Kapitel 4- Momente der Verweiflung

Noch immer stockt mein Atem und kein Wort kommt über meine Lippen. Das kann nicht sein, er kann es nicht sein.

Als ich endlich wieder Worte finde, flüstere ich James ins Ohr, der sich gerade wieder zu uns gesellt hatte.
„Kann es sein, dass Scott Scalten mit der Familie Gray Verwandt ist?"

Er konnte nur ein Nachkomme von Nathaniels Familie sein, schließlich hatte er einst fünf Geschwister.
Verwundert zuckt James seine Schultern.
„Du stellst Fragen."

Ich nicke und schaue erneut zur Plattform. Eine blonde Frau, deren Gesicht nur aus Make-Up und Plastik besteht, hängt sich an seinem Arm fest und wirft Luftküsse in die Luft.

„Denkt die etwa sie sei was besonderes", lache ich unbewusst laut auf.

„Das ist Haley Ellen, eine berühmte amerikanische Schauspielerin", entgegnet mir Kai schockiert, „Du besitzt echt wenig Promi Kenntnisse."

„Tja", seufze ich. Mich haben und werden auch nie Promis interessieren.

Auf einmal leuchtet die Discokugel oberhalb meines Kopfes rot auf.

Der gesamte Raum leuchtet in einem hellen Tonfall auf, dass ich all meine Mitmenschen genauer sehen konnte, doch mein Blick bleibt fest in Scott Scaltens Richtung.

Er kann es nicht sein, er kann es einfach nicht sein.
Und doch hatte er das aller selbe charmante Grinsen mit den weißesten Zähnen, die ich je sah.

Plötzlich streift sein Blick durch die Menge und bleibt direkt an mir haften.

Sein Grinsen verstummt und wir starren uns beide fassungslos an.
Seine Augen verziehen sich zu mandelförmige Schlitze.

Die blonde Harley wollte ihm gerade einen fetten Kuss geben, da hebt er nur seine Hand nach oben, um ihr zu zeigen, dass sie es lassen soll.
Ohne, dass sich sein Mundwinkel bewegt dreht er sich um und verschwindet hinter der Tür.

War er es doch?

Ich schlucke. Sollte ich ihm nachgehen? Hatte er mich erkannt?
Ganz planlos und verloren stehe ich da.

Nach einer Weile fasse ich mich wieder.
„Bin gleich wieder da", rufe ich in einem
nervösen Tonfall meinen Mitbewohnern zu.

Ohne mich umzudrehen, um ihre fragwürdigen Blick zu sehen, stolpere ich wortwörtlich aus diesem Raum.

Ich suchte in jedem Raum, an jeder Bar nach einem Mann mit blauen Anzug. Nirgends war er zu finden.

Gerade als ich meine Hoffnung verlor, höre ich ein lautes Lachen. -ein weibliches Lachen, eher ein stöhnen.
Unbewusst folge ich dem Geräusch hinter einem Vorhang und entdecke einen versteckten Raum.

Inmitten des Raums steht eine Bar, daneben eine Treppe, die wohl nach oben zur Plattform führt.

Leise und in einem schnellen Tempo flitze ich in Sekunden schnelle hinter die menschenleere Bar.
Das Lachen wird lauter. Sie muss ganz in meiner Nähe sein.

Vorsichtig erhebe ich mich und schaue über die Theke. Wenige Meter vor mir befindet sich ein rotes Sofa. Er sieht mich nicht, dafür bin ich zu gut versteckt.

Scott Scalten sitzt mit einem Scotch in der Hand genüsslich auf dem Sofa, während ihm irgendeine Brünette Liebkost. Hinter ihm steht eine Rothaarige, die seinen Hals mit weiteren Küssen übersät.

Meine Haut fröstelt vor Enttäuschung.
Das ist nicht Nathaniel, er kann es nicht sein. So etwas hätte er nie gemacht.

Und plötzlich passiert etwas unfassbares!
Scott Scalten zieht die Rothaarige mit einem Handgriff über die Couch, sodass sie hart auf dem Boden aufkommt.

Blut strömt aus ihrem Mund, aber sie lebt.
Ihre Augen wirken schockiert und trübselig.

Die Brünette wollte los schreien, doch ehe sie sich verseht, steht Scott blitzschnell neben ihr uns beißt inmitten ihres Halses.
Wie eine Leblose zuckt sie plötzlich in sich zusammen.

Aufgewühlt betrachtete ich das Geschehen.
Stand ich gerade inmitten zweier Morde?

Aber die allerschlimmste Erkenntnis lässt mir viel mehr einen Schauder über den Rücken laufen.

«Ich bin nicht der einzige Vampier»

Länger kann ich mir nicht mehr diesen blutrünstigen Mord mit ansehen, auch wenn es wirklich Nathaniel ist, ich muss den beiden Frauen helfen. Wenn sie noch leben.

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