Kapitel 34 Valentinstag

Und sie kam mir. Die Antwort auf meine Fragen. Warum ich in ihrer Nähe blieb? So betrachtet war es ganz einfach. 

Weil ihre pure Anwesenheit mich fühlen ließ und Gefühle in mir auslöste, die keiner außer sie mir zu geben vermag. Sie war magisch und anziehend, die Frau, die auf der von Regentropfen bestickten Landschaft am meisten glänzte.

Warum sollte ich mich von der Frau entfernen, die mich so unglaublich glücklich fühlen ließ? So frei und leicht. Auch wenn die Zukunft für mich schmerzhaft und der Traum mit ihr durchs Leben zu gehen unerreichbar war, in diesem Moment, gab es für mich nur sie. 


Eine Woche später, Nias Sicht:

Müde schlurfte ich durch die Gänge des Hauptquartiers, in meiner Hand hielt ich ein frisches weißes, raues Handtuch und eine Shampoo-Flasche, mit simplem Kokosgeruch, welches nach meiner Nase allerdings nach gar nichts roch. So schnell wie möglich wollte ich duschen, denn meine Haare fühlten sich fettig und unangenehm an, höchste Zeit sie zu waschen.

Da das heiße Wasser mich jedes mal träumen ließ und mich länger als bei anderen unter der Dusche hielt, wurde es wie immer eine lang. Hin und wieder beschwerte sich Yami über die Wasserrechnung, aber ich fand, dass er mir diese einzigartige Entspannung auch mal gönnen könnte. Schließlich aß ich nicht so viel wie Charmy und das war nur eine Beispiel, der größeren Verbräuche der anderen schwarzen Stier Mitglieder.

Gelassen stieg ich aus der Dusche, augenblicklich beschlug der feuchtwarme Dampf den Spiegel über dem Handtuchregal, wo ich mein Handtuch während dem duschen aufbewahrt hatte. Locker wickelte ich mir das Stück Stoff um meinen Körper, die rauen Fasern schabten an meiner nassen Haut und fühlten sich nicht gerade wunderbar an.

So langsam sollte ich echt mal in ein angenehmeres Handtuch investieren, dachte ich mir, jedoch war mir dabei bewusst, dass ich es eh vergessen werde, wie die anderen, mindestens dreiundzwanzig Male.

Während versuchte in den beschlagenen Spiegel zuschauen, um mir selbst zuzusehen, wie ich meine Haare bürstete, klopfte es zaghaft an der Tür.

"Bist du hier drinnen, Nia?" fragte die vertraute Stimme Vanessas, aus der ich vernahm, dass sie mit mir unbedingt sprechen wollte.

Hoffentlich nichts schlimmes. Hatte ich etwa was angestellt? Ich malte mir die schlimmsten Sachen in Sekunden aus, die hoffentlich nicht stimmten.

Da ich gerade eine schönen, warmen Dusche hatte, wollte ich mir meine gute Stimmung nicht gleich verderben, trotzdem konnte ich Vanessa nicht einfach so vor der Tür stehen lassen, bestimmt wusste sie eh schon, dass ich hier drinnen war.

Sie kannte meine Angewohnheiten, mindestens alle zwei Tage zu Duschen und dies ungewöhnlich lang. Jedes Mal waren meine Hände verschrumpelt, was Vanessa gerne mal ausnutzte, um mich zu necken, zum Beispiel mit der Bezeichnung "Sumpfmonster."

Meistens lächelte ich dies einfach weg, ich wusste ja, dass sie es nicht ernst meinte, doch manchmal regte es mich schon auf, besonders an Tagen, an denen ich mit dem falschen Fuß aufgestanden war.

Seufzend schloss ich die Badtür auf, öffnete sie jedoch nur einen kleinen Spalt. Das ein Junge zufällig vorbei kam und mich im Handtuch sah, darauf konnte ich überaus verzichten. Glücklicher Weise sah ich nur Vanessas Gesicht, die mich schelmisch anschaute und geschmeidig durch den Türspalt in den Duschraum schlüpfte.

Ich seufzte nur und wollte endlich hören, was sie zu sagen hatte. "Also, was ist?" fragte ich genervt, für längere Gespräche oder gar eine Standpauke hatte ich keine Nerven.

