Kapitel 51 Ein Schaf betritt die Bühne

Die Bühne kam immer näher, ein Schwert wie Asta hatte ich nicht. Zwar hatte ich meinen Teddybären, welchen ich ohne mein Grimoire, welches ich wegen dem Fest wie die Meisten im Hauptquartier gelassen hatte, nicht rufen konnte.

Meine Möglichkeiten im Zusammenhang mit weicher und nicht peinlichen Landung waren begrenzt. Immer näher kam die Bühne, mein Ziel, auf das ich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zuraste.

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Vielleicht hätte ich besser zu Hause bleiben sollen. Einfach faul im wichen Bett liegen, das Leben in meinen tauben Gliedern nicht mehr spüren, während ich immer tiefer in nutzlosen und teilweise unrealisierten Gedanken versinken würde kam mir in dieser, durchaus nicht herbeigesehnter, unerquicklichen Situation recht verlockend vor.

Was soll ich tun? fragte ich mich schier panisch, der Schreck, dass sich mein Haupt vom einen auf den anderem Moment in schwindelerregender Höhe befand, hatte meinen Kopf mit einem Knock-out Schlag durch und durch nutzlos gemacht.

Unliebsam peitschte mir der tobsüchtige Flugwind gegen mein, ihm ausgesetztem, Gesicht, meine goldwerte Orientierung sank drastisch und stetig, die Bühne, das Zentrum der verhassten Aufmerksamkeit kam immer näher. Gefährlich und verhängnisvoll.

Theoretisch hätte ich ein fluffig weiches Kuscheltierschaf erschaffen können, doch wie viele würde ich brauchen, um einen Sturz dieses Ausmaßes zu lindern? Meinen kolossalen Teddy konnte ich nicht einsetzten, zu dürftig waren meine Informationen über die Bühne.

Trotz dieser Aktion, ins Rollen gebracht von Yami, durch die ich eh schon zum Magneten für Glubscher geworden war, wollte ich weiterhin so wenig Aufmerksamkeit wie möglich mitreißen, deshalb entschied ich mich strickt dagegen, es darauf an kommen zu lassen.

Wenn mein Teddy die Holzbretter des Bühnenbodens durchschlagen würde wie kleine, zierliche Stöcke auf dem moosigen Waldboden, hätte ich nicht nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf mir kleben, sondern wäre sicherlich ein präsentes Gesprächsthema, auch nach der Verleihung.

Viel Zeit hatte ich nicht mehr mir Gedanken über meine Landung zu machen, um die Ecke herum waren es nur noch wenige Sekunden. Falls ich dies überleben würde, bei dem Aufprall, der sicherlich nicht so elegant und bewundernswert wie der von Aster sein würde, mir nicht alle Knochen auf dem steinharten Boden brechen würde, würde ich Yami mal was embost husten, entschloss ich kurzzeitig in der Luft. Den Luxus würde ich mir gönnen. 

Dabei war ein lässiger, geschmeidiger und selbstüberzeugter Auftritt besonders jetzt wichtig, es waren hunderte Leute auf dem Fest und sahen zu, wenn ich jetzt nicht reagierte, würde nicht nur meine Ehre, sondern auch die des schwarzen Stiers in den Dreck gezogen werden, etwas, was ich unter allen Umständen vermeiden wollte. Zudem wollte ich mir mit Nichten meine Gebeine unbrauchbar machen.

Die Zeit wurde knapp. Sie floss mir ungreifbar durch meine Hände, zwischen meine Finger hindurch, hinab ins Nichts. Von den wenigen Sekunden waren nun noch weniger übrig, ich musste handeln.

Was noch? Was kann ich als Fallkissen benutzen?, wollte ich von meinem Ich wissen, welches perplex auf die eigene, schmerzhafte Unfähigkeit starrte, doch schnelle Fragen bekamen nicht immer schnelle Antworten, besonders wenn man so auf der Strecke stand wie ich. 

Während mein Kopf am dampfen war, arbeitend ratterte und jede Gehirnzelle erfordernt beschäftigte, spürte ich aus dem heiteren Himmel, völlig aus dem Nichts ein unebenes und hartes Etwas. Plötzlich rutschte ich dieses Etwas nach unten wie eine Rutsche, die Orientierung, an deren Rest ich mich bis vor kurzen noch verzweifelt gekrallt hatte, entglitt meinen Händen, so dass ich nun nicht mehr wusste, wo unten und oben war. 

