Kapitel 52 Wie ein idiotisches Kind

Ich freute mich ungemein. So unglaublich, unfassbar, unmenschlich sehr. Das Sternen Festival, wie oft hatte ich mir gewünscht es mit William zu besuchen. Und heute konnte ich dies endlich tun. Mit ihm, meinem Schwarm, meinen Freund, der neben mir her ging, die gleiche mitreißende Liebe für mich empfand, wie ich für ihn.

Es war durch und durch bezaubernd, ein Moment, der einem Liebesroman nicht nur gleichkam, sondern um weiten übertrumpfte.

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Aufgeregt und voller glühender Freude schlug mein bis zum gehtnichtmehr aufgestacheltes Herz in meiner, dazu eigentlich viel zu kleinen Brust. Die rasendenden und kraftvollen Schläge des Organes brachten meinen gesammten Körper mit Leichtigkeit zum beben, es war wie in einem unaufhaltsamen Wahn.

William, der faszinert von den verschiedensten Sinneswarnehmungen des Festivals, die jeweils unterschiedlich auf ihn einwirkten, neben mir herlief, bemerkte von meinen freudigen Zuckungen jedoch nichts, zu lebhaft war das bunte Treiben des Festes, dessen Trubel einem gigantischem Ameisenhaufen glich und dessen knallenden Farben die ganze Stadt erhellten.

Mit William auf dem Sternen Festival zu sein, wer hätte gedacht, dass dieser Traum einmal war werden könnte? Doch nun war er es und ich konnte mein Glück kaum fassen. 

Von überall her hörte man laute Stimmen, welche man niemanden konkret zuordnen und auch nicht von anderen entwirren konnte. Man hörte sie zwar, wusste aber nicht was sie welche Wörter sie mittrugen.

Die Stimmung des Festes war trotz des Schocks mit dem schwarzen Stier auf Platz zwei weiterhin steil bergauf gestiegen, egal wo man hinsah, man erkannte lachende und lockere Gesichter, die sich kopflos in das abweckslungsreiche Vergnügen stürzten.

Die unglaublich gute Stimmung war ansteckend, auch wenn sie bei mir nicht viel bewirkte, schließlich war ich schon der glücklichste Mensch im ganzen Königreich Clover, der zuckersüße Grund ging ahnungslos neben mir durch das Festgelände. 

Viele bunte und helle Lichter, welche heldenhaft die Nacht vertrieben und dem Fest einen besonderen Tatsch gaben, spiegelten sich tanzend in Williams Augen, das tiefe Lavendel-Violett dominierte allerdings weiterhin seine reinen Seelenspiegel. 

Schon wieder versank ich hoffnunglos in seinen atemberaubenden Augen, die mir mit nur einem einfachen Blick den Kopf verdrehten und mich leicht wie eine Feder fühlen ließen.

"Herzlichen Glückwunsch übrigens zum zweiten Platz. Ihr habt euch echt angestrengt." gratulierte mir William plötzlich auf heiterem Himmel, sodass ich unerwartet in meiner lieblichen Seifenblase zusammen zuckte.

Ich sah es tatsächlich in seinen wunderschönen, vom Licht des Festes glänzenden, sanften Augen. Das, was ich mir in meinem Herzen gewünscht hatte. Stolz.

Stolz, dass sein Mädchen heute auf der selben Bühne wie er gestanden hatte und vor der Menge bewiesen hatte, dass sie etwas besonderes war. Für ihn war es genau so einzigartig gewesen, wie für mich, in seinen Augen war ich es gewesen, die mit ihrer sanften, aber gleichzeitig starken Schönheit im Mittelpunkt gestanden hatte. Er hätte mich für immer anschauen können, gänzlich zeitlos, verliebt und unentbehrlich.

"Danke, aber eigentlich sollte ich dir gratulieren. Schließlich bist du der Ordensführer des Ordens, der gewonnen hat. Herzlichen Glückwunsch, ihr seit echt der Wahnsinn." Heiter lächelte ich ihn an, zeigte meine weißen Beißerchen in purer Ehrlichkeit, ich freute mich so gigantisch für meinen Geliebten, dass ich das Gefühl hatte, komplett berauscht zu sein, während uns die Wärme des Festes immer weiter in sich hineinzuziehen schien.

"Vielen Dank. Es freut mich, dass wir dieses Jahr erneut gewonnen haben. Meine Mitglieder haben alles gegeben und viel trainiert, um sich diesen Titel zu verdienen, ich als ihr Ordensführer könnte nicht stolzer auf sie sein." entgegnete der Weißhaarige.

