Kapitel 38 Unter der Maske

Innerlich sowie äußerlich Lächelte ich. Sie waren Mischungen von meinem normalen Lächeln, der Freude, das sie mir so nah war, die plötzliche Belustigung und meiner Nervosität.

Da ich meinen Blick nicht länger auf ihr halten konnte, senkte ich ihn zu Boden, es half mir auch, mich auf das kommende vorzubereiten.

Mein Herz schlug mir mittlerweile bis zum Hals, Unsicherheit zog wie Nebel in meinem Körper auf.

Ein letztes Mal atmete ich durch, bevor ich meine Maske von meinem Kopf nahm.


Der frische Abendwind fuhr durch meine Haare, welche sich dem Wind hingaben und leicht durchgeblasen wurde.

Es war unangenehm und befremdlich, den kühlen Wind meiner sonst verdeckten Gesichtshälfte zu spüren, ich war es nicht gewohnt. 

Das Material meiner Maske schmiegte sich an meine Handflächen, mit denen ich sie vor mich, auf Brusthöhe, hielt.

Still stand ich da, spürte meine Nervosität wie ein loderndes Feuer in mir, während ich auf ihre Reaktion wartete, welche mir so wichtig war. Denn sie würde entscheiden, ob wir eine Zukunft hatten.

Es kam alles darauf an, wie sie reagieren würde. Denn wenn sie mein Gesicht nicht schlimm finden würde, könnten wir...hoffentlich...zusammen sein.

Doch leider war dies so unwirklich, dass ich Probleme hatte, darüber nachzudenken, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen könnte, geschweige denn daran zu denken, das wir überhaupt eine haben könnten.

Das Problem, dass sich in diesem Moment bemerkbar machte war, dass sie, genau wie ich, schwieg. Aus Nias Gesicht konnte ich keine Emotion lesen, keine Überraschung oder erwartete Übelkeit und Abwertigkeit, nichts, was mir klare Sicht verschaffen würde.

Still wie ein Glas Wasser stand sie vor mir, rührte keinen ihrer dünnen Finger. Ihre Augen lagen schlicht auf mir. Sorge und Angst breiteten sich wie ein Lauffeuer in mir aus, steckten mich innerlich in Brand.

Unruhe durchzog mich langsam und das, obwohl ich nie wirklich ungeduldig war. Ich wollte es wissen, wissen, wie sie den William, welcher nun vor ihr stand, fand. Wissen, ob sie auch zu diesem William Gefühle hatte.

Aber sie schwieg. Behielt ihre Gedanken für sich. Ich verstand. Und es war schmerzhafter, als alles andere. Selbst der damalige Gedanke, dass ich nie an ihrer Seite sein konnte, kam an diese Schmerzen nicht ran.

Mein Herz zog sich zusammen. Wie konnte der damalige Gedanke denn überhaupt an diese Schmerzen heran kommen? Es war nur ein Gedanke. Im hier und jetzt hingegen hatte ich sie bekommen.

Genau das, wovor ich mich am meisten gefürchtet hatte. Das, warum ich sie nur anschauen wollte.

Eine Abweisung.

Sie wollte mich nicht verletzen. Deswegen schwieg sie. Eine komplett natürliche Reaktion. 

Auf einmal kam mir ihr monotoner Blick angeekelt vor und ihre Körperhaltung sah für mich so aus, als ob sie Abstand zwischen uns bringen wollte, genau wie so viele vor ihr.

Heftig schluckte ich. Ein Kloß bildete sich in meinen Hals, ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können, so wie alles verloren zu haben. 

Empfindungen, welche ich noch nie gespürt hatte, überrollten mich plötzlich, eine dunkler wie die andere.

Unbewusst verstärkte sich mein Griff um meine Maske, den einzigen Schutz, welchen ich gegen dieses schwarze Loch der Gefühle hatte, den ich jedoch abgelegt hatte. Dabei hatte ich doch gewusst, dass die Wahrscheinlichkeit nicht hoch war, dass sie mich so annehmen würde, wie ich war.

"Ich verstehe." brachte ich mit erschrecken ruhigen Ton heraus, dabei warf ich einen Blick auf den Boden. Mit Anstrengung versuchte ich normal zu wirken, das Letzte was ich wollte war ihr ein schlechtes Gewissen zu machen.

