•·.· TWENTY-EIGHT ·.·•

• hab mich verträumt mit dir •

1322 Words


"Jetzt ärgere ich mich ja doch etwas", murmelte ich, stützte mein Kinn auf meiner Handfläche ab und sah zu Harry, der gerade am Startblock angekommen war.

"Worüber?"

"Ich wäre echt gerne mit dir geschwommen..."

Meinem Kapitän fielen fast die Augen raus, als er die Ehrlichkeit in meiner Stimme wahrnahm und irgendwie genoss ich es schon jetzt, dass er damit nicht umgehen konnte. Deswegen verkniff ich mir noch kurz mein Lachen und registrierte dann seine rot angelaufenen Ohren, weswegen ich dann doch nicht innehalten konnte.

"Daran muss ich mich echt noch gewöhnen", gab er zu, erwiderte jedoch mein Lachen und hievte sich aus dem Wasser, um sich kurz darauf auf dem Block neben mir niederzulassen. "Wir könnten morgen vor der Schule gemeinsam trainieren, bevor wir in den Unterricht müssen?"

"Vor dem Unterricht?" Verwirrt sah ich Harry an und fragte mich gleichzeitig, ob er dies wohl häufiger tat. Mir war bereits aufgefallen, dass Harry oft nach dem Training länger blieb oder jeden Tag trainierte, aber das er bereits vor dem Unterricht schwimmen ging, war mir neu.

"Ja... das lässt mich gut in den Tag starten."

"Es wundert mich, dass du nicht häufiger im Unterricht einschläfst."

"Wenn du nur wüsstest", antwortete er Stumpf und brachte mich damit zum lachen. "Ich würde mich eben frisch machen."

"Und dann?" Ich hob eine Augenbraue, schmunzelte etwas und während er aufgrund dieser Nachfrage einen Systemabsturz genoss, überlegte ich innerlich selber, was uns für Möglichkeiten blieben.

Wir könnten nicht einfach so gemeinsam spazieren oder irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Jeder wusste, dass zwischen Harry und mir eigentlich böses Blut herrschte und ich war, vor allem am heutigen Tag, nicht in der Laune, mich irgendwem erklären zu müssen. Ich wusste nichts von seiner Familie; Notiz an mich, dass ich dies definitiv ansprechen müsste; und um ehrlich zu sein, wollte ich ihn auch nicht mit zu mir nehmen. Kim würde zwar respektvoll sein, aber ich traute Eleanor noch nicht genug, um auch ihr diese Charaktereigenschaft zuzuschreiben.

"Ich... hätte da eine Idee."


Harry war unter der Dusche schneller fertig als gedacht und aufgrund unserer neu gefunden Dynamik, hätte ich ein seltsames Schamgefühl dabei empfunden, ihm in die Umkleide zu folgen. Ich wusste noch nicht, ob sich dies verändern würde, sobald die anderen mit dabei waren und innerlich machte ich mir Sorgen darüber, dass es dies nicht tun wird. Harry hatte mir aber auch keinen besonders einladenden Blick geschenkt und vielleicht konnte ich in jenem Moment, wo er sich von mir wegdrehte, sehen, dass seine Ohren leicht rot waren.

"Wie bist du heute zur Schule gekommen?", fragte er mich interessiert, während ich noch etwas gefesselt von seinen Locken war, die durch die Nässe noch dunkler schienen.

"Mit dem Bus", murmelte ich leicht abwesend und räusperte mich, bevor ich endlich wieder mein selbstbewusstes Lächeln aufsetzte, "so wie jeden Tag."

"Ich auch. Dann... fährst du mit in meine Richtung."

"Okay, ich würde meiner Stiefmutter nur noch eben Bescheid sagen, dass ich später komme."

"Sag ihr auch fürs Abendessen ab", warf er sofort ein und nach meinem, wohl doch sehr ausdrucksstarkem Gesicht, sah er zu seinen Füßen. "Bitte."

Ich war wirklich gespannt, was er vor hatte und beschloss dennoch, es einfach ohne weitere Hinterfragen hinzunehmen. Auch wenn daraufhin eine etwas unangenehme Stille herrschte, schafften wir es irgendwie darüber hinweg und landeten gemeinsam im Bus, der für die Uhrzeit viel zu voll war und uns zum Stehen verleitete.

Durch die Lautstärke um uns herum war es nun zumindest nicht möglich sich richtig zu unterhalten, weswegen die Stille zwischen uns nicht mehr so ungezwungen wirkte. Stattdessen tauschten wir einfach nur ein paar scheue Blicke aus und vielleicht berührte mein Oberarm ein paar Mal zu oft seinen, als das es als Versehen bezeichnet werden könnte, bevor er mit einem Drücken auf den Knopf signalisierte, dass der Bus an der nächsten Haltestelle zum Stop kommen sollte.