Reaktionsartig kniff ich meine Augen zusammen, Übelkeit hatte sich schon in meiner Magengegend gebildet wie ein Geschwür, mir war kotzübel. 

Ich hatte das Gefühl wie auf einem Karussell, welches sich viel zu schnell drehte. Unangenehm. Sinneraubend. Das kümmerliche Restchen meiner Orientierung hatte schon längst hinter den blauen Bergen Urlaub gemacht.

Die unfreiwillige Rutschfahrt ging zu Ende. Genau so plötzlich, wie sie angefangen hatte. Die Frage, auf was ich da nach unten rutschte, hatte sich mir zwar gestellt, jedoch hatten meine Grauenzellen offenbar feierliche Bierpause, hatten sich so besoffen und zu gedröhnt, dass sie die nervige, viel zu komplizierte sowie anspruchvolle Arbeit einfach flacken ließen, in der törichten Hoffnung, sie würde sich von selbst lösen.

Sanft und vorsichtig wurde wurde mein pumpsendes, irgendwie verlorendes Ich aufgefangen. Wenigstens schafte es mein Körper zu bestimmen, dass es sich um zwei Arme handelten, die mich gerade gefangen hatten, mich so vor einem harten Sturz nach unten bewarten. Einige Momente zogen ungenutzt ins Land, ich brauchte sie, um meine Augen wieder zögernd aufzumachen, damit ich sehen konnte, was mit mir passiert war, wo ich mich befand und vor allem wessen warme, begrüßende Arme das waren.

Verliebte sind komisch. War es normal, bei jedem Ereignis sofort ohne Umwege an den Geliebten zu denken? Zu hoffen, dass er in der Nähe war? Es war kindisch und närisch von mir, aus tiefsten, innersten Herzen sehnlich zu wünschen, dass es die Arme Williams waren, welche mich wohlbehüteten, während ich meine Lieder öffnete.

Hektisch blinzelte ich, das Licht schlug mir regelrecht mit der Faust gegen meine unschuldigen Pupillen, die sich erschrocken und eingeschüchtert milisekundenschnell zusammen zogen.

Meine angegriffenen, durch den urplötzlichen Lichtkontakt feucht gewordenen Seelenspiegel erblickten das liebevolle Lila der Irden, die warm auf mich herabblickten. Erst reaktionslos, die eiserne, beschwingliche Tatsache, welche sich unmittelbar vor mir befand in mir sickern lassend, hielt ich meine Augen krampfhaft offen.

Eine vorbildliche Gehirnzelle schien vom Himmel geschickt den anderen harsch den feindlichen Alkohol zu entreißen, jeder einzelnden eine Schelle die sich gewaschen hatte zu verpassen, um sie dannach nörgelnd auf ihre Posten zu schicken.

Anderst konnte ich es mir beim besten Willen nicht erklären, warum ich geschlagene Sekunden brauchte, um zu verstehen, dass es seine waren, die mich gerade lieblich anschauten.

Williams Augen.

Endlich, nach einem langen, steinigen Weg verstand ich verzögert, dass ich mich auf der Bühne befand. In den Armen des Ordensführers der goldenen Morgendämmerung. Im Angelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber bei ihm.

Verwundert schaute ich ihn verdutzt an. Er schaute gutmütig zurück, mit diesem wunderschönen Lila, welches mein wild umher schlagendes Herz, das in meiner viel zu kleinen Brust durch den überraschenden Wurf und die Verzweiflung in der Luft am durchdrehen war, mit einem Mal beruhigte, es immer gemächlicher schlagen ließ.

Kurz blickten meine Augen auf die Menge. Es viel mir wie Schuppen von den Augen, als ich erkannte, wie ich hier her, in die Arme meines Lebensgefährten gelandet war. Die Rutsche war keine, sie war eine Art Ast oder dünnen Baum, denn William mithilfe seiner Magie mit Leichtigkeit erschaffen hatte.

Er ragte aus dem Bühnenboden und hatte mich genau wie eine Wäscherutsche zu ihm gebracht. Mit einem leuchtenden grünen Schimmer verschwand dieser Ast, in den Holzdielen waren keine Markel zu erkennen.

