Chapter 8 Teil 2: Nyctophilia


„Sag mal Mish, hattest du eigentlich gar keine Angst?" fragte Yuji erstaunt, der sich eben am Hinterkopf gekratzt hatte und nun wieder die Hände in die Hosentaschen steckte. Natürlich meinte er den Horrorfilm.
„Huh? Oh- nein. Nicht wirklich. Ich fand ihn eher langweilig. Was war mit dir?" fragte sie, während sie ihn kurz von der Seite anblickte.
„Oh- ich natürlich auch! Also wer sowas gruselig findet..." sprach er, doch sie sah, dass sich seine Wangen ein wenig rosa gefärbt hatten. Sie konnte nicht umhin, zu grinsen, denn sie fand seine Reaktion unglaublich süß.

Sie blickte über ihre Schulter und sah, dass Gojo und Deria nebeneinander her liefen, während Megumi ein wenig abseits von Deria miesgelaunt mit schlappte. Mish richtete erleichtert seufzend wieder nach vorn, bevor Yuji erneut sprach: „Irgendwie...finde ich dich ziemlich interessant, weißt du? Ich würde gerne mehr über dich erfahren...also...wollen wir Freunde sein?"
Er lächelte leicht.
„Oh- ich- ja- sehr gerne!" Mish musste erst einmal Gedanken und Worte sortieren, bevor sie überhaupt verstand, was er gerade gesagt hatte. Innerlich schrie sie vor Freude - er fand sie also interessant? Er würde gerne MEHR über sie erfahren? AAAAAAA. Oh. Da war es. Er hatte sie gefragt, ob sie Freunde sein wollten. Freunde. Sie seufzte.
„Super!" er lächelte sie breit an, was sie etwas zurückhaltend erwiderte.
„Also...wie sah dein Leben eigentlich vor- nun ja- dem Fluch aus? Warst du da schon ein Jujuzist?" fragte sie interessiert.
„Oh, nein, war ich nicht. Ich war nur Schüler auf irgend einer High School, oh- und Mitglied in einem Club für paranormale Aktivitäten! Und ansonsten...habe ich mich die meiste Zeit um meinen Opa gekümmert." erklärte stolz.
//‚Nur' irgend ein Schüler... dass ich nicht lache.// dachte sie ironisch und verschränkte die Arme.
„Was ist mit dir? Was hast du so gemacht, bevor du hierher kamst?" fragte er neugierig.
„Ich habe eine Jujutsu-Schule in Deutschland besucht...eigentlich, seit ich denken kann. Mein Vater ist der Rektor, musst du wissen, und naja. Das war's. Mehr Interessantes gibt's eigentlich nicht." Mish könnte sich selbst in den Hintern beißen - wieso hatte sie sich nicht einfach etwas Aufregendes ausgedacht? Doch nein, sie wollte ihn nicht anlügen.
„Also ich finde das sogar sehr interessant. Wie war es auf deiner Schule? Wie hier?"
„Huh?" Mish sah ihn verwundert an.
„So ähnlich, denke ich. Natürlich unterscheiden sich die Traditionen, aber die Schüleranzahl ist sogar ein wenig niedriger. Und wir spezialisieren uns eher auf den Kampf mit bloßen Händen, als mit Waffen. Deshalb komme ich auch gut ohne Fluchwaffe zurecht."
„Und du sagst es gibt nichts Interessantes an dir?" lachte er leicht.
„Naja, das betrifft ja auch eher mich selbst, denke ich. Was machst du denn so in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade Finger isst?" wechselte sie das Thema.
„Naja, ich trainiere meine Fluchfähigkeiten und gehe manchmal ins Gym. Und dann wäre da noch...kochen. Und ich lese gerne Mangas!"
„Ach wirklich? Welche de-"

Sie konnte ihre Frage nicht ganz aussprechen, denn plötzlich machte sie einen Satz nach vorne und war haarscharf davor, auf dem Boden aufzuprallen, doch sie wurde von einer unbekannten Kraft gehalten. „Das war knapp." sagte Yuji erschrocken bevor er sie zurück auf die Beine zog. Sie schaute auf den Boden, um den Grund für ihr Stolpern zu finden, doch nichts. Keine Pflanzen, keine lockeren Pflastersteine - es war einfach ihre eigene Tollpatschigkeit, die sie über ihre eigenen Füße hatte stolpern lassen.