Ich hüpfte vor ihm nach draußen und wunderte mich kurz über den Wald, der sich vor uns auftat, bevor Harry wortlos an mir vorbei ging und mir mit seiner Hand signalisierte ihm zu folgen. Etwas aus meinen Gedanken geholt atmete ich einmal auf, bevor ich seiner Bitte folgte und hinter ihm über den, durch die Wärme hellen, Sandboden lief. Es knirschte unter meinen Vans und teilweise stieg ich über heruntergefallene Äste und Steine, bevor mein Kapitän den Fußweg verließ und ins Gestrüpp abbog.

"Sucht man sich für einen Mord nicht normalerweise die Dunkelheit aus?", fragte ich, halb sarkastisch halb ernst und überlegte für einen Moment stehenzubleiben, als Harry sich bereits zu mir umdrehte und offensichtlich mit den Augen rollte.

"Ich glaube nicht, dass jemand außer Liam sich hier her verirrt, also bin ich sicher." Auch wenn seine Antwort nicht hätte stumpfer formuliert sein können, sah ich das kleine Schmunzeln in seinem Mundwinkel und atmete innerlich tief durch, bevor ich meinen Schritt beschleunigte und kurz darauf neben ihm stand. "Wir sind da."

Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, konnte ich bereits das Baumhaus sehen, was sich vor uns erstreckte. Er nahm sich einen langen Ast aus der Ecke und ließ dann mit einem gekonnten Handgriff eine Leiter herunterfallen, die er wenig später hoch kletterte. Ich hingegen brauchte noch einen kurzen Moment, bis ich ihm folgen konnte und anscheinend gab er mir diesen auch, da er sich nicht nach mir umsah.

Die Leiter war stabiler als sie aussah und sobald ich oben in das Haus geklettert war, zog Harry sie wieder zu sich und breitete sie neben der Öffnung aus. Nun fuhr mein Blick durch den kleinen Raum, der an sich nicht viel zu bieten hatte und trotzdem eine enorme Heimlichkeit ausstrahlte. Es stand sogar eine Kiste in der Ecke, an die Harry herantrat und dann Decken und Kissen hervorzauberte, die er so auf dem Boden platzierte, dass sie einen gemütlichen Sitzplatz erschufen.

An einer kleinen Fensteröffnung stand ein runder Holztisch mit zwei Stühlen, von denen man perfekt nach draußen sehen konnte und an den Wänden der Hütte hingen Poster verschiedenster Schwimmer und Musiker, die meinen Blick direkt auf sich zogen.

"Du kannst dich ruhig setzen, wenn du möchtest." Harrys Stimme holte mich aus meinen Beobachtungen und ich wandte ihm meinen Blick zu, ehe ich langsam nickte und meine Tasche neben seine stellte. "Liam's Dad hat dieses Baumhaus damals mit uns gebaut. Wir waren als Kinder oft hier um Pilze zu sammeln und sein Vater bestand immer darauf, an Orten zu suchen, wo die anderen Menschen nicht hingehen. Als er dann diesen Baum entdeckt hat, befand er es als perfekten Moment seinen eigenen Kindheitstraum, und auch unseren, wahr zu machen."

"Es ist wirklich schön", stimmte ich ihm zu und bekam ein vorsichtiges Lächeln zu sehen. "Kommt ihr noch oft her?"

"Nicht wirklich. Also schon ab und zu, wie letztes Wochenende, aber natürlich nicht mehr so oft wie damals."

"Dafür seid ihr zu beschäftigt."

Aufgrund der gespielten Ernsthaftigkeit meiner Aussage fingen wir beide an zu lachen, ehe er mich mit der Schulter leicht anstupste und ich zur Seite fiel.

"Ich trainiere wirklich viel."

"Ich weiß." Das war mir tatsächlich schon aufgefallen. Vor allem wenn ich heute sogar erfahren hatte, dass er teilweise schon vor dem Unterricht trainieren ging. "Hast du manchmal das Gefühl, dass es dich überfordert und du möglicherweise deswegen so schlecht drauf bist?"

"Nope, ich war nur wegen dir schlecht drauf."

"Du bist so ein Idiot, ehrlich."

Kurz darauf passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Wir lachten gemeinsam, so synchron wie es auch beim schwimmen der Fall war und dann verfingen sich unsere Blicke ineinander. Wie beim ausschwimmen wurde dieses Lachen jedoch ruhiger und verlief sich irgendwann in dem scheuen Lächeln, welches auf unseren Lippen Platz gefunden hatte. Irgendwie waren wir während dieses Prozesses näher aneinander gerückt; unsere Hände hatten sich angenähert und ein erregtes Kribbeln fuhr meinen Arm hinauf bis in mein Herz, welches daraufhin einen aufgeregten Hüpfer machte.

"Darf ich dich küssen?"

Ich konnte nicht mehr warten. Und vor allem wollte ich endlich einen Kuss mit Harry erleben, der mit dem vollkommenen Einverständnis von uns beiden stattfand.

"Ja, bitte."





[...]

Ich würde ja gerne emojis einsetzen, aber Wattpad hat mich erst an meinem Laptop die a/n einfügen lassen :(

Wahrscheinlich war das Kapitel etwas unspektakulär für das 28. Kapitel, aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen und vielleicht ein warmes Gefühl gegeben c:

Vielen Dank für eure ganzen Kommentare und fürs lesen <3

Lots of Love xx

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