Kapitel 31 Danke, dass ich diese Worte hören durfte

Sein warmer, feuchter Atem traf meine Lippen und anders rum. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich sehnte mich nach seinen Kuss. Dem Kuss, welchen ich in unter einer Sekunde bekommen würde.

Aus dem Zentimetern wurden Millimeter. Aus meinen Träumen Realität.

Als er gerade dabei, die letzten fünf Millimeter zu überwinden, trat ich ihn kräftig in den Magen.


William wich nach hinten, dabei hielt er sich gequält den Bauch. "W...Was s...sollte das? War e...s dir so unangenehm?" fragte er sanft, keuchend und verstehend, als ob er sich in mich hinein versetzt hatte, also ob er mir nicht böse sein konnte.

Seine lila Augen waren leicht zugekniffen, während er mich matt an lächelte, dabei allerdings keuchen musste.

"Wer bist du?" fragte ich mit Nachdruck. Meine Augenbrauen hatte ich zusammengezogen, aufmerksam nahm ich jede Bewegung von William auf.

"Wer ich bin?" kam es verwirrt von William, als er aufschaute. Glasig schauten mich seine klaren Augen an. "Nia, wer glaubst du, bin ich?"

"William würde niemals den ersten Schritt machen, dass hat mir Yami, einer von Williams Freunden und Ordensführer gesagt! Wenn ich mich darauf nicht stützen würde, wäre ich der dümmste Mensch auf Erden. Zum Glück sind mir seine Worte rechtzeitig eingefallen, sonst hätte ich nicht bemerkt, dass du nur eine Nachahmung bist, eine verdammt gute, so nebenbei. Das der Tritt bei dir nicht gerade menschliche Reaktionen hervorgerufen hast, da du dich jetzt schon wieder erholt hast, unterstützt meine Theorie. Wahrscheinlich hast du dir auch gespielt den Bauch gehalten. Also, wer bist du und woher weißt du von William?" brachte ich aufgebracht heraus.

Ein Lächeln. William lächelte wie eh und je. Als ob nichts währe. Unwissend stellten sich bei mir die Nackenhaare auf.

Dann richtete er sich auf und schaute mir tief in die Augen. Seinen Kopf legte er schief. "Du bist echt scharfsinnig. Jedoch fehlt es dir etwas Selbstvertrauen. Es waren nicht nur die Worte, deines Ordensführers. Als ich dir näher kam, habe ich es gespürt. Du hast es erkannt. Aber wie?" fragte der gefälschte William.

Die Augen von William, welche ich so sehr liebte, durchbohrten mich emotionslos und rau. Obwohl es Williams Lippen waren und die Gestalt sein Gesicht hatte, wirkte sein Lächeln anders als sonst, nicht wärmend, sondern verspottend.

Schwer schluckte ich.

"Ich habe noch nie Williams Gesicht gesehen." flüsterte ich, meine Einschüchterung versuchte ich zu verstecken.

Verwirrtes Blinzeln von der Person. Kurz schaffte ich es dem falschen William ins Gesicht zu schauen, doch wendete meinen Blick ab, es kam mir schändlich vor, außerdem war es immer noch Williams Gestallt, hier den Kopf zu verlieren, wäre nicht sehr erstrebenswert.

"Als du mir näher gekommen bist, habe ich ein wenig unter die Maske sehen können. Es waren zwar nur wenige Millimeter, allerdings hat mir das gereicht. Deine Haut...ist pechschwarz."

Überraschen machte sich in dem Gesicht von meinem Gegenüber breit, allerdings hielt der Zustand nicht lange an und er schien wieder gefasst auf alles kommende zu sein.

"Verstehe." kam es mit Williams Stimme aus der Kehle, während er seinen Kopf etwas senkte. Seine Hände fuhren zu der außergewöhnlichen Maske und zögerten nicht lange, diese von abzustreifen.

Die nun nicht mehr verdeckte Gesichtshälfte war schwarz wie die Nacht, keine Haare, keine Augenbrauchen, keine Ohren. Nur die Kopfform war zu sehen, schwarz war alles, was die Maske verdeckt hatte.

Die dämonische obere Gesichtshälfte biss sich mit dem sanften Lächeln Williams und dem Rest seines Körpers.

Noch einmal schluckte ich. Er, nein, es war mir unheimlich. "Meine Erinnerungen. Du hast sie dir, wie auch immer, angeschaut. Dadurch, dass ich nie sein Gesicht gesehen habe, konntest du es auch nicht wissen. Du hast William nach meinen Erinnerungen nachgeahmt." sprach ich beißend und harsch.