Wie unendlich „peinlich." Sprach sie ihren Gedanken aus und blickte zu Boden.
„Gehts dir gut?" fragte Yuji besorgt und legte seine Hand auf ihre Schulter.
Es war, als würde man ihr einen Dolch in exakt diese Stelle stechen, doch es fühlte sich nicht im entferntesten Sinne unangenehm an.
Sie schaute ihn an und sagte: „Ja, sicher doch, das war nur meine eigene Dummheit." Autsch. Sich selbst zur Schnecke zu machen war wenigstens nicht so peinlich, als würden es andere tun.
„Vielleicht sollte ich aufpassen dass du nicht nochmal stolperst, schließlich tun das doch richtige Freunde, oder?" fragte er, während seine Hand zu ihrer fuhr und er sie nahm.
„Soll ich?" erkundigte er sich unsicher und wartete auf Mishs Zustimmung, während beide stillstanden. Misheru stockte der Atem, anders konnte man es nicht artikulieren. Als sie ihn wieder fand, antwortete sie: „Ich wäre beleidigt, wenn nicht."
Sie sah, wie Yuji leicht lächelte, bevor sie weiterliefen, und es steckte sie sofort an.
Sie war sich fast sicher, dass mehr dahinter stecken musste. Sie kannte weder ihn, noch die Sitten in diesem Land, doch einfach nur ein ‚Freund' würde das nicht tun. Oder vielleicht doch? Es blieb ihr nichts anderes übrig als Mutmaßungen anzustellen, die wahrscheinlich die absurdesten Gedanken beinhalten würden. Doch war es wirklich so absurd? Sie warf ihm einen Blick zu.
„Ach, was wolltest du eigentlich fragen, bevor du- nun ja." fragte Yuji.
„Oh- ja- welche Mangas liest du denn?"
„Soul Eater lese ich am liebsten." antwortete er. Seine Hand in ihrer fühlte sich irgendwie so warm und geborgen an, als würde sie sie vor allem Unheil beschützen. Sie bremste sich selbst in ihren Träumereien und antwortete: „Oh wow- wirklich? Ich auch! Sag mal, wer ist dein liebster Charakter? Sag ja nichts falsches!" sie grinste. „Hmm...lass mich überlegen...ich denke Blackstar. Und deiner?"
„Glück gehabt." sie grinste. „Eindeutig Death." sprach sie weiter.
„Wenn du willst, kann ich dir mal meine Sammlung zeigen! Und oh- wir können auch mal Animes schauen!" Seine Augen wurden riesig vor Aufregung.
Sie konnte nicht umhin, erneut zu grinsen. Es lief einfach perfekt. Fast schon ZU perfekt, für ihr Glück.
„Yuji...wo ist der Haken?" fragte sie, und man konnte deutlich heraushören, dass ihre Stimmung abgesackt war.
„Huh? Haken? Was meinst du?" fragte er verwundert, während er sie ansah.
„Na du bist so nett zu mir...einfach so." sprach sie und sah zur Seite. „Mish. Ich weiß zwar nicht was du durchgemacht hast, aber keine Sorge, ich meine es wirklich ernst." Nun war er derjenige, der nicht mehr so fröhlich wie sonst klang.
Sie sah erneut zu ihm und konnte nicht umhin, leicht zu lächeln. „Danke."
„Was? Das ist doch selbstverständlich!" versicherte er ihr, doch in der Realität sah es anders aus: „Nein, ist es nicht."

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Es war eine weitere Stunde vergangen, als sich die Truppe wieder auf den Rückweg machte. Yuji begleitete Misheru bis zu ihrem Zimmer, wo er sich dann mit einem Winken von ihr verabschiedete.
Als Mish ihre Tür schloss, fiel ihr auf, dass sie Deria von dem Vorfall noch gar nichts erzählt hatte, obwohl sie es eigentlich hätte sehen müssen, denn so weit waren sie von den anderen nun auch nicht entfernt gewesen. Sie würde duschen und dann würde sie bei ihr vorbeischauen, ganz sicher.
In ihrem kuscheligen Schlafanzug gekleidet öffnete sie leise ihre Zimmertür, um herauszuschleichen und direkt nebenan zu Deria zu gehen, doch im selben Augenblick sah sie, wie ... jemand Derias Zimmer betrat und sie die Tür schloss. Halt- war das etwa...MEGUMI?!

„Oh. mein. Gott." sagte sie mit weit aufgerissenen Augen, als sie ihre Tür schnell wieder schloss und sich an diese lehnte. Hatte Deria etwa was mit ihm? Kaum vorstellbar. Aber wieso würden sie sich sonst so spät in ihrem Zimmer treffen...?
„Irghs." Nein. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, aber eins stand fest: Sie würde Deria morgen zur Rede stellen; komme, was wolle.

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