Chapter 5 Teil 2: Sciamachy

//Na super. Depressiver Scheißkerl und Gojo.// dachte Deria, es könnte wirklich nicht schlimmer sein, doch das war bekanntlich ihr Glück.

„Nanu, wo bleibt ihr denn?" rief Gojo, der schon vorgelaufen war. Deria beäugte Megumi nur einen Augenblick mit erhobener Augenbraue, bevor sie Gojo hinterher schritt.
„Was?" fragte Megumi hörbar genervt, als er sich ihnen anschloss. „Was meinst du?" fragte Deria, ohne sich umzudrehen.
„Na weshalb hast du so geguckt?" fragte er harsch. „Wie hab ich denn geguckt?" fragte sie augenverdrehend.
„Na na Kinder, nicht streiten!" sprach Gojo plötzlich mit erhobenem Finger.
„Ich bin kein Kind." erwiderte sie kühl, woraufhin Gojo nur mit einem kleinen Lacher antwortete.
//Ist das jetzt sein Ernst? Ich bin reifer als beide zusammen...// dachte sie genervt.

„Tche." kam es nur von Deria, bevor sie um die Ecke bogen und auf eine hölzerne Tür zusteuerten, die Gojo behutsam öffnete.
„Ladys First!" sagte er mit seinem üblichen Grinsen, doch Deria antwortete nur frech: „Also nach dir, Fushiguro."
Megumi sagte zwar nichts, doch sein Ausdruck sprach Bände, während er zähneknirschend eintrat und Deria mit Gojo folgte.

Sie befanden sich nun in einem Raum, der vollkommen aus festem Gestein bestand, fast wie eine mittelalterliche Folterkammer, doch der Eindruck veränderte sich, als jede Ecke mit Licht erfüllt wurde.
„So!" lächelte Gojo die beiden an. „Wir werden heute Derias Fluchkraft erforschen, dafür ist dieser Raum am besten geeignet."
„Und wofür bin ich hier?" fragte Megumi während er sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnte. „Na genau dafür!" sagte Gojo erfreut und hob den Kopf.
„Gojo...wie hast du das eigentlich gemacht? Gestern, als du...du weißt schon." Deria fiel es schwer, sich einzugestehen, dass Gojo sie gerettet hatte, und vor Megumi war es doppelt so schwierig. „Hm? Was meinst du genau?" fragte er irritiert, doch sie war sich sicher, dass er ganz genau wusste, wovon sie sprach.
„Als du mich...gerettet hast. Wie konntest du durch die Flammen...gehen?" stellte sie ihre Frage nun präziser und hoffte, dass dieses unangenehme Gefühl schnell wieder verschwand.
„Ah~" machte er, und fasste sich schmunzelnd ans Kinn. „Ich kann es dir zeigen."
Er streckte seine Hand aus, doch Deria war sich nicht sicher, was sie tun sollte, und sie wollte sich selbst nicht zum Affen machen, weshalb sie sie bloß fragend anblickte.
Nun stellte sich auch Megumi interessiert neben den beiden auf.
„Berühr' meine Hand." wies Gojo Deria an, was sie auch zögerlich ausführte. Während ihre Hand auf dem Weg zu seiner war, fing ihr Herz unaufhörlich an, zu flattern. //Reiß dich zusammen.// dachte sie und starrte verwirrt auf ihre Hand, die, so sehr sie es wollte, seine nicht berühren konnte. „Wie...hm...ich verstehe. Aber-" fing sie an, doch nun nahm Gojo ihre Hand in seine, und diesmal berührten sie sich auch. Erstaunt sah sie auf ihre Hand, die von Gojos gehalten wurde, und darin fast versank, denn er hatte tatsächlich große Hände, was bei einer Körpergröße von 1,90m jedoch auch nicht weiter verwunderlich war.
„Fällt dir etwas auf? Du konntest sie nicht berühren, aber ich dennoch deine. Das kommt daher, dass du die Unendlichkeit zwischen uns berührt hast. Umso näher du mir kommst, umso langsamer wirst du." erklärte er.
„Interessant..." grübelte Deria, während sie immer noch auf die beiden Hände starrte. Es war wirklich sehr interessant. Wie machte er das? Konnte sie es auch lernen? Wie auch immer, jetzt war nicht der Zeitpunkt.
Selbst Megumi beobachtete verblüfft das Schauspiel. Eigentlich hielt Gojo ihre Hand bereits länger als nötig, wie es Deria auffiel, doch es war ihr nicht unangenehm. Nein, genau genommen war es angenehm, seine warme Hand um ihre kühle zu spüren.

