Kapitel 46 Tee und heiße Schokolade

Ich war wie erstarrt, konnte kein Wort heraus bringen. Meine Kehle fühlte sich an, als ob sie nicht existieren würde, ich war gänzlich überfordert von der Situation und der Bild vor mir. Er war da.

Extrem schnell schoss mein Herzschlag hoch, als er eh schon war. Augenblicklich war auch mein Sinn für die Atmung im Urlaub, denn ich atmete hektisch und unregelmäßig, einmal tiefer und einmal schwächer.

Als Ansporn ballte ich meine Fäuste und leckte mir über die trockenen Lippen, bevor ich meinen Mund öffnete.

"William!"



Augenblicklich weiteten sich Williams Augen und er drehte seinen Kopf zu mir. Als er mich erblickte, bildetet sich dieses Lächeln auf seinen Lippen, welches ich so sehr liebte. 

Ich hatte mir viel vorgestellt. Wie ich ihn von hinten überrasche und ähnliches, aber dass das, was jetzt passieren würde, was gerade geschah kommen würde, daran hatte ich keinen Gedanken verschwendet. 

Wie angewachsen blieb ich stehen, es war so, als ob mein Körper in einem Glücks-Freuden-Schock-Zustand wäre, der mich fest im Griff hatte. Meine Glieder gehorchten mir nicht, nicht mal einen Finger konnte ich rühren.

Eingefroren starrte ich ihn an. Mein Gehirn hatte aufgehört zu denken. Doch da bewegte sich William, erst ging er, wurde allerdings immer schneller, bis aus dem ein Fuß nach dem anderen setzten ein schnelles Laufen wurde. 

In dem Moment schien die unsichtbare Kraft auch meinen Körper los zu lassen, denn ich rannte ohne darüber nachzudenken auf ihn zu. 

Wir trafen uns in der Mitte und ich konnte nicht anders, als auf ihn zu springen und meine Beine um seine Hüfte zu verankern. Deutlich konnte ich Williams Arme spüren, welche mich eine Millisekunde später augenblicklich an sich drückten und den Eindruck erregten, mich niemals loslassen zu wollen.

Schwer atmend vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulte, hin zum seitlichen Teils des Halses. Der blaue Fellrand der Kapuze seiner Robe kitzelte meine Wange, während ich mich weiter in seinen Rücken krallte. 

Wie ein Heilmittel nahm ich Williams vermissten Geruch auf, spürte seinen Körper und seine Wärme. Wie ein Suchtmittel, welches ich nicht mehr inhaliert hatte, kam mir sein Körper vor. Es kam mir ewig vor, dass wir uns nicht gesehen hatten, doch in diesem Moment schien alles so Zeitlos, unvergänglich. 

Das Einzige woran ich dachte, das Einzige was ich spürte und worauf ich mich konzentrierte war William. Er und niemand anderes. 

Ein lautes Ausatmen von William ließ mich kurz lauschen. Genau wie ich ihn, drückte er mich gegen seinen schnell atmenden, erhitzten Körper und vergrub seine Nase liebend in meinen Haaren. 

Als Antwort schickte mir mein Körper ein durch und durch wohliges Gefühl und den Wunsch, ihn nie wieder los lassen zu müssen, meinen zierlichen, unglaublich hübschen, freundlichen und niedlichen Ordensführer.

Um uns herum schien alles egal zu sein, die Umwelt existierte so zu sagen gar nicht mehr. 

Williams Hand fuhr meinen Rücken hinauf, was mir einen Schauer durch meinen Körper jagte, um dann in meinen weichen Haaren zu versinken und mir liebevoll den Kopf zu streicheln. Ich genoss jede Bewegung von ihm, genau so wie das stetige, spürbare Heben seiner Brust und das leise Atemgeräusch. 

Ich hatte ihn vermisst. Und Gott, das so unglaublich sehr. 

Immer enger drückte ich mich an ihn, ich spürte seine Brust deutlich an meiner, seine Wärme schien auf mich über zu gehen. Durch die Stille hörte ich meinen aus dem Takt geratenden Atem, welcher bei jeden Atemzug seinen Halt streichelte, genau so wie es bei ihm war, nur dass sein heißer Atem hauptsächlich in meine Haare hinein ging. 