In seiner Stimme war fließende Freude und ungehemmter Stolz, man merkte ohne Umwege augenblicklich, dass er sich den herausragenden Erfolg des magischen Ritterordens nicht selbst zuschrieb. Im Gegenteil, er schob ihn sogar voll und ganz seinen Ordensmitgliedern zu, ohne dabei großartig zu beachten, dass seine harte Arbeit und seine täglichen Anstrengungen sowie Bemühungen zu diesem Triumph Beachtliches beigesteuert hatten.

William war selbstlos und uneitel, verfiel nicht im geringsten der gierigen Selbstgefälligkeit, sondern teilte seine Siege ohne darüber nachzudenken mit anderen, eine weitere Sache, die ich an ihn so sehr liebte und bewunderte. 

"Ähm...William..." begann ich leise zu sprechen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, die ich streng genommen schon die ganze Zeit besaß. Sein gefühlserregender, liebevoller Blick wanderte zu mir, seine Augen glänzten und funkelten von den Lichterspielen der Festbuden engelsgleich.

Unter seinem traumhaften Blick hilflos schmelzend, blinzelte ich einige Male weggetreten, um meinen gefühlsbeladenen Körper aus der sanften Trance zu entreißen, die seine anmutigen Augen auslöste.

Beruhigend, dass ich es später nachholen konnte, schob ich auch das aufsteigende Bedürfnis, ihn hier und jetzt auf seine zierlichen Lippen zu küssen mit gutem Gefühl beiseite.

"Vielen Dank fürs Auffangen." brachte ich rot über meine Lippen, der alleinige Gedanke, von ihm wie eine glückliche Prinzessin aus einem kitschigen Liebesfilm in seinen warmen, liebevoll beschützenden Armen getragen worden zu sein, verursachte in mir wohliges verliebtes Kribbeln, welches meinen gesammten Körper angenehm durchzog. Ein weiterer Traum, der magisch in Erfüllung gegangen war, zwar kurz, aber jede Millisekunde war mehr als mein ganzes Geld wert gewesen.

Der Ordensführer der goldenen Morgendämmerung blickte mich an, ließ mich auf Wolke Sieben schweben, erschuff einen sanften Schauer, der lieblich wie zarte Finger über meine Haut striff und diese zum prickeln brachte. Allein sein Blick löste unfassbare Gefühle in mir aus, seine Berührungen hatten die Macht mir entgültig den Verstand zu rauben.

"Das ist doch selbstverständlich." antwortete er lächelnd, ehe sein positiver Gesichtsausdruck verschwand und er seinen Kopf nach unten, Richtung Boden drehte, seine Wangen dabei eine intensive Röte annahmen und seine Augen unsicher glänzten.

"Ehrlich gesagt...ich habe mir wirklich große Sorgen gemacht, dass dir mein Eingreifen vielleicht missfallen hat, da ich dir die Chance gestohlen habe, dich selbst zu retten. Aber...ich wollte dich in diesem Moment mehr als alles andere auf der Welt auffangen." beichte William mit einem unübersehbaren roten Schimmer, den er mit seiner Hand vergeblich zu verdecken versuchte, ihm war es unangenehm dies zuzugeben, obwohl ich das niedlich hoch zehn fand. 

"Die Sorgen hättest du dir sparen können, es ist alles okay. Im Gegenteil, ich bin dir sehr dankbar für die Rettung, sonst wäre es übel für mich ausgegangen." äußerte ich beruhigend und kicherte etwas in mich hinein. Ohne seine Hilfe hätte ich vor all den Leuten echt alt ausgesehen, die Blamage hätte sich mein ganzes Leben auf die Haut gebrannt.

Zögerlich nickte William entlastet, seine Wangen zeugten allerdings weiterhin von seinem Scharm, zusammen mit seiner Haltund sowie Ausstrahlung konnte ich seine Schüchternheit und sein zurückhaltendes, zartes Wesen noch ein wenig weiter mit dem berauschenden Gefühl des Verliebtseins genießen.

"Hast du eigentlich einen Wunsch, wo es hingehen soll?" fragte mich William friedsam, währeddessen schüttelte er schnell und niedlich seinen Kopf, um die lästige Röte zu vertreiben.

Und tatsächlich. Lang überlegen musste ich nicht. "Naja, es gäbe da schon etwas." verriet ich ihm geheimnisvoller, als ich es überhaupt beabsichtig hatte und ohne ihn in Näheres einzuweihen. 