War es das gewesen? Die Rettung? Oder war es einfach nur peinlich, dass er mich retten musste, vor all den Leuten? Es hätte mir gegen den Strich gehen sollen. Denn es fühlte mich mit Scharm wie beim Abfüllen einer Flasche mit dickflüssigen Ahornsirub, dass ich es nicht selbst auf die Reihe gebracht hatte, sanft und einer magischen Ritterin würdig zu landen.

Aber es gefiel mir. In seinen Armen zu liegen wie in einem kitschigen Liebesroman. Im Brautstile, oder wie man es nannte. Beschützt, wohlbehalten und unversehrt. Irgendwie angekommen. Angekommen an einem Ort, bei dem ich ewig verweilen wollte, in einer Position, die ich gerne länger hemmungslos ausgekostet hätte.

Obwohl uns gerade viele Menschen mit ihren neugierigen, aufsaugenden und erhaschenden Blicken anglotzten wie Kühe eine schmackhafte Blume hinter dem Wiedezaun, war dieser Moment, seie er noch sie kurz, ein Wunderbarer.

"Vielen Dank." brachte ich gerade noch so über meine zittrigen Lippen heraus, mein wirrer Kopf war der Konsistenz von Brei unglaublich nahe und fühlte sich auch so an. 

Um nicht noch länger in aller Öffentlichkeit bei ihm zu sein und so womöglich unbeabsichtigt noch Misstrauen, sowie unstillbare Interesse an unsere Beziehung zueinander zu schüren, richtete ich mich innerlich unwillig in seinen Armen auf, helfend setzte er mich federlicht, gefühlvoll wie eh und jeh, auf dem Boden ab.

Meine Lippen formten ein tonloses "Danke", sein Lächeln, das mich wie mehrere Pfeile mit Nachwirkungen im Herzen traf verriet mir seelig, dass er meinen Dank erkannt hatte. Gedanken darüber, was William wohl gerade dachte und fühlte, konnte ich mir nicht machen, blitzschnell huschte ich mit wenigen Schritten zum König der Magier, der mir erfreut die Hand gab.

Er wusste nicht mit sich anzufangen. William war durch den Wind, fragte sich vorwurfsvoll, ob das, was er getan hatte, das Richtige gewesen war. Als er mich gesehen hatte, dort oben in der Luft, hatte sein Körper unmittelbar von alleine reagiert, er hatte nicht anders gekonnt, außer mich aufzufangen. 

Während ich den freundlichen, denoch etwas kräftigen Handdruck des Königs der Magier geehrt entgegen nahm, hatte ich keinen blassen Schimmer, dass sich William gerade den Kopf darüber zerbrach, ob er mir die Chance selbst zu landen gestohlen hatte und ob ich es überhaupt gewollt hatte.

Schon gar nicht rechnete ich damit, dass William zwar dank meiner Dankbarkeit in meinem Gesicht wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war mich aufzufangan, sich denoch vorwarf egoistisch gehandelt zu haben.

"Vielen Dank, dass Sie das Dorf Hina gerettet haben. Durch Ihren lobenswerten Einsatz ist viel verhindert worden, die Menschen dort sind Ihnen sehr dankbar." erzählte der Magier und lächelte mich dankbar an, es freute ihn sichtlich, einen Beispiel eines magischen Ritters die Hand zu schüttel.

Immer noch Überfordert von allem nickte ich nur stumm, mein Kopf hatte mich im Sich gelassen wie lange nicht mehr, zu viele Ereignisse auf ein mal schlugen auf mich ein.

"Und deshalb" fügte der König der Magier mit einem Stimmton, der Spannung erzeugte, hinzu. "Haben die Dorfbewohner Ihnen ein Geschenk geschickt, um sich bei Ihnen mit vollstem Herzen zu bedanken." 

Ein Raunen ging durch die Menge, das Getuschel, was die Dorfbewohner aus der hintersten Ecke des Königreiches einer magischen Ritterin schenken würde, drang bis auf die Bühne zu mir, hinauf. 

"Marx, wenn du so freundlich wärst." bat der Magier König seinen Assistenten, welchen ich bei Veranstaltungen nur nebenbei bemerkt hatte, der nun auf mich zu ging. 

