Kapitel 29 Yami im Auftrag der Liebe
Sichtbar schwitzte ich, ich wirkte verlegen und nervös, mein Mund war leicht geöffnet. Ich konnte meine Hände nicht ruhig halten, sie zitterten sichtbar und unkontrollierbar.
Es war dieser Moment, in dem Yami bemerkte, wie schlimm es mich erwischt hatte.
"...Sie zu sehen..." wiederholte ich zittrig.
"...ja, das alleine...ist mir so unendlich viel wert."
Yamis Sicht:
"Sie anzuschauen...sie anzuschauen...ja das alleine....ist mir schon so unendlich viel wert."
Immer wieder halten diese Worte von William in meinem Kopf herum. Ebenso oft fragte ich mich, wann sich William in Nia verliebt hatte. Nach meinem Wissen hatten sie bei der Prüfung, bei der ich ihm Nia vorgestellt hatte, der Mission in der Stadt und bei der Schäfchenmission die einzigen größeren Kontakte.
War da nicht auch etwas auf den Ball? Ich hatte keine Ahnung und nahm mir vor, Vanessa zu fragen, wenn ich ihr das nächste Mal über den Weg laufen würde.
Zudem machte mir William zugegebener Weise sorgen. So wie er beim Gespräch über Nia ausgesehen hatte, mit diesem schwer verliebten Ausdruck im Gesicht...war Liebe ne Krankheit oder was?
Mir war aufgefallen, das William sich sehr gefreut hatte, endlich mit jemanden über seine Gefühle reden zu können, der auch von seiner Nabe wusste. Er hatte irgendwie befreit gewirkt, sich alles von der Selle reden zu können, war für ihn wohl ein Segen gewesen.
Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich alles in sich hinein gefressen und nichts gesagt. Ob er dann mit seinen Gefühlen zurecht gekommen wäre, dies konnte ich nur raten.
So sehr ich mich auch freute, das William sich verliebt hatte, innerlich fühlte ich mich extrem schlecht, da ich ihn erstens nicht richtig aufmuntern konnte und zweites, weil ich überhaupt nicht wusste, wie Nia zu ihm stand, obwohl sie ein Mitglied meines Ordens war.
Bevor ich von Williams Gefühlen gehört hatte, hätte ich gesagt, dass er und Nia sich freundschaftlich gegenüber stehen. So starke Anzeichen vom Verliebtsein hatte ich auch noch nie bei Nia gesehen, oder ich hatte erst gar nicht darauf geachtet. Sie wirkte einfach...so wie immer.
Im Gegensatz zu William. Ihn hatte es volle Breitseite erwischt.
Im Großen und Ganzen wollte ich unbedingt wissen, was Nia für William empfand. Doch was wäre wenn mir Nia sagen würde, dass William nur ein Freund für sie war? Konnte ich das William verheimlichen? Wahrscheinlich dachte er ja selbst, das Nia ihn nur als Freund sieht. Oder im schlimmsten Fall nur als Ordensführer der goldenen Morgendämmerung.
Die Situation zwischen den Beiden war verzwickt, eher gesagt für William. Egal wie es am Ende kommt, William würde der sein, der zurückgewiesen werden würde. Seine Narbe konnte nicht verheilen.
In so fern konnte ich seine Entscheidung, Nia nur aus der Ferne zu beobachten und damit zu leben, dass es nie mehr geben würde, vollstens nachvollziehen.
Wenn ich in seiner Situation wäre, hätte ich mit meiner manchmal hitzigen und dickschädligen Art bestimmt versucht, ihr Herz für mich zu gewinnen. Das hätte ich getan, wäre da nicht sein Gesicht. Damit hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht getraut.
Selbst wenn er ihr Herz bekommen würde, würde die Liebe nicht bis zu dem Moment reichen, in dem sie sein Gesicht das erste mal sieht. Außer sie ist auch bis in beide Ohren in ihn verknallt, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit schon.
