Kapitel 9- Ein Freund?

Langsam öffne ich meine Augen.  Es war nur ein Traum. Naja, so richtig war es kein Traum.
Meine Erinnerungen an meine Vergangenheit tauchen nach und nach immer häufiger in Form von Träumen auf. Aber von diesem Erlebnis, hatte ich schon lange nicht mehr geträumt.

Auf einmal gelangt ein mir sehr gut bekannter Geruch in die Nase. Es riecht nach Pfannkuchen!

Als ich meine Augen ganz aufreiße, zucke ich zusammen. Das Sonnenlicht blendet mich. Mit einer Hand vor den Augen stolpere ich blind zu den Vorhänge und ziehe sie zu.

Nachdem es einigermaßen dunkle im Raum ist, kann ich wieder normal sehen.

Ich bin in meinem  Zimmer. Überrascht schaue ich auf meine Klamotten, die ich immer noch von gestern trage.

Fuck! Mit der Zeit kommen langsam meine Erinnerungen von gestern hoch. Nathaniel! Bei dem Namen stellen sich all meine Härchen auf meiner Haut auf.

Ich schlucke, wie zum Teufel kam ich überhaupt nach Hause? Ich hatte absolut keine Erinnerungen mehr, wie ich hierher gekommen bin.

Seufzend gehe ich in den Flur. Ich war immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen.

In der Küche angekommen, werde ich sofort von einem kochenden Kai begrüßt.

„Morgen, unsere kleine Rauschkugel", Kai grinst und wirft hin und wieder den angeheizten Pfannkuchen in die Luft.

„Pass doch auf, dass der Pfannkuchen nicht an der Decke klebt", flucht James, der am Tisch sitzt und an einem Kreuzworträtsel arbeitet, „Diesmal werde ich dir nicht mehr helfen das Zeug von der Decke zu kratzen."

Kai nickt nur zustimmend und schaut mich mit einem Soll-doch-James-denken-was-er-will-Blick an.

Ich verkneife mir gerade noch ein Grinsen, als mich James entdeckt.

Er springt auf und eilt zu mir. Sein Morgenmantel, den er wirklich fast jeden Morgen trägt, streift den Boden während er zu mir kommt.

„Gehts dir besser?", sorgenvoll betrachtet mich James und tastet an meiner Stirn, „Du bist ja ganz kalt."

„Mir gehts gut. Keine Sorge", ich nehme James Hand vorsichtig von meiner Stirn herunter.

Mit zusammengekniffenen Augen mustert mich James. „Gut, dass Milo bei dir war. Wer weiß, wie wir dich sonst nach Hause gebracht hätten."

„Milo hat mich nach Hause gebracht?", frage ich ungläubig nach.

„Ja, er hat dich ganz alleine heim gebracht. Kai und ich sind mit dem Taxi später nach Hause gefahren. Wir hatten einiges zu sprechen."

„Einiges in Form von Scott Scalten?", werfe ich ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Es war ein sehr wichtiges Gespräch.", meldet sich Kai hinter der Theke zu Wort.

„Natürlich", den Sarkasmus hört man direkt aus meiner Antwort heraus.

„Ihr sagt Milo hat mich nach Hause gebracht. Wo ist er?"

„Er pennt wahrscheinlich noch. Nicht einmal meine Pfannkuchen können ihn aufwecken", Kai schüttelt seinen Kopf, „Er ist schon eine Art für sich."

„Bin gleich wieder da.", ohne mich umzudrehen und ihre fragwürdigen Blicke zu ernten, laufe ich den Flur entlang, an mein Zimmer vorbei.

Am Ende des Flurs befindet sich Milos Zimmer. Wenn ich ehrlich bin, habe ich außer der hölzernen Tür nie mehr von seinem Zimmer zu Gesicht bekommen.

Ich klopfe leise an seiner Tür. Als keine Antwort oder ein nettes "herein" ertönt, klopfe ich lauter. Es ist schon ziemlicher spät, also darf ich ihn ruhig wecken.

So sind meine Ansichten.

Obwohl ich sehr laut klopfe, regt sich rein gar nichts hinter der Tür.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, lieber zu verschwinden und ihn in Ruhe schlafen zu lassen, aber was wenn ihm etwas passiert ist?

Vielleicht ist er tot? Sterbliche leben nicht wirklich lange.

Ohne ein schlechtes Gewissen reiße ich die Tür auf. „Lebst du noch?", unbewusst schreie ich schon fast.

Pure Finsternis kommt mir entgegnen. Die Vorhänge sind zugezogen. Sofort schalte ich das Licht an.

„Was zur Hölle", ein lautes fauchen ertönt von seinem Bett aus.

„Du lebst", erleichtert springe ich zu ihm.

Oke, ich muss zugeben, ich übertreibe ein wenig.

Milo reibt sich seine Augen und probiert verschlafen sie langsam zu öffnen. Blöd nur, dass ihm das Licht blendet.

„Schläfst du immer Oberkörperfrei?", frage ich neugierig. Er hat wirklich einen sehr atemberaubenden Oberkörper.
Mit Sicherheit besitzt er einen SixPack, aber so viel sehe ich blöderweise nicht.

Er schüttelt kurz seinen Kopf, und schafft es langsam seine Augen aufzubekommen.

Als er mich an seiner Bettkante sitzen sieht, verfinstert sich sein Blick.

Grob packt er mich am Arm und schubst mich von seinem Bett herunter.

„Aua", gebe ich laut von mir.
Einem Menschen hätte es mit Sicherheit weh getan.

„Was machst du hier?", wütend funkelt er mich böse an.

„Ich wollte mich bedanken, wegen..", mitten in meinem Satz unterbricht er mich auf unhöflicher Weise.

„Wir sind keine Freunde nur, weil ich dich nach Hause gebracht habe, bevor du vollkommen bewusstlos warst."

Da war er wieder. Der gemeine, ich hasse Miranda, Milo.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie verletzten mich seine Worte.

Natürlich wollte ich nicht, dass er mich als seine feste Freundin ansieht, aber als einen Freund, hätte ich ihn mir dennoch gewünscht.

„Warum hast du mich nach Hause gebracht, wenn du mich hasst?", frage ich ebenso wütend.

„Stell dir vor dir wäre etwas passiert", er lehnt seinen Arm neben mir an der Wand ab und drückt mich an die Wand, intensiv sieht er mir in die Augen, „Bis wir einen vierten Mitbewohner für unsere WG gefunden hätten, müsste ich mehr zahlen und darauf verzichte ich. Da bist sogar du mir lieber."

Aus seiner Stimme klingt pure Verachtung.

Wut steigt in mir auf. Ich schubse ihn mit all meiner unmenschlichen Kraft aufs Bett.

Unsanft landet er darauf und wäre fast auf der anderen Seite auf dem Boden gelandet.

Überrascht über meine Kraft sieht er mich mit großen Augen an.

Wortlos und mit erhobenem Blick stürme ich aus seinem Zimmer. Ich muss zugegeben, es war das schönste und größte Zimmer in diesem Apartment.

Aber die Person, die darin lebt ist das komplette Gegenteil.

Ich schlage seine Türe nicht laut zu, um ja kein Drama zu veranstalten.

Innerlich hasse ich mich dafür, von meiner Wut geleitet gelassen zu haben.

Meine Vampierkräfte kamen so unabsichtlich zum Vorschein. Etwas, was ich immer noch zu unterdrücken versuche.

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