Während meines Sprechens hatte ich versucht, meine Trauer und meine beklemmenden Gefühle so gut es ging zu verstecken, ebenso versuchte ich es danach. Obwohl ich nicht geglaubt hatte, dass ich meine Gefühle verstecken konnte, schaffte ich es äußerlich doch ziemlich gut, nicht perfekt, aber jedoch fast ganz.

Innerlich sah es jedoch ganz anders aus. Ich, Ordensführer des stärksten magischen Ritterordens des Königreiches Clover und ein erwachsener Mann Mitte zwanzig, war den Tränen nahe.

Doch ich schluckte sie herunter und drängte das Bedürfnis mich auszuheulen in die hinterste Ecke meines in Trauer ertrinkendem Inneren.

Gequält zwang ich mir ein Lächeln auf. Wie selbstständig drehte ich mich um, meine Schuhe klackten ein wenig auf der Oberfläche des Steinweges, welcher sich durch den Garten schlängelte.

Wie tonnenschwerer Beton fühlte sich mein Herz in meiner schmerzenden Brust an. Ich hatte es doch gewusst. Wie konnte man mein Aussehen denn überhaupt lieben. Als ob ich es an die Seite von einem perfekten Menschen wie Nia schaffen würde.

Gerade wollte ich meine Maske wieder aufsetzen, um wieder mein Gesicht zu verbergen, als ich eine warme Hand auf meiner linken Schulter spürte.

Erwartungslos drehte ich mich um. In dem Moment, als ich wieder voll und ganz vor Nia stand, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.

Nias warmen, dünnen Hände lagen auf meinen Wangen, umrahmten zärtlich mein Gesicht und hinderten mich so sachte daran, mein Gesicht durch meine Maske oder durch ein Wegdrehen zu verstecken.

Doch dies war nur ein kleiner Teil von dem, was mich schockte.

Zart wie die Flügel eines Schmetterlings berührten ihre Fingerspitzen meine Haut, welche vom Fluch befallen war.

Noch nie hatte mich dort jemand so berührt. Die Wärme ihres Körpers floss durch ihre Finger zu der dunklen Haut meiner Entstellung.

Federleicht kribbelte es an den Stellen, an denn ihre Fingerspitzen mein Gesicht trafen. Ebenso kribbelte es in meinem Bauch, welches ganz langsam durch meinen ganzen Körper strömte.

Wie erstarrt stand ich da, genoss jede Millisekunde und Millimeter ihrer Berührungen. Noch immer wusste ich nicht, wie mir geschah. Vorsichtig kam sie noch näher, reckte ihren Kopf.

Ihre weichen, leicht trockenen Lippen trafen meine selten berührte Stirn und hauchten einen Kuss auf meine Narbe. Augenblicklich stockte mir der Atem, das Kribbeln verstärke sich um ein vielfaches, es fand in meinem Körper keinen freien Platz mehr.

Nia hatte nicht nur meine Narbe, wegen der mich alle gemieden hatten, berührt, nein, sie hatte mir den ersten Kuss, den ich in meinem Leben empfangen hatte, auf die ewig versteckte Stirn gegeben. Auf die Stelle, die sich sonst niemand auch nur zu berühren gewagt hatte.

Sie liebt mich. Sie liebt mich genau so wie ich sie.

Allein dieser Gedanke machte mich in Sekunden zum glücklichsten Mann der Welt. Hauchzart nahm sie ihre Lippen von meiner Stirn, hinterließ ein angenehmes Prickeln, ging etwas zurück und schaute mir wieder mit ihren wasserähnlichen Augen an.

Eine heiße Träne rannte ungewollt aus meinem rechten Augen, rannte meine Wange herunter und zerschellte auf ihrer Hand. Sanft lächelte sie und fuhr mit ihrem Daumen über die Stellte, auf der gerade eben die Träne meine Wange herunter gerannt war, als ob sie die schon zerschellte Träne wegwischen und mir sagen wollte; "Du musst nicht weinen, alles ist okay."

Unsere Gesichter waren uns näher, als ich es je zu träumen gewagt hätte. Wie viele Zentimeter lagen zwischen unseren Nasenspitzen? Fünf? 