Für mich war sein Gesicht kein Problem, doch ich war auch nicht in ihn verliebt und würde eine Beziehung mit ihm eingehen. Zudem war ich einer der wenigen Menschen, welche so etwas gar nicht interessierte.
Noch dazu kommt der Punkt, das es so gut wie unmöglich war, Nia näher zu kommen. Damit meine ich nicht ihre Person an sich, sondern der Fakt, dass die Beiden in verschiedenen Orden, mit verschiedenen Stellungen arbeiten und sich so eigentlich nie trafen.
Wie viele Events gibt es, in dem sich verschiedenen Ritterorden treffen? Drei? Nein, Vier. Jedoch kann man die Ordensverleihungszeremonie beim schwarzen Stier nicht mitzählen.
Da hast du dich ja in was reingeritten, William.
Müde gähnte ich und streckt meine Arme. Das der alte Sack mich wegen einem Bericht über eine Mission von Asta und Noelle extra antanzen lässt, würde ich ihm nicht so schnell verzeihen. Ich hatte schließlich auch im gewissen Sinne Arbeit zu erledigen.
Angenervt stapfte ich die Gänge des Schlosses entlang, zum Büro des Alten. Bei seiner Tür angekommen klopfte ich intensiv und laut, damit ihm auch sofort klar wurde, dass ich wegen ihm gereizt war.
Nach einem fast schon provokanten, einfachen "Herein." trat ich schwerfällig in den Raum, um so noch mal meine Wut auszudrücken.
Julius, der König der Magier, schaute mich jedoch unbeeindruckt und mit einem willkommen heißenden Lächeln von seinem Schreibtisch aus an.
"Yami, schön das du her kommen konntest." begrüßte er mich mit unerträglich schöner Laune. Ist das beabsichtige Provokation? Dieser...
"Ja, ja, ich lege den Bericht ab und verschwinde wieder." Julius lacht nur und machte mir so klar, dass ich hier so schnell nicht rauskommen würde. Verdammt, dabei will ich noch ins Casino.
"Da du schon mal da bist, können wir über die letzten Aktivitäten deines Ordens und über einige Dokumente sprechen."
Während er dies seelenruhig sagte, verstärkte sich mein Bedürfnis, mich einfach umzudrehen und zu gehen, um ein zehnfaches.
Von außen seufzte ich nur. Jetzt schon völlig fertig und die Entscheidung hier her zu kommen, anstatt blau zu machen, verfluchend, schlürfte ich zum Schreibtisch des Königs der Magier, welcher voller Papierhaufen und Stifte war.
Sogar mein Schreibtisch sieht sauberer aus, liegt vielleicht auch daran, dass Nia den Großteil der Papierarbeit übernimmt.
Unmotiviert nahm ich das Blatt Papier von Julius entgegen und begann es zu lesen. Doch bevor ich damit fertig war, fragte mich Julius etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
"Weißt du was mit William los ist?"
Mit einem "Hm?" blickte ich auf und ließ das Papier sinken. "Was mit Goldi los ist? Was soll schon mit ihm sein?" fragte ich.
Könnte es sein, dass Julius etwas über Williams Gefühle zu Nia weiß? Hat er ebenfalls dieses verliebte Gesicht von ihm gesehen?
"Naja, es ist so, dass ich vor zwei Tagen einige Dokumente von William bekommen habe. An sich nichts ungewöhnliches, doch von den ganzen zwanzig Papieren hat er zwei davon gar nicht erst ausgefüllt. Und selbst bei den anderen, welche ausgefüllt worden waren, stimmte etwas nicht. Er hat Zeilen übersprungen und verwechselt, Sachen durcheinander gebracht, Sätze geschrieben, die keinen Sinn ergeben und einen Haufen von Formulierungsfehlern gemacht. Es wirkte so, als ob er nicht bei der Sache wäre. So etwas ist ihm gar nicht ähnlich, sonst gibt er immer perfekt bearbeitete Dokumente ab. Weißt du vielleicht, ob er sich in letzter Zeit über etwas Gedanken macht?"