Das Lächeln wurde größer. "Du liebst ihn wirklich außergewöhnlich sehr, dass habe ich ebenfalls in deinen Erinnerungen gelesen. Ich ging davon aus, dich so am besten aus dem Weg räumen zu können." Ein Seufzen, wie man es sonst von einem erschöpften Arbeiter hören würde, verließ seine Lippen.

"Die Frage, wer ich bin, na ja..." Williams Augen schauten mich stechend an, ein liebenswürdiges Lächeln schlich sich erneut auf seine Lippen.

"...musst du dir wohl selber beantworten."

Mit diesen Worten löste sich der falsche William vor mir in schwarzen Sand auf, welcher sich wiederum als schwarzen Nebel spurlos verschwand.

Stille. Kein Geräusch war zu hören, nur mein hektischer Atem durchschnitt die Lautlosigkeit.

Ich atmete tief durch und drückte mich haltsuchend an die Wand, krallte mich regelrecht in das feuchte Moss, wobei ich kühles Wasser heraus presste, welches unregelmäßig auf den Boden tropfte und meine Finger benetzte.

Eine Illusion. Es ist eine Illusion gewesen. Es war nicht der Echte.

Doch von wem? Von wem kam diese Illusion? Der Dungeon befindet sich doch im Königreich Clover, würden die anderen Königreiche so weit gehen und einfach so in ein anderes Land eindringen?

Nein, ein anderes Königreich konnte es nicht gewesen sein. Vielleicht ein Verräter? Könnte sein. Aber warum ist er einfach so abgehauen und hat nicht angegriffen?

Zu viele Fragen schwammen mir durch meinen Kopf. Ich war immer noch durch Williams Erscheinungsbild verwirrt, richtig nachdenken, blieb mir verwehrt.

Tief zog ich Luft ein und stieß sie laut wieder aus. Mein Blick wanderte zu dem neuen Gang. Still stieß ich mich von der Wand ab und verschwand in dem Gang. Die Antworten auf meine Fragen würde ich schon finden.


Williams Sicht:

Ich blickte in die schier endlose Dunkelheit, welche der schmale Gang vor mir beinhaltete. Feuchtes Moss hang an den Steinwänden, Stille durchzog das Labyrinth.

Um mich besser konzentrieren zu können, schloss ich meine Augenlider und gab mich der Dunkelheit hin.

Das klare Mana des Dungeons schwebte wie ein ein heller Schleier vor meinem inneren Auge, strahlend und hinziehend. Außer dieser ungewöhnlicher magischen Kraft konnte ich kein anderes Mana wahrnehmen.

Gedrosselt machte ich meine Augen wieder auf und schaute in die alles verschlingende Dunkelheit vor mir.

"Und, was gefunden?" fragte mich eine sanfte Stimme. Kurz schaute ich in die Richtung, woher die Stimme kam, drehte mich dann jedoch schnell wieder weg.

Tief atmete ich durch, um bei Sinnen zu bleiben und nicht die Realität aus meinen Händen gleiten zu lassen. Konzentriert versuchte ich mich auf die Mission zu konzentrieren, was mir aber erhebliches schwerer fiel, als sonst. Der Grund war simpel. Sie.

"Was ist?" fragte mich Nia, welche besorgt näher kam. Sie kam sogar so nahm, das ihre Schulter meine berührte. So sehr es mich auch aus dem Takt brachte, Nia schien das nichts auszumachen, im Gegenteil, sie wirkte entspannt und so, als ob das für sie das Normalste der Welt wäre.

Von der plötzlichen Nähe förmlich erschlagen, starrte ich in den Gang, um mich irgendwie abzulenken. "Wir müssen weiter diesen Gang folgen. Wie ich vermute, ist das Ziel dieses Labyrinths nicht der Ausgang, sondern die Schatzkammer. Wir müssen den Weg dorthin finden, das gleiche werden wahrscheinlich auch die anderen denken und es sich als Ziel setzen. Enttäuschen wir sie nicht, indem wir nicht auftauchen" äußerte ich mich mit natürlicher, weicher Stimme, ich war wirklich stolz auf mich, das ich in der Lage war in ihrer Nähe äußerlich "normal" zu wirken.

Zustimmend nickte sie und brachte etwas Abstand zischen unsere Körper. Träumend folgte sie meinen Blick und machte die ersten Schritte auf den Gang zu. Ich folgte ihr still und leise.