"Nicht so ungeduldig." nörgelte Vanessa belustigt. "Habe ich dir schon mal gesagt, dass du so, nur im Handtuch, total sexy aussiehst?"

Übergangslos wurde ich rot und schaute beschämt zur Seite. "D...Danke." stotterte ich, bevor ich meine Fassung wieder fand. "Vanessa, musste das jetzt sein?!" fuhr ich sie an.

Vanessa jedoch fing nur an zu lachen, sie schien das alles lustig zu finden. "Jetzt sag schon was los ist. Wenn du so lange brauchst, ist es wahrscheinlich nicht so wichtig! Dann kannst du ja wieder gehen."

"Na na, so einfach wirst du mich nicht los." meinte Vanessa und beruhigte sich. "Du weißt doch welcher Tag heute ist." fing sie an.

Ich überlegte. Mir fiel kein besonderes Ereignis ein, weshalb ich das erste sagte, was mir zu der Frage einfiel. "Donnerstag." nannte ich, obwohl ich wusste, dass sie den Tag nicht meinte.

"Nein Mädel. Eigentlich schon, aber das meinte ich nicht." Hätte ich jetzt nicht gedacht. "Heute ist ein besonderer Tag, der dir eine Möglichkeit gibt, näher an dein Ziel zu kommen." erzählte sie nicht gerade informativ.

Wieder grübelte ich. Mein Ziel? Ich wüsste nicht, dass ich ein größeres Ziel hätte, was ich versuchte zu erreichen, ausgeschlossen das unerreichbare Ziel namens William Vangeance. 

Natürlich hatte ich Ziele im Leben, aber die waren so unspektakuläre wie einen magischen Ritterorden bei zu treten, eine Familie gründen, einmal Kinder haben, stärker werden oder hin und wieder eine kleine Auszeichnung zu bekommen. So ein großes Ziel wie Asta es mit seinem Traum König der Magier zu werden hatte, war bei mir nicht der Fall.

Also was könnte Vanessa mit Ziel gemeint haben? Und wie kann ein Tag mich an, mein mir nicht bekanntes, Ziel bringen?

"Kannst du das etwas besser ausdrücken? Sag doch einfach was los ist und rede nicht um den heißen Brei herum!"  fauchte ich. So früh am Morgen hatte ich echt keinen Bock auf das alles. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich gefährlicher als ein Minenfeld war.

"Schon gut." Beschwichtigend hob Vanessa ihre Hände. "Heute ist Valentinstag." löste Vanessa schlicht auf, als ob es ihr plötzlich egal wäre.

Zugegeben, ich hatte immer noch keinen Zusammenhang zu mir gefunden. "Und was ist dann mein Ziel?" fragte ich etwas entspannter.

Als Antwort schüttelte Vanessa den Kopf. "Dein Ernst? William? Klingelst da?"

Dadurch, das sie William gesagt hatte, ging in meinem Gehirn tatsächlich ein Licht an. "Stimmt William. Moment, willst du mit Ziel erreichen etwa sagen, dass ich ihm meine Liebe gestehen soll?!" fragte ich aufgebracht, schon allein der Gedanke daran brachte mein Herz zum rasen.

Mein Blut schoss mir in die Wangen und ich atmete unregelmäßig. Innerlich schämte ich mich sehr, dass ich nicht sofort an ihn gedacht hatte. Aber einen Tag konnte ich nicht mit William in Verbindung bringen, ich hatte bis eben nicht gewusst, das heute Valentinstag war.

"Beruhig dich wieder, ich habe gesagt "näher kommen". Das du ihm heute eine Liebeserklärung machst, würde ich zwar unterstützen, aber das erwarte ich nicht. Eigentlich habe ich an die Klassiger gedacht, selber Schokolade machen zum Beispiel." gab Vanessa zu.

"Selber Schokolade machen?" wiederholte ich für mich. Nachdenklich nahm ich eine Denkerpose ein, ich war mir nicht sicher, ob ich so etwas schaffen würde und ob ich es ihm überhaupt geben konnte, aber die Idee gefiel mir wirklich gut.

"Ich würde es mal probieren." formulierte ich unentschlossen. "Aber ich habe noch nie Schokolade selber gemacht und wie ich es ihm geben soll, weiß ich auch nicht." gab ich ehrlich zu.

