•·.· ONE ·.·•

• Wer bist du, wenn du niemand sein musst? •
1460 Words

Nachdem ich mich den vorherigen Abend erfolgreich von allen menschlichen Wesen des Hauses ferngehalten und mein Abendessen Nachts, ganz alleine und in Ruhe, warm gemacht hatte, kam der nächste Tag viel zu schnell. Mein Wecker holte mich also unsanft aus meinem schönen Traum und ich seufzte genervt auf, als ich meine Decke leicht von meinem Körper schmiss und meine nackte Haut die frische Luft berührte.

Ich hatte mir angewöhnt mein Handy ans andere Ende des Raumes zu legen, damit ich wirklich aus dem Bett aufstehen musste, um den Wecker auszustellen und mich pünktlich fertig machen zu können. So schaltete ich das nervige Klingeln meines iPhones ab und schnappte mir die Klamotten, die ich mir gestern Abend bereit gelegt hatte vom Stuhl, um dann meine Zimmertür zu öffnen und für einen Moment inne zu halten.

Jedoch war das Haus ganz zu meiner Überraschung nicht leise, dabei hatte ich meinen Wecker extra eine halbe Stunde früher gestellt, um rechtzeitig alleine den Bus zur Schule nehmen zu können. Eleanor hatte mir zwar gestern noch schnell angeboten mich mitzunehmen, doch schon eine fünfzehn-minütige Autofahrt mit meiner Stiefschwester schien mir zu viel zu sein.

Ich ignorierte die Musik und machte mich im Badezimmer schnell fertig und musste mich dann schweren Herzens mit meinem Rucksack nach unten in die Küche begeben, wo bereits Eleanor und Kim standen. Die Gynäkologin lächelte mich erfreut an und legte das Handtuch zur Seite, mit welchem sie gerade den Abwasch abgetrocknet hatte, ehe sie auf den Tisch zeigte.

"Die Smoothie-Bowl habe ich dir noch mit fertig gemacht. Die Heidelbeeren sind aus unserem Garten und schmecken fantastisch, glaub mir." Ihre braunen Augen sahen mich freundlich an, doch ich konnte damit überhaupt nichts anfangen. Sie musste sich nicht um mich kümmern, immerhin war sie nicht meine Mutter.

"Ich passe", gab ich nur stumpf zurück und schnappte mir eine Banane, ehe ich meinen Rucksack neu schulterte und meine Hand hob, während ich, ohne ihnen noch einen Blick zu schenken, die Küche verließ.

Schnell googelte ich die nächste Haltestelle und hätte vor Freude in die Luft springen können, als ich sah, dass sie nur einen fünf Minuten Fußweg entfernt war. Das bedeutete, ich konnte tatsächlich jeden Tag den Bus nehmen und hatte keinen Grund, bei meiner Stiefschwester in ihrer viel zu sauber polierten, weißen Karre zu fahren.

Ich wartete noch ein paar Minuten, scrollte durch die Gruppennachrichten im Chat, die sich aufgrund der Pläne für das kommende Wochenende nicht an mich richteten und schon jetzt fühlte ich mich wahnsinnig einsam.

Der Bus fuhr vor und ich hüpfte die Treppen nach oben, bevor ich den Fahrer mit einem kurzen Nicken begrüßte und mich einfach auf dem nächstbesten Platz niederließ. Schnell hatte ich meine Kopfhörer aus meiner Tasche gekramt und mir meine go-to Playlist anzumachen, bevor ich mich von den anderen abschottete und während der Fahrt nur aus dem Fenster sah.

Der Fakt, dass ich meinen Vater seit einigen Jahren hier besuchen kam und mir trotzdem nichts im Umkreis bekannt vorkam, zeigte eigentlich schon, was ich von der Stadt hielt. Mich überkam nicht das kleinste Bedürfnis, mich hier wie Zuhause zu fühlen und die doofen Blicke der anderen Schüler halfen mir nicht dabei, diese Meinung in irgendeiner Weise ändern zu wollen. Ich grinste diese Menschen also nur übertrieben freundlich an, ehe wir nach knappen zwanzig Minuten an der Schule hielten und ich mich in die Schlange einreihte, um den Bus zu verlassen.

Die Sonnenstrahlen auf meiner Haut ließen mich direkt etwas besser fühlen und ich folgte einfach der Traube an Schülern, die sich auf den riesigen Schulhof begaben, bis ich den Eingang fand und mich nicht großartig herummachte, sondern diesen direkt nach oben ging, um mich nach dem Sekretariat umzusehen.

Mein Blick war konstant auf die Schilder an der Decke und den Wänden gerichtet, an denen die Beschreibungen hingen, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Sekretariat ankam und meinen Stundenplan ausgedruckt in die Hand gedrückt bekam.

Nachdem ich mich ganz peinlich im Matheunterricht vorgestellt hatte, wurde ich neben einen Schüler gesetzt der Zayn hieß, mir jedoch nicht wirklich Beachtung schenkte. In dem Buch, welches mir bereits zur Verfügung gestellt wurde, zeigte er mir zumindest womit sie sich gerade beschäftigten und das war es auch schon. Reden tat er nicht und seine Aufgaben erledigte er alleine, auch, wenn alle anderen in Teams arbeiteten. Zwischendurch blinzelte er mal auf sein Handy und drehte die Zigarette in seinen Händen, ehe er, nachdem die zwei Stunden um waren, seine Tasche schulterte und verschwand.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich dem dunkelhaarigen hinterher, beschloss aber mir nicht zu viele Gedanken zu machen, da er gar nicht noch weniger Interesse an mir hätte zeigen können. Dies war auch der Grund weswegen ich, anstatt ihn zu fragen, lieber zu der Lehrerin ging und mich dort nach dem Schwimmteam erkundigte. Leider konnte sie mir dazu nicht besonders viel sagen und verwies mich mit einem gelangweilten Gesicht an das Sekretariat, während ich mich fragte, ob an dieser Schule überhaupt jemand an Gesprächen interessiert war.