Fragend schaute mich William an, legte seinen Kopf minimal schief, während er mir in die wasserblauen Augen blickte. Doch so langsam war er meine kargen Informationen gewöhnt. In seinen Augen erkannte ich Freude, welche einem Kind ähnlich war. Sein Lächeln war selig und anziehend wie eh und je.

"Gut, dann gehen wir da hin." entschied ich von seiner Reaktion bestätigt, freute mich schon brennend auf das Ziel, welches ich mir mit einmal eisern in den Kopf gesetzt hatte.


"Wir sind gleich da." informierte ich den Ordensführer, Vorfreude auf das Kommende loderte in meinem Körper, ich konnte es kaum noch erwarten, meinem Freund das Ziel zu enthüllen. William ließ es ohne Wiederworte auf sich zu kommen. 

Die Bude, die wir ansteuerten, war bereits in Sichtweite, meine Energie wurde immer ungehemmter, so näher wir dem Ziel kamen. "Da vorne ist sie schon." wollte ich William mitteilen, doch als ich mich wolkenlos umdrehte, erkannte ich nur die Menschenmasse, ohne einem magischem Ritter mit rotem Umhang, Uniform der goldenen Morgendämmerung und merkwürdiger Maske. 

"William?" fragte ich verblüfft und drehte mich hektisch um mich selbst, damit ich ihn finde, da ich dachte, dass er sicherlich nur einfach in der Nähe stand. Ohne Erfolg. Sorge, da er sich wohl doch nicht in meiner unmittelbaren Nähe befand, machte sich in mir breit wie dickflüssiges Wasser, aufeinmal füllte das kalte Gefühl mein gesammtes Inneres.

Auf der Stelle fühlte ich mich unangenehm schuldig, schließlich hatte ich ohne Vorwarnung das Tempo meiner Schritte um ein vielfaches erhöht, sicherlich war William nicht mehr mitgekommen und war in der Menge verloren gegangen. 

Ebenso war ich mitten in der Menschenmenge, mein Gesichtsausdruck glich der einer besorgten Mutter, die ihren dreijährigen Sohn auf dem Wochenmarkt verloren hatte. Überall waren Leute, Große, Kleine, Kinder, Alte, Ernste, Gedankenlose, bunte und dunkel Gekleidete, doch nirgends erkannte ich William, dabei sollte er doch mit seiner Maske und der Uniform der goldenen Morgendämmerung eigentlich herausstechen. 

Unsicher und mit wild schlagenden Herzen drehte ich mich zu allen Seiten, die Gespräche der Leute wirkte auf einmal so ohrenbetäubend laut, gar angsteinflößend, ich drohte die Orientierung in dieser Menge voller Menschen zu verlieren. 

Während um mich herum gelacht und das Fest genossen wurde, fühlte ich mich verloren und einsam in der angsteinflößenden Masse, das letzte Mal, als ich mich so ähnlich gefühlt hatte, war als meine Eltern mich in einem überfüllten Restaurant vergessen hatten und ich umringt von Fremden vor mich hin geweint hatte, bis mich eine Kellnerin gefunden hatten.

Zwar hatten mich meine Eltern gar nicht vergessen sondern nur verloren, aber beides war gefühlsmäßig auf gleicher Ebene. 

Warum erinnere ich mich jetzt daran, ermahnte ich mich, atmete durch und bekam meine natürliche Gelassenheit wieder, als ich mir ohne darüber nachzudenken gegen die Wangen schlug. Meine Augen suchten nun intensiver die Köpfe der vorbeimarschierenden Leute ab, ich kannte niemanden auch nur vom Sehen her und konnte die Meisten noch nicht einmal in Altersstuffen einordnen.

Tatsächlich fühlte ich mich ungewollt wie ein kleines Kind, was in dem Festival Getümmel von der Hand der Mutter gerissen wurde und nun alleine komplett überfordert mit der aufgebauten Situation war. Allerdings machte ich mir auch Gedanken, sowie Sorgen um William. 

Eine Flut aus Fragen, wo er war, was ich tun sollte und was wäre, wenn er auch nach mit suchte und in Sorgen nach mir ertrank duchflutete mein Hirn. Vorstellen konnte ich es mir gut, bildlich erschien ein recht klares Bild von William in meinem inneren Auge, der ebenso wie ein besorgtes Elternteil durch die Menge zu kommen versuchte, um sein Kind, aka mich wieder zu finden. 