„Also!" Er löste den Kontakt von Derias Hand mit seiner und klatschte in die Hände.
„Megumi, du wirst das Versuchskaninchen spielen und dich bestmöglich gegen Derias Angriff schützen, verstanden?" richtete er das Wort an Megumi, der seufzend seine Shikigami beschwörte.
„Jetzt zu dir Deria! Du konzentrierst dich auf deine Fluchkraft und versuchst, sie gegen Megumi einzusetzen."
„Er wird danach verkohlt sein-" gab Deria zu Bedenken, was von Megumi mit einem „Keine Sorge Morgenstern, du solltest dich weder überschätzen, noch mich unterschätzen." kommentiert wurde.
Deria kniff ihre Augen zusammen.
„Das werden wir noch sehen, mein Lieber."

Sie ging einige Schritte entfernt in Angriffsposition, während sich Gojo ebenfalls ein paar Schritte seitlich von ihr positionierte.
Deria schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf das Feuer. Sie konnte zwar spüren, dass es in ihrem ganzen Körper glühte, doch sie konnte es einfach nicht freisetzen.
„Wirds bald, Morgenstern?" fragte Megumi ungeduldig.
„Halt die Klappe." antwortete sie knapp. Verdammt, er machte es nicht gerade einfacher, sie konnte sich kaum konzentrieren.
Plötzlich spürte sie, wie etwas hinter sie trat, und sie war eine Millisekunde davor, sich umzudrehen, doch das wurde von einer sanften Stimme verhindert, die Gojo gehörte. Sie konnte spüren, wie sein Atem ihren Haarschopf streifte, und er seinen Arm über ihren und seine Hand auf ihre legte.
„Ganz ruhig." erklang es nun rau an ihrem Hinterkopf. Er hatte wohl gespürt, dass sie zurückgezuckt war. Deria versuchte vergeblich, nicht zu hastig zu atmen, wodurch sie erst recht Luftnot bekam. „Du musst es fühlen." sprach er erneut und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihrem ganzen Körper, und ihre Fußsohlen anfingen, zu kribbeln. Wieso reagierte sie nur so auf ihn? Sie musste sich ganz schnell wieder einkriegen, bevor er etwas merkte. Also konzentrierte sie sich, und die Hitze von vor einer Minute kam zurück, breitete sich in ihrem Körper aus.
„Fokussiere dich auf deine Hände. Gib die Pole frei."
//Du hast leicht reden. Vor dir steht ja auch kein Scheißkerl und hinter dir kein-//
Doch sie tat, wie ihr geheißen, und tatsächlich: Sie spürte, wie sich eine prickelnde Konsistenz um ihre Hände legte, doch sie war nicht schmerzend oder unangenehm.
Gojo zog langsam seine Hand von ihrer, entfernte sie aber nicht ganz, sondern positionierte sie auf ihrer Schulter. Nun öffnete Deria endlich die Augen, und sah erstaunt auf ihre Hände, die von blauen Flammen umgeben waren. Ein hämisches Grinsen bildete sich auf ihren Lippen, als sie Megumi visierte. Kampfbereit wartete er auf den Angriff, vor ihm befanden sich seine Shikigami.
Bevor sie überhaupt darüber nachdachte, wie sie das Feuer jetzt loslassen sollte, tat sie es einfach: Sie hob ihre Hände in Höhe, und plötzlich ging seine Eule in Flammen auf.

