verzweifelt auf, weil ich nicht mehr wusste, wohin mit all den Emotionen in mir. "Es macht einfach keinen Sinn."

"Leider machen Gefühle selten Sinn, Louis. Aber vielleicht versuchst du in dieser Situation das Falsche zu verstehen." Sie lehnte sich etwas vor, stellte ihre Schüssel ab und griff stattdessen nach ihrem Kaffee, ehe sie ihr linkes Bein hochzog und sich genau vor mir in den Schneidersitz setzte. "Für mich klingt es so, als wäre diese Person dir wichtig und das ist es, was dich wütend macht."

Wichtig?! Ich kenne ihn ja nichtmal richtig. Alles was ich von ihm weiß, weiß ich von Menschen die über ihn sprechen, da er selbst ja nicht den Mund aufzukriegen schien. Ich hatte noch nie eine so verschlossene Person getroffen und da sollte er mir wichtig geworden sein?

"Wichtig?" Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nur... Ich will nicht mehr so durcheinander gebracht werden."

"Vielleicht bringt sie dich durcheinander, weil du versuchst, sie in eine Schublade zu stecken, in die sie einfach nicht passt."

"Du denkst also, das ist meine Schuld?"

"Nein, ich würde hier nicht von Schuld sprechen. Du hast eine klare Vorstellung davon, wie diese Person sein sollte und wie du dich fühlen solltest. Aber manchmal passt die Realität nicht zu dem Bild, das wir uns gemacht haben - und das kann uns ins Wanken bringen."

"Also ist das Problem, dass ich sie falsch sehe?"

"Nicht falsch, aber... nicht komplett? Menschen sind selten so einfach, wie wir denken. Und manchmal auch nicht so, wie wir sie gerne hätten."

Ich verstummte für einen Moment und dachte über ihre Worte nach. Verglich sie mit den Handlungen, die ich bisher mit Harry erlebt hatte und erinnerte mich an Situationen, wo mir bewusst geworden war, wie unterschiedlich er mit verschiedenen Menschen umsprang. Er hatte definitiv mehr als nur eine Seite an sich und hundertprozentig war ich eine Person, die sein wahres Ich nicht kennen sollte. Und leider wurde mir bewusst, dass ich dies aber auf irgendeine Art und Weise wollte und mich verwirrte, dass ich dabei herausfinden könnte, dass er nicht das Arschloch ist, für das ich ihn halte.

"Es wäre also einfacher, wenn die Person mir einfach egal wäre?"

"Wahrscheinlich schon, ja. Aber ich glaube, das ist nicht die Art Mensch, die du bist. Du wirst herausfinden, was diese Gefühle die du hast, bedeuten."

"Und wenn ich vielleicht doch nicht wissen will, was sie bedeuten?"

"Dann wirst du es vermutlich trotzdem irgendwann herausfinden. Gefühle sind hartnäckig und lassen sich nicht einfach nach hinten schieben oder verdrängen. Vor allem, wenn sie deinen Kopf so sehr besetzen."

Für einen kurzen Moment wusste ich nicht so ganz, was ich darauf antworten sollte, obwohl ich innerlich wusste, dass sie Recht hatte. Sonst wäre es ja gar nicht erst zu der Situation gekommen, dass ich hier mit ihr auf dem Sofa sitze und ihr mein Leid plagte, weil es mich die halbe Nacht wachgehalten hatte.

Ich hörte wie sich die Haustür öffnete, sah wieder hoch in das freundliche Gesicht meiner Stiefmutter und lächelte sie ebenfalls an, bevor ich noch einmal ergeben mit den Schultern zuckte.

"Danke, Kim."

"Immer gern, Louis. Ich bin da, selbst wenn du nicht genau weißt, wofür."

[...]

Zwar kein Larry, aber Louis hat sich in diesem Kapitel doch endlich jemandem anvertraut 🥰und ist sich vielleicht ein paar Gefühlen klarer geworden?🧐

Vielen vielen Dank fürs lesen ♥️

Lots of love xx

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