Das stätige tropfen von der Decke irritierte mich ein wenig, brachte mich noch weiter aus dem Takt, als ich eh schon war. Durch die ständigen, dadurch verursachten Geräusche, wurden hin und wieder meine Gedanken durchbrochen, welcher gerade versuchte, sich wieder zu beruhigen.

Ein kleiner, erleuchteter Raum befand sich nun vor uns, er ähnelte den vielen anderen, durch die wir gegangen waren. Nia hatte ich bei dem vierten Raum, den ich betreten hatte, überraschender Weise angetroffen.

Aufmerksam schaute ich mich im Raum um, er war leer und wirkte kahl, nur ein weiterer Gang führte aus ihm. Es hang kein Moss von den Wänden, keine Pfütze, erschaffen vom herunter tropfenden Wasser zierte den Steinboden.

Während ich mich umschaute, nahm ich war, das Nia sich bewegte. Fragend nahm ich meinen Blick von der Decke und senkte ihn zu ihr. Ihre blauen Augen funkelten mich an, sie wirkte aufgeregt und nervös, wie vor einer unüberwindbaren Prüfung.

Bevor ich fragen konnte, ob bei ihr alles okay war, passierte etwas unerwartetes. Sie schmiss sich geistesgegenwärtig an meine Brust, vergrub ihren Kopf in meiner Robe und wärmte die Stellen, auf denen sich ihre Nase und Mund befanden, mit ihren warmen Atem.

Ich stockte. All meine Sinne waren auf ihren Körper gerichtet, welcher sich zärtlich gegen meine Brust schmiegte.

"W...William...also..." Sie stotterte unsicher, ihre Wangen glühten. Fest hatten sich ihre Hände sich in meine Klamotten vergruben, suchten Halt.

Nias Augen schauten gerade aus, auf meinen Oberkörper. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Ihre Hände drückten den Stoff meiner Kleidung zusammen, ihre Beine zitterten. "W...was ich sagen möchte...ich...ähm... ."

Ihre ozeanblauen Augen schauten nun zu mir hoch, sie glänzten unsicher und wirkten verschwommen. "Ich...liebe dich!" sprach sie laut und schnell, ihre Wangen waren Tomatenrot.

Ich schwieg. Nia bleib ruhig, schaute hoffnungsvoll und nervös zu mir, erwartete eine Reaktion von mir. Mein Mund war vor Überraschung offen, schloss sich jedoch wieder und verschmolz zu einem sanften Lächeln. Mein Herz schlug wie wild.

"Du solltest die Wahrnehmung eines Ordensführers nicht unterschätzen." sagte ich und drückte Nia sanft von mir weg. Sie schaute mich mit großen Augen an, Tränen bildeten sich an ihren Augen.

"W...Was? Ich verstehe nicht." stotterte sie verunsichert.

"In dem Moment, als du mir in dem Raum begegnet bist, wusste ich, dass du nicht die echte Nia bist." erklärte ich zart. Überrascht starrte mich die Nia-Gestallt an, sie wusste nicht, wie sie nun reagieren sollte.

"Wie ist das möglich? Das Mana, sowie Aussehen sollte genau übereinstimmen. Zudem ist mir ihre Persönlichkeit auch bekannt. Also wie? Wie hast du es heraus gefunden." wollte die Gestallt verbittert wissen, während sie sich kerzengerade hinstellte und mich mit ihrem Blick durch bohrte.

Es brach mir das Herz. Obwohl ich wusste, dass die Gestallt vor mir nicht die echte Nia war, konnte ich es trotzdem nicht ertragen, die Frau die ich liebe, weinen zu sehen.

Schließlich riss ich mich zusammen und schaute mit der Vernunft, dass es eine Nachahmung war, Nia an.

