•·.· NINETEEN ·.·•
• und mit jedem tag mehr wird es weniger •
1364 Words
Kim wartete bereits mit einem strahlenden Lächeln an ihrem Auto auf mich, während sich ein paar andere Mütter um sie herum versammelt hatten. Sie alle kamen jedoch zu uns, sobald wir aus dem Bus ausstiegen und nahmen ihre Söhne teilweise in den Arm, als wären wir zwei Wochen weggewesen, während die Brünette und ich uns eher ein schüchternes Lächeln zuwarfen.
"Ich hole kurz meine Tasche und komme dann zum Auto", versprach ich und kämpfte stark dafür, dass meine hochgezogenen Mundwinkel nicht nach unten fielen, da antwortete sie mit einem Nicken und machte auf dem Absatz kehrt, um zurück zu ihrem Wagen zu gehen.
Mich zog es stattdessen auf die andere Seite des Busses, wo einige bereits ihre Taschen aus dem Frachtraum nahmen. Zu meinem Schrecken stand Harry auch dort etwas abseits, gerade im Gespräch mit dem Trainer, dessen Augen aufleuchteten sobald er mich sah. Keine Sekunde später hatte er die Hand gehoben und mich somit zu sich gerufen, woraufhin ich einmal tief durchatmete und mit stolperndem Herzen auf die beiden zuging.
"Ich weiß, ihr beide seid von dem Training bestimmt sehr kaputt, aber ich habe noch einen kleinen Anschlag auf euch vor." Noch bevor er es ausgesprochen hatte, wusste ich, worum es gehen musste und konnte mir gerade so ungefähr tausend Sachen vorstellen, die ich lieber machen würde, aber mir blieb ja auch nichts anderes übrig. "Da die anderen morgen frei haben, dachte ich, es wäre perfekt, euch beide morgen schwimmen zu lassen. Ich möchte so wenig Fremdeinwirkung wie möglich haben und dann haben wir noch genug Zeit, um die Staffel gemeinsam trainieren zu lassen. In der richtigen Reihenfolge, mit dem verdienten Freistil-Schwimmer."
Harry und ich bekamen beide den Mund nicht auf und obwohl ich es nicht zurückhalten konnte, einmal in seine Richtung zu blicken, schenkte er mir keinen Blick. Seine Miene war ausdruckslos, bevor er nickte und noch kurz nach der Uhrzeit fragte, ehe er sich verabschiedete und mich mit dem Coach stehen ließ. Meine Augenbrauen hatten sich zusammen gezogen und ich schluckte schwer, als ich ebenfalls zum gehen ansetzte, mich der Coach jedoch zurückhielt.
"Ich habe von dem Schwimmen gegen Cameron gehört-"
"Schon okay, ich war irgendwie...", ich stockte, da ich selbst nicht wusste, wie ich den Satz beenden sollte, doch mein Gegenüber nickte bereits.
"Ich weiß, ich kenne dich noch nicht lange. Aber wenn sie in einem halben Jahr zu uns kommen - verrate es keinem- dann wirst du ihn schlagen können. Dafür würde ich meine Karriere verwetten."
Erstaunt von seinen Worten wusste ich gar nicht so richtig, was ich antworten sollte, nickte jedoch und bedankte mich dann. Es hatte sogar ein ehrliches Lächeln auf mein Gesicht gefunden, was er freundlich erwiderte, bevor er mich entließ und ich mir meine Tasche schnappte, bevor ich zu Kim's Auto ging und einstieg.
Während der Fahrt berichtete ich ein wenig über das Trainings-Lager und schmunzelte innerlich darüber, wie aufgeregt Kim bei allem nachfragte und ehrliches Interesse zeigte. Ich wusste, dass mich nun, wo ich den einfach-aus-Prinzip-Hass abgelegt hatte, ihre Art dazu verleitete, offen zu sein. Sie machte es mir einfach, ihr zu vertrauen und in ihr einen Menschen zu sehen, dem ich alles erzählen konnte und obwohl es mir noch Angst bereitete, versuchte ich stark, mich davon nicht abschrecken zu lassen. Doch mit dem Hinblick darauf, dass ich voraussichtlich noch ein Jahr hier war, würde es sowieso besser sein, mich mit ihr gut zu stellen.
Meine Stiefmutter hatte beschlossen, für heute Abend Pizza zu bestellen und da mein Vater sowieso unterwegs war, gab es auch niemanden, der sich darüber beschweren würde. Stattdessen wartete Eleanor bereits auf uns beide, hatte ihre Haare in einen unordentlichen Dutt gedreht und sich zusätzlich für ein rosanes Haarband mit Katzenohren entschieden, was mich schon wieder fast schmunzeln ließ. Sobald Kim ihren Aufzug gesehen hatte, meinte sie, wir sollten schon mal bestellen und sie würde sich ebenfalls in ein gemütliches Outfit schmeißen, weswegen meine Stiefschwester und ich nun zum ersten Mal so richtig alleine waren.
"Wie war das Camp?" Die braunen Augen sahen mich freundlich an, nachdem wir das Essen bestellt hatten und obwohl sie etwas zur Seite gerückt war, um auf dem Sofa Platz zu machen, ließ ich mich auf dem Sitzsack nieder.