"Da mach dir mal keine Sorgen." sagte Vanessa selbstsicher. "Ich habe ein Kochbuch, wo eine genaue Anleitung drin steht, wie man Schokolade macht. Übrigens, ich habe mir erlaubt die Zutaten schon zu kaufen und was das Übergeben angeht, eine einfache Briefeule wird die Sache schon schaukeln." Mit einem Augenzwinkern versicherte sie mir, das sie alles unter Kontrolle hatte.

Ich war überrascht, dass Vanessa sich so viele Gedanken um alles gemacht hatte. Schon dass sie bei dem Ball sich so viel ausgedacht hatte, hatte mich umgehauen und jetzt das. Vanessa war einfach eine perfekte beste Freundin.

"Danke, das du dir Gedanken gemacht hast. Entschuldigung, dass ich dich so angefahren habe. Du hast echt was gut bei mir." sagte ich und umarmte Vanessa, die meine plötzliche Stimmungswandlung mit Freuden annahm.

So kam es, das ich die Küche des schwarzen Stiers in Beschlag nahm und auch nicht so schnell frei geben würde. Wie Vanessa gesagt hatte, lagen die benötigten Zutaten plus das Kochbuch, welches auf den beiden benötigten Seiten aufgeschlagen war, vor mir, bereit gebraucht zu werden.

Obwohl ich nicht wirklich vertrauen darin hatte, selber Schokolade herzustellen, ging ich ziemlich ruhig an die Sache ran. Einen Schritt nach dem anderen arbeitete ich die Anleitung ab, überlegte bei jedem Handeln, wie und ob ich das richtig machte.

Während der Arbeit versaute ich unzählige Behälter, Lappen und Kochutensilien, die zusammen die gesamte Spüle verdeckten, aber egal, ich würde mich danach darum kümmern.



"Geschaft!" rief ich voller Freude und hob das Blech mit der gemachten Schokolade in die Luft, wie einen mit Schweiß und Tränen gefundenen Schatz.

Vorsichtig legte ich das Blech auf den Küchentisch und begutachtete meine Arbeit, die mich weniger Versuche und deswegen auch weniger Zeit als erwartet gekostet hatte. Nur zwei Mal versagte ich, doch diesmal schien es geklappt zu haben.

Die gleichförmigen Schokoladenherzen, die zwischen zwei Finger passten, sahen so aus, als ob sie förmlich auf die Verkostung warteten.

Aufgeregt nahm ich einer der kleinen Versuchungen und biss vorsichtig ab. Eigentlich hätte das Schokoladenherz locker ganz in meinen Mund gepasst, aber das Risiko, dass die Herzen mir wider mal misslungen waren, war mir persönlich zu hoch.

Der süße und perfekte Geschmack der Schokolade überraschte mich, niemals hätte ich damit gerechnet, dass die Schokolade mir so gut gelingen würde, oder eher gesagt, überhaupt gelingen würde.

Zufrieden steckte ich mir den Rest des Schokoherzchens in den Mund. Mein Blick fiel dabei auf die restlichen Schokoherzen, die noch frisch auf dem Blech lagen. Es waren ungefähr zwölf Stück, genug, um sie William zu schenken.

Ob er sie mögen wird? Ist er überhaupt Schokolade? Bestimmt.

Durch die ganze Aufregung zitternden meine Hände, die damit beschäftigt waren, die Schokoladenherzen in eine Art Pralinenkasten zu legen, die mir übrigens auch Vanessa zur Verfügung gestellt hatte.

Mein Herz machte mal wieder was es wollte und pochte wie wild. Gedanklich war ich bei William und stellte mir vor, wie er sich über die Schokolade freuen würde. Das wäre zu schön. Hoffentlich gefällt es ihm, ich habe mir schließlich viel Mühe gegeben.

Nachdem ich vorsichtig alle Schokoladenherzen ordentlich in die Schachtel gelegt hatte, machte ich sie behutsam zu und band eine schöne rote Schleife um die Schokoladenschachtel. Mein vollendetes Werk ruhte nun vor mir, ich saß davor, mein Kopf auf dem Tisch liegend und starrte die Schachtel an.

