Kapitel 28 Immer wieder die Frauen und die Liebe

Zum Abschied nickte sie mir lächelnd zu, was ich nur zu gerne erwiderte.

Obwohl es schmerzhaft war sie gehen zu lassen, schaute ich ihr beim gehen zu und immer wieder kam mir der Gedanken, womit ich es verdient hatte, mich in dies wunderbare Frau zu verlieben.


Die drei Stunden vergingen wie im Flug, schneller als ich es erwartet hatte. Gerade stand ich vor der Holztür der Bar, in der das "Vergnügungs-Treffen" der Ordensführer stattfand.

Ich freute mich auf das Treffen, sich mit den anderen Ordensführern auszutauschen und ein wenig zu plaudern, machte mir jedes mal Spaß und war interessant.

Auf der Tür bemerkte ich ein Schild, auf dem stand, dass heute wegen einer Privatfeier geschlossen war, wie üblich, wenn wir Ordensführer in dieser Bar trafen.

Gefühlvoll machte ich die Tür auf und wurde sofort von einem beißenden Geruch nach Alkohol begrüßt, welcher mich übermannte. Kurz rümpfte ich die Nase, bevor ich hinein unscheinbar trat. 

Jack, Rill, Charlotte, Nozel, sowie Yami waren schon da, die anderen müssten jeden Moment eintreffen.

Freundlich wurde ich von Rill begrüßt, Jack war mit seinem Glas Alkohol gerade in einer andern Welt, Nozel hingegen machte sich nur die Mühe zu nicken und Yami hob begrüßend die Hand.

Ich schlug den Weg zu Yami ein, welcher es sich auf einen Barhocker am Tresen bequem gemacht hatte und an seiner Zigarette zog. Während ich mich neben ihn setzte, warf er mir einen musternden Blick zu und grinste.

"Heute mal Bock auf was Starkes?" fragte er mich motiviert und sprach damit an, dass ich bei unseren Treffen selten Alkohol zu mir nahm und selbst wenn, nie wirklich eine starkes Getränk mit hohem Alkoholgehalt, im Thema Alkohol war ich eher zurückhaltender.

Yami hatte sich deswegen auch schon öfter scherzhaft deswegen lustig gemacht, er hatte zum Beispiel mal gesagt, das ich noch ein Kind wäre und lieber Saft bestellen sollte. Dies hatte ich heruntergelacht, ich wusste schließlich, dass er es nicht allzu ernst gemeint hatte.

"Ja, heute habe ich tatsächlich das Bedürfnis." gab ich lächelnd von mir. Belustigt beobachtete ich, wie Yami's selbstsicher und neckende Miene sich zu einem überraschten Ausdruck wandelte.

"Du und was Starkes? Hat dich heute eine Kutsche überfahren oder was ist los?" fragte er immer noch fassungslos, verständlich.

"Ich glaube kaum, das eine Kutsche, die mich überfährt, mich Glücksgefühle spüren lässt." äußerte ich sanft und winkte den Barkeeper zu mir her.

"Glücksgefühle?" kam es fragend von Yami, während er mich durchdringlich anschaute, als ob er eine Erklärung an meinem Körper ablesen könnte, wenn er mich nur lange genug anstarrte.

Ich ignorierte seinen Blick und richtete mich dem Barkeeper, welcher mich fragte, was ich zum trinken wollte. Während meiner Bestellung schien auch er überrascht, dass ich Alkohol bestellte, nahm dann jedoch meine Bestellung mit einem Nicken an.

Abweichend schaute ich dem Barkeeper dabei zu, wie er die Getränke einfüllte, denn ich spürte Yamis Blick deutlich auf meinem Gesicht.

"Also..." begann Yami mit lässiger Stimme, jedoch mit einem ernsten Unterton und ebenso ernsten Gesichtsausdruck, was für ihn eher seltener war. "Für mich sieht du nicht so aus, als ob du gerade Glücksgefühle hättest."

Ich schwieg. Mein Blick verfestigte sich auf dem glänzenden, frisch gewischten Tresen, ich wollte Yami's Blick auf jeden Fall ausweichen. Was sollt ich ihm den jetzt sagen? 

Innerlich entschloss ich mich, wenigstens etwas zu sagen, jedoch kamen die Sätze ziemlich unüberlegt aus meinem Mund.

"Kennts du es, wenn es im April wunderschönes, sonniges Wetter ist, dann plötzlich dunkle Regenwolken auftauchen und es dann wieder "normales" Wetter ist und sich das die ganze Zeit wiederholt? So fühle ich mich gerade." gab ich kompliziert zu, ohne den Blick von dem Tresen zu nehmen.