Während Julius das sagte, überflog er einige Papiere und legte sie auf einen Papierstapel rechts neben ihm, erst beim letzten Satz blickte er zu mir auf.
Ich wusste genau, was ihm beschäftigte, doch dass William so sehr aus dem Wind war, dass hätte ich nie und nimmer gedacht. Verliebte sind wirklich wie von Sinnen.
"Ach ja, auf einem Dokument hat er irgendetwas unten in die Ecke geschrieben, er hat es jedoch so übermalt, dass ich es nicht entziffern konnte." fuhr Julius fort.
Ich schmunzelte, das Lachen konnte ich mir gerade so verkneifen. "Könnten unter das Gekritzel drei Buchstaben passen ?" fragte ich, ohne Julius mehr zu verraten.
Der König der Magier schaute mich fragend an. "Du weißt also etwas darüber? Um deine Frage zu beantworten, es ist durchaus möglich, dass das Geschriebene aus drei Buchstaben bestand, kann ich aber nicht genau sagen."
Er schaute auf und blickte mich durchdringlich an. "Also, was ist mit William los?" Ich begann zu grinsen. Dieses Gespräch bekam eine lustige Note, jedoch wusste ich nicht, ob ich Julius einweihen sollte.
Zwar hatte er als König der Magier gute Erfahrungen im Geheimnisse bewahren, da er ja tagtäglich streng geheime Informationen für sich behielt, doch ob auch Williams geheimen Gefühle dazu gehören würden?
Zudem schien William niemand anderen von seinen Gefühlen erzählt zu haben, hatte ich überhaupt das Recht, es jemanden weiter zu erzählen?
Schnell kam ich auf den Entschluss, das William und Julius sich gut verstanden und es Julius eh heraus finden würde, besonders jetzt, da er wissen wollte, warum William so unsauber seine Dokumente bearbeitet hatte.
Ein Seufzer entfloh meinen Lippen. Ich musste es ihm wohl oder übel verraten. Verzeih mir William.
"Sagen wir es mal so, es gibt da eine Frau... ."
Geplant machte ich eine Pause, um Julius Reaktion beobachten zu können. Er schien überrascht, doch fing sich schnell wieder, als ob er diese Option schon in Erwägung gezogen hatte.
"Eine Frau also. Unser William ist verliebt, dass erklärt einiges." Er lachte auf und lächelte. "Freut mich für ihn, dass er jemanden gefunden hat, müsste sein erstes Mal sein." äußerte er sich dann, man konnte nicht übersehen, dass er sich über die Nachricht freute. "Dann vergebe ich ihn die zusätzliche Arbeit mit den Dokumenten."
"So schön ist das leider nicht." kam es mir schneller über die Lippen, als ich überhaupt gewollt hatte. Hellhörig schaute Julius auf und legte fragend den Kopf schief.
"Was denn?" fragte er wie ein kleines Kind. "Dein Ernst? Kannst du nicht selber darauf kommen?!" entgegnete ich genervt.
Tat er so blöd oder erkannte er das Problem nicht von selbst? Es lag doch auf der Hand!
"Ich sehe da kein Problem. Was ist den so schlimm?" wollte Julius nicht wissend erfahren. Verärgert biss ich die Zähne zusammen, das konnte doch nicht war sein. Schließlich war er es gewesen, der ihm die Maske gegeben hatte.
"Seine Narbe." gab ich ihm hinweisend. Verwirrt schaute mich Julius an, wusste er etwas immer noch nicht, was das Problem war?
Gerade wollte ich ihm die ganze Situation klar machen, als er mir zuvor kam. "Seine Narbe soll das Problem sein? Sieht er das selber so? Es ist erst ein Problem, wenn man es als solches ansieht. Ich verstehe ihn zwar, doch da lässt sich doch bestimmt irgendetwas machen. Deiner Erzählung nach scheint er sich ja nicht gerade Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft zu machen."
