Kapitel 8
Yoongi und ich standen wenig später vor der Bibliothek. Das alte Gebäude schien optisch schon in seine Einzelteile zu zerfallen.
Yoongi drückte vorsichtig die schwere Tür auf. "Puhh. Hier ist echt schon lange niemand mehr gewesen.", hustete er und wedelte sich vor dem Gesicht herum. Das kann man wohl sagen.
Wir beschlossen uns bei der Suche nach dem passenden Buch zu trennen. Ich übernahm den westlichen Teil der Bibliothek und Yoongi den östlichen.
Jedes einzelne Buch in den Regalen war von Staub zugedeckt. Man konnte nur ganz schwach den Titel auf den Einbänden lesen. Es ging von Heilkunde über mystische Wesen bis hin zu schwarzer Magie.
Da ging mir kurz ein Licht auf. In Büchern für schwarze Magie wird oft über Königinnen geschrieben. Ich durchsuchte das Regal, bis ich schließlich das richtige Exemplar fand. "Magie der vier Schwestern" hieß das Buch. Ich betete dafür, dass dort etwas hilfreiches drin war. Ich nahm das Buch heraus und wischte die fette Staubschicht runter. Volltreffer! Yoongi stand zwei Regale weiter links von mir und sah sich um. "Yoongi, du brauchst nicht weiter suchen. Ich hab das richtige Buch gefunden." "Und was genau hast du damit vor?" "Es in Ruhe lesen und darauf hoffen, etwas zu finden, womit ich sie aufspüren kann." "Wie sehen denn die Königinnen aus? Dann kann ich dir bei der Suche helfen." Ich reichte Yoongi ein Bild der Königinnen. Und mit einem Mal legte sich ein geschockter Blick auf sein Gesicht. "Ähh ... kennst du die vier?" "Indirekt. Ich bin ihnen mal flüchtig begegnet, kurz bevor die Sonnenwende war. Sie haben versucht, mir ein Flasche Gift anzudrehen, ich habe aber abgelehnt." "Wofür war denn das Gift?" "Um ... um ..." Yoongi brach auf einmal in Tränen aus. Ich nahm ihn in den Arm. Er krallte sich in meinem Hemd fest und weinte sich auf meiner Schulter aus. Ich ahnte schon, was er mit dem Gift machen sollte. Wahrscheinlich war sein Auftrag, mich zu töten. Ich weiß, dass sich Yoongi immer alleine gefühlt hat, immer in meinem Schatten stand und mich dafür hasste, doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er so einen Auftrag niemals annehmen würde. Er glaubte auch, dass er einen Fehler begangen hat, doch der einzige, der was falsch gemacht hat, war ich. Ich habe nicht gesehen, wie schlecht es ihm ging. Ich habe zu viele Geheimnisse vor ihm, die ich am liebsten mit in mein Grab nehmen würde. Somit hatte Yoongi echt genug Gründe und Argumente, mich zu töten. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich mich schon längst verbannt. Und das nicht nur für ein Tausend Jahre, sondern für immer.
Wieder im Thronsaal, trommelte ich Jungkook und die anderen zusammen. "Ist es echt so wichtig, dass du mich beim Schlafen störst?", beschwerte Jungkook sich und gähnte. "Ja, ist es. Und jetzt hört ihr mir ganz genau zu. Das ist verdammt wichtig!" Ich legte das Buch auf den Boden und schlug die Seite mit dem Lesezeichen auf. "In diesem Buch habe ich noch Restinformationen zu den vier Königinnen gefunden. Ihre Namen sind Jennie, Jisoo, Rose und Lisa. In ihren Tagebüchern reden sie nur davon, wie gerne sie die Welt beherrschen würden. Aber in diesem Buch wird alles noch mal genau erklärt." "Können wir das Buch denn nicht dazu nutzen, sie zu finden?", fragte J-Hope. "So leicht ist das nicht. Sie sind wie Schatten. Tagsüber verstecken sie sich und nachts kann man sie unmöglich finden. Aber sie sind immer da." Bei dem Gedanken lief es mir kalt über den Rücken. Und ich hoffe mal stark, dass ich ihnen die nächsten Tage nicht begegnen werde.
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