Yami schaute mich intensiv an, er schien zu überlegen. Wahrscheinlich wusste er nicht, was ich damit meinte und was dahinter steckte, auf Nia würde er erst recht nicht kommen.

Es war seit der Umarmung manchmal so, dass ich total verliebt war und gute Laune hatte, dann aber wieder an meine Narbe dachte und danach beides einfach ausblendete.

Während Yami in seinen tiefsten Gedanken überlegte, kam der Barkeeper und stellte Yami und mir wortlos ein Glas mit orangen Flüssigkeit mit Eiswürfeln hin. Wir hatten wohl das Gleiche bestellt. Dankend nickte ich ihm zu und nahm das Glas in eine Hand.

Die Kälte floss augenblicklich in meine Finger. Durch meine Körperwärme lief das Glas um meinen Fingern herum hell gräulich an.

Angenehm klimperten die Eiswürfel, als ich das Glas hochnahm und an meinen Mund führte, langsam nahm ich einen Schluck von dem kühlen Getränk und erinnerte mich schlagartig wieder, wie Alkohol in so einer hohen Prozentigen Form schmeckte.

Der Drink war wirklich ausgesprochen gut, mit einer der Besten, die ich je getrunken hatte. Bei dieser Bar war es auch nicht außergewöhnlich, wenn man hier den persönlich besten Drink trank, der Barkeeper wusste, wie man Geschmäcker richtig zusammen führte und verstand sein Handwerk voll und ganz.

Sachte setzte ich das Glas auf dem Tresen ab, der süßliche Geschmack hing mir an meinen Lippen und mein Mund war vom Geschmack des Getränks erfüllt.

Ich bemerkte, das Yami mich noch immer anschaute, als ich ihn jedoch zurück anschaute, blickte er nach vorne, sein Glas hatte er noch nicht beachtet.

"Gefühlschaos also." murmelte er gedankenverloren. Seine große Hand legte er nachdenklich an seinen muskulösen Nacken, während er zu den Flaschen in der Bar, gegenüber von uns, schaute.

"Eine Frau?" fragte er mit merkwürdigen Unterton, als ob er selbst wusste, dass dies nicht stimmen konnte. Es war durchaus nachvollziehbar, dass Yami nicht glaubte, dass eine Frau bei mir im Spiel war, da ich mich noch nie in dem Sinn über Frauen mit ihm oder anderen unterhalten hatte.

Abermals schwieg ich, das Gespräch bohrte mir unbeabsichtigt zu tief in meinen Gefühlen herum. Wie sollte ich den auch Fragen von Yami beantworten, bei denen ich selber nicht wusste, was los war.

"Ist auch nicht wichtig, das vergeht schon. Wie war es denn mit Nia im Casino?" fragte ich ernsthaft interessiert und so, dass Nia nicht zu sehr herausstach.

Zwar bemerkte Yami den Themenwechsel, hakte aber nicht nach, nach dem Moto "Es ist seine Entscheidung" .

"Unterhaltsam. Jedoch wurmt es mich, dass ich in ganzen fünf Runden Poker jedes Mal gegen sie verloren habe. Wie auch immer sie das macht, ich werde ihr beim nächsten Mal zeigen, dass man einen Ordensführer nicht unterschätzen sollte." begann Yami zu erzählen, wobei er endlich den Drink vor sich bemerkte und einen großen Schluck nahm.

Ich war Yami dankbar, das er auf den Themenwechsel aufgesprungen war. Wenn das vorherige Gesprächsthema weiter gegangen wäre, wüsste ich nicht, ob ich nicht zu viel verraten würde. Zudem war die Liebe gerade ein Thema, was mir sehr nahe ging.

"Die Kleine hat es dann auch tatsächlich geschafft, den besten Pokerspieler im Laden auszuräumen." Yami lachte laut auf, so dass sich einige Ordensführer zu uns umdrehten.

Bei dem kleinen Rundblick erkannte ich, das Dorothy und Kaiser nun auch da waren und bei Charlotte und Rill saßen. Dorothy schlief wie immer und Kaiser hatte ein blaues Getränk in einem schmalen Glas mit dünnen Stiel.

Blau, wie Nias Augen. 

Ich schaute wieder nach vorne, dabei fragte ich mich, warum mich so vieles an sie erinnerte, auch wenn die Verbindung zu Nia so gut wie unmöglich war.

Yami, welcher sich noch einen gigantischen Schluck von seinem, nun halbleerem Glas gönnte, erzählte munter weiter.