Mein Herz schlug so stark, dass sich bei mir unbewusst der Gedanke einschlich, dass es jede Sekunde vor Überanstrengung anhalten könnte, so laut und heftig waren seine Schläge.

"Ich habe mir immer mal wieder vorgestellt, wie du vielleicht aussehen würdest." begann Nia mit leisem Ton zu erzählen. "Das war echt schwer, ich wusste ja noch nicht mal welche Haarfarbe du hast oder welche Frisur. Damals habe ich mir natürlich auch die Frage gestellt, was wäre, wenn du vom Aussehen doch nicht mein Typ bis. Aber das war unnötig. Denn du bist nicht hässlich, nicht mal ansatzweise. William, du bist wunderschön, auch wenn du es nicht sehen zu scheinst." sagte sie mir mit fester Stimme.

Während sie diese erschlagenden Worte zu mir sagte, verloren wir uns gegenseitig in den Augen des anderen. Zaghaft und Unsicher kam sie meinem Gesicht näher, verkürzte den Abstand zwischen uns um ganze zwei Zentimeter.

Kurz wich ich unsicher zurück, mein Selbstbewusstsein schien im untersten Keller angekommen zu sein. Doch dann fasste ich Mut und kam ihr ebenfalls einen bis zwei Zentimeter näher, bevor ich schon wieder damit anfing, mit mir zu ringen.

Doch Nia schien sicherer als ich zu sein, sie überbrückte die wenigen letzten Zentimeter.

Zart und liebevoll trafen mich ihre warmen Lippen erneut, welche sie mit sanften Druck auf meine legte. Wie in Trance tat ich es ihr gleich.

Das Kippeln in meinem Bauch schien auszurasten, schickte einzelne Stoßwellen durch meinen gesamten Körper, bis zu der letzten Fingerspitze.


Nias Sicht:

Immer weiter vertieften wir den Kuss. Williams Lippen waren genau so weich, wie sie von außen aussahen. Sanft benutzte er sie, er setzte sie gefühlvoll ein und steckte seine Liebe in diesen Kuss, genau wie ich.

Innerlich konnte ich immer noch nicht glauben, was hier gerade passierte. Doch ich verschwand keine Sekunde an meine Fragen, jede Millisekunde des Kusses war tausendfach mehr wert.

Mein gesamter Körper wurde von Schmetterlingen heimgesucht, in meinem Bauch kribbelte es die gesamte Zeit, als ob dort über hundert von den hübschen Faltern kreuz und quer herum flattern würden.

Ohne lange darüber nach zu denken, legte ich meine Arme um Williams Hals und drückte ihn näher an mich, falls dies überhaupt noch ging. Als ob mein Handeln ihn aus einem Traum geholt hätte, legte er seine Arme um meine Hüfte und zog mich ebenfalls näher an sich.

Unsere Oberkörper drückten sich an sich, nach einiger Zeit wärmten wir uns durch den Kontakt, so dass unsere Oberkörper ganz warm wurden.

Unsere Lippen lösten sich, doch fanden sofort den Weg zurück. Keiner von uns wollte auch nur einen Dezimeter vom anderen weg.

Dicht drückten wir unsere Körper aneinander, es schien nichts anderes als wir zu existieren.

Unsere Lippen mussten sich hin und wieder lösten, da unsere Nasen nicht mit dem Luftverbrauch unserer aufgescheuchten Lungen mitkamen. Durch die stätig erhöhte Intensivität unseres Kusses wurden unsere Lippen feucht, es vertiefte jedoch nur die Gefühle unseres Kusses. Es war wie eine Sucht.

Ich wollte nicht dass wir aufhörten, William schien es genau so zu gehen. Dabei fragte ich mich unbewusst in den Tiefen meines Kopfes, ob ich vielleicht mit Zunge versuchen sollte, oder war es dafür noch zu früh?

Ich war so in Ektase, dass ich dies gerne getan hätte und nicht wirklich über mögliche Konsequenzen nachdachte. Da wir eh einen intensiven Kuss hatten, versuchte ich es mit bis zum Hals schlagenden Herzen und drang leicht mit meiner Zunge in seinen warmen Mund ein.

Dabei erinnerte ich mich daran, öfter in Romanen gelesen zu haben, dass es bei Zungenküssen zu Dominanzkämpfen kommt, die meistens, eigentlich immer, vom aufbrausenden Mann gewonnen wurden.

