Kapitel 33

Yoongi

"Wann wurde hier denn das letzte Mal Staub gewischt?", huste Jin und wischte mit einem Taschentuch die meterlangen Spinnweben weg. Der unterirdische Gang ins Schloss war alles andere als besenrein, doch das war mir total egal. Ich wollte jetzt nur noch Jimin finden. "Wenn du hier putzen willst kannst du das gerne später machen. Wir haben jetzt andere Sorgen.", knurrte ich leicht angepisst. Jin kann die totale Diva sein, wenn es um Staub und Schmutz geht. Doch darüber wollte ich mich jetzt nicht aufregen.
Durch den Gang drangen auf einmal Stimmen. "Jungs hört ihr das?" Taehyung quetschte sich an mir vorbei und krabbelte voraus. "Wo willst du hin?", schrie-flüsterte ich aufgebracht. Wenn ich mich nicht irre sind das Jimin und Jungkook. Sie sind ganz in der Nähe. Kommt schon." Ich streckte meinen Arm nach Taehyungs Shirt aus und hielt ihn zurück. "Tae, bleib hier. Bist du lebensmüde? Jungkook ist nicht mehr der, der einmal war. Und ich will nicht dass er dich vielleicht auch noch verletzt." "Aber ich muss da rein! Ich muss wissen, was mit ihm passiert ist." Taehyung ist zwar sehr freundlich und respektvoll, aber auch ein mega Sturrkopf. "Du unterschätzt die Königinnen total. Sie werden dich töten. Überlege dir erst einmal, wie wir da sicher rein kommen." Er blickte mich stumm an. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie sehr ich ihn damit verletzt hatte. Taehyung liebte Jungkook wirklich sehr und ich verstand ihn vollkommen, doch gerade würde ich einem Skorpion mehr Vertrauen schenken als Jungkook. Es war ja auch nicht meine Absicht, ihn zu verurteilen, aber seine Tat war einfach unverzeihlich. Jungkook hat Jimin in seiner Gewalt und nahm mir somit alles, was mir wichtig war und was mir etwas bedeutete. Er zerstörte beinahe mein Leben mit seiner Tat. Ich verstand einfach nicht, wie man so grausam sein konnte. Ich hatte auch Angst, Jimin vielleicht nicht mehr lebend zu finden. Aber würde Jungkook wirklich so weit gehen, um mein Leben zu zerstören? So etwas hätte ich von niemand von ihm gedacht. Er ist doch noch nicht einmal zu so etwas fähig. Was haben die Königinnen mit ihm gemacht? Es war so als hätte man ihn unter Drogen gesetzt und dann mental gefoltert. Eine grauenhafte Vorstellung, ich weiß. Aber es würde zu den Königinnen passen, sofern ich das aus den Tagebüchern ziehen konnte. Taehyung schien unter diesen Ereignissen genauso stark zu leiden wie ich. Wahrscheinlich ging es ihm noch beschissener als mir. Auf einmal hatte ich einen Schrei von hinten. "Au!" "Jin, sei leise!", mahnte ihn Namjoon. "Mir ist was auf den Fuß getreten." "Das war bestimmt nur ein Tier, dass ... autsch!" Namjoon war der nächste, der losschrie. "Jungs, seit still!", fauchte ich wütend. "Dadurch, dass ihr die ganze Zeit quatscht, werden sie uns nur umso leichter finden. Also haltet die Klappe oder ich stopfe sie euch." Für gewöhnlich bin ich nicht so gemein zu meinen Freunden, aber gerade brachten sie mich total auf die Palme. Ich wollte ungern von Jungkook erwischt werden. Und dann war ich der nächste, der losschrie. Irgendetwas hat mich gerade gestochen. Vor Schreck über meinen eigenen Schrei hielt ich mir die Hand vor den Mund. Das hätte man selbst fünf Kilometer vom Schloss entfernt hören können. Die Gefahr dass wir jetzt erwischt werden, war mehr als groß. Zögernd warf ich einen