"Ich werde dich nie wieder los lassen." nuschelte William gefühlvoll und drückte mich zum Unterstreichen seiner Worte noch näher an sich. Erwidern tat ich nichts, was hätte ich denn auch sagen sollen, da es genau das war, was ich wollte? Nur ein: Wie süß, huschte durch meinen Kopf, während ich mich mit hochrotem Kopf beschämt weiter in seiner Schulter vergrub. 


Williams Sicht: 

Gott, seit wann sage ich so etwas?, fragte ich mich selbst beschämt, wobei ich einen hochroten Kopf bekam, welcher zum Glück größten Teils von Nias Haaren und meiner Maske bedeckt wurde. 

Das Gefühl ihrer Körpers, welcher sich immer enger an mich schmiegte, war atemberaubend, einfach entwaffnend. Bei jedem Ausatmen ihrerseits spürte ich ihren warmen Atem an meinem Hals, was mir jedes einzelne Mal eine Gänsehaut bescherte. 

Ihr Geruch, ihre hör- und spürbare Atmung und einfach nur das Wissen, dass ich sie endlich wieder in meinen Armen hatte, machte mich fast wahnsinnig. 

Sie war so süß. Das sie auf mich gesprungen war und sich nun an mich klammerte und schmiegte, fand ich dermaßen niedlich, dass meine Wangen ununterbrochen rot schimmerten. Ich befand mich im höchsten Glücksempfinden.

"Ich bin so froh, dass es dir gut geht." flüsterte Nia. "Ich weiß. Ich bin ebenfalls froh, dass du wohl auf bist." erwiderte ich sanft und drückte sie enger an mich. 

In diesem Moment war ich einfach nur dankbar und glücklich, wieder bei ihr sein zu dürfen. Jeden einzelnen Tag musste ich an sie denken, jedes Mal wenn ich eigentlich schlafen wollte, drifteten meine Gedanken unweigerlich zu ihr, an ihr Lächeln, ihre Augen, ihren Körper. 

Wie gern hätte ich sie in solchen Momenten umarmt, einfach bei mir gehabt. Und jetzt lag sie in meinen Armen, drückte sich an meinen Körper. Unzählbare Gefühle kamen in mir hoch, es war etwas verträumtes, allerdings auch etwas nachdenkliches, doch am meisten drückte sich der Beschützerinstinkt nach vorne. 

Wie sie so in meinen Armen lag, sich immer weiter an mich kuschelte und ich jeden Atemzug von ihr mitbekam...ich wollte einfach, dass sie es immer tuen könnte. Mich nicht los lassen würde. Dass ich für immer in ihren Armen sein konnte. Denn ich liebte es. 


Fünfzehn Minuten später: 

"Wohin gehen wir?" fragte Nia gespielt quengelig und schaute mich mit ihren glänzenden Augen an. Mit einem Lächeln verweigerte ich stumm eine Antwort und spielte nun das Spiel, welches Nia vor drei Wochen auf unserem gemeinsamen Flug gespielt hatte. 

Sie seufzte nur und blickte nun wieder nach vorne, auf die volle Straße. Überall stachen die bunten Läden aus dem älteren Stadtviertel, welches mit seinen alten Mauern einen unvergleichbaren Charm ausstrahlte. 

Soll ich?, fragte ich mich erneut. Hin und wieder stahl sich mein Blick nach unten, zu Nias alleingelassen wirkende Hand, die leicht hin und her schaukelte. 

Eigentlich hatte ich schon mal ihre Hand gehalten, aber vielleicht mochte sie es jetzt nicht? Was wenn sie gerade keine Lust darauf hatte? Möglich wäre es, schließlich klang ihr Seufzten gerade genervt. 

Das war sie wahrscheinlich, weil ich ihr nicht sagen wollte, wo wir hingingen, doch was war, wenn sie deswegen nun generell angesäuert war? 

William, du zerbrichst dir wegen den einfachsten Dingen den Kopf, sagte ich zu mir selbst und legte eine Hand auf meine Maske, die glücklicher Weise meine roten Wangen fast ganz verdeckte. 

Aber ich sollte mir Gedanken machen, fuhr ich in innerlich fort. Was wenn ich etwas falsch machte? Zwar habe ich nie darüber nachgedacht, aber ich hatte immer diesen Zweifel. Ich hatte noch nie wirklich etwas mit Frauen zu tun gehabt, wenn man das so sieht, ist das ganze hier neu für mich. 