„HÖR AUF!" hörte sie ihn nur verzweifelt rufen, während er sich schockiert zu seinem Shikigami drängte, von dem allmählich nur noch Fleisch und Knochen übrig waren.
Neben dem grässlichen Gekreische seiner Eule nahm sie Gojos raue Stimme wahr, die jetzt nicht mehr so fröhlich klang: „Deria."
Sie ließ ihre Hände sinken, und damit endete auch das Feuer. Dampf entwich dem Tier, das nun eher einem verbrannten Hühnchen ähnelte, als einer Eule. An manchen Stellen befand sich nur noch Asche, die locker auf den noch vorhandenen Körperstellen lag.

„Du hast ihn umgebracht!" rief Megumi wutentbrannt, als er vor ihr auftauchte. Sie konnte die Wut und Trauer in seinen dunkelblauen Augen erkennen, während sie nicht wusste, was sie fühlen sollte.
„Es tut mir leid." entwich ihr heiser, während sie sich wie hypnotisiert dem verbrannten Kadaver näherte, der hin und wieder kraftlos krächzte. Er war also doch nicht tot!
Sie riss ihre Augen auf und setzte sich vor ihm in die Hocke; es war wirklich ein schrecklicher Anblick. Wenn es eine Fähigkeit gab, die sie wirklich beherrschte, dann war es Heilung. Ihre Tante selbst war nicht nur die Ehefrau eines Jujuzisten, der ebenfalls Lehrer an dieser Schule war, sie war auch selbst eine Jujuzistin gewesen. Vor ihrem Tod hatte sie sich mit Deria und ihren Fähigkeiten auseinandergesetzt, und versucht, ihr zumindest die Grundlagen zu lehren. Es gab noch so Vieles, was unentdeckt in ihr schlummerte, und nicht einmal ihre Tante hatte eine Ahnung gehabt, welche Ausmaße ihre Kräfte annehmen würden.
Es kam ihr vor als wäre es gestern gewesen, als sie diesen kleinen Vogel gefunden hatte, dessen Flügel gebrochen war. Deria kam mit Tieren besser zurecht, als mit den meisten Menschen, also entschied sie sich, ihn mit zu nehmen. Als sie ihn in ihre kleinen Hände nahm, wollte sie nichts lieber, als dass er geheilt würde, und als sie ihn untersuchen wollte, flog er aus ihren Händen und zwitscherte, als wäre nie etwas gewesen.
Das ist nun fünf Jahre her.

Deria war sich nicht sicher, wie sie es machte, doch es stand nahe, dass sie mit ihrem Jujutsu die Zeit umkehrte, und den Körper wieder in den Zustand versetzte, in dem er vorher war. Sie hielt vorsichtig die Hände über den Shikigami, und schloss angestrengt die Augen.
„Komm schon." sie zog ihre Augenbrauen zusammen. Plötzlich stieg ihr der Geruch von Fleisch in die Nase, und als sie ihre Augen wieder öffnete, schien es, als würde sich der Körper wieder in seine ursprüngliche Gestalt regenerieren. Tränen bildeten sich in ihren Augen, und selbst als die Eule freudig krächzend wieder in die Lüfte flog, blieb sie auf ihren Knien sitzen, während sie zu Boden starrte.
„Nue!" hörte sie Megumi fassungslos rufen.
„Wie hast du das gemacht?" fragte er, als Nue sich auf seiner Schulter niederließ.
„Sei einfach froh dass es so ist." sagte sie emotionslos, während sie sich grob ihre Tränen von der Wange wischte und nun aufstand.

„Wir machen Schluss für heute. Megumi, du darfst gehen."

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