Und dann hatte ich auf ein mal das Geschenk in der Hand. Aus heiterem Himmel. Dieser Marx war geschickt, Leuten schnell und unbemerkt Sachen in die Hand zu drücken. Nach einigen Sekunden erkannte ich es. Schneeweiß, flauschiger als alles andere der Welt, ausgeschlossen Williams Haare, lag es warm in meinen Armen und rührte sich ein bisschen. 

Es war das kleine, tollpatischige Schäfchen von der grünen Weide, welches damals einen Partner zum Spielen gesucht hatte und deshalb schüchtern zu mir gekommen war. 

Überrascht schaute ich den Berg himmlisch weicher Wolle in meinen Armen an, es war genau so kuschlig und klein, wie ich es in Erinnerung hatte, nur das Fell war noch plüschiger geworden. Das Schäfchen ließ sich von der Menge nicht beirren und mähte nur leise, seine Knopfaugen waren auf mich gerichtet, knuffig blickte es zu mir hoch.

Das Gewicht des Kleinen drückte gegen meine Arme, war jedoch so leicht, dass es mir nichts ausmachte. Es war etwas besonderes, so ein süßes Lebewesen in den Armen halten zu dürfen. 

"Die Dorfbewohner hoffen Ihnen somit eine Freude bereiten zu könne." kommentierte Julius, den ich im Angesicht dieses umhauend niedlichen Tieres gar ausgeblendet hatte. Er lächelte mich warm an, mein verdutztes Gesicht bemerkte er zwar, wusste allerdings nicht, was ich hatte. 

Er drehte sich bereits um, um mit seinem Auftritt fortzufahren, als ich ihn brabbelnd vor überschwemmender Verwirrung fragte: "Moment mal, ich habe keine Ahnung wie man ein Scharf verpflegt und außerdem, hat es auch einen Namen?" 

Entgeistert schaute mich der König der Magier an, fast so, als ob dies eigentlich das Wichtigste der Welt wäre und er es vergessen hätte. 

"Nein, also...mir wurde nur gesagt ich solle Ihnen das Scharf übergeben. Von einem Namen oder Ähnliches war nicht die Rede." Verlegen und ratlos kratzte sich der Mann am Kopf, es wirkte so entschuldigend und dadurch betölpelt, dass ich eingreifen musste. 

"Ach so...Danke...denke ich." brachte ich heraus, während ich nach unten zu dem kleinen Schäfchen schaute. Dieses hatte angefangen genüsslich an meinen Ärmel zu knappern, was mir so langsam das Blut abdrückte, da der Ärmelumfang immer enger wurde. 

Der König der Magier ging seinen Pflichten nach und kündigte vor dem plappernden Volk feierlich und Stimmung machend den Auftritt des Königs an, im selben Moment spürte ich einen auf mir ruhenden Blick. Unwissend ging ich diesem nach und traf auf den Ordensführer der goldenen Morgendämmerung, der mich warm anlächelte und an blickte. 

Sogleich fragte ich mich, ob meine plötzliche Situation mit dem jungen Schaf in den Armen, mitten auf der großen Bühne vor hunderten Menschen und dem überrumpelten Gesichtsausdruck im Gesicht peinlich sei, doch sie war wohl eher witzig, denn man sah William an, dass er sein bezauberndes Lachen unterdrückten versuchte.  

Einige Laute entkamen ihn allerdings, ganz leise und zart, dass er gar die Niedlichkeit des Schäfchens, das weiter an meiner Kleidung knapperte und mit der rauen Zunge darüber leckte, locker übertraf.

Am liebsten wäre ich jetzt zu ihm rüber gerannt undhätte ihn umarmt, seine Niedlichkeit ließ mein Herz schmelzen wie Wachs in dem wärmsten Ofen der Welt. Allein der Gedanke, seinen zierlichen, warmen Körper beschützerisch an meinen zu drücken, ließ meinen Körper kribbeln, als wäre eine ganze Ameisen Kolonie im Marschschritt auf ihm unterwegs.

William fing sich schnell wieder und sah mich kurz an, sichtlich unschlüssig was mit mir los war, da ich ihn plötzlich hochrot und mit glitzernden Augen verliebt anstarrte. 