Doch es war noch nicht mal ansatzweise so. Sanft und voller Gefühl wurde meine Zunge empfangen, anstatt einem Dominanzkampf zu beginnen fuhr William mit seiner Zunge an meiner entlang, zart und mit leichtem Druck.                                                                                                          A/N: (Sorry not Sorry)

Verträumt und in einer anderen Welt erwiderte ich. Während mein ganzer Körper unter Gefühlen und kribbelnden Empfindungen erzitterte, spielten unsere Zungen zwischen unseren Mündern miteinander. 

Es war kein Kampf, sondern ein Spiel unserer Gefühle. Sachte fuhr ich ihm durch seine Haare. Nach seinen Aussagen ging ich davon aus, dass noch nicht viele ihn ohne Maske gesehen hatten, geschweige denn durch seine Haare gefahren waren.

Deswegen überraschte es mich, dass sie so unglaublich weich und fein waren. Das fließende Haar, welches dauerweich schien, wirkte auf mich gepflegt, ich mochte es auf der Stelle, was ich ihm auch mit dem zärtlich ausgesprochenen Satz: "Du hast wunderschöne Haare, sie sind so unglaublich weich.", wissen lies, in dem Moment, in dem unsere Zungen und Lippen sich von einander trennten.

Sein warmes Lächeln befand sich auf seinen Lippen. William beugte ich ein wenig vor und drückte mir liebevoll einen weiteren Kuss auf meine befeuchteten Lippen.

Danach legte er seine Stirn auf meine und schloss die Augen, er genoss meine Nähe voll und ganz, ohne eine Sekunde nicht zu würdigen. Dabei wanderte seine Hand zu meinem Hinterkopf, wo er sie bedacht und zart ablegte.

Die plötzliche Wärme, die ich durch seine Hand empfand, ließ mich schaudern. Ich schloss ebenfalls meine Augen und drücke minimal meine Stirn gegen seine, damit er wusste, dass ich es mit ihm genoss.

In dem Moment, in dem er seine Maske abgenommen hatte, hatte ich mir alle vorgestellt. Innerhalb von Sekunden waren mir die verschiedensten Ergänzungen seines Gesichtes durch meinen Kopf ohne Punkt und Komma gerauscht.

Als er dann seine Maske abgenommen hatte, wurde meine Fähigkeit zu sprechen gestohlen. Sein Gesicht war bis zum Anfang der Nase, über die gesamte obere Gesichtshälfte von einer Narbe bedeckt. Die Haut, welche sich in diesem Bereich befand, war dunkler und von noch dunkleren Flecken übersäht.

Fast sofort musste ich an eine Krankheit denken, danach an eine von der Schlacht bekommene Wunde.

Es war ungewöhnlich, ich hatte so eine Entstellung noch nie gesehen oder davon gehört. Manchmal hatte ich mir gedacht, dass William vielleicht doch ein normales Gesicht hatte und die Maske nur trug, weil er vielleicht schüchtern war. Im Nachhinein schämte ich mich sehr für diesen Gedanken.

Doch beim Anblickt der Narbe wurde mir bewusst, dass er die Maske auf keinen Fall aus Gründen wie diesen aufhatte. Ebenso wurde mir bewusst, dass er es damit bestimmt nie wirklich leicht im Leben gehabt hatte.

Allerdings behielt ich die unzählige Fragen wie "Hast du sie durch einen Kampf bekommen?" "Wie war deine Vergangenheit damit?" oder "Wie fühlt sie sich an?" in diesem Moment für mich.

Ich konnte meine Augen nicht von seinem Gesicht nehmen. Dies hatte er wohl als Abweisung aufgenommen, obwohl ich eigentlich nur erstaunt war. Erstaunt, wie unglaublich hübsch er war. Sein Aussehen übertraf meine schönsten Vorstellungen bei weiten, auch trotz der Tatsache dass, wo sie Stirn in die Haare über ging, bei wenigen Stellen etwas Haare fehlten. Doch dies änderte überhaupt nichts an seiner Schönheit.

Seine Haut sah weich und makellos aus, seine strahlend violetten Augen, welche von der Narbe eingeschlossen waren, stachen durch die dunklere Haut noch mehr heraus und seine Haarfarbe war ein dunkleres Weiß.

