Kapitel 17- Schicksal

Wie gebannt starre ich Milo an. Konnte mein Schicksal wirklich so gemein zu mir sein?

Eine ähnliche Situation musste ich erst vor wenigen Tagen mit Nathaniel erleben...

Und jetzt erfahre ich auch noch, dass mein Mitbewohner ebenso ein Vampier.

„Sie sind also Theresia", Milo lächelt mich freundlich an und überreicht mir seine Hand.

Verwundert nehme ich sie entgegen. „Und Sie sind Dimitri?", als ich diesen Namen ausspreche, wird meine Stimme etwas höher. Fast hätte ich Milo gesagt, aber ich verstand im selben Augenblick, dass ich diesen Namen nicht erwähnen sollte.

Er möchte vor den anderen nicht zeigen, dass wir uns bereits kennen.

Toll, jetzt weiß Milo meinen wahren Namen und ich seinen. Besser konnte es nicht werden!

„Wie alt sind sie?", Milo betrachtet mich genau, um ehrlich zu sein spielt er seine Rolle wirklich gut.

„Fast 200", entgegne ich ihm.

„Ich geh dann mal zu den anderen", sagt Inna und geht auf die Bühne hinauf.

Als Milo und ich alleine sind, flüstere ich leise. „Du ein Vampier! Wie kann das bitte sein?"

Milo deutet mir mit einem bösen Blick an, dass ich schweigen sollte.  Er steigt auf die Bühne und befiehlt den Vampiren etwas, sodass alle, leider auch Inna den Raum verlassen.

Als nur noch Milo und ich übrig sind, geht er auf mich zu. „Vampire hören besser, als jedes Lebewesen, alles was du sagst, hätten sie mithören können."

„Deshalb hast du sie alle weggeschickt", stelle ich fest, „Wohin hast du sie geschickt?"

Milo schmunzelt. „Du bist sehr neugierig."

Verlegen lächle ich. Trotzdem möchte ich die Antwort wissen!

„Sie sind weg", sagt er, als ob es nicht offensichtlich ist.

Nach einer peinlichen Schweigeminute durchbreche ich die Stille. „Dimitri, also. Dein wahrer Name ist Dimitri."

„Nein", Milo erwidert meinen Blick mit seinen blauen Augen, „Du kennst meinen richtigen Namen. Die anderen nicht."

„Dein echter Name ist Milo und den anderen erzählst du, dein Name sei Dimitri!", fasse ich zusammen.

„Und wie ich sehe, hast du uns ordentlich belogen, als wir dich wegen dem Mietvertrag ausfragten.", er lächelt.

„Was hätte ich den sagen sollen! Hey, ich bin Theresia, geborene Schottin, dann nach London gezogen, aber Leute, dass ist schon fast 200 Jahre her, also nicht der Rede wert."

Milo mustert mich genauer. „Soso, du bist also eine Schottin."

Ich schlucke. Ups, ich wollte nicht dermaßen ins Detail gehen.

„Schon gut", sagt er, als er meinen Gesichtsausdruck erkennt, „dein Geheimnis ist bei mir sicher."

„Sind die anderen auch Vampire?"

Milo verkneift sich gerade noch ein Lachen. „James und ein Vampier, natürlich."

Ich schaue verlegen zu Boden. Milo hat recht. James ist viel zu menschlich und gefühlsduselig, um ein Vampier zu sein. Und Kai liebt das menschliche Essen viel zu sehr.

„Normalerweise erkenne ich sofort, ob die Person mir gegenüber ein Vampier ist, aber bei dir ist es anders", auf Milos Stirn bilden sich Denkfalten.

„Inna hat gestern das aller selbe erwähnt. Sie meinte, sie roch kein Blut in mir oder nur sehr wenig."

„Das stimmt. Von welchen Menschen ernährst du dich?", besorgt hebt Milo eine Augenbraue.

Entsetzt schaue ich ihn an. Warum sollte sich jeder Vampier von Menschen ernähren. Gab es da ein Gesetzt für Vampire?

„Tiere. Ich ernähre mich nur von ihnen und dass selten."

„Wie schaffst du es, diesen Durst zu trotzen und bei Kräften zu bleiben?"

Ich atme tief durch. „Ich schaffe es einfach..."

Milo springt auf und geht langsam wieder auf die Bühne. Er wirft verstohlene Blicke in die Gegend. „Wärst du nicht Miranda, müsstest du eine bittere Aufnahmeprüfung bestehen. Da du es aber bist, erlaube ich dir dem Orden beizutreten."

Ich schaue ihn schräg von der Seite an, wie er mit erhobener Brust dasteht, als wäre er der König. Mit Sicherheit ist er der Anführer dieses Ordens, aber trotzdem braucht er sich nicht so aufspielen.

„Und wenn ich dem Orden nicht beitreten möchte?", frage ich.

„Dann wärst du ziemlich dumm", sagt er mit zusammengekniffenen Augen.

„Warum?"

„Der Orden beschützt jeden einzelnen. Wir achten nicht nur auf Gerechtigkeit, sondern kümmern uns umeinander wie eine Familie."

Verwundert schaue ich auf meine Halskette, die mir Nathaniel gab. Eigentlich habe ich schon einen Beschützer, wenn es zu einem Notfall käme.

„Warum sollte ich als Vampier beschützt werden müssen?"

„Du bist selten Theresia. Es gibt wenige Vampire, die auf Menschenblut verzichten und trotzdem alle normalen Vampir Kräfte haben. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie einen kennengelernt."

»Ich bin selten« Wow, ein wohliges Gefühl umgibt mich.

„Was sind meine Aufgaben, wenn ich mich anschließen würde?"

Milo grinst breit, ein herzliches Grinsen. „Glaubst du wir verlangen immer eine Gegenleistung."

Ich zucke meine Schultern.
„Möglich wärs."

„Nein, ich lade dich ein, schließlich kennen wir uns privat", Milos Augen funkeln im spärlichen Kerzenlicht.

Überrascht erwidere ich seinen Blick. Plötzlich ist er ein ganz anderer Mensch, naja ein ganz anderer Vampier trifft es eher. Als hätte ich einen Aus-Schalter in ihm umgelegt, ist er wie ausgewechselt.

„Tut mir leid, Theresia", er schaut betrübt zu Boden.

„Was tut dir leid?"

„Ich war nie nett zu dir. Am ersten Tag, als du bei uns eingezogen bist, tat ich als würde ich dich hassen. Ich tat es absichtlich, du solltest möglichst viel Abstand zu mir halten.", plötzlich hält er inne und fängt an zu lachen, „damals wusste ich nicht, dass du auch ein Vampier bist, sonst hätte ich dich nie so behandelt."

„Du wolltest eigentlich nett zu mir sein?", wiederhole ich seine Worte.

„Du warst mir von Anfang an sympathisch."

„Danke", murmle ich, „Danke für deine Ehrlichkeit."

Ich stehe auf und gehe langsam Richtung Ausgang. Ich weiß nicht, wohin dieses Gespräch mit ihm gehen soll, aber ich möchte sofort raus hier. Es ist mir zu viel des Guten.

„Wo gehst du hin?", fragt Milo mit erhobenem Blick.

„Nachhause, ich überlege mir dein Angebot."

„Ist gut, aber Theresia", blitzschnell steht Milo vor mir, „wenn du dem Orden beitrittst, dann bin ich für dich hier Dimitri und dass mit der WG bleibt unser Geheimnis, klar?"

Ich nicke. „Geht klar, Dimitri."

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