Mein Starren wurde allerdings abrupt unterbrochen, denn der kleine, flauschige Körper in meinen Armen begann unruhig zu zappeln und zu strampeln, er wollte mir zeigen, dass er auf den Boden wollte. 

Obwohl ich dem kleinen Schäfchen diesen Wunsch gerne erfüllt hätte, hielt ich es stattdessen noch fester fest. Angenommen ich würde es auf den Boden absetzten, es würde sofort irgendwo hinlaufen, auf einer großen Bühne mit einer Masse an Menschen ringsherum und einen Ruf meinerseits zu waren konnte ich mir dies nicht leisten.

"Tut mir leid, du musst noch ein bisschen warten." flüsterte ich dem Schaf  zu und streichelte es mit den Daumen gefühlsvoll über das schwarze Köpfchen. 

Es dauerte zwar noch eine ganze Weile, aber das Schaf beruhigte sich schließlich, wahrscheinlich hatte es gemerkt, dass es keinen Sinn ergab, sich die ganze Energie abzustrampeln. Hoffentlich hatte es mich nicht als kaltherzig abgestempelt. 

Die Verleihung war nun vorbei, doch das Fest noch lange nicht. Erst jetzt begann das Sternenfestival richtig aufzublühen, überall hörte man Gespräche über die Platzierung der Orden, positiv, aber in Verbindung mit dem schwarzen Stier und dem roten Löwen auch sehr negativ. 

Beim roten Löwen war das negative allerdings gleichzeitig positiv, schließlich waren viele dagegen und konnten es nicht fassen, dass der adlige Orden es nur auf Platz fünf geschafft hatten, für die Meisten war dieser herausragende Ritterorden viel zu kurz gekommen. Über den schwarzen Stier hörte man hingegen nur unschönes. 

"Da sind wir tatsächlich mal Platz zwei und bekommen so viel Gegenwind. Warum sind Menschen den nur so misstrauisch?" seufzte ich genervt und lehnte mich lässig nach hinten, den Kopf zum dunklen, sternenbedeckten Himmel. 

"Tja, da hast du schon recht." meinte Magna trotzdem in enormer Feierlaune und stieß mit Vanessa, die es irgendwie wieder unter die Lebenden geschafft hatte, mit seinem, angeblich alkoholfreien Bier an. 

Ein großer Teil des schwarzen Stieres saß an dem prächtig bedeckten Festtisch und feierte den überragenden Sieg über die anderen Orden, so wie es Magna und Luck behaupteten. Charmy spürte nicht großartig Veränderungen mit oder ohne zweitem Platz, sie hätte genau so viel verspeist wie in diesem Moment. 

"Und, hast du schon eine Idee für den Namen?" fragte mich Noelle neben dem ebenfalls schlingenden Asta, der das Fleisch wie Brot herunter schluckte. Still schaute ich das dösende Schäfchen auf meinem angenehm warmen Schoß an, welches sich kuschlig zusammen gerollt hatte und ruhig atmete, fast schon betörend war dieser Anblick. 

"Nein noch nicht. Ich stelle mir so einen typischen Haustiernamen vor, wie Socke oder Mümmel." weite ich meine Freunde in meine angestrebte Namensgebung ein, erntete allerdings Gegenwind. "Mümmel? Eher ein Name für ein Kaninchen, findest du nicht?" hinterfragte Vanessa heiter saufend, zugegeben, sie hatte recht.

Mit einem Blick erklärte ich ihr, dass der Name gerade nur ein schnelles Beispiel gewesen war und nicht auf die Goldwage gelegt werden sollte. Sie verstand ohne Mühe, trotz Suff.

"Wie wäre es mit Schneeflocke?" schlug Noelle stolz vor, ihre eben eingefallener Name erfüllte ihre Brust mit Stolz. "Schneeflocke?" wiederholte ich fragend, deutlich hörte man aus meiner Stimme heraus, dass ich nicht wirklich überzeugt war.

"Ja, so etwas in die Richtung." fügte ich allerdings hinzu, es ging ohne Frage in die passende Richtung, wenn es so weiter ging, würden wir heute noch einen Namen für den flauschigen Freund finden.

"Wolle, Flauschi, Schneeball..." zählte Noelle ungehalten auf, sie war wohl Feuer und Flamme, hatte köstliches Blut geleckt, war voller Energie sich einen gescheiten Namen für die göttliche Niedlichkeit auf meinem Schoß auszudenken. 