Doch was mich mehr überraschte als sein schönes Aussehen waren seine Worte, dass er mich liebte. Es war wie ein Traum, ein Traum, welcher in Erfüllung gegangen war. Gedanklich konnte ich es immer noch nicht fassten. Ich fragte mich, wann und wie er sich in mich verliebt hatte. 

Jedoch hob ich mir auch diese Fragen für später auf, diesen Moment, Stirn an Stirn mit dem Menschen den ich liebte, wollte ich auf keinen Fall unterbrechen. 

Leise, fast kaum hörbar trat Williams Atem in mein Ohr. Andächtig lauschte ich, innerlich wusste ich, das er das gleiche bei mir tat.

Sachte, wie die dünnen Flügel eines Schmetterlings berührten Williams Finger plötzlich meine, an meiner Seite verweilenden Hand.

Ohne groß nachdenken zu müssen schloss ich seine, sich zögerlich nähernde Hand in meine. Unsere Finger griffen ineinander. Seine Haut war warm, sie wärmte meine kalte, zitternde Hand.

Das Gefühl unserer in einander greifenden Finger war unbeschreiblich schön. Sanft verstärkte William den Druck unsere Hände leicht, ich tat es ihm gleich.

Mit den freien Händen drückten wir uns immer noch zueinander, obwohl wir schon so nah wie möglich aneinander gedrückt waren.

William war warm, er war wie eine wärmende Decke im Winter oder, wie im Moment passend, im kühlen Abendwind.

Die Sonne hatte den Himmel verlassen, nur noch die glutroten und orangenfarbenen Sonnenuntergangsstrahlen zeigten den Punkt, an dem sie vor wenigen Sekunden unter gegangen war.

Leicht fröstelte es mich, doch Williams Körperwärme ließ die Kälte von mir fallen.

"William?" fragte ich flüsternd und machte meine Augen auf. "Hm?" kam es liebevoll von ihm, er genoss nach wie vor voll und ganz unsere Körpernähe. "Können wir uns so bald wie möglich treffen?"

Er öffnete seine Augen und schaute mich mit seinen lilanen Seen direkt an. "Du meinst, da wir uns sonst kaum sehen würden?" kam es ruhig von ihm.

Antwortend nickte ich. "Ja, sonst würden wir uns in einem knappen halben Jahr das nächste Mal sehen. Und na ja, ich dachte...dass du vielleicht ein paar Stunden frei hast, damit wir uns sehen können." brachte ich zögerlich heraus.

Weil ich sonst so gut wie nie Formulierungsfehler oder Probleme dabei hatte, war es eine Seltenheit, dass ich mir bei Sätzen so schwer tat, wie jetzt.

William hatte jedoch verstanden und lächelte mich warmherzig an. "Natürlich. Wie wäre es in drei Tagen? Das wäre ein Mittwoch, ich gehe davon aus, dass ich an diesem Tag am wenigsten zu tun habe, da dort der Abgabetermin einiger Dokumente ist." meinte William.

Drei Tage? Das wäre früher als erwartet. Es freute mich extrem, dass ich ihn so schnell wieder sehen konnte. Und dann auch nicht mit der Unwahrscheinlichkeit mit ihm zu reden, wie es bei Veranstaltungen der Fall war. Nein, in drei Tagen würde es nur uns beide geben.

Gerade wollte ich einwilligen, als mir William eine Frage entgegen schmiss, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

"Ist das so eine Art...Date?" fragte er zögernd, man erkannte ohne große Mühe an seinen rosa Wangen, dass diese Frage ihn unangenehm war.

Etwas überrumpelt starrte ich ihn an und ließ mir diese Frage durch meinen Kopf gehen. "Ich weiß nicht, kann man es ein Date nennen, wenn man schon zusammen ist?" sprach ich unüberlegt meine Gedenken aus, dabei zupfte ich nervös an dem Stoff meines Oberteils.

Erst nach der letzten Silbe und der darauffolgenden Stille wurde mir bewusst, was ich da gerade unbedacht gesagt hatte. "S..Sind wir denn zusammen? Ich meine, wir haben uns beide die Liebe gestanden...ähm...also... ." Verwirrt klang meine Stimme, ebenso hörte man aus ihr meine Unsicherheit heraus, sie hatte die Herrschaft über mich übernommen.