"Ach ja, und was schlägst du vor?" fragte ich ihn mit Nachdruck, die ganze Sache fing an, interessant zu werden.
"Naja, wenn sie ihn von ganzen Herzen lieben würde, würde sie sich bestimmt auch in sein Aussehen verlieben, sobald sie es sieht." schlug er vor, wie ein Arzt der gerade Hausmittel gegen eine Krankheit empfahl.
Ich schüttelte meinen Kopf. "Es ist noch nicht sicher, ob sie überhaupt Freundschaft zu ihn empfindet, geschweige denn, ob sie ihn symphytisch findet." konfrontierte ich ihn.
Julius blieb jedoch gelassen und lehnte sich entspannt zurück. "Dann gibt es doch eine Lösung." begann er. "Sie muss sich in ihn verlieben."
"Und wie soll das passieren?!" fragte ich gereizt, da Julius dies anscheinend als einfach abgestempelt hatte, was es definitiv nicht war.
Um Julius aufzuklären und auf den Stand der Dinge zu bringen, fuhr ich fort: "Sie ist in einen andern Orden wie er, um genau zu sein in meinem. Deswegen wird es so gut wie gar nicht vorkommen, das die beiden sich sehen werden. Das nächste mal wäre auf dem Ball der magischen Ritterorden, welcher erst nächstes Jahr stattfindet."
Die Ordensverleihungszeremonie fällt wegen mangelnder Sterne nämlich aus, erweiterte ich in Gedanken.
"Außerdem heißt die Frau Nia Fabre." ergänzte ich, jedoch schaute mich Julius mit einem Blick an, welcher mir verriet, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wer das war.
"Verstehe, das ist natürlich kritisch." Grübelnd legte Julius einen Finger unter sein Kinn. Plötzlich schaute er mich unheilvoll und entschlossen an, fast schon teuflisch, so dass ich etwas zurück ging. Was um alles in der Welt hat er vor? Immer wenn er das Gesicht macht, kann ihn keiner bremsen, dachte ich leicht verängstigt.
"Wenn keine Veranstaltung in Frage kommt, um die Beiden näher zu bringen, dann habe ich da eine Idee... ." gab er geheimnisvoll, aber auch todernst von sich.
"Eine Idee?" hakte ich nach, doch Julius hielt dicht. "Das erfährst du, wenn es so weit ist." sprach er nur grinsend.
Überraschender Weise, in der einen zur anderen Sekunde, wurde sein ernstes Gesicht zu einem Begeisterten und typisch für ihn, wenn er bis in die Knochen begeistert war, leuchteten und glänzten seine Augen sternartig.
"Stell dir mal vor, es klappt mir ihnen! Ob ich bei der Hochzeit Blumen schmeißen darf? Und wie süß wären kleine Williams! Ach, ich hoffe sie kommen zusammen!"
Nias Sicht:
Und schon wieder ein Buch fast durch, seufzte ich in Gedanken. Nach meinem Wissen gab es zu diesem Buch keinen Fortsetzungsroman oder ähnliches, obwohl es eigentlich ein sehr beliebtes Buch war.
Erneut seufzte ich, nur diesmal laut und schaute kurz von meinem Buch auf. Die Aussicht über die Landschaft war wirklich jedes mal eine Augenweide, auch wenn sie langsam öde zu werden drohte.
Gerade saß ich auf einem kleinen Nebendach des Hauptquartier des schwarzen Stiers, welches ich als eine Art Balkon nutzte. Langsam wurde es jedoch frisch und ich entschloss mich, nach zwei letzten Seiten rein ins Warme zu gehen.
