Kapitel 31
Yoongi POV
Der Weg war weiter als ich dachte. Der Kompass, womit man andere Personen aufspüren konnte, zeigte immer in eine Richtung. Ich könnte mich auch einfach auf meinen Instinkt verlassen, doch dann würden wir Jimin vielleicht nicht mehr rechtzeitig finden. Und ich wollte ihn noch lebend finden.
"Wenn Jungkook wirklich etwas mit Jimin's Verschwinden zu tun haben soll, was willst du dann machen?", fragte mich Taehyung, der über eine dicke Baumwurzel kletterte. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht und das wollte ich jetzt auch nicht. "Mir ist es jetzt gerade wichtiger, Jimin zu finden. Um Rache kümmere ich mich erst nachher." "Wie du willst."
Klar. Ich will auch, dass Jungkook seine gerechte Strafe für seine Tat bekommt. Doch ich kann ihn nicht zur Rechenschaft ziehen, wenn ich immer noch Ungewissheit wegen Jimin habe. Ich muss erst wissen, ob es Jimin gut geht. Ob er nicht verletzt ist. Und wenn Jungkook ihn bereits getötet hat? Ich brauchte Jimin unbedingt lebend. Ich wollte nicht, dass er stirbt oder ich ihn tot auffinde. Denn dann würde für mich eine Welt zusammenbrechen. Ja, ich weiß. Ich liebte Jimin wirklich sehr und ich würde alles dafür geben, um ihn wieder in meinen Armen halten zu können. Nur dafür müsste ich ihn erstmal finden.
"Yoongi. Schau mal." Jin stupste mich an und deutete auf ein Schloss, das auf der Spitze eines kleinen Berges stand. "Was soll daran denn jetzt so besonders sein?", fragte ich stutzig. "Jetzt sieh schon genauer hin. Erkennst du nicht die schwarz-rosanen Flaggen auf den Turmspitzen?" Jetzt erkannte ich sie. War das etwa das Schloss der vier Königinnen? Wenn ja, dann sind wir auf der richtigen Spur. Jimin könnte nicht mehr weit weg sein. Und die Kompassnadel fing an, verrückt zu spielen. "Wenn Jimin dort sein muss, müssen wohl oder übel in dieses Schloss rein. Die Frage ist nur: Wie stellen wir das am besten an, ohne erwischt zu werden?", dachte ich laut und stemmte die Hände in die Hüften. J-Hope hopste auf und nieder. "Ich weiß wie! Ich weiß wie!" Um ehrlich zu sein wollte ich seinen Plan nicht hören.
"Wir buddeln uns unter dem Schloss durch und ein Teil von uns überrascht die Bösen von vorne. Und der Rest von uns bleibt im Hintergrund. Nur für den Fall, dass wir angegriffen werden. Ohh! Ich hoffe, ich kann meine Partykanone benutzen." Taehyung zog eine Augenbraue hoch. "Partykanone?" "Natürlich. Sonst wäre es ja nur halb so lustig, die Bösen zu besiegen." Ich schüttelte den Kopf und musste mir dabei das Grinsen verkneifen. Eigentlich war mir gar nicht nach Lachen zumute und doch war ich froh, dass J-Hope wenigstens versuchte, mich etwas aufzuheitern.
Ich fühlte mich nämlich wie ein endlos langer, grauer Regentag. Genauso wie vor tausend Jahren, nur viel schlimmer. Die Ungewissheit, dass Jimin noch am Leben war, zerfrass mich mehr und mehr. Ich musste einfach wissen, ob es Jimin gut geht.
Ich teilte unsere Truppe in zwei Teams auf. Namjoon, Jin und J-Hope sahen sich auf der westlichen Seite nach einem Eingang um, Taehyung und ich übernahmen die östliche Seite. So sind wir schneller und es kommt vielleicht nicht der Verdacht auf, dass wir zu fünft nach Jimin suchten.
"Taetae, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte ich ihn, da er auf einmal einfach stehen geblieben ist. Sein Blick war zu Boden gerichtet. Weinte er?
"Ich ....", fing er an zu stottern. "Was? Erzähle es mir." "Ich hab Angst, dass ... wir Jungkook nicht ...." Taehyung sprach seinen Satz nicht zu Ende, sondern biss sich angespannt auf die Unterlippe. Meistens ein Zeichen dafür, dass er Angst hatte. Ich legte mitfühlend einen Arm um seine Schultern. "Wir werden ihn wieder zurückholen. Versprochen." "Wie kannst du dir da so sicher sein?" "In solchen Situationen muss man zuversichtlich sein. Vertrau mir." Dass außgerechnet ich das sage. Ich war ja auch total unsicher wegen Jimin. Was, wenn er gar nicht im Schloss ist, sondern unter dem Schloss im Kerker sitzt? Die meisten Schlösser haben unterirdische Verließe. Selbst unseres. "Taehyung, such unterhalb des Schlosses nach einem Eingang."
Wir kauerten uns zusammen und suchten am Boden nach einer Klappe. Das Schloss war aus massivem Marmor mit einer Schicht Platin gebaut, doch irgendwo muss es eine Öffnung geben. Es war nicht einmal ein richtiges Schloss, sondern eine Festung. Alle Fenster waren mit Gitterstäben verriegelt. Ich fragte mich, wie man so leben kann. Namjoon klopfte an der Wand entlang, um nach irgendeinem Hohlraum in der Wand zu schauen. Finden wir einen Hohlraum, finden wir auch einen Geheimgang ins Schloss. Den Trick habe ich als Teenanger von Jimin gelernt. Hätte nicht gedacht, dass Namjoon diesen Trick auch kennt. "Woher kennst du den Trick mit dem Klopfen?", fragte ich neugierig. "Jimin und ich haben mal einen Sparziergang gmachte und da hat er mir davon erzählt. " "Echt?" "Ja. Er sagte mir auch, dass er diesen Trick von seiner Lehrerin hat."
Das überraschte mich wenig. Jimin hat so viel von Seraphina gelernt und ich bewunderte sie dafür, auch wenn ich ihr nie begegnet bin. Sehr gerne hätte ich sie persönlich kennengelernt und mich mit ihr über Jimin's Studium unterhalten. Was er alles gelernt hat und in welchem Verhältnis die beiden wirklich zueinander standen. Ob freundschaftlich oder auf Basis der Liebe? Ich hatte keine Ahnung. Und ich wollte mich auch nicht in das Privatleben von Jimin einmischen. Das wäre ihm gegenüber ziemlich respektlos. Ist ja nicht so, als wäre ich eifersüchtig oder so. Ich machte mir halt nur Sorgen um ihn.
Nach ewigem Klopfen und Hinhören war ich dabei, die Hoffnung aufzugeben, als ich einen brüchigen Teil in der Mauer entdeckte. Ich quetschte meine Finger zwischen die Lücken und bewegte den Stein hin und her. Er lockerte sich Stück für Stück. Als ich den dicken Brocken endlich herausgelöst hatte, schlug die Turmuhr. Drei Uhr Nachmittags. Um diese Zeit würde Jimin jetzt Tee trinken. Mir wäre ein Tee jetzt auch recht, aber zur Nervenberuhigung. Ich bin immer noch total aufgeregt und nervös wegen Jimin. Ich habe Angst, ihn nie wieder zu sehen.
"Helft ihr mir, die Steine wegzuziehen?" Namjoon und Hoseok packten sich je einen Stein und zogen sie weg. Hoffentlich kommen wir so wirklich in das Schoss hinein.
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