"Das Mana ist ihrem zwar nachempfunden und sehr ähnlich, doch es gibt eine kleine Unreinheit. Wenn ich kein Ordensführer und erfahrender Magier wäre, wäre mir das wahrscheinlich nicht aufgefallen. Ich vermute, dass du in meinen Kopf eingedrungen bist und meine Vergangenheit angeschaut hast. So hast du mithilfe meiner Erinnerungen Nia nachgebildet. Obwohl ich dies die ganze Zeit über wusste, hat es mir echt Mühe bereitet, die Kontrolle über meinen Körper zu behalten, die Tränen gerade eben haben mir selbst mit dem Wissen, dass du nicht die Echte bist, das Herz zusammen gedrückt. Ich gehe davon aus, dass du die "Falle" oder der "Beschützer" des Dungeon bist und jeden eine Nachbildung eines wichtigen Menschen geschickt hast oder imitierst. Trotz allem, hat es doch etwas gutes, dass du dir Nia ausgesucht hast. Sie würde sich niemals an meine Brust werfen oder diese Worte sagen. Wie du bestimmt in meinen Gedanken gesehen hast, es gab in meinem gesamten Leben, solange ich mich erinnern kann, niemanden, der diese drei Worte zu mir gesagt hat und dass dann auch noch aus Nias Mund... ."

Kurz hielt ich inne. Die Tatsache, dass mir noch nie jemand "Ich liebe dich." zu mir gesagt hatte, löste zwar eine dumpfe Trauer in mir aus, allerdings wurde die von meiner Freude übermannt.

Leise, fast schon traurig, sprach ich; "Obwohl es nicht die echte war, hat es mich sehr gefreut."

Ich richtete meinen Blick auf und schaute die verstummte Nia vor mir mit einem gequälten Lächeln an. "Danke, dass ich diese Worte hören durfte."

Überrumpelt schaute mich die falsche Nia an. Die ganze Situation hatte sich in eine Richtung gewendet, mit welcher der Nachahmer nicht gerechnet hatte.

"Verstehe." kam es ruhig aus dem Mund der Gestallt. "Das du diese Unreinheit in ihrem Mana gefunden hast...ich bin mir nicht sicher, ob du das bemerkt hast, weil du ein Ordensführer bist oder weil du ihr Mana stärker verinnerlicht hast, als jedes andere."

Mit diesen Worten löste sich die falsche Nia in schwarzen Nebel auf und verschwand, ebenso plötzlich, wie sie gekommen war. Ich bleib nachdenklich zurück, ließ mir seine letzten Worte noch mal durch den Kopf gehen. Selbst ich konnte dies nicht beantworten.


Nias Sicht:

Schnell blinzelte ich, als ich durch einen hell erleuchteten Ausgang eines weiteren Ganges ging. So langsam kamen mir die schon zum Hals heraus. Zwar hatte ich mir tiefe Gedanken zu dem falschen William gemacht, allerdings fand ich keine zufriedenstellende Antwort auf das alles.

Allerdings hatte diese elende Wegsucherreih auch endlich ein Ende, denn ich erkannte vor mir ein riesigen Raum, welcher anders wie die anderen, ein gigantisches, bis zu Decke reichendes Tor, welches in Silber gehalten und mit edelsten Verzierungen versehen war, beinhaltete.

Staunend starrte ich das prachtvolle Tor an, welches von den herunterdringenden Sonnenstrahlen direkt angestrahlt wurde, wie ein Sänger auf der Bühne.

Das ist bestimmt die Schatzkammer.

"Nia!" rief plötzlich eine Stimme, welche mir sehr vertraut war.

Verwundert drehte ich meinen Kopf und erkannte einen aufgetreten Asta, welcher im unglaublichem Tempo auf mich zu raste. Kurz vor mir sprang er vom Boden ab und klammerte sich wie ein Äffchen um meinen Oberkörper.

"Asta, schön dich zu sehen. War mir ohne einen von euch ziemlich langweilig." lachte ich und drehte mich mit Asta ein wenig spielerisch, karussellartig auf der Stelle.

"Mir auch! Und dann kam so ein komischer Typ daher, der sich als Schwester Lily ausgegeben hat." Ich hielt an und legte fragend meinen Kopf schief.

"Bei dir ist auch eine Fälschung aufgetaucht?" fragte ich verwundert. "Ja, uns ist das alles passiert." sagte Asta und drehte seinen Kopf in die Richtung, woher er kam.

Unwissend folgte ich seinem Blick. Zusammen stehend fand ich dort Yami, Yuno, dieser Alecdora, noch ein weiterer Typ von der goldenen Morgendämmerung und... William.

Er schenkte mir sein warmes Lächeln und nickte mir zu. Augenblicklich errötenden sich meine Wangen, doch bevor ich zurück lächeln konnte, stieß sich Asta von mir ab, so das mein Körper leicht wankte.

"Wir sind einzigen, die es hier her geschafft haben. Die anderen sind alle noch im Labyrinth. Wir gehen davon aus, das man erst die Schatzkammer erreichen und aus dem Labyrinth kommen kann, wenn man diese Nachbildungen durchschaut. Leider ist das nur uns gelungen." erklärte Asta wild drauf los.