Als ich jedoch wieder anfangen wollte zu lesen, spürte ich jemanden hinter mir. Schnell drehte ich mich um und beruhigte mich gleich wieder, als ich Yami mit einer Zigarette in der Hand erblickte, obwohl Yami bei weiten nicht ungefährlich war, alleine die Putzstrafen die ich wegen ihn einbüßt haben musste, bewiesen dies.
"Was machst du denn hier? Brauchst du etwas von mir?" fragte ich ihn gleich ohne Umschweife, damit ich weiter lesen konnte, ehe es mir den Arsch abfror.
Yami hat sich noch nie hier oben blicken gelassen, ebenso die anderen Mitglieder des schwarzen Stiers.
"Darf man als Ordensführer den nicht in seinem Hauptquartier eine rauchen gehen, ohne das jemand gleich denkt, dass ich etwas von ihm will?" entgegneter er lässig, jedoch auch schneidenscharf genervt.
"Wollte ja nur fragen." antwortete ich, als ob ich klein bei geben würde. Jedoch war mir glasklar, das Yami sich zum rauchen niemals diesen Ort aussuchen würde, schon gar nicht, wenn bereits jemand dort saß.
Uninteressiert schaute ich zurück in mein Buch, wenn er nur eine rauchen wollte, bräuchte er dafür ja nicht meine Aufmerksamkeit.
Die Stille, welche so schnell gekommen war, verschwand genau so unerwartet wieder, als ich Yamis schweren Schritte auf mich zukommen hörte. Ich wagte nicht aufzusehen, obwohl mich die Geräusche beim lesen störten.
Die Schritte verstummten und ich spürte, dass Yami direkt neben mir stand. Jetzt war es klar. Er wollte doch etwas von mir.
Obwohl mir ein "Was ist?" auf den Lippen lag, sprach ich die Wörter nicht aus. Erfahrungsgemäß sollte man es am besten verhindern, Yami in irgendeiner Form zu reizen oder, im ganz schlimmen Fall, ihn zu verärgern.
Also wartete ich geduldig, bis er das Gespräch eröffnete. Über das Thema des unausweichlichen Gesprächs war ich unschlüssig, es konnte von einer Standpauke bis einer Bitte nach Geld alles ein.
Naja, eine Standpauke würde es nicht sein, sonst wäre er nicht zu mir gekommen, sondern ich müsste zu ihm, außerdem würde ich mich jetzt schon mittendrin im Gewitter befinden.
Dass Yami ruhig und gelassen war, beruhigte und verunsicherte mich gleichzeitig. Was wollte er von mir?
Aus dem Augenwinkel nahm ich war, dass er sich neben mich hinhockte, lässig, so wie er sonst auf einem Besen saß.
Mein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen, meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt, ich wollte endlich herausfinden, was er mit mir besprechen wollte.
"Also..." begann er, bevor er stockte. Da er zu überlegen schien, schlussfolgerte ich, dass er nach passenden Wörtern suchte. Bitte nichts schlimmes, bitte nichts schlimmes, betete ich in Dauerschleife.
"Wie stehst du zum Ordensführer der goldenen Morgendämmerung, William Vangeance?" fragte er mich schließlich unerwartet.
Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, hatte es mir schon den Atem verschlungen.
Was? Wie? Woher? Weiß er von meinen Gefühlen? Ist es so offensichtlich? Oder hat gar Vanessa oder die anderen Mädchen etwas ausgeplaudert?
Panik machte sich in mir breit, brodelte und explodierte schließlich wie ein Vulkan.
"Woher weißt du, dass ich in William verliebt bin?!" fragte ich vor Panik schreiend, während ich reflexartig dazu aufsprang.
Ohne einen Muskel seines Gesichtes zu ignorieren starrte ich Yami an, um jede Reaktion von ihm wahrzunehmen. Ich hatte mit allem gerechnet, ein siegessicheres Grinsen oder einen verspottenden Ausdruck, ein dümmliches Gesicht gehörte jedoch nicht dazu.