Schon wieder stellte ich mir die Frage, ob es William gefallen würde. Schokolade, ist das nicht zu Klischeehaft? Irgendwie auch langweilig.

"Ich habs!" rief ich und schnellte mit dem Kopf hoch. Ich backe ihn auch noch was! Das machen bestimmt nicht viele, ein einzigartiges Valentinstagsgeschenk nur für ihn! Außerdem bin ich im Backen wirklich gut!

Genug Zutaten waren noch da, auch der Kühlschrank war voll mit Lebensmitteln, zum Großteil mit Fleisch, was mich schmunzeln ließ. Energisch stellte ich so viele Schüsseln und Kochutensilien wie ich finden konnte auf den Tisch. Leider waren sie nicht genug, weshalb ich mich eingeschüchtert zum Berg Abwasch drehte.

In meiner Freude gebremst starrte ich auf den Abwaschberg, in der Hoffnung, er würde sich selber sauber machen.

"Warum tue ich mir das an?" fragte ich mich leise und bedröppelt. Für William!, rief ich mir wieder ins Gedächtnis und sofort war die Energie wieder da, wie bei einem Motivationstrainer.

So schnell wie Möglich wusch ich das Abwaschmonster Schritt für Schritt ab. Genau wie am Morgen waren meine Hände verschrumpelt, doch das störte mich überhaupt nicht.

Ich hatte nun alle benötigten Gegenstände und Zutaten beisammen, um ein Special-William-Vangeance-Valentinstagsgeschenk zu backen.

Bevor ich jedoch anfing, platzte Vanessa in die Küche. "Das sind aber nicht die Sachen, die man für Schokolade braucht." fiel Vanessa auf.

"Ich habe beschlossen, ihn auch noch ein kleines Törtchen zu machen." sagte ich aufgewühlt und unter Zeitdruck.

"Ein Törtchen? Und wie willst du das transportieren?" fragte Vanessa nach. Ich stoppte in meiner Bewegung und schaute zu ihr hoch.

"Oh." kam es von mir. Daran hatte ich peinlicher Weise nicht gedacht.

Vanessa schüttelte erneut den Kopf und grinste. "Tja, Liebe macht blind und hohl. Mach dir keine Sorgen, ich kenne eine Lösung. Backe du nur für deinen Prinzen, ich besorge alles nötige." verkündete Vanessa und verschwand genau so schnell wie sie gekommen war.

Verwundert schaute ich auf den leeren Platz, wo Vanessa vor einer Sekunde noch gestanden hatte. Langsam erholte ich mich von der Überraschung und fing mit dem Backen an. Dabei fragte ich mich immer wieder, was Vanessa wohl besorgen würde, was das besagte Transportproblem löste.


Williams Sicht:

Der Himmel war märchenhaft blau und die Sonne wärmte angenehm die Haut. Heute hatte ich wider mal  besonders viel Papierkram auf meinem Schreibtisch vorgefunden, etliche Stapel Papiere wuchsen zur Decke hoch, zu viel für einen Tag. Drei Stunden hatte ich konsequent daran gearbeitet, weshalb ich mir eine Pause gönnte.

Um ein wenig zu entspannen ging ich gerne in den Garten, der im Hauptquartier der goldenen Morgendämmerung einen perfekten Rückzugsort ausmachte. Auf den Weg dort hin begegnete ich ein paar meiner Ordensmitglieder, die mich freundlich begrüßten.

Vor dem Brunnen in der Mitte das Gartens blieb ich stehen und schaute in das kristallklare, blaue Wasser, welches von dem herunterfallendem Wasser aufgewühlt wurde und angenehm plätscherte.

Einfach ins Wasser zu schauen, war eine willkommene Abwechslung von dem ganzen Papierkram und schlichten weiß. Manchmal war es sehr anstrengend, die ganze Zeit im Büro Dokumente auszufüllen, anzuschauen und zu genehmigen.

Das ozeanblaue Wasser glitzerte wie viele kleine Diamanten, hin und wieder schwappten kleine Wellen an die Außenwand des Brunnens. Es war ein zwangloses Bild. Ich genoss die Stille um mich herum und schloss kurz die Augen. Dass einzige, was ich hörte, war das Wasser, ein angenehmes Geräusch, für das ich gerne mehr Zeit gehabt hätte.