Mit meinen Gedanken war ich schon weiter, ich fragte mich, ob ich zurück zur Bühne gehen sollte, in meinen Erinnerungen kramte ich wie in einer überfüllten Truhe mit Krimskram ob es einen Platz gab, wo William auf mich warten und mich erwarten würde oder ob ich einfach hier stehen bleiben sollte. Obwohl, eine gute Idee war das Letzte im Nachhinein nicht, denn wenn William sich auch entschloss auf den Satz, den mir meine Eltern bei jeder Veranstaltung praktisch ein gepflügt hatten, zu hören, würden wir beide uns keinen Schritt näher kommen. 

"Wenn du verloren gehst, bleib immer wo du bist!", haben meine Eltern immer gesagt, doch ich ging nun davon aus, dass dieser Spruch nur auf Eltern und Kind passte, nicht auf verloren gegangener fester Freund und suchende Freundin. Wer war in diesem Fall nun Elternteil und wer das Kind?

Warte, William ist es, der verloren gegangen ist. Das heißt ich muss ruhig bleiben und ihn suchen, oder? Das erste auf jeden Fall. Na dann, dachte ich mir unsicher und spielte ein wenig mit meinen Fingern, um meine grauen Zellen anzukurbeln.

Gerade wollte ich mich mit dieser Erkenntnis endlich in Bewegung setzten, als ich eine dünne Hand mein Handgelenk umgreifen spürte. Ruckartig drehte ich mich um, gleichzeitig jagte ein leichter Schock durch meinen Körper, da ich auf Berührungen in diesem Moment nicht gefasst war.

Meine angespannten Gesichtszüge lockerten sich mit einem Mal und ich seufzte beruhigt lange und hörbar auf. William hatte es durch die Menge geschafft und stand nun direkt neben mir, seine zierliche Hand über meiner. 

"Wo warst du?" fragt ich ihn, die Sorge in meiner Stimme konnte ich selbst mit konzentrierter Anstrengung nicht verstecken und das obwohl ich versuchte möglichst cool und gelassen herüber zu kommen, um mich erstens nicht als ängstlich darzustellen und zweitens William keine weiteren Sorgen oder gar Schuldgefühle zu übermitteln.

"Du bist plötzlich so schnell geworden und warst dann aus heiterem Himmel ganz verschwunden. Ich habe dich gesucht, glücklicher Weise habe ich dich der Menge erkannt." antwortete William, der ebenfalls sehr besorgt aussah.

"Verstehe, Entschuldigung." murmelte ich schuldbewusst. Wie ein kleines, idiotisches Kind hatte ich mich verhalten. Warum musste ich auch unbewusst schneller werden, nur weil der Ort, wo ich hin wollte, kurz vor mir war? So benahmen sich Fünfjährige beim Anblick eines Spielzeugladens, aber doch keine magische Ritterin im Alter von sechsundzwanzig. 

"Gut, dass du da geblieben bist, sonst hätte ich dich wahrscheinlich nicht gefunden." äußerte sich William, an seinem ruhigen Lächeln konnte ich ablesen, dass er überhaupt nicht wütend oder ähnliches war, sondern nur froh, mich wiedergefunden zu haben. Wäre er ein Hund, würde nun sein Schwanz freudig hin und her wackeln.

"Ja. Dabei hätte ich es eigentlich sein müssen, dich dich sucht." nuschelte ich und wuschelte mir erstaunt über meinen kuriosen Vergleich mit einem süßen Hund durch meine Haare. Da ich zur Seite Blickte, erkannte ich die Unwissenheit die seine Augen ausstrahlten erst einige Sekunden der Stille später. "Warum das den?" wollte er verdutzt wissen, seine Ahnungslosigkeit stellte sich als höchst niedlich heraus. 

"Das sagen Eltern doch immer ihren Kindern. Wenn man verloren geht, soll man sich nicht von der Stelle rühren, damit die Suchenden dich finden. Und da du verloren gegangen bist, hätte ich dich suchen müssen, denke ich zumindestens." seufzte ich und drehte mich wieder gerade zu ihm.

William schaute mich verstehend an, allerdings auch entschuldigend. "Verzeih mir, mir ist so ein Vorgehen nicht bekannt. Meine Eltern haben mir so etwas nie gesagt, deswegen habe ich auch nicht danach gehandelt, tut mir leid." stand William sich ein, froh darüber, dass er mich gefunden hatte, bevor ich ihn suchen gegangen wäre. 