"Wie kommst du immer auf Schnee? Für mich sieht er eher aus wie eine Wolke." meinte ich knapp flüsternd und betrachtete das schlafende Schäfchen, dessen aufgewärmter Atem meinen Schenkel traf und die betroffene Stelle wärmte.

"Dann Wolke." brachte Vanessa kreativlos mit ein, während ich versuchte zu stoppen, dass sie eine weiter Bierflasche köpfte. Sie hatte heute gefühlt für drei Wochen vor getrunken und das konnte nicht gesund sein.

Wolke? Mein Kopf versuchte sich auf den Namen zu konzentrieren und zu schauen, ob er auch wirklich passte. "Wölkchen? Wie wäre es mit Wölkchen?" schlug ich vor, beim zweiten Mal viel überzeugter wie beim ersten.

"Ja, Wölkchen ist süß." bekräftigte Vanessa die Flasche hebend, auch Noelle schien mit dem Namen durchaus zufrieden zu sein. Zum Glück war diese Namensgebung nicht so durcheinander gewesen, wie die von Nero, bei der jeder einfach nur puren Müll in die Runde gerufen hatte, ohne sich vorher ernsthafte Gedanken darüber gemacht zu haben. 

Diesmal waren es nur Noelle und Vanessa gewesen, die wohl aus Nero gelernt hatten und nicht wie bei ihm "Wein" oder was auch immer vorschlugen. Kurz und knapp und raus kam ein süßer Name, perfekt für ein Schäfchen, das jeden, ausnahmslos jeden mit seiner Niedlichkeit aus den Latschen haute. 

"Wölkchen ist auch geschlechtslos, also können wir diesen hinterlistigen Fehler nicht machen." informierte Vanessa spaßig und trank glucksend drei gigantische Schlucke ihres Clover-Extra-Biers. 

"Welches Geschlecht hat es denn?" fragte mich eine auf Wölkchen blickende Noelle, sie ließ ihre Gabel mitsamt aufgespitsten Apfelstrudel sinken, sie hatte sich offenbar noch nicht die Frage gestellt, ob Männlein oder Weiblein.

"Sehe ich so aus, als wüsste ich die Antwort?" sprach ich nicht böse gemeint und blickte ebenfalls auf das zierliche Tierchen, das gerade im Reich der Träume quirlich sprang und mähte.

"Mhh, gucken geht jetzt wohl nicht." meinte Vanessa, tatsächlich war ich gerade so unfassbar froh darüber, dass der Rabauke oder die Rabaukin endlich eingeschlafen war, dass ich jeden, der auch nur den Gedanken hegte es zu wecken, augenblicklich den Hals umdrehen würde. 

Das Schäfchen sah zwar süß und lieb aus, hatte aber wie wild gestrampelt und gemäht in dem Moment, als ich von der Bühne runter bin. Unbedingt wollte der Berg Wolle zurück auf den sicheren Boden, so wie es gewöhnt war, allerdings waren wir mitten auf dem Fest, überall lauerte bittersüße Gefahr auf das hilflose Tier, alleine das Risiko zertrampelt zu werden war bei der Masse riesig. 

Nun lag es hier, vor Anstrengung zu strampeln mit einmal auf meinem Schoß eingeschlafen, welcher das Säugetier wärmte. 

"Ich glaube es ist ein Junge." urteilte Magna urplötzlich von der anderen Tischseite mit vollem Mund, sein Kartoffelsalat verabschiedete sich von seiner Gabel und klatschte zurück auf den Teller. "Wie kommst du den darauf?" sprach Noelle meine und Vanessas Frage unverblühmt aus, zeitgleich schaute die Prinzessin den Sonnenbrillenliebhaber unwissend an. 

"Sieht man doch an seinem Gesicht." meinte der Feuermagier nur und deutete mit ausgestreckten Finger auf Wölkchen. 

Fragend schauten wir drei Frauen auf das Schaf und musterten angestrengt sein Gesicht, in der Hoffnung, der eigenartigen Meinung auf die Spur zu kommen. Es vergingen einige Minuten, in denen wir angestrengt etwas in seinem Gesicht suchten, was auf angebliche Männlichkeit hinwies. 