Man sagt doch, dass Frauen schnell ihre Stimmung ändern können. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. Was denke ich denn da, auf so etwas stütze ich mich nicht. Aber trotzdem... 

Mein Blick wanderte wieder zu Nia, welche sich gerade auf das Geschehen vor ihr konzentrierte. Wie eingefangen bleib mein Blick auf ihr. Jeder Schritt sah wie in Zeitlupe aus, wie ihre Haare leicht wippten und ihre Augenlieder sanken und wieder empor gingen. 

Ich möchte auf keinen Fall etwas falsch machen. Diese Beziehung...ist mir so unendlich wichtig. 

Zwar war der Gedanke erhellend, allerdings brachte er mir eher wenig, denn ich war danach nur noch mehr verwirrt. Und schon wieder kam die Frage auf: ihre Hand nicht nehmen, da sie es als zu aufdringlich oder in der Öffentlichkeit gar als peinlich empfinden könnte oder ihre Hand nehmen, da ich es unbedingt wollte und ich ihr somit meine Liebe und meine Ernsthaftigkeit in der Beziehung zeigen konnte? Und was wäre, wenn sie genau darauf wartete? Was wenn sie es wollte?

Mein Kopf rauchte, ich machte mir unzählige Gedanken und Sorgen, ebenso versuchte ich geistig eine Pro-und-Kontra-Liste zu erstellen. Dabei wurde mir schmerzhaft bewusst: Ich hatte überhaupt keine Ahnungen von Beziehungen. 

Eigentlich war mir das auch die ganze Zeit bewusst gewesen, doch bei unserem ersten Treffen hatte ich dies vor Freude, Glück und Liebe einfach weggeschoben. 

Ich Idiot, wenn ich so weiter mache, werde ich zu einem schlechten festen Freund. Nia liest viel, wahrscheinlich kennt sie sich deshalb auch besser mit der Liebe aus. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie sogar bei unserem ersten Treffen mit Yami einen Roman über Liebe dabei.

Auf der Lavendelinsel zusammen mit meinen Gefühlen, so oder ähnlich hieß das Buch, welches mir damals nebenbei aufgefallen war. Das ist...bestimmt ein Liebesroman.

Ich schloss verkniffen die Augen. Umso mehr ich mir Gedanken machte, um so mehr wurde mir bewusst, wie uninformiert ich über solche Sachen war. 

Hoffentlich war ich trotzdem ein guter fester Freund. Doch die Sachen, welche zur Liebe dazu gehören, die kannte ich nicht. Was wenn es ein Muss gibt, etwas, was sich jede Frau von ihrem Freund wünscht? Wie kann ich Nia trotzdem glücklich machen? Sollte ich jemanden mit Erfahrung fragen? Aber nur Julius und Yami, vielleicht auch der schwarze Stier wissen von unserer Beziehung, davon kann ich niemanden fragen. Und was ist mit lesen? Ich könnte einen Liebesroman lesen, genau wie Nia und... . 

Kurz hielt ich die Luft an und mein Herz schien spürbar einen Schlag auszusetzen. Nias warme Finger verhakten sich kurzerhand in meinen und drückten meine Hand sanft. 

Auf der Stelle schaute ich sie an, erblickte ihr rotes Gesicht, welches sie von mir weg gedreht hatte, aus Scharm, dies war unübersehbar. 

Liebevoll drückte ich Nia's Hand, nach welcher ich mich gerade noch so gesehnt hatte, auch um ihr zu zeigen, dass ich nichts dagegen hatte. Ich hatte mir zu viele Gedanken gemacht.

Sanft, aber bestimmend zog ich sie in ein kleineres Seitengässchen. Die Blicke, welche auf uns gehaftet hatten, von denn Leuten, die mich als magischer Ritter erkannt hatten, was mit meiner Robe der goldenen Morgendämmerung nicht allzu schwer war, verschwanden.

Im Gegensatz zu Nia, welche auch dieses Mal bezaubernd aussah, hatte ich keine Zeit gehabt mich wirklich schick zu machen, da die Mission so kurzfristig knapp vor unserer Abmachung beendet war. 

Fragende Blicke trafen mich. Ein warmes Lächeln meiner Seit machte ihr klar, dass ich wusste, wohin ich ging. 