"Da gab es tatsächlich jemanden, der so offensichtlich geschummelt hatte, dass es fast schon weh tat. Meine Augen haben förmlich geblutet. Und dann auch noch Finral. Der hat sich mal wieder nur an die wenigen Frauen im Laden herangeschmissen. War echt peinlich mit ihm."

Ich schaute ihn fragend an, was er bemerkte und darauf einging. "Finral ist der Raummagier mit den braunen Haaren. Da fällt mir ein, noch peinlicher waren die Männer, die sich so bescheuert und ohne jeglichen Scharm an Nia rangeschmissen haben. Die haben sich benommen wie ausgehungerte Wölfe, wir konnten sie nur mit Mühe von ihr fernhalten."

In mir stichelte es unheilvoll, der Gedanke wie Nia bedrängt wurde und nur mir Mühe herauskam, war unerträglich.

"Zum Glück konntet ihr sie befreien." sagte ich ruhiger, als ich war. Und dann kam mir eine Idee. Eine, die ich nur allzu gerne ausführen würde, doch innerlich zögerte ich. Ob das so eine gute Idee war?

"Sag mal Yami..." begann ich, während ich mit beiden Händen nervös mein Glas erwärmte. Ein kurzes "Mmhh?" kam von Yami, als Zeichen, dass er mit zuhörte.

"Wie ist Nia so?"

Schwerfällig drehte er seinen Kopf zu mir und machte mir mit seinem Gesichtsausdruck klar, dass er mit der Frage nichts anfangen konnte.

"Ich meine damit, wie sie sich bei euch benimmt. Welche Hobbys hat sie und so weiter." fragte ich mit sanfter Stimme. Es interessierte mich wirklich sehr, ich wollte auf jeden Fall mehr über sie erfahren.

"Nia? Warum interessiert dich das?" Getroffen. Genau diese Frage war mir am unangenehmsten. Innerlich hatte ich gehofft, dass er sie nicht stellen würde.

"Auf der Mission haben wir miteinander geredet. Sie ist mir symphytisch und ich möchte gerne etwas mehr über sie wissen, da sie mir...interessant rüber kommt."

Mir war zwar bewusst, wie verräterisch diese Sätze waren, doch anders konnte ich es nicht formulieren, doch um den Verdacht auszulöschen fügte ich noch hinzu: "Ich will unsere Freundschaft gerne vertiefen."

Damit müsste Yami's Neugier gestillt sein.

"Verstehe. Ihr scheint euch ja gut zu verstehen." sagte er, nebenbei stützte er seinen Kopf auf seiner Hand ab. Wenn er nur wüsste, wie sehr mein Herz schlug, als er sagte, dass wir uns gut verstehen würden.

"Nia...mhh...was mir sehr an ihr auffällt ist, dass sie sehr reif ist. Der Großteil meiner Ordensmitglieder sind verrückt, da sticht sie mit ihrer Vernunft und Ruhe deutlich heraus. Sie benimmt sich im Gegensatz zu anderen im schwarzen Stier auch sehr erwachsen. Bei Hobbys...sie ließt gerne. Meistens hat sie ihre Nase in einem Buch, gruseliger Weise bekommt sie immer mit, was um sie herum geschieht und kann sogar lesend laufen, ohne gegen die nächstbeste Wand zu knallen. Mhh...was noch?"

Sichtlich überlegte Yami und nahm einen Schluck. Ich tat es ihm gleich und befeuchtete meine Kehle. Als wir beide unsere Gläser abgestellt hatten, fuhr er fort. "Ach ja, sie ist Duftkerzen süchtig."

Überrascht und fragend schaute ich Yami an. "Duftkerzen?" hinterfragte ich. "Yap, Duftkerzen. Sie hat unzählige davon in ihrem Zimmer. Ob sie direkt abhängig von den Dingern ist, weiß ich nicht, auf jeden Fall mag sie die gerne. Sie mag auch ihre Johannisbeersträucher, welche im Nutzgarten des schwarzen Stiers wachsen. Jedes Jahr macht sie sich eine Heidenarbeit, um die Beeren zu pflücken und Marmelade daraus zu machen, da ihre Oma das auch gemacht hat und es eine Art Tradition aus ihrer Kindheit ist. Sie pflückt die Beeren für Stunden ab, dann wäscht Nia sie, entfernt die Äste zwischen den Beeren, schmeißt sie mit Zucker und sonstigen Kramm in einen großen Topf und rührt. Bewundernswert, dass sie sich jedes Jahr diese Arbeit macht, obwohl es jedes Mal einen halben Tag dauert. Aber die Marmelade die am Ende raus kommt, kann sich sehen lassen. Ein Brot mit schöner, dicken Kruste und der Marmelade ist einfach unschlagbar." erzählte Yami mit einem anerkennenden und schwärmerischen Ton, denn ich den erwachsenen Mann nicht zugetraut hatte.