Nun kamen sie wieder. Die unerträglichen Gewissensbisse, kalter und schwerer als Eisen. Sie griffen wie dunkle, schwarze Pranken nach meinem schutzlosen Herz und ließ mich hundsmiserabel fühlen.

Wie konnte ich nur so blöd sein. Was hatte mir versichert, dass William davon wusste?

"Entschuldigung, ich wusste nicht, dass dir das nicht bekannt ist." versuchte ich zu retten, damit die Schuld nicht auf William fiel. 

Doch William schien nicht betrübt zu sein, die Freude über mich und meiner Zeit überwog die ganze Sache mit dem Verlorengehen. "Komm lass uns weitergehen, sonst reißt uns noch die Menge mit." meinte William belustigt, er hatte komplett recht, denn wir standen mitten auf einem belebten Weg des Festes wie auf einem Felsen inmitten eines aufgepeitschtem Meeres.

Seine Hand, welche federleicht und zärtlich um meinen Handknöcheln geschlossen war, strich unglaublich sanft über meine Haut. Keine Unebenheit konnte ich auf seiner weichen Hand spüren. Ein heimlicher Traum wurde war, als seine Hand in meine fuhr und sich mit meiner umschloss. 

Unsicher schaute ich zu ihm, er verstand sofort und erklärte: "Hier in der Menge sieht das niemand." 

Mit dem Gefühl dämlich zu sein, da ich selbst nicht drauf gekommen war, gingen wir, nun Hand in Hand, über das Festgelände. Seine Hand war warm und weich, ähnlich wie nach dem Benutzen und Einziehen einer Handcreme. 

Verträumt und in Gefühlen schwelgend vergaß ich die Bude, zu der ich vor wenigen Minuten so eilig hin wollte. Williams Gegenwart war so viel mehr wert. 

Gut gelaunt und mit einem glücklichem Lächeln auf den Lippen ging ich dicht gedrängt neben dem Menschen her, dem ich mein Herz geschenkt hatte, die Massen um mich interessierte mich nicht, ich verbannte sie aus meinen Gedanken. 

Unsere Seiten gerührten sich, ich schwebte auf Wolke Sieben, dachte noch nicht einmal daran, ihn jemals gehen zu lassen. Mein Herz trommelte gegen meine Rippen und mein Körper wurde unerwartet heiß. 

Seine Nähe brachte mich aus dem Verstand. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. 

"Da ist sie." machte ich William aufmerksam, der neugierig meinem Blick folgte. Wir schafften es aus dem Strom von Leuten auf eine kostbare freiere Stelle und bleiben vor der Bude stehen. 

Der Ordensführer schaute sich die Ware des Standes an. "Schokoladenüberzogenes?" flüsterte er verblüfft in meine Richtung. Ich nickte, im selben Moment bemerkte uns der Verkäufer.

"Guten Abend, was kann ich Ihnen...Nia! Wie schön dich zu sehen. Habe mich schon gefragt, wo du dieses Jahr bleibst. Herzlichen Glückwunsch übrigens für die Auszeichnung, du warst großartig. Und wen hast du dieses Mal statt der jungen Dame mit den rosa Haaren mitgebracht?" plauderte der pummelige Verkäufer mit den gedrehten Schnurbart energisch wie ein Wasserfall drauf los, als er mich erkannte. 

"Guten Abend Glimo. Sorry für die Verspätung." antwortete ich lachend und lechzte innerlich schon für seine Leckerreihen, die vor ihm die vorbeigehenden Leute anlachten. "Ah" stieß der nette Mann bang und unbeholfen aus. "D...der Ordensführer der goldenen Morgendämmerung, Fürst William...was verschafft mir die Ehre?" stotterte er, er war überrumpelt und nervös, wie er sich gegenüber William verhalten sollte, er neigte sogar sein Haupt zur Verbeugung.

Mit einem warmen Lächeln entgegnete William Glimos eingeschüchterndes und bewunderndes Verhalten. "Nia wollte hier unbedingt hin, ihre Ware scheint einen großen Eindruck zu machen." 

Ob William damit über mein eiliges Tempo zum herkommen erzählte oder damit meinen sehnsüchtigen Blick auf die Schokoüberzogenen, auf Holzstäben aufgestochene, unidentifizierbaren Dinger kommentierte, wusste ich nicht, es konnte beides ein. 