Das Seitengässchen, in welchen sich nur wenig, vielleicht ein drittel der Menschen aufhielten, welche gerade eben noch in der Fußgängerzone gewesen wahren, führte zu einer ebenso kleinen Kreuzung, bei der wir nach rechts abbogen. 

"Hier wären wir." sprach ich und blieb stehen. Nia, welche nun auch stehen blieb, folgte meinen Blick. Ihre ozeanblauen Augen blieben an einem kleinen, unscheinbaren Haus hängen, welches in der Gasse unter zu gehen schien und genau in der Ecke zwischen dieser und einer anderen, größeren Gasse stand. 

Trotz der wenigen, allerdings starken Sonnenstrahlen, wirkte das Haus hell und gastfreundlich, wozu auch die grünen Fensterläden und die vielen Blumenkästen in rosa, lila und weiß dazu beitrugen. 

Ein schwarzes, mit weißen, schnörkeligen Buchstaben beschriebenes Schild mit dem schlichten Wort "Café" zierte die Mauer über der grünen Tür.  

Nia schaute zu mir, als ob sie mir damit sagen wollte, dass hast du also geplant. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und ihre Augen glitzerten. 

Es gefällt ihr, dachte ich erleichtert. Sanft führte ich sie zum Eingang des kleines Cafés  und öffnete die Tür, welche mit einem freundlichen Klingeln, welches gerade zu "Herein" säuselte, unser Eintreten verkündete. 

Eine Frau mit wuscheligen Haar und einer umgebundenen Schürze kam auf uns zu, in ihrem Gesicht ein strahlendes Lächeln. 

"Schön, dass Sie da sind, ich begleite Sie an Ihren Tisch." begrüßte uns die Frau in einer angenehmen Stimme. Das dritte Mal an diesem Tag spürte ich Nias fragenden Blick auf mir und ich verstand, dass sie sich fragte, warum die Frau sich nicht wunderte oder reagierte, dass ein Mitglied der goldenen Morgendämmerungen ihren Laden betreten hatte. 

"Ihr Name ist Isabell, ich war hier schon öfter, deswegen kennt sie mich." erklärte ich schnell und knapp. "Ach so." antwortete Nia und wollte gerade Isabell folgen, als ich nicht widerstehen konnte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. 

Erschrocken da dies aus dem heitern Himmel geschah und sie damit nicht gerechnet hatte, zuckte Nia zusammen und wurde rot, weshalb sie sich wegdrehte. Als Reaktion darauf dachte ich mir nur: Niedlich und lächelte. 

Wir hatten unsere Hände von einander gelöst und folgten Isabell in das Café, bis wir vor einem Tisch am Fenster standen, welches den Blick auf die etwas belebtere Gasse oder Kleinstraße bot. 

Wir setzten uns fast gleichzeitig, während ich hinaus schaute, schlich sich Nias Blick durch das Café. Schnucklig, charismatisch, romanhaft, ruhig, dies wahren nur ein paar der vielen schönen Wörter, mit denen man diesen Laden beschreiben konnte. 

Der Tisch, an dem wir saßen, war mit einer kleinen hellgrünen Tischdecke in der Form einer Raute bedeckt, welche nur die Tischmitte zierte. Darauf stand ein Blumenstrauß mit den verschiedensten Blumen und Blüten. 

Abweichend schaute ich aus dem Fenster in die von Menschen gefüllten Gasse, ich wusste nicht, was ich jetzt sagen oder tun sollte. Auch Nia schien es so zu ergehen, sie saß still da und starrte regelrecht die Blumenbracht an. 

Bevor jedoch irgendjemand von uns den Mut hatte, ein Gespräch oder ähnliches anzufangen, kam auch schon Isabell mit ihrem kleinen Block zum aufschreiben unserer Bestellungen. 

"Und? Wissen Sie schon was sie trinken wollen?" fragte sie uns in einem flötenden Ton. Plötzlich wirkte ich wie aus meiner Starre befreit und mir wurde klar, dass ich keine Sekunde damit verbracht hatte, nachzudenken, was ich bestellen möchte. 

Zu meinem Pech jedoch schaute mich Nia an und verritt so, dass sie sich wünschte, dass ich als erstes bestellte. 

Innerlich seufzte ich und drehte mich zu Isabell, welche aufschreibbereit mit einem Stift in der Hand wartete. 