"Bist du bescheuert?" fragte ich ihn ermüdet und blickte ihn, nachdem ich einige Momente mein Schaf ausführlich angestarrt hatte wie ich es sonst nur bei William tat, verwirrt an.

"Was für "sieht man in seinem Gesicht?"" kam es meckernd von Noelle.  "Hast du davon überhaupt eine Ahnung?" wollte nun auch eine Augenbraun hebende Vanessa wissen, die Magna zweifelnde Blicke entgegen schmiss, allerdings im Großen und Ganzem sehr belustigt aussah. 

"Natürlich nicht, aber ich habe ein Auge für so etwas." behauptete Magna auf heiterem Himmel und aß ungestört weiter, als wären nun alle Zweifel aus der Welt geschafft.

Unfassbar, dachte ich mir und schüttelte den Kopf. "Ist doch egal welches Geschlecht." 

Ich blickte auf und schaute eben Gesprochene an. Charmy hatte ihre unzähligen, mit Essen behäuften Teller vor sich fast weg schnabuliert und mampfte gerade einen nach Kuchen mit Schlagsahne aussehendes Haufen Etwas auf einen ihrer Nachtisch Teller. 

"Ob männlich oder weiblich, wenn man es kocht schmeckt es eh gleich." sprach Charmy schlingend an. Man konnte sichtlich sehen, wie Vanessa, Noelle, Magna, Asta und mir die Kinnlade herunter klappte. 

Etwas in mir riss. Bedröhliche Aura nistete sich bei mir ein, ließ die Luft um mich herum schlagartig gefrieren.

"Wenn du Wölkchen näher als nur einen Meter kommst, dann gnade dir Gott." drohte ich mit voller Ernsthaftigkeit und einem Blick, der selbst Yami zu denken gegeben hätte, er war so bitter, dass sich Charmy augenblicklich verschluckte.

"S...schon gut, war nicht ernst gemeint." räumte Charmy ein, ich glaubte ihr zwar, hatte gar keine Sekunde daran gedacht, dass sie es ernst meinte, allerdings war dies eine gute Gelegenheit gewesen, um es gleich den am Tisch sitzenden Mitgliedern des schwarzen Stieres ein zu brennen. Jeder der meinem Schaf auch nur mit dem winzigsten Gedanken ihn etwas zu tun näher kommt, sollte sich vorher ein Grab gekauft haben. 

Dies schienen die magischen Ritter auch zu begreifen, denn sie saßen plötzlich wie eingefroren da und glotzten auf den Tisch vor sich. An meinen Gesichtszügen merkte auch ich, wie finster und todernst ich wohl gerade schaute, doch da ich mich gerade genau so fühlte und den Magiern klar machen wollte, dass sie mein Schaf in Ruhe lassen sollten, war es mir recht herzlich egal. 

Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Plötzlich, ohne Ankündigung.

Ich fuhr herum, vergas dabei allerdings mein Gesichtsausdruck zu ändern, weshalb ich die Person hinter mir unheimlich finster und praktisch mit Tötungsabsicht angaffte, mein Blick hätte Seelen von Körper trennen können. Genau diesen Blick hatte ich gehabt, als ich im Endkampf gegen die Räuber gekrauft hatte, verbissen und kaltblütig.

Überrascht und neben der Spur, verwirrt was er gemacht hatte, um so einen Blick von mir zu ernten, schaute mich William an, wich umgeworfen einige Schritte zurück. "Habe ich etwas falsch gemacht?" fragte er sogleich mutig, aber unsicher, eingeschüchtert von meinem Blick. 

Auf der Stelle verschwand der düster, beinahe eiskalte Blick aus meinem Gesicht. "Ah, du hast nichts gemacht, Entschuldigung." machte ich schnell klar und wedelte dabei wie blöd unbewusst mit den Armen umher. 

"Verstehe, das beruhigt mich." erwiderte William und fand sein freundliches Lächeln wieder. Für einen Moment hatte er gedacht, dass ich wohl doch sauer auf ihn wäre, dass er mich ungefragt aufgefangen hatte.

"Sag mal, was machst du überhaupt hier?" fragte ich ihn, dabei bemerkte ich, dass mein Hals steif wurde, da ich mich wie eine Eule verrenken musste. 