Blick durch das Gitter des Lüftungsschachtes, in das uns der Gang geführt hat. Ich konnte fünf Gestalten erkennen, die genau in meine Richtung shauten. Vier Mädchen und ... einen Jungen, der sehr verdächtig nach Jungkook aussah. Er schaute mir direkt in die Augen. Verdammt! Er hat mich gesehen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Wenn er uns jetzt erwischt, sehe ich Jimin vielleicht nie wieder. Ich traute Jungkook zu, dass er uns mit Gewalt trennen will. Wieso ich diese Theorie aufstelle? Noch bevor die Sonnenwende stattfand, beichtete er mir, dass er heimliche Gefühle für Jimin hatte. Ich wusste nicht, ob es immer noch der Fall war, aber es war einer der vielen Gründe für meine Verwandlung zum Albtraum. Und ich wünschte mir, Jungkook hätte mir die Wahrheit nie erzählt. Es machte mich bis heute noch kaputt. Und ich sprach auch nie darüber.
Auf einmal fing der Lüftungsschacht an sich zu bewegen. Er bog sich spitz nach unten. Wir verloren unseren Halt und rutschten ab. Und im nächsten Moment öffnete sich eine Klappe. Wir fielen gefühlt zwanzig Meter tief und landeten in einem Käfig. Der Aufprall hat mit jetzt wahrscheinlich einen Wirbel verschoben.
"Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da? Unseren hübschen Prinzen der Nacht, der nicht einmal richtig mit seinen Fähigkeiten umgehen kann. Bist du meiner Bitte in dem Brief gefolgt?" Ich war zu schockiert, um ihm zu antworten. Er hatte sich gewaltigst verändert. Seine Augen waren nicht mehr braun, sondern blau. Jungkook versprühte auch nicht mehr das Element der Großzügigkeit. Es war fast so, als hätte man ihn ausgewechselt.
"Was hast du Jimin angetan?" "Ich habe nichts mit ihm gemacht. Naja, noch nicht. Du wirst schon in meinen Plan eingeweiht. Und deine Wächter natürlich auch. Warte nur noch ein bisschen." Ich glaubte ihm kein Wort. Er hat uns schon einmal im Bezug auf Jimin angelogen. Wieso sollte ich ihm jetzt glauben?
"Ich glaube dir nicht!" Jungkook fing hämisch an zu lachen. "Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ihm gerne in seiner Zelle Gesellschaft leisten. Es wäre ja jammerschade, wenn er ganz alleine dort sein muss. Ohne Freunde. Ohne Familie." "Schweig, Bastard!" Mir platzte förmlich der Kragen, als er so über Jimin redete. Er zog seinen Namen in den Dreck, als würde er Spaß haben, ihn zu verspotten. Wenn es etwas gibt, was ich am allermeisten hasse, dann ist es, wenn irgendjemand blöd über Jimin redete oder Gerüchte über ihn verbreitete.
"Findest du "Bastard" nicht etwas gemein? Ich dachte ja, wir zwei wären Freunde." "Niemals! Wir zwei sind keine Freunde. Und das werden wir auch nie sein." Jungkook drehte sich von uns weg. "Wie du meinst, Yoongi. Wir werden ja noch sehen, auf welche Seite du wirklich gehörst." Was meinte er denn jetzt damit? Meine Sorge um Jimin und meine Wut auf Jungkook verpassten mir solche Bauchschmerzen, dass ich weiche Knie bekam und beinahe zusammenbrach. Jin hielt mich gerade noch fest, bevor ich zu Boden sank. "Du wirst mir wahrscheinlich erst glauben, wenn du ihn mit eigenen Augen gesehen hast, oder etwa nicht?" Ich blickte fest in seine blauen Augen und sagte mit ernster Stimme: "Bring mich zu ihm." "Wie du willst."
Jungkook schnippste einmal mit den Fingern und brachte uns mit einem Telepotationszauber zu Jimin.

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