Dieser durch und durch überraschte Ausdruck verschwand aber schnell wieder und ersetzte sich zu seinem üblichem, um bloß nicht zu viel von seinen Gedanken preis zu geben.
"Das tut jetzt nichts zur Sache. Was ich jetzt wissen will, ist, was du tun willst, um mit ihm zusammen zukommen." sagte er sachlich, so das ich meine Zweifel, dass Yami von meinen Gefühlen davor nichts gewusst hatte, vollständig in den Wind schmiss. Dass er improvisiert hatte, bemerkte ich nicht.
"I...ihm irgendwie näher kommen. Obwohl ich mir schon seit langer Zeit gesagt habe, dass ich um ihn kämpfen werde, schaffe ich es nicht." Der Ordensführer blieb still und hörte mir, komischer Weise, aufmerksam zu.
"Bis jetzt ist es nur beim Anstarren und ein Gespräch anfangen geblieben. Naja, "nur" ist übertrieben, schließlich ist das ein riesen Fortschritt gewesen. Schließlich habe ich William all die Jahre nur heimlich angestarrt."
"Jahre!" unterbrach mich Yami mit erhöhten Lautstärke. Überrascht schaute ich auf und blickte ihn prüfend an. Hatten ihn die Mädchen nicht erzählt, wie lange ich schon in William verliebt war?
"Ja, Jahre. So lange bin ich schon in ihn verliebt." erklärte ich und schaute wieder nach vorne. Im Augenwinkel erkannte ich, das Yami sich wieder entspannte und nun, ganz der Alte, cool in die Ferne schaute. Abermals wusste ich nicht, dass er gerade mehr als nur geschockt war und mit aller Kraft versuchte, es nicht zu zeigen.
"Und seit wann genau?" frage Yami nach einiger Zeit Stille, während er einen Zug von seiner Zigarette nahm. Ich musste nicht lange überlegen, um ihn einen Antwort zu geben. Denn dieser Moment, in dem ich gemerkt hatte, das ich mich in William verliebt war, hatte sich in meinen Kopf gebrannt, wie ein Brandzeichen.
"Gemerkt habe ich es, als ich die Arena verlassen habe und über alles nachgedacht habe. Angefangen mit dem Schmetterlingen im Bauch hat es jedoch in dem Moment, in dem ich ihm beim Vorstellen die Hand geschüttelt habe. Die Gefühle die mir damals durch den Körper geflossen sind, werde ich nie vergessen." beendete ich verträumt.
Mit meiner Zunge fuhr ich mir über meine trockenen Lippen, um diese zu befeuchten. Das Gespräch war zu einem gewissen Grad unangenehm, Yami war schließlich mein Ordensführer und noch dazu ein Mann. Die anderen männlichen Wesen in unserem Orden hatten noch nicht einmal einen Schimmer von meinen Gefühlen. Oder hatten die Mädels es auch ihnen erzählt?
Ich ging nicht davon aus, sie konnten sich zusammenreißen. Sicherlich hatte Yami einen Vermutung gehabt, vielleicht hatte er beim Tanz oder der Umarmung etwas gemerkt und vor Neugier Vanessa und Co. ausgequetscht wie Zitronen.
Anderer Seits war es ein willkommenes Thema, denn die Möglichkeit eine wahrscheinlich komplett andere Meinung eines Mannes und Großmagiers zu hören und andere Möglichkeiten, William näher zu kommen, zu finden, bot sich nicht oft.
"Seit euren ersten Treffen also..." murmelte Yami. Er wirkte nachdenklich, irgendwas schien ihn zu beschäftigen.
"Darf ich dir meine Meinung sagen?" Er drehte seinen Kopf samt Oberkörper zu mir. Als Antwort nickte ich zögerlich, ich fragte mich, was er sich für eine Meinung gebildet hatte und meine Ungeduld verstärkte sich jede Sekunde ums neue.
"Du bist bescheuert." sagte Yami gerade heraus im lässigen Ton.
Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Mit allem, nur dem nicht.
"W...was soll das den bedeuten!" warf ich ihm aufgebracht entgegen. Meine Finger hatten sich in meiner Kleidung vergraben, fast währe ich vor Empörung aufgesprungen, was man daran erkennen konnte, das ich meinen Körper ebenfalls zu Yami gedreht hatte und ihn wütend anfunkelte.
So redet man nicht mit mir. Was fällt ihm ein?
"Was das bedeuten soll? Kommst du Butterhirn nicht selber drauf? William einfach nur anschauen, so was bescheuertes habe ich noch nie gehört."
Bevor er weiter reden konnte, sprach ich ihn todesmutig dazwischen. "Du hast doch keine Ahnung! Verliebt du dich mal in jemanden, den du nur drei Mal im Jahr siehst und der unerreichbar für dich ist. Er ist ein Ordensführer! Ich bin zu normal und er...er zu perfekt. Meine Liebe wird unerfüllt bleiben, verstehst du nicht?! Sie war schon vorbei, in dem Moment, in dem ich sie gespürt habe. Mehr als ihn anschauen kann ich nicht und trotzdem klammere ich mich daran!"
Ich bemerkte nicht, das ich am Ende fast schon verzweifelt beschrien hatte, das einzige was ich bemerkte waren die Tränen, die sich gebildet hatten und welche ich mit Mühe zurückhalten konnte.
Yami schaute neutral zu mir, wieder schien er nachzudenken. "Willst du deshalb aufgeben? In den letzten Wochen habt ihr euch so oft gesehen und sogar mehr. Obwohl es pure Zufälle waren, ändert das nichts daran, das ihr geredet und Körperkontakt hattet. Du sagtest, dass du endlich etwas tun willst..."
Er machte eine Pause und nahm seine Zigarette aus dem Mund, um eine Rauchwolke in die Luft frei zu lassen.
"Dann mach das auch, verdammt noch mal. Es würde alles erleichtern. Zudem...hast du dir mal vorgestellt, was wäre, wenn William auch in dich verliebt wäre?"
Ich hob den Kopf. Die Frage kam unerwarteter als alles andere. "W...wie? Wenn William in mich verliebt wäre? Nein, das habe ich noch nie. Aber warum?"
Yami seufzte und schaute in den dunkler werdenden Himmel über uns. "Dann stell es dir jetzt vor. Wenn William in dich verliebt wäre, was würde er tun?" hagte Yami sachte wie bei einem Kleinkind nach.
Zwar missfiel mir seine Tonart, gleichzeitig gaben mir seine Sätze zu denken. Wenn er in mich verliebt wäre. Was er tun würde.
"Ich weiß nicht..." begann ich, mein Gehirn fühlte sich durch diese Frage unendlich leer an. Wenn er in mich verliebt wäre, dieser Satz schoss mir in Dauerschleife durch den Kopf.
Plötzlich spürte ich einen harten Handschlag von Yami auf meinen Kopf, welcher mich zusammenzucken ließ.
"So, ich hoffe das hilft dir beim denken weiter. Man, Verliebte sind echt von Sinnen." murmelt er. Fragend und mit beiden Händen über dem Kopf schaute ich ihn an. Doch tatsächlich konnte ich jetzt besser denken.
Wenn er in mich verliebt wäre...fing ich den Satz in Gedanken erneut an. ...würde er...ja, was würde er? Denken wir doch mal anders, was würde er nicht? William ist auf keinen Fall so ein Typ, der sich ohne Hemmungen an mich ranschmeißen und mit Fragen nach Dates nerven würde, geschwiege denn, dass er mir schnellstmöglich seine Gefühle gestehen würde.
Nein, nein, nein, warum sollte ich denken, das William in mich verliebt ist? Selbst es sich nur vorzustellen, ist Schwachsinn.