"Die Verleihung ist zuende, deshalb habe ich jetzt Zeit und ich dachte..." Er kam ins Stocken, legte verlegen seine Hand in seinen Nacken, ehe er mit einer schüchternen Note fort fuhr; "Wir...könnten gemeinsam den Rest des Festes genießen?"

William hatte mein Problem mit dem Hals glücklicherweise bemerkt und war während dem Reden hinter Noelle gegangen, so dass ich mich nicht mehr anstrengen musste ihn anzusehen. 

"Gerne, doch...." erwiederte ich zutiefst erfreut, sogar so sehr erfreut, dass mein Herz augenblicklich kopflose Purzelbäume ohne Grenze schlug. Mein Blich wanderte von William auf Wölkchen. 

Da William nun neben mir stand, erkannte er das Schäfchen, welches es sich auf meinen Schoss gemütlich gemacht hatte und weiter wie ein Stein schlief. Sein Lächeln wurde sofort größer und seine Augen noch weicher, unverkennbare Zeichen dass er diesen Anblick von mir und dem Schaf als goldig ansah. Eine Kombi, die sein Herz unendlich schnell werden ließ.

Er verstand, sah mich allerdings ratlos an, sichtlich hatte er sich auf die gemeinsame Zeit mit mir gefreut und hatte nicht damit gerechnet, dass das Schaf ihn in den Weg grätschen würde.

"Das schaffen wir schon." kam uns Charmy zu Hilfe und erschuf mit links ein Kissen aus weicher Watte, welches sich vom Tier unbemerkt unter das Schäfchen bildete. Sachte begann die Watte mitsamt Wölkchen zu schweben und landete statt auf meinen nun auf Vanessas Schoß, eine kurze, sichere Reise ohne Problem.

"Vielen Dank Charmy." bedankte ich mich und drehte mich, so dass ich aufstehen konnte. In voller Größe lächelte ich William voller Vorfreude glücklich an, der mich zurück anlächelte und mir die selbe Vorfreude auf seltene gemeinsame Zeit entgegenbrachte.

Gerade wollte ich seine Hand nehmen, als mir einfiel, dass unsere Beziehung fürs erste noch geheim bleiben sollte, weshalb ich einfach neben ihm herging, doch selbst das reichte locker aus, um mir den Verstand zu rauben und mich eine Welt sehen zu lassen, die rosaner nicht hätte sein können.

Ich freute mich ungemein. So unglaublich, unfassbar, unmenschlich sehr. Das Sternen Festival, wie oft hatte ich mir gewünscht es mit William zu besuchen. Und heute konnte ich dies endlich tun. Mit ihm, meinem Schwarm, meinen Freund, der neben mir her ging, die gleiche mitreißende Liebe für mich empfand, wie ich für ihn.

Es war durch und durch bezaubernd, ein Moment, der einem Liebesroman nicht nur gleichkam, sondern um weiten übertrumpfte.

4182 Wörter


A/N: Kennt ihr den Anime "Moriarty the Patriot"? Sehr guter Anime, könnt ihr euch kostenlos auf Wakanim anschauen. Und nein, ich lenke nicht davon ab, dass ich vor gefühlten Urzeiten das letzte Kapitel hochgeladen habe, obwohl...eigentlich schon...aber der Anime ist trotzdem klasse(!)

Ähm, ja...ich hatte eine Pause von dieser Fanfiction. Die Gründe sind mehr oder weniger Lehrer, die es als gut empfanden, ihren Schülern innerhalb weniger Wochen fünf Referate aufzuzwingen.

Und die Feiertage, an denen ich mich zurückgelehnt habe und nichts posten wollte. Und die Tatsache, dass ich mein Nintendo DS wiedergefunden habe und das Spiel "Story of Seasons" mit Herzblut spiele (schon traurig, dass ich mich wie blöd gefreut habe, dass der eine Heiratskanidat mein Geständis erwiedert hat und wir nun imaginär zusammen sind).

Eigentlich sind es noch viel mehr Gründe, aber ich will euch nicht vollmüllen^^ Vielen Dank, dass ihr so lange gewartet habt und frohe (verspätete) Ostern.

PS: Können wir mal kurz darüber reden, wie verwirrend die neuen Black Clover Folgen sind? Und wie massig Asta geworden ist? Hat mich zugegeben am Anfang ziemlich irritiert. 



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