Kapitel 18- Entdeckt
Draußen beginnt es bereits zu dämmern und ich beschleunige meine Schritte nach Hause.
Nicht weil ich Angst habe in der Finsternis zu laufen, sondern eher wegen meiner Befürchtung, dass die anderen aus meiner WG (mit Ausnahme Milo) besorgt sein könnten.
Schließlich bin ich äußerst selten sehr spät weg.
Komischerweise schwebt heute ein modriger und widerlicher Gestank in den Gassen von Brooklyn.
Der Geruch ist mir dermaßen fremd, dass ich ihn zu keiner Sache zu ordnen kann. Trotzdem merke ich, wie sehr der Gestank mich verunsichert. Ob das mit meinem Vampier dasein zu tun haben könnte?
Naja, eine Person gibt es ja jetzt, die ich jederzeit fragen könnte ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich ignoriere den permanenten Gestank, der mich so fesselt, und renne weiter in die Richtung meines Apartments.
Milo hatte noch etwas mit dem Orden zu besprechen und meinte es würde länger dauern. Selbst wenn dem nicht so wäre, würden wir nicht zusammen nach Hause gehen. -Mein Schwur an ihm-
Während ich die vielen Treppenstufen nach oben gehe, halte ich inne, als plötzlich vor mir eine Gestalt auf einer Stufe sitzt.
Obwohl die Energiesparlampe wenig Licht in diesem Teil des Treppenhauses scheinen lässt, erkenne ich die kauernde Person. Es ist Kai!
Bedrückt hat er seine Hände auf sein Gesicht gelegt und starrt wortlos zu Boden.
Ich setzte mich schweigend neben ihn und streife tröstend über seinen Rücken. Ein wenig Vorahnung hatte ich schon, weshalb er in diesem Mass niedergeschlagen sein konnte.
Überrascht von meiner Hand schaut Kai nach oben, sobald er mein mitfühlendes Gesicht erkannt hatte, atmet er tief durch.
„Kai, wenn du darüber reden willst", fange ich leise an reden.
„Es gibt nichts zu bereden", seine Stimme klingt enttäuscht, aber auch wütend, „Wie konnte ich nur so dumm sein."
Mit seiner Hand fährt er sich durch seien schwarzen Haare. Nie zuvor, sah ich den fröhlichen Kai, am Boden zerstört.
„Alles gut, Kai! Du darfst mit Sicherheit bald wieder deine praktische Prüfung machen. Und dann schaffst du es. Du kannst doch prima kochen!"
Er schaut mich mit großen Augen an, obwohl keine Träne in seinen Augen schimmert, spüre ich seine Traurigkeit.
„Ich hoffe es", sagt er in einem emotionslosen Ton.
„Ganz, ganz sicher", ich drücke meine Daumen fest zu, damit er meine Unterstützung sieht, da fällt mein Blick auf seine Schulter.
Er hatte zwar eine Jacke über sein Shirt, aber ich erkenne, Kratzer in seiner Haut. Die Wunde ist frisch. Blut quillt ein wenig von dort hervor.
Umbewusst ziehe ich die Jacke an dieser Stelle bei ihm weiter nach unten.
„Da ist nichts", entgegnet er mir und zieht seine Jacke über die Stelle.
Ich hätte diese Verletzung vielleicht nicht einmal bemerkt, wenn sie nicht den selben ekelhaften Gestank wie draußen gehabt hätte.
„Wie hast du dich verletzt?", frage ich neugierig.
„Während der Prüfung. Ich musste mit Feuer arbeiten."
Ich schaue ihn schräg von der Seite an, und nicke dennoch. Kais Gesichtsausdruck wirkt neutral. Er lügt also nicht.
Aber die Herkunft der Kratzer ist ungewiss. Vielleicht log er mich nicht bewusst an, aber Feuer konnte nun Mal keine Schnittwunden hervorrufen.
„Komm mit", ich helfe ihn sich langsam aufzurichten und führe ihn anschließend in die Wohnung hinein.
Kai verlagert sein gesamtes Gewicht auf meine Schultern, als wäre er sehr schwach.
Anscheinend tat ihm jeder einzelne Schritt weh.
Die Wohnungstür ist zwar nicht abgeschlossen gewesen, aber das konnte auch viele Gründe haben. James könnte vergessen haben zu zusperren oder Kai war schon in der Wohnung. und setzte sich dann auf die Treppe. Vieles würde eine offene Tür erklären.
Dennoch! Mein Herz pocht immer lauter. Ich spüre, dass etwas nicht stimmte. Selbst, wenn ich noch nichts erkenne und kaum was zusammenschließen kann, ist etwas faul.
Drinnen scheint alles normal zu sein, außer das kein Licht an ist.
„Hier", ich schiebe den Stuhl heraus, damit Kai sich hinsetzten kann.
Ohne zu zögern, mache ich ihm einen Tee. Einen Gute-Besserung-Tee.
Die sollen schließlich helfen, sagen die Sterblichen.
Er nimmt die heiße Tasse entgegen, die ich ihn überreiche und nippt anschließend vorsichtig daran.
„Wo ist James?", frage ich verwundert.
Kai zuckt mit den Schultern und schweigt vor sich hin.
„Komisch. Hast du ihn weggehen sehen?"
Kai schüttelt schweigend den Kopf. Im selben Moment wird es mir unbehaglich und gehe zu James Zimmer.
Nachdem ich seine Zimmertür öffnete, kommt mir gleich der widerliche Geruch wieder in die Nase. Ich muss einmal kurz husten , so eklig ist der Gestank.
Doch kein James weit und breit.
Unruhig laufe ich im Gang auf und ab, zählte jeden Schritt und hoffte er würde jede Sekunde fröhlich durch die Tür stampfen.
Nach einer Stunde des Schweigens, verließ mich meine Geduld.
Kai ist so komisch, als wäre er verhext. Tonlos schlürft er seinen Tee. Das ist nicht der Kai, den ich kenne.
Erneut starre ich die Wanduhr an. 01:45 Uhr. Von James keine Spur.
Ich springe vom Stuhl auf und gehe diesmal in mein Zimmer. Hier scheint auch alles beim alten geblieben zu sein. Kein Gestank! Keine Unordnung?
Gerade wollte ich die Tür schließen, da glitzert etwas im fahlen Mondlicht auf. Sofort gehe ich zu diesem Gegenstand, der auf dem Boden liegt und hebe ihn vorsichtig auf.
Ein Messer, an dessen Spitzte noch frisches Blut haftet, verursachtet das Glitzern im Licht. Neugierig rieche ich daran und tatsächlich wieder der selbe widerliche Gestank.
„Was ist das?", sage ich viel mehr zu mir selbst.
Ein kleiner Zettel hängt unter dem Messer, fast hätte ich ihn übersehen.
Schockiert lese ich:
Magst du deinen Mitbewohner?
Wenn ja, komm zum Campus deiner Universität.
Wenn nein, das Messer zeigt dir die Folge.
—Hoffe wir verstehen uns, Miranda oder soll ich Theresia sagen?
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