Kapitel 2

Nervosität machte sich in mir breit. Ich konnte es nämlich gar nicht leiden, wenn mich jeder anstarrte. Ganz besonders nicht in dieser schweren Zeit, die ich gerade durch machte. Aber das wusste ja niemand in der Menge.
Also stand ich einfach nur da, setzte ein falsches Lächeln auf und betete, dass ich hier schnell wieder weg konnte. "Ist alles okay bei dir, Jimin?", flüsterte Jungkook mir ins Ohr. Ich schüttelte den Kopf. Wie soll es mir denn gehen, wenn ich jemanden ohne darüber nachzudenken verbannt habe? Jemanden, den ich von ganzem Herzen liebte?
Ich gab mir die größte Mühe, nicht allzu traurig zu wirken. Auf dem Thron war eine goldene Krone platziert. Taehyung stand neben dem Thron, nahm die Krone in die Hand und setzte sie mir sachte auf mein Haupt.
"Ladies and Gentlemen. Ich präsentiere euch den neuen Herrscher von Korea. Park Jimin, den Erste!", rief Taehyung zum Publikum. Die Menge jubelte mir zu und warf mir unendlich viele Rosen zu. Ich lächelte und winkte. Das übliche Spiel. Jetzt lag es an mir, ein guter Herrscher zu sein.

Nach der Zeremonie zog ich mich in die königliche Bibliothek zurück. An diesem Ort las ich alles, was man nur lesen konnte. Doch ich war nach etwas Bestimmtem auf der Suche. Ich durchforstete jedes Regal, bis ich schließlich das Richtige fand. > Die Mythologie von Sonne und Mond < hieß das Buch. Vielleicht fand ich darin ja etwas, was mir half, Yoongi zurück zu holen .... oder zumindest seinen Kummer zu verstehen.
Ich machte es mir auf der Bibliothekscouch gemütlich und fing an zu lesen. Da klopfte es an der Tür. "Jimin. Bist du da?", fragte Namjoon. "Ja. Komm rein." Eigentlich wollte ich alleine sein, aber das musste noch warten. "Ich wollte dir nur noch mal alles Gute wünschen. Und hier ist ein Stück Apfelkuchen für dich." Namjoon stellte ihn auf den kleinen Tisch und legte ein Gabel daneben. "Vielen Dank."
Auch wenn Namjoon einer der besten Bäcker im Schloss war, munterte mich sein Apfelkuchen nicht auf. Ich war psychisch total am Boden. Und mit den anderen darüber zu reden, hilft auch nicht. Sie meinten immer, ich sollte Yoongi vergessen. Aber das konnte ich nicht. Nicht mit dieser tiefen Reue in mir.

Ganz spät in der Nacht wurde ich wach. Ich hatte ein komisches Gefühl. Also stand ich auf und ging barfuß in den Thronsaal. Das Schloss war seelenruhig. Nur draußen hörte man hin und wieder eine Eule rufen.
Der Thronsaal war menschenleer. Nur der Mond spiegelte sich durch die gläserne Dachkuppel im marmorierten Boden wieder. Meine Sehnsucht nach Yoongi wurde spürbar stärker. Und ich wurde auch das Gefühl nicht los, dass außer mir hier noch jemand war. Der Saal bot nicht viele Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Also war es unmöglich, dass hier jemand ist. Dennoch beschlich mich das Gefühl, dass ich beobachtet wurde.
Ich ging ans Fenster. Der Mond schien hell auf das Königreich herab. Ich konnte die Magie von Yoongi deutlich spüren. Aber etwas war anders als sonst. Noch nie war diese Magie so intensiv und stark. Es fühlte sich fast so an, als ob sie mich umarmte und nicht mehr losließ.
Im nächsten Moment sammelte sich eine violette Rauchwolke vor mir. Ich hatte gerade ein Deja Vu.
Und erst jetzt merkte ich, dass ich ein Detail im Mond übersehen hatte:
Das "S" im Mond war weg.

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