"V...verstehe." brachte ich heraus, Williams Anwesenheit brachte mich aus dem Gleichgewicht. Jeder der diesen Dungeon betritt, bekommt also eine Nachbildung von einer wichtigen Person zu sehen. Ich frage mich...welchen Menschen wohl William gesehen hat?

Asta hatte die Schwester gehabt, William könnte vielleicht Yami als langen Freund gesehen haben? Oder vielleicht seine Mutter oder Vater? Mhhh, ich wüsste echt zu gerne, wen er gesehen hat!

"Die Schatzkammer ist hinter dem übertriebenen Tor, sollten wir da nicht langsam auch mal rein gehen?" fragte Yami, er klang so, als ob er schon Jahre darauf warten würde.

Ich löste meinen Blick von dem hippeligen Asta vor mir und richtete ihn auf Yami. Dabei viel mir erneut auf, dass es wirklich wenige geschafft hatten, die Fälschungen zu erkennen. Selbst Vanessa nicht.

"Wartet ihr schon so lange?" fragte ich an Asta gerichtet, der mir prompt antwortete. "Naja, eine halbe Stunde wird es schon sein. Yami und William waren als erste da, danach kam der Typ mit den grünen Haaren, dann Yuno, aber nur knapp, denn direkt nach ihm kam ich. Zwischen uns waren nur wenige Sekunden, wenn sogar weniger! Nach mir kam dann der Typ aus der goldenen Morgendämmerung, ich glaube sein Name war Timo nein...Ti...Ti...Tium! So heißt er, glaube ich zu mindestens. Und dann halt du." beendete Asta seine Erzählung.

Während seiner Erläuterung war mir aufgefallen, dass Yuno bei der deutlichen Betonung, dass Asta nur wenige Sekunden nach Yuno den Weg ins Ziel gefunden hätte, mit den Augen rollte. Da Asta auf mich fixiert war, bemerkte er die Geste Yunos nicht.

"Sollten wir dann nicht warten, bis es noch ein paar hier her schaffen?" warf ich in die Runde. Alecdora warf mir einen überheblichen Blick zu, fast schon abwertend. Mit dem wegdrehen seines Kopfes, machte er mir klar, dass er meine Frage einfach nur mickrig, als auch nicht beantwortenswert fand und er mir keines Blickes mehr würdigen wollte.

Ist die Frage denn so dumm? Nackenhaare stellten sich bei mir auf, ich hatte schlicht davor Angst, vor William irgendetwas Bescheuertes gemacht zu haben.

Noch dazu antwortete niemand und Alecdora so wie Tium machten sich schon mal auf den Weg zum Tor, ignorierten mich total.

"Wir wollten eigentlich schon nach Tium hinein gehen." griff William ruhig ein. Hatte er die missliche Situation in der ich mich befand etwas bemerkt? Wie gutmütig, dachte ich mit innerlichen Tränen.

"Doch da haben wir dein Mana gespürt und haben noch ein wenig gewartet. Länger zu warten wäre unvernünftig, da der Dungeon von Minute zu Minute gefährlicher werden könnte und die Fälschungen die Betroffenen verwirren oder schlimmeres bei ihnen anrichten könnten. Zudem kann der Dungeon nach längerer Zeit einstürzen. Wir sollten die Mission so schnell wie möglich beenden und denn anderen Magier aus dem Labyrinth helfen."

Sanft lächelte er mich an, was mir sofort Herzklopfen bescherte. Mir war peinlich, dass ich nicht selber darauf gekommen war. "Worauf warten wir dann noch?!" rief Asta motiviert und rannte Alecdora und Tium nach, welche das Tor schon erreicht hatten.

Um mich nicht noch auffällig zu verhalten, ging ich Asta nach, ohne einen nervösen Blick auf William zu werfen.

Einfach normal verhalten, ganz normal, ging es mir beim gehen verkrampft durch den Kopf. Vor mir versuchte Asta mit seiner Muskelkraft das Tor zu öffnen, doch egal wie sehr er drückte und zerrte, die Torflügel öffneten sich keinen Zentimeter.

"Geh bei Seite Kind, ich mache das schon." kam es kalt von Alecdora, welcher schon sein Grimoire geöffnet vor sich hatte. Bevor er jedoch einen Zauberspruch wirken konnte, zischte eine schwarze, senkrechte Schneide knapp zwischen Alecdora und Asta vorbei und traf die genaue Mitte des Tors.