Als ich wieder die Augen öffnete, schaute ich auf das wunderschöne Blau des Wassers und versank in Gedanken. Genau so wie Nias Augen. Sie haben das gleiche schöne Ozeanblau, verglich ich innerlich . Nein, verbesserte ich mich, ihr blau ist schöner.

Ich seufzte. Noch länger konnte ich mir heute keine Pause mehr nehmen. Zwar hatten einige Mitlieder mir angeboten zu helfen, was ich dankbar ablehnte. Es ging schließlich um wichtige und manchmal auch streng geheimen Dokumente, die auch nur ich oder Langris als Vizeordensführer ausfüllen konnten.

Einen letzten Moment starrte ich aufs Wasser, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Büro machte. Als ich die alt bekannte Tür meines Büros aufmachte, fiel mein Blick als erstes auf die riesigen Papierberge auf meinem Schreibtisch. Heute würde ich wohl noch länger Papierarbeiten erledigen, als sonst.

Mit gemischten Gefühlen setzte ich mich auf meinen Stuhl und griff nach dem ersten Papier. Dabei erinnerte ich mich, das Julius mir letztens gesagt hatte, dass der letzte Stapel Dokumente, welche ich ihm abgegeben hatte, nicht gut bearbeitet hatte.

Ich erinnerte mich an ein Dokument besonders, weniger an den Inhalt als an das, was ich unten hingekritzelt hatte. In Gedanken war ich voll und ganz bei Nia gewesen, weshalb ich verträumt mit einer Hand meinen Kopf stützend und mir roten Wangen ihren Namen hingeschrieben hatte.

Als Krönung hatte ich auch noch gedankenverloren einen Kreis um ihren Namen gemacht, als ob die drei Buchstaben ein heiliges Wort ergeben würden. Erst alles ich einige Sekunde selbstversunken ihren Namen angestarrt hatte und mindestens tausend Male durch gelesen hatte, kam mir ins Bewusstsein, dass dies ein wichtiges Dokument war, auf das ich geschrieben hatte.

Als ob ein Blitz in mich gefahren wäre, war ich damals aus meiner Starre erwacht und kerzengerade vor dem Dokument gesessen. Unglücklicher Weise hatte ich mit Tinte geschrieben, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als mein Werk durchzustreichen und zu übermalen.

Damals war ich von mir selbst überrascht gewesen, dass ich so in Gedanken versinken konnte und dabei ausgerechnet ihren Namen geschrieben hatte. Es war einer der Momente, in denen mir schmerzhaft ins Gedächtnis geschoben wurde, dass ich ihn sie verliebt war.

Eine halbe Stunde arbeitet ich durch, als es an der Tür klopfte.

"Herein." rief ich, während ich ein Dokument bearbeitete, mit dem Ziel, es anständiger als die letzten zu bearbeiten.

Alecdora Sandler kam herein, in seiner Hand weitere Papiere, welche bedrohlich und düster wirkten. "Entschuldigt, dass ich Ihnen Nachschub gebe, wie ich sehe, haben Sie jetzt schon viel zu tun." sagte er mit einem abschätzenden Blick auf die Papiere.

"Dafür müssen Sie sich doch nicht entschuldigen. Die Mitglieder der goldenen Morgendämmerung arbeiten alle hart und geben sich auf Missionen viel Mühe, als Ordensführer sollte ich ein gutes Vorbild sein, finden Sie nicht?" fragte ich ihn lächelnd und unterschrieb das Dokument vor mir.

"Natürlich, verzeiht." sprach er und verbeugte sich. Er ging zu meinem Schreibtisch und legte mir die Papiere auf eine, mittlerweile selten gewordene, freie Stelle. "Vielen Dank." sagte ich freundlich und wollte mich wieder dem neuen Papier vor mir widmen, doch Alecdora hatte noch etwas dazu zu fügen.

"Verzeihen Sie Herr Ordensführer, das hier ist auch für Sie."

Fragend schaute ich vom Papier auf und sah auf eine Süßigkeiten-Schachtel, die mit einer roten Schleife verziert und zusammengehalten wurde und eine höhere, andere Schachtel, ebenfalls mit roter Schleife.