Da ich nicht wusste wo sich die Mensa befand, beschloss ich einfach mir etwas aus dem Automaten zu holen und saß wenig später mit zwei Sandwiches und einem Wasser auf einer Bank in der Sonne, als ich Zayn entdeckte, welcher geradewegs auf mich zukam. Verwundert nahm ich meinen Rucksack herunter, damit er sich neben mir platzieren konnte und rümpfte die Nase, als ein leichter Rauchgeruch zu mir rüber wanderte, obwohl sein Parfüm diesen ziemlich gut überdeckte.

"Hey", gab er von sich und da ich nun zum ersten Mal seine Stimme wahrnahm stockte mir kurz der Atem, bevor ich die Wasserflasche von meiner linken Hand in meine rechte schob.

"Ehm.. Hey?" Meine Verwunderung konnte ich auf keinen Fall überspielen, was auch er mitzubekommen schien. Zumindest könnte das der Grund dafür sein, dass ich ihn leise lachen hörte, bevor ich mich etwas mehr zu ihm drehte. "Wie kommt's das du jetzt doch mit mir sprichst?"

Nun wurde sein lachen etwas lauter und fast schon beleidigt schob ich meine Unterlippe vor, während er sich aus seiner vorgebeugten Position nach hinten gegen die Wand lehnte, seinen rechten Fußknöchel auf dem linken Knie ablegte und mich anschaute. Seine Arme waren nun ebenfalls vor der Brust verschränkt und trotz dieser verschlossenen Haltung, wirkte er gerade freundlicher als eben im Unterricht. Das könnte aber auch einfach an dem Lächeln liegen, was nun seine Lippen zierte.

"Ich rede im Unterricht nicht viel." Nicht viel war definitiv untertrieben. "Möchte nicht das die Lehrer noch den Eindruck bekommen ich würde etwas sagen wollen."

"Aha." So richtig überzeugt war ich von seiner Aussage noch nicht. "Danach bist du auch so schnell weggewesen, dass ich die Klingel fast nicht gehört habe."

"Ich brauchte ne Zigarette. In der ersten Pause wird die erste Zigarette des Tages geraucht. Die ist etwas besonderes." Er drehte den Stengel, den er nun in seiner Hand hatte, zwischen seinen Fingern und hielt ihn mir hin.

Direkt schüttelte ich den Kopf, lehnte mich nun aber ebenfalls nach hinten und biss noch einmal von meinem Sandwich ab, während wir unseren Blick ein wenig über die anderen Schüler auf dem Hof schweifen ließen.

Mir war es egal das wir nicht sprachen. Es war einfach schön, doch nicht alleine hier sitzen zu müssen und dementsprechend direkt als ein Außenseiter abgestempelt zu werden. Auch wenn ich mir unsicher war, ob Zayn nicht selber zu den Schülern gehörte, mit denen die anderen eher weniger zu tun haben wollen. Dabei sah er gar nicht wie jemand aus, den die anderen meiden. Eigentlich würde ich sogar behaupten, dass er der typische Kerl ist, dem die Mädchen seit der ersten Klasse hinterherlaufen.

"Bist du in einem Team?", fragte ich also einfach direkt drauf los und war tatsächlich nicht sonderlich verwundert, als er meine Frage verneinte.

"Die Jungs würden niemals öffentlich rauchen." Er lachte verächtlich auf und wandte sich dann wieder an mich. "Da du mir aber die Frage stellst nehme ich an, dass du es vorhast?"

"Ich geh ins Schwimmteam."

"Du gehst ins Schwimmteam", wiederholte Zayn meine Aussage abfällig und lachte als ich nickte. "Wenn du es so sagst, klingt es, als würden die jeden aufnehmen."

"Ich bin gut."

"Gut reicht nicht." Er wurde durch die Klingel unterbrochen, stand von der Bank auf und hielt mir dann die Hand hin, um mich ebenfalls hochzuziehen.

"Zeigst du mir nach der Schule wo sie trainieren? Ich würde mir gerne die Halle angucken."

"Was kriege ich dafür?"

Nachdem ich Zayn versprochen hatte ihm morgen eine Packung Zigaretten mitzubringen, versprach er tatsächlich, mich nach der letzten Stunde zur Schwimmhalle zu begleiten. Dementsprechend aufgeregt war ich, als die Klingel das Ende des Schultages ansagte und ich fast schon in Lichtgeschwindigkeit meinen Rucksack packte, um mich mit ihm auf den Weg zu machen.

[...]

Natürlich musste genau das erste Chapter länger werden, aber beim vorschreiben waren sie alle über 2000 Wörter lang und da einen Cut zu finden war schwieriger als gedacht 🥹

Louis durfte aber Zayn schon kennenlernen- immerhin etwas 🥰 was ist euer Eindruck von Louis bisher?😯

Thanks for reading ♥️
Lots of love xx

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