"D...Danke, das freut mich." brachte der Lebensmittelhändler schwitzend heraus und wandte sich unruhig zu mir, tonnen von Schweiß liefen ihm das Gesicht herunter, man erkannte, dass er zudem leicht zitterte. Verständlich, einen Ordensführer als Gast hatte man schließlich nicht alle Tage. "Das gleiche wie immer?" fragte der Mann und blickte mich fest an, um wenigstens etwas Halt zu erlangen.

Ich konnte mir ein leichtes Lachen über seine Reaktion auf William nicht verkneifen, als ich gelöst und leicht Antwortete: "Ja, bitte wie jedes Jahr." 

Nickend drehte sich Glimo um und suchte in seiner Ware nach dem Richtigen, währenddessen dachte ich daran, dass ich diesen Respekt damals vor William auch gehabt hatte. Heutzutage zwar immer noch, aber da ich ihn nun näher kenne, war ich zu ihm...vertrauter. 

Mir wurde erneut bewusst, dass ich manchmal vergaß, dass William ein Ordensführer war, doch für unsere Umgebung, die William nicht näher kannt, war das der bestimmende Faktor. 

Unglaublich, dass dieser Ordensführer sich in ein Mädchen vom schwarzen Stier verliebt hat. Mal im Ernst, wie Wahrscheinlich war das gewesen? Ein Prozent? 

Und trotzdem steht er neben mir, als mein fester Freund, dachte ich mir mit Stolz auf ihn und mich. 

"So, zwei mal das übliche." sprach Glimo, er reichte jeweils William und mir ein Stäbchen mit etwas Schokoladenüberzogenem, was wohl niemand einfach so identifizieren konnte. Ich wusste was es war. William jedoch nicht. 

Glimo schaute nervös zu dem Ordensführer, der das Stäbchen zwischen seinen Fingern vorsichtig drehte, wahrscheinlich um eine Stelle zu finden, die nicht mit Schokolade bezogen war, um herauszufinden, was sich unter der süßen Schicht verbarg. 

Fragend linste er zu mir und beobachtete überrascht, wie ich ein viertel des Stabes mit nur einem einzigen Happen verschlang. Natürlich so vorbildlich wie möglich, vor William wollte ich schließlich einen guten Eindruck bewahren, herunterschlingen weil mich die Meinung von Fremden nicht interessierte, war also nicht. 

Zu meinem Glück hatte Glimo nicht weiter nachgefragt, was mit mir und William war. Der Familienvater war einer der wenigen Personen denen ich meine heimlichen Gefühle für den Meistermagier anvertraut hatte, dass wir nun zusammen waren, wusste er allerdings nicht.

Trotzdem war er extrem verwirrt, was uns anging. Sicherlich fragte er sich gerade, ob ich es geschafft hatte und ob wir nun zusammen waren, was er dann sicherlich wieder wegschieben würde, da es so absurd war, ein Ordensführer und eine einfache magische Ritterin.

Anstatt sich weiter Gedanken um seine Kunden zu machen, blickte er lieber wie ein Eichhörnchen den hohen Besuch an.

Unsicher ob er es essen sollte, genau wie ich damals bei dem Spießchen beim Ball der magischen Ritterorden, sah William das Essen an. Er wollte nicht unhöflich sein und die Ware Glimos, sowie meinen Geschmack zu hinterfragen, auf gar keinen Fall, dies wusste ich, weshalb ich mich auch ein wenig schuldig fühlte, ihn dazu indirekt zu drängen. 

Aber so war das im Falle dieses besonderen schokoüberzogenem Spießchens. Man musste Leute zwingen, sie zu essen. Denn wenn man ihnen vorher sagen würde, was sich unter der Schokolade befand, würde sie es nicht mehr anrühren. Ganz sicher nicht.

3318 Wörter

AN: Hey, ja, ich lebe noch. Zumindestens teilweise, denn ich werde gerade mit Kurzarbeiten nur so überschüttet. Dabei hatte ich mich so gefreut, als bekannt wurde, dass Schulaufgaben dieses Jahr verboten sind. Aber nein, die Lehrer brauchen ihre Noten und die holen sie sich brutal.

Ich hoffe einfach mal, dass ich die Wochen bis zu den Sommerferien überlebe, bis dahin werde ich weiterschreiben und die neuen Ideen, die ich in letzter Zeit gefasst habe, umsetzten.

Also dann, freut euch auf weitere Kapitel und falls ihr schon zu den Glücklichen gehört, die schon Ferien haben oder bald haben werden; Viel Spaß euch, Ruht euch mal odentlich aus! ^^

Und danke euch, die sooo lange auf neue Wörter gewartet haben, ihr seit wirklich herzerwärmend \^^/

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