"Was ist das?" fragte ich verdutzt und musterte die beiden Schachteln. "Ich gehe davon aus, dass es sich um ein Valentinstagsgeschenk handelt, Herr Ordensführer." informierte mich Alecdora förmlich.

"Ein Valentinstagsgeschenk." wiederholte ich und schaute die Geschenke an. "Sind Sie sich sicher, dass die an mich adressiert sind?" Ich blickte von den Geschenken auf und schaute Alecdora verwirrt an.

Dieser nickte. "Ihr Name steht auf dem Schild." 

Zwar vertraute ich Alecdora, trotzdem musste da ein Fehler passiert sein. Wer würde mir den was zum Valentinstag schenken? Vorsichtig nahm ich ihn die Geschenke aus der Hand und legte sie auf den Schreibtisch.

Mit einer Verbeugung verabschiedete sich Alecdora und verlies mein Büro mit folgendem Satz. "Schönen Valentienstag, Herr Vangeance." Aus meinen Gedanken gerissen blickte ich von den Schachteln auf und lächelte ihn erfreut an. "Vielen Dank, Ihnen auch."

Die Tür fiel mit einem Klacken ins Schloss, ich war nun wieder mit der Papierarbeit alleine. Und den Geschenken.

Als ich das kleine Schildchen umdrehte um den Empfänger zu lesen, stockte ich überrascht. Es stand tatsächlich mein Name auf dem Schild. Mein Name. In goldener Schrift. 

Träumte ich noch?

Noch nie hatte mir jemand etwas zum Valentinstag geschenkt, ich hätte auch nie gedacht, dass es jemals jemand tun würde.

Doch da lagen sie. Zwei Geschenke, von denen ich nicht zu träumen gewagt hätte.

Mein Herz begann zu pochen, meine Hände begannen zu zittern. Ich war vor Überraschung und Freude geplättet, total umgehauen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, zum Valentinstag etwas zu bekommen.

Wer sie mir wohl geschenkt hat? Ich drehte die Schachteln, konnte jedoch keinen Namen finden. Anonym also.

Ob ich die Person, die es geschickt habe, persönlich kenne? Es ist Valentinstag, also war das sehr Wahrscheinlich. Valentinstag. Der Tag der Liebe. Könnte es sein, dass jemand...vielleicht Nia... . Augenblicklich schüttelte ich den Kopf, ich wollte mir keine unerreichbaren Hoffnungen machen.

Ich freute mich sehr, nein, ich freute mich unglaublich sehr. Mein Herz war trotz der Aussicht, dass es wahrscheinlich nur eine nette Geste meiner Ordensmitglieder war, außer Rand und Band.

Vorsichtig nahm ich kleinere Schachtel und öffnete sie mit einem leichten ziehen am Schleifenohr.

Gefühlsvoll nahm ich den Deckel der Schachtel ab und erkannte Schokoherzen, die mit viel Mühe ordentlich hingelegt worden waren.

Unwissend wurde mein überraschter Gesichtsausdruck zu einem breiten Lächeln. Nun war ich mir sicher, dass es keine Geste meiner Ordensmitglieder war.

Ich nahm die hohe Schachtel und stellt sie vor mich. Genau wie bei der kleineren öffnete ich sie an der Schleife. Im inneren war eine Art Törtchen mit Früchten, bedeckt mit einer Sahnehaube, in der eine Erdbeere und eins von den Schokoherzen steckte.

Die Schachtel der Torte war mit einer bestimmten Magie so gefüllt, dass das Törtchen nicht beschädigt werden konnte, dies erkannte ich aber nur so neben bei.

Meine Gedanken waren ganz und gar auf die Tatsache gerichtet, das mir eine Frau etwas zum Valentinstag geschenkt hatte. Warum mir?, fragte ich mich und fasste an meine Maske. Das eine Frau mir mal was schenken würde... .

Mein Lächeln wurde noch breiter und ich nahm ich das Schokoladenherz mit zwei Fingern und aß es. Der süße Geschmack der Schokolade machte sich in meinen Mund breit, das Herz war unglaublich lecker.