"Ich hätte gerne einen Früchtetee." Isabell nickte und schrieb rekordverdächtig meine Bestellung auf. "Und Sie, junge Dame?" fragte sie nun Nia, welche sich gerade noch umgesehen hatte. 

"Eine heiße Schokolade bitte." bestellte sie sicher und schnell, sie hatte sich also besser entscheiden können, als ich. 

Wieder nickte Isabell und schreib, dann bedankte sie sich das wir hier waren und ließ uns alleine. 

"Entschuldigung." sagte ich schnell und schaute Nia schuldbewusst an. Diese jedoch schien nicht zu verstehen, warum ich dies tat, was sie auch in Worten wiedergab. 

"Warum denn das?" wollte sie schlicht wissen, während sie mich zurück anschaute. Im Anblick ihrer blauen Augen jagte es mir einen Schauer über meinen Rücken und dieses komische, als Schmetterlinge im Bauch benannte Gefühl kam wieder in meinem Körper auf. 

"Naja..." begann ich, unweigerlich bemerkte ich, dass ich das Ganze nicht gut in Worte fassen konnte, trotzdem versuchte ich es. 

"Ich meine damit...nicht dass meine Bestellung dich irgendwie gedrängt hat, auch etwas Süßes zu bestellen." brachte ich mit Scharm heraus und schaute mit roten Wangen auf die Tischkannte. 

Ein Kichern. Nia begann plötzlich leise zu glucksen und zu prusten. Diesmal war ich der, welcher fragend aufblickte. "Ach William." meinte sie. "Du machst dir über zu viel Gedanken. Alles gut, der Apfelkuchen hier scheint ja ziemlich gut sein, deshalb hätte ich so oder so eine heiße Schokolade bestellt." erklärte sie. 

Kurz warf sie einen Blick in Richtung Eingang und ich verstand. Sie hatte bei meiner Bestellung nicht einfach nur sich das Café angeschaut, sondern auch die Karte gelesen. 

Scharm kam immer mehr in mir hoch, ich verfluchte mich, dass ich mir über jede Kleinigkeit Sorgen machte. "Allerdings..." 

Nia wendete ihren Blick vom Eingang ab und blickte erneut mich an. "...Bin ich in der Sache nicht gerade besser. Schließlich dachte ich...dass du mich vielleicht als kindisch bezeichnen würdest, da ich eine Schokolade bestellt habe." gab sie leise zu, ihr war es sichtlich unangenehm, dass zu erzählen. 

Erleichterung machte sich in mir breit. Ihr ging es teilweise also auch genauso wie mir, sie machte sich auch Sorgen, etwas falsch zu machen. Allerdings wusste ich, dass dies bei Nia eher seltener war. 

Sie war eine reife Frau, die sich zudem auch noch mit dem ganzen Thema Liebe mindestens tausendmal besser als ich auskannte. 

Tief atmete ich aus. Ich wollte nicht die ganze Zeit mit hochroten Kopf die Tischkannte anschauen. 

"Also...ich finde es nicht kindisch, dass du dir eine heiße Schokolade bestellt hast." sprach ich ablenkend.

Allerdings wusste Nia nicht darauf zu antworten, denn sie schwieg und schaute nur unsicher hin und her. 

Dabei fiel mein Blick auf ihre Kette. Schon als ich sie heute beim Garten abgeholt hatte, war mir sie aufgefallen. Es freute mich, dass mein Geschenk so gefiel und dass sie sie trug. 

Ich habe mir wohl umsonst Gedanken gemacht, dass es ihr nicht gefallen könnte.

Isabell kam wieder und stellte unsere Getränke vorsichtig vor uns ab und fragte gleich, was wir zum essen haben wollten. Nia, sowie ich, nahmen den Apfelkuchen, ohne lange überlegen zu müssen.

Unauffällig beobachtete ich Nia, wie sie mit einem Löffel durch die Sahne ihrer heißen Schokolade glitt und sie unterrührte. Zwar war mir dieses Verfahren mit Sahne und Kakao fremd, allerdings belächelte ich dies nur. 

Gleichzeitig kam mir der Gedanke, ob ich es ihr jetzt sagen sollte. War jetzt der Moment dafür? Nach dem ich sie ein wenig beobachtet habe, entschied ich für mich, dass es der beste Moment dafür war. 

"Nia, es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen will."


2905 Wörter

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