Entspannt ging Yami auf uns zu, an dem erstarrten Asta und respektvoll zurück weichenden Alecdora vorbei und trat gegen das schwere Tor.

Mit einem ohrenbetäubenden Krachen, brachen die Torflügel auseinander und fielen nach innen, wo sie ebenso laut auf den Boden aufschlugen und eine Druckwelle mit Staub und Dreck in die Luft wirbelten.

Schützend hob ich die Arme und schloss die Augen, trockenes Husten kam aus meiner Kehle.

Ohne lange abzuwarten, ging Yami einfach weiter und latschte über die Torflügel, wie über einen Steg.

Bewundernd hob ich eine Augenbraue und unterdrückte meinen Hustenreiz, der durch den Staub ausgelöst worden war.

Ich war mir sicher, dass gerade im Moment fast alle das gleiche dachten. Der Auftritt Yamis war cool bis ins letzte Eck gewesen.

Mit dem Gedanken, das Yami eben Yami ist, folgte ich ihm als erste hinein in die gesuchte Schatzkammer. Und was mich dort erwartete, verschlug mir den Atem.

Überall lagen größere Anhäufungen von Goldmünzen, ebenso lagen Edelsteine, wertvoller Schmuck und sonstige Gegenstände herum, als ob sie nicht mal den drittel ihrer Wertes hätten.

Zwar war ich schon mal in Dungeons gewesen, doch die Erinnerung der Schatzkammern hatte bereits zu verblassen begonnen.

"Echt krass!" schrie Asta mir direkt ins Ohr und rannte auf den erst besten Goldberg zu. Wann hat er sich denn neben mich geschlichen?

Er hockte sich vor der Ansammlung von Wertsachen hin und wand hektisch seinen Kopf hin und her, um sich alles ansehen zu können.

Durch seine Ungezügeltheit musste ich wie eine genervte Mutter aufseufzen. Dabei brach mir ein "Kinder" heraus, was ich im nächsten Moment bereuen werden würde.

"Euer Asta scheint ja sehr anstrengend zu sein." hörte ich eine sachte, warme Stimme fließend reden. Auf der Stelle drehte ich meinen Kopf zur Seite und erkannte, das William neben mir stand. Diesmal der echte.

Mit seinen freundlichen Lächeln schaute er zu Asta, der wie ein Kind zu Weihnachten gerade eine goldene Amphore mir eingesetzten Edelsteinen in der Hand hielt und sie mit glitzernden Augen anschaute.

"J...ja, schon." Ich bemerkte meinen vielleicht Fehler und fügte schnell dazu: "Er ist trotzdem ein echt toller Mensch! Total zielstrebig und nett!"

Was sage ich da! Ich wollte doch nur Asta in ein gutes Licht rutschen, stattdessen habe ich mich in ein schlechteres gerutscht! Warum habe ich so einen Stuss geredet?!

Während ich mich gerade selber Ohrfeigen wollte, bekam ich mit, dass William seinen Blick von Asta nahm und seinen Kopf zu mir drehte.

Ebenso bemerkte es mein Herz, welches fast an Atemnot starb. So nah, er so nah! , dachte ich, als mir Blut in die Wangen schoss.

"Entschuldigung, ich wollte Asta damit nicht schlecht machen." entschuldigte er sich lächelnd. Und schon wieder hatte er bemerkt, dass ich mich unwohl gefühlt hatte und nachvollzogen, dass ich Asta in ein besseres Licht schieben wollte.

Die Tatsache, das William mir immer half und so gutmütig war, war einer der vielen Sachen, die ich an ihn so liebte.

Seine Sanftheit und Freundlichkeit ließen mir jedes Mal das Herz schmelzen.

"K...Klar, kein Problem." Mehr fiel mir dann auch nicht ein, weshalb ich verstummte. Eine große Schweißperle löste sich von meinem Nacken und floss mir unangenehm den Rücken herunter.

Ich stand da, neben mir der Mann, den ich über alles liebte, knappe fünfundzwanzig Zentimeter trennten unsere Hände. Da ich alles andere ausblendete, konnte ich das leise Atmen von ihn hören.

Es war wundervoll und brutal zugleich, dass selbst sein Atmen mich innerlich so unglaublich verrückt machte.

Jedoch entschloss ich für mich, dass es mehr wundervoll als brutal war.

3572 Wörter

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