Zaghaft schaute ich zu William, welcher mir nur ein sanftes Lächeln schenkte, in seinen Augen funkelte ein wenig Belustigung in all der Nervosität und Freude.

"Ich würde mich ehrlich gesagt wundern, wenn nicht. Angenommen...du möchtest mich als festen Freund." kam es beruhigend über seine Lippen, während er mit roten Wangen unsicher zur Seite schaute.

Über seine Belustigung schmunzelnd antworte ich mit einem unverwechselbar "Ja." und hang ein leises, kaum hörbares "Natürlich" dahinter, welches ebenfalls einiges an Schüchternheit beinhaltete. 

Irgendwie konnte ich es nicht fassen. Alles passierte so unglaublich schnell und unerwartet, ich fühlte mich, als ob ich nicht mehr wusste wo oben und unten lag. Die Umgebung war verblasst, ich achtete nicht mehr auf den Wind, welcher die Blüten von den Bäumen und Blumen nahm und sie durch die Luft schleuderte. 

Es war vergleichbar mit einem Traum. Nicht nur das was William gesagt hat, dass er mich liebt und alles andere, sondern auch generell. Genau wie in einem Traum passierten komische, unkontrollierbare Dinge, welche plötzlich kamen und einen nicht die Zeit zum nachdenken gaben, genau wie in dieser Situation.

Durch meine Antwort lachte William kurz leise auf, dadurch schien auch einiges an Anspannung von ihm zu fallen.

"Das freut mich. Wirklich sehr." flüsterte er mit noch röteren Wangen, so dass ich es kaum gehört hätte. "Also...am Mittwoch in drei Tagen? Welche Uhrzeit wäre für dich am Besten?" wollte er von mir wissen, sein Blick lag auf meinen Augen.

Es dauerte nicht lange, bis ich ihm antwortete, auch wenn es nicht seine Frage beantwortete. "Du als Ordensführer hast mehr zu tun als ich. Es wäre besser, wenn wir unser Date nach dir richten." meinte ich. "Also...wenn das okay für dich ist." ergänzte ich und legte meine Hand auf den Ellbogen meines anderen Armes. 

Erst nach Williams Lächelns erkannte ich, das ich unser Treffen unbewusst als Date betitele hatte.

Der Ordensführer sparte sich zum Glück einen Kommentar dazu, war auch irgendwie klar, so verlegen wie er im Moment war. "Gut, dann um 16: 30 Uhr? Ist das für dich okay?" fragte er in normalen, vielleicht etwas langsameren Sprechtempo, bevor er in ungebremster Schnelligkeit und unverkennbaren Unsicherheit weiter redete, so wie es mir schon so oft in seiner Nähe passiert war.

"Entschuldige dass es so spät ist, doch die Arbeit...der Orden... ." William verstummte, er hatte bemerkt, dass ich mir die Gründe schon vorstellen konnte.

Er redet schneller wenn er nervös ist. Vielleicht auch weil ich vor ihm stehe. Wie niedlich, dachte ich mir und schluckte, um meine ausgetrocknete Kehle zu befeuchten, zeitgleich glühten immer noch meine Wangen in einem Rosaton.

"Klar, i...ist okay. Du musst dich nicht entschuldigen, 16:30 Uhr ist perfekt. Dann habe ich auch noch Zeit, bevor wir uns treffen." antwortete ich hektisch und unreif. Mein erfreutes Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, es freute mich ungemein, ein Date, wenn man es so nennen konnte, mit William zu haben.

Noch total in meiner perfekten Traumwelt, wo es nur William und mich gab, traf mich plötzlich eine Erinnerung wie ein Blitz, schmerzvoll und herzstehenbleibend.

"Finral und Yami, ich habe die beiden total vergessen!" schoss es erschrocken aus meinen Mund. Aufgescheucht schaute ich hin und her, um irgendwo zu sehen welche Uhrzeit wir hatten, erfolglos.

Im Gegensatz zu mir blieb William die Ruhe selbst und schaute mir dabei zu, wie ich fast Angstzustände von Yamis Mörderblick bekam, denn er mir auf jeden Fall entgegenwerfen würde, wenn ich mit so einer Verspätung bei ihm auftauchte.