Ich war gerührt, so eine süße Geste selber zu erleben. Die Frage wer mir diese Geschenke geschickt hatte, blieb unbeantwortet im Raum stehen, obwohl ich mich bei der Person gerne bedankt hätte. In der goldenen Morgendämmerung gab es viele Frauen, vielleicht war es eine von ihnen gewesen, möglich wäre es auf jeden Fall.

Doch das jemand außerhalb des Ordens mir diese Geschenke geschickt hatte, schloss ich auf keinen Falls aus, ich ging sogar davon aus.

Wer es wohl war?  Kann es ein Missverständnis sein? Nein, dann würde nicht mein Name auf dem Schild stehen.

Verträumt stützte ich meinen Kopf auf meiner Hand ab. Mein Herz hatte sich noch immer noch nicht beruhigt und klopfte laut gegen meine Rippen. Absichtslos schwebten meine Gedanken an Nia. Am liebsten hätte ich sie nicht losgelassen.

Tief im Innerem hoffte ich, das Nia mir die Geschenke geschenkt hatte. Allein der Gedanke ließ mein Herz hüpfen und Purzelbäume schlagen. Doch die Wahrscheinlichkeit war winzig klein, so klein, das ich davon nicht ausging.

Mein Blick viel ungewollt auf die Papierberge und mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr so viel Zeit hatte, weshalb ich entschloss, das Törtchen nach getaner Arbeit zu essen.

Die Arbeit zu erledigen stellte sich als schwierig heraus, die ganze Zeit drifteten meine Gedanken an das Valentinstagsgeschenk, den Absender, den Grund des Geschenkes, mein klopfendes Herz und an...Nia.

Ich dachte in letzter Zeit öfters an sie, noch mehr als zuvor, wenn dies überhaupt möglich ist, stellte ich fest und fasste mir an die Maske.

"Was erhoffst du dir eigentlich William?" flüsterte ich mit einem Hauch Trauer in der Stimme, während ich die Geschenke auf meinem Schreibtisch anstarrte. Nia.

Den Rest der Zeit arbeitete ich durch, es war bereits dunkel, als ich fertig mit allem war. Erschöpft schloss ich kurz die Augen und lehnte mich zurück, mein Handgelenk schmerzte, ebenso meine Augen, welche zu dem Törtchen wanderten, dass ich nach Arbeitsende essen wollte.

Unweigerlich bemerkte ich, wie viel Mühe sich die Person gemacht hatte. Die Früchte waren frisch, ordentlich und identisch geschnitten, gingen nicht über den Biskuit und sahen einfach perfekt aus. Genau wie bei den Früchten fand ich an der Sahne keine einzige Uneben oder Unschönheit. Wer auch immer das gemacht hatte, er verstand das Backen.

Müde konnte ich mir ein Gähnen nicht unterdrücken. Heute hatte ich einen echt langen Papierkramtag. Papierarbeit ist manchmal echt anstrengend, dachte ich. Energisch blinzelte ich. Hat Nia nicht das gleiche gesagt?  

Ich lächelte und schüttelte leicht meinen Kopf, als ich mich selber dabei erwischte, wider mal an sie zu denken. Sie war wie ein Geist, welcher in meinem Kopf herum spukte. Allerdings ein wunderschöner Geist.

Mit hungrigem Magen und müden Gliedern stand ich vom Stuhl auf. Vorsichtig und mit beiden Händen, um bloß nichts zu zerstören, hob ich die Schachtel mit dem Törtchen hoch. Die leckeren Schokoladenherzen ließ ich da, morgen war auch noch ein Tag und ich wollte nicht alle auf einmal essen.

Mein Körper fühlte sich schwer an und meine Augen begannen langsam, aber sicher, noch mehr zu schmerzen. Es war eindeutig zu spät geworden.

"Alles gute zum Valentinstag, Nia. Ich liebe ich." flüsterte ich hauchzart, als ich das Licht meines Büros ausmachte.


3749 Wörter


A/N: Sorry, dass es schon wieder einen Tag später geworden ist! Ich war gestern auf der Konfirmation eines Freundes und es ist später als erwartet geworden^^' 

Und wir haben die 6k geknackt! Vielen Dank, ich hätte echt nicht gedacht, dass diese FF in so kurzer Zeit meine beliebteste Fanfiction wird^^


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