Kapitel 10

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg ins Dorf. Ich bekam nämlich eine Einkaufsliste von Jin, die er für das Dinner heute Abend braucht. Außerdem habe ich noch ein Buch aus der Stadtbibliothek, welches ich zurückgeben muss.
Es war totenstill im Dorf. Früher tanzten die Menschen hier noch und haben gelacht, doch das ist seit geraumer Zeit Vergangenheit. Ich war die Stille des Dorfes gewöhnt und außer den Händlern wohnte hier niemand mehr. Schon irgendwie traurig.
Ich betrat die Bibliothek. Der staubige alte Geruch schenkte mir ein gewisses Vetrauen. Ja, ich stecke meine Nase gerne in irgendwelche Bücher rein. Vor einen Bücherregal für Kräuterkunde stand eine alte Dame mit hochgesteckten grauen Haaren und einem langen schwarzen Umhang.
"Guten Tag, Majestät.", begrüßte sie mich freundlich. "Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?" "Ja. Das wäre sehr freundlich von Euch. Könnet Ihr mir sagen, wo ich dieses Kraut finden kann? Es ist für meine Schwester." Sie reichte mir ein Bild von einer schwarzen Pflanze. Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch, doch dachte mir nichts weiter dabei. "Das finden Sie im Kräuterladen im Wald der tausend Schatten. Fragen Sie dort mal nach." "Vielen Dank für Eure Hilfe." Die alte Dame verbeugte sich anmutig vor mir und ging wieder. Irgendwas war komisch an ihr. Und vor allem kann man sich in diesem Alter gar nicht so perfekt verbeugen, wie sie es tat. Und mir waren zwei weitere Sachen total unschlüssig:
1. Warum suchte sie diese Kräuter, die eigentlich hochgiftig und tödlich sind?
2. Wieso hat sie ausgerechnet mich gefragt? Diese Antwort hätte ihr auch der Apotheker gegenüber geben können.
Diese Lady war mehr als merkwürdig.

Im Schloss angekommen hängte ich erst meine Tasche an die Garderobe. Mir ging die alte Dame nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte etwas ansich, dass mir böse vertraut war. So wie eine schwarze Aura. Bei dem Gedankem lief es mir kalt den Rücken runter. "Jimin, wo bist du?", rief mich Jin. "In der Eingangshalle. Was gibt es?" "Ist dir was passiert? Ich war krank vor Sorge." Jin fiel mir praktisch um den Hals und warf mich fast um. "Mir geht es gut, Eomma." Desöfteren nannte ich Jin Eomma (koreanisch für Mama), da er sich sehr großzügig um alle kümmerte und sich auch übertrieben viele Sorgen machte, wenn mal wieder was ist.
"Hast du meine Einkäufe dabei?" Ich reichte Jin die Tüte mit den Lebensmitteln. "Danke. Du bist ein Engel, Jimin." "Dafür, dass du dich immer so großzügig um mich und die anderen kümmerst, ist das gerade mal das mindeste, was ich tun konnte." Jin lachte und umarmte mich. Ich fand es immer wieder schön, meine Freunde so glücklich zu sehen. Nur .... Yoongi war es einfach nicht und das brach mir wiederum das Herz. Jedes Mal, wenn ich ihn so traurig sah, musste ich an diesen Tag denken. Dieser Tag, der unser Leben komplett veränderte und uns auseinander gebracht hatte. Der ihn mehr als nur verletzt hatte. Wenn Yoongi mich deswegen für alle Zeiten hassen würde, wäre ich damit auch zurecht gekommen. Ich hatte es ja nicht anders verdient.
"Jimin. Wo bist du?", rief auf einmal Namjoon. "Noch in der Eingangshalle. Was gibt es?" Namjoon kam wie ein Irrer aus der Bibliothek gerannt. "Ist dir irgendjemand auf dem Weg begegnet? Hat dich irgendeine alte Dame angesprochen?" "Ähh ... ja. Aber nur die Dame in der Dorfbibliothek. Sonst niemand." "Hatte sie eine Mondsichel als Ohrring?" Jetzt, wo Namjoon es sagte, fällt es mir wieder ein. Die alte Dame hatte einen Ohrring am linken Ohr. Eine Mondsichel. "Ja. Hatte sie. Wieso?" Namjoon hielt mir ein Blatt Papier vor die Nase. Es war ein Steckbrief. Als ich das Gesicht des Gesuchten sah, fiel ich vor Schock fast um. Es war der Steckbrief von Jennie.

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