Vielleicht ist er ja auch schon ohne mich gegangen. Ja, das wird er gemacht haben. Doch das Risiko und die Wahrscheinlichkeit, dass er auf mich gewartet hatte um mich, wenn ich auftauchte, zu töten, war verdammt groß. 

Verdammt, warum ausgerechnet jetzt?! Es war doch gerade so perfekt, heulte ich in Gedanken. Allerdings, ich hätte es niemals zugegeben, war ich auch froh dieser Situation zu entkommen, da ich bald an Atemnot und Herzüberdruck sterben würde, wenn ich länger in Williams Nähe bleiben würde. Ein wenig durchatmen kam mit da gar gelegen.

"Dann solltest du lieber so schnell wie möglich zu ihnen, sie warten bestimmt noch." meinte William, zu meiner Überraschung klang er sehr zuversichtlich. Hat Yami ihm etwa gesagt, dass er auf mich wartet? Nein, das macht keinen Sinn. 

Erneut fiel mir auf, wie süß William mit seinen roten Wangen und nervös hin und her schauenden Augen aussah.

"Ja, da hast du recht." sprach ich schnell. Unter Zeitdruck und verhindert einfach so zu gehen umarmte ich William ein letztes Mal ganz fest, drückte seinen wirklich dünnen Körper gegen meinen und flüsterte ihn ein "Ich liebe dich, unglaublich sehr." mit glühenden Wangen in sein Ohr, bevor ich mich mit Williams Worten "Ich liebe dich auch." von ihm löste.

Mit schweren Herzen drückte ich ihn einen Kuss auf die Lippen und drehte mich um, nach dem Motto, so schneller umso schmerzersparender. Schnell rannte ich zum Treffpunkt, doch bevor ich aus Williams Reichweite verschwunden war, rief er mir etwas hinterher.

Da ich es beim ersten Mal nicht verstanden hatte, blieb ich mit der Zeit im Nacken stehen und drehte mich noch einmal um.

"Wo treffen wir uns?" rief er zu mir. Stimmt, wir haben ja überhaupt keinen Treffpunkt ausgemacht. Da ich so schnell wie möglich zu Yami musste, nahm ich das nächst beste, was mir einfiel.

"Wir treffen uns hier im Garten, an der Bank!" schrie ich zurück und drehte mich nun endgültig um, mit Williams lächelndes nicken als Abschluss im Kopf.



3500 Wörter

A/N: Ja, ich weiß. Eine Woche Verspätung T-T

Dass liegt daran, dass am Samstag Halloween war und ich schlicht keine Zeit gefunden habe. Und am Sonntag habe ich das Kapitel zwar fertig gehabt, aber war unzufrieden damit und dem weiteren Verlauf der Story. Dann hatte ich noch Namenstag usw., kurz und knapp: Ich war mir mit den fortführenden Kapiteln unsicher und habe deswegen so lange gebraucht.

Ich bitte hiermit ganz doll um Entschuldigung T-T

Und nun das wichtigste...Ihr seit der Wahnsinn! Im letzten Kapitel habe ich euch gefragt wie es mit der FF weiter gehen soll und so unglaublich viele haben geantwortet! Und zwar positiv! Bei manchen habe ich es noch nicht geschafft zu antworten, da manche wirklich viel geschrieben haben, aber ich verspreche, dass ich das noch tun werde. 

Es war wirklich unglaublich, ich musste mir die Tränen zurückhalten, so sehr hat mich das mitgerissen, so viele liebe, motivierende, lobende und herzzerreißende Kommentare *schnief*. Tausend Dank an euch, ihr seid alle so lieb zu mir <3

Die FF wird deswegen auch mit großer Freude weitergeführt, ich explodiere fast vor Ideen und freue mich darauf sie mit euch zu teilen^^ 

Und ich hoffe das der Zungenkuss nicht zu...unangenehm zum lesen war oder zu schnell kam. Zu meiner Verteidigung habe ich in meinem Leben noch nicht oft oder eher gesagt in diesem Alter, Kussszenen beschrieben. Trotzdem hoffe ich es war verträglich ^^

PS: Wir haben 8k erreicht! Vielen Dank! <3

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