"Ganz gut. Anstrengend..."
"Das glaube ich dir..." Eine unangenehme Stille herrschte zwischen uns und sie nahm ihre Unterlippe zwischen die Zähne, bis sie sich räusperte und dann Mut zusammengesucht hatte. "Wie war Harry so drauf?"
"Du weißt es." Natürlich wusste sie es. Wahrscheinlich wusste es jeder hier, aber vor allem sie.
"Jap. Aber es war absehbar... die beiden sind schon Ewigkeiten befreundet gewesen und natürlich ist es ein schöner Gedanke, wenn der beste Freund später auch zum Ehemann wird, aber wenn dieser einem nicht geben kann was man braucht...", mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, damit sie auch ja weitersprach, doch mein ganzer Körper war angespannt.
"Wie?"
"Naja, Harrys Familie besitzt nicht besonders viel Geld." Sie zuckte mit den Schultern und es war ihr anzusehen, dass es sie ehrlicherweise nicht interessierte, doch ich hatte auch Heather nicht so eingeschätzt, als wäre das wichtig für sie.
"Ich verstehe das Problem nicht."
"Nein, oh Gott nein, das war nicht der Grund für die Trennung. Nur ist Harry deswegen immer so unglaublich angespannt und vor allem eingespannt- das Schwimmen nimmt jede seiner freien Minuten ein. Und in letzter Zeit wurde es noch schlimmer. Wahrscheinlich, weil er durch dich Angst bekommt, das Stipendium nicht zu kriegen?" Den letzten Satz murmelte sie eher leise und fragend vor sich her, doch ich hörte ihn trotzdem und schluckte.
Das ging mich alles sowieso nichts an. Absolut nichts. Und schlecht fühlen bräuchte ich mich auch nicht, denn jeder andere und auch ich haben das Recht auf dieses Stipendium. Auch ich wollte mich nicht an den Arsch meines Vaters hängen, sondern es eigenständig verdienen. Doch warum krampfte es in meiner Brust dann trotzdem so?
Kim betrat den Raum in einem weißen T-Shirt und schwarzer Jogginghose, ehe sie sich neben ihre Tochter fallen ließ und fragend zwischen uns beiden hin und her sah. Nachdem sie jedoch niemand einweihte, fragte sie mich, ob ich gerne mit ihnen die Kardashians schauen wollte oder wir uns für was anderes entscheiden sollten. Da ich jedoch davon sprach, nach dem Essen sowieso sofort ins Bett zu huschen, schaute ich mehr schlecht als Recht die Serie mit ihnen mit und aß danach meine Pizza, bevor ich sie tatsächlich alleine ließ und mich komplett fertig und mit vollem Kopf schlafen legte.
Am nächsten Morgen stand ich überpünktlich an der Bushaltestelle, weil ich mich ziemlich darauf freute, Zayn zu sehen und ihn nach seinem Wochenende zu fragen. Dieser hatte mir erneut einen Platz freigehalten, obwohl dies sonst eher ignoriert wurde und nahm mir den Part jedoch ab, weswegen ich es war, der zuerst erzählen musste- und letztendlich nichts erfuhr.
Auch Zayn stimmte meinem Coach zu, dass ich diesen Cameron nächstes Mal in Grund und Boden schwimmen würde, woraufhin er mir unbewusst ein gutes Gefühl verpasste. Gar nicht deswegen, weil er so an mich glaubte, sondern, weil sein Interesse ehrlicherweise so groß war.
Den Schultag über schaffte ich es dann doch, ihm ein paar Details über sein Wochenende zu entlocken, jedoch handelte es sich dabei hauptsächlich um seine Schichten und die Gäste, die er dort bedienen musste. Doch auch diese Informationen saugte ich auf und schaffte es so, dass er mich explizit fragte, ob ich ihn nach meinem Training am Mittwoch nicht wieder besuchen wollte, woraufhin ich natürlich direkt zusagte.
"Ich würde dich ja anfeuern kommen, aber-"
"Keine Fremdeinwirkung", grinste ich, womit wir uns ein wenig über diesen Wortlaut meines Coaches lustig machten, doch es entlockte auch dem dunkelhaarigen ein Schmunzeln. Kurzerhand zog ich ihn in meine Arme, nachdem er bei meinem ersten Schritt ebenfalls eine einladende Geste gemacht hatte und ließ dann von ihm ab. "Ich werde berichten."
"Ich werde da sein." Ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen, bevor sich sein gesamter Gesichtsausdruck kurzerhand verdunkelte und ich mich um die eigene Achse drehte. Harry hatte uns einen Blick zugeworfen, der dem von Zayn ziemlich ähnelte und ließ mich deswegen fragend meine Augenbrauen zusammenziehen, bevor er sich jedoch kurzerhand umdrehte und bereits in die Halle ging. "Bitte mach ihn fertig."
"Mache ich. Bis morgen."
[...]
Mehr als „die beiden sind im nächsten Chapter ziemlich alleine 👀" sage ich gar nicht 🤭✨
Habt ihr durch das Kapitel vielleicht eine Bestärkung darin bekommen, weswegen Harry ist, wie er ist?🧐
Danke fürs lesen und kommentieren ♥️
Lots of love xx
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