"Warum soll ich mir so etwas vorstellen? Es macht mir nur falsche Hoffnungen!" entgegnete ich Yami genervt und wich ihm gekonnt und gegen seinen Willen, seiner Frage aus.
Der Schwarzhaarige verzog sein Gesicht, ich wusste, dass ich an seinen Nerven zupfte wie an einer Gitarre. "KANNST DU NICHT DENKEN!" brüllte Yami aufgebracht. Verständlich. Ich hätte auch so reagiert.
"Gut, dann sage ich es dir, wenn du nicht selber drauf kommst! Die Sache ist, das William nie im Leben den ersten Schritt machen würde! Jetzt schau nicht so verwirrt, es stimmt! Oder denkst du, das er seine Maske nur zum Spaß trägt?!"
"Ähm...n...nein?" äußerte ich mich stotternd. Ich hatte mir diese Frage schon öfter gestellt und bin zu der Meinung gekommen, das er vielleicht eine Art Entstellung oder so hatte. Selbst wenn das der Fall wäre, ich bin mir sicher, dass ich ihn so lieben konnte, wie er ist, egal wie er aussieht.
"Dann ist es doch nur logisch, das er sich wegen dem, was hinter der Maske ist, kein also großes Selbstvertrauen in der Liebe hat, oder?! Also reiß dich zusammen und mach du den ersten Schritt, den im Gegensatz zu ihm, hast du eine Chance. Du kannst dein Hindernis, deine Normalität ablegen und auf dich aufmerksam machen. William hingegen ist nicht in der Lage sein Gesicht zu ändern. Für ihn gibt es keinen Ausweg, sein Hindernis wird für ewig bleiben."
Stille. Seine Worte gaben mir mächtig zu denken. Er hatte so recht. Ich MUSSTE endlich etwas unternehmen, sonst würde ich nie an Williams Seite sein. Jedoch stellten sich mir durch Yamis Aussagen einige Fragen.
"Warum sagst du mir so etwas? Denkest du etwa...das William in mich verliebt sein könnte?!" sprudelte es aus mir heraus, die Hoffnung in meiner Stimme war nicht zu überhören.
Ein kurzer, freudeeindämmernder Blick von Yami reichte, um mir zu versichern, das es nicht so war. Um dies aber noch zu verdeutlichen, sprach er: "Nein, ich bin nicht hergekommen mit dem Gedanken, das William in dich verliebt sein könnte. Versteh das nicht falsch, ich habe keine Ahnung was du für ihn bist, weshalb du nicht die Hoffnung aufgeben solltest. Der Grund, warum ich dir versucht habe, Williams Seite deutlich zu machen, ist, dass du dir bewusst sein sollst, wie er empfinden würde. Denn wenn du jetzt endlich deine Arschbacken zusammen kneifst und um ihn kämpfen würdest, dann ist es immerhin möglich, das er sich in dich verliebt. Und wenn das passiert, wird das, was ich dir von ihm erzählt habe, eintreten."
Um sich zu versichern, dass ich alles soweit verstanden hatte, linste der Ordensführer zu mir. Still saß ich da und ließ seine Worte erneut sickern.
Yami war ein Ordensführer, er konnte die Situation und die Menschen besser lesen als ich. Noch dazu war er ein Außenstehender. Seine Meinung und Sicht auf die Dinge, half mir wirklich ungemein. Vielleicht hatte ich genau so eine Ansprache gebraucht.
Mit einem leichten Lächeln hob ich meinen Kopf zu dem Muskelberg. "Vielen Dank Yami. Deine Worte helfen mir wirklich sehr. Und du hast recht. Ich werde endlich etwas tun!"
4198 Wörter
A/N: Am Dienstag habe ich wieder Schule, ich werde mal schauen, ob ich den Mittwoch als Hochladetag behalten kann^^
Und sagt mir bitte, ob etwas in diesem Kapitel unlogisch usw. ist, ich war beim Korrektur lesen extrem müde ^^'
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