Belustigt lachte ich warm auf und nahm einen Schluck aus meinem Glas. "Klingt echt lecker." sagte ich dann.

"Ich könnte sie ja mal fragen, ob sie ein Glas für dich übrig hat." bot mir Yami an. "Solange es ihr keine Mühe macht, gerne." erwiderte ich.

"Gut, was haben wir noch... . Sie trägt oft Männerklamotten. Das geht vom lockerem Oberteil bis zu Boxern, echt komische Vorliebe. Nia sagt immer, sie fühle sich in Männerklamotten wohler, weil sie nicht so eng geschnitten sind und "luftiger" sind. Asta hat sich am Anfang voll erschrocken, als er herausgefunden hatte, das er nicht die Boxer einer der Männer in meinem Orden, sondern die von Nia gewaschen hatte. Das Gesicht hättest du dir anschauen müssen, rot bis zum geht nicht mehr."

Amüsiert grinste Yami breiter, die Erinnerung schien in zu amüsieren. Während dessen ließ ich die neuen Informationen erst einmal in meinen Kopf sacken, ich fände es süß, Nia in Männersachen zu sehen.

"Sie ist höfflich und zuvorkommend. Ihre Hilfe bei Papierkram ist jedes mal ein Segen für mich. Du müsstest sie mal hören, wenn sie förmlich redet, dann spricht sie so komisch und benutzt Wörter, welche ich überhaupt nicht kenne."

Während Yami weitersprach, versank ich. Mein Herz hatte schon längst angefangen schneller zu schlagen, ebenso wurden meine Hände zittrig und vor Schweiß nass. Nia. Ich konnte nur an sie denken. Dabei hatte ich wieder das Gefühl, das etwas fehlte, nämlich sie.

"Wer benutzt heutzutage denn auch noch das Wort "Prekär"? Nur alte Säcke, dabei ist sie doch erst sechsundzwanzig. Was solls, hat sie bestimmt vom vielen lesen. Es heißt ja, das man dadurch schlauer wird und..."

Er stockte und schaute mich an. "Alles okay bei dir?"

Ich lag mit meinen leicht verschränkten Armen auf dem Tresen, meinen Kopf auf einem Arm, etwas zu Yami gedreht. Das Glas hatte ich fest im Griff, als ob dieser Gegenstand gerade mein einziger Halt wäre, an den ich mich nervös und durch den Wind klammerte. Ich fühlte mich ganz heiß.

"Du bist ja ganz rot." bemerkte Yami. "Kann es sein..." Er schaute mich durchdringlich an.

"...Das du dich in Nia verliebt hast?"

Obwohl ich leicht zusammenzuckte, antwortete ich nicht. Ich fühlte mich berauscht. Und es war nicht der Alkohol. Es war der pure Gedanke an Nia. Wie konnte sie nur so etwas in mir auslösen? War das überhaupt natürlich?

Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Ich schaute auf. Yami schaute mich sorgend an. "Es hat dich total getroffen, stimmts?"

Voll ins schwarze. Zustimmend nickte ich. Yami seufzte laut und sagte; "Das ausgerechnet du dich so schwer verlieben würdest."

Ein zweiter Seufzer verließ seinen Mund. "Immer wieder die Frauen und die Liebe." Leise lachte ich auf. "Hört sich so an, als ob du dich da auskennen würdest."

"Wenigstens so viel, das ich an deinem bedröppelten Gesicht erkennen kann, dass du dir keine allzu großen Chancen bei ihr ausrechnest."

Diesmal war ich es, der seufzte, jedoch klang meins eher kläglich. Ich fühlte mich ausgelaugt, die Hitze meines Körpers, welche meine Wangen errötet hatte, schoss mir auch ins Gehirn.

"N...Natürlich mache ich mir keine großen Hoffnungen." Als ob ich mich verstecken wollte, vergrub ich meinen Kopf tiefer in meinen Armen. "Du hast es ja gesehen."

Mit "es" meinte ich meine Narbe, welche Yami bei dem Angriff vom Königreich Diamond gesehen hatte, da er mich als Licht verdächtigt hatte.

"Tze, deswegen gibst du auf?" motzte mich Yami an. "Heißt es nicht, das die Persönlichkeit viel wichtiger als das Aussehen ist? Vielleicht kannst du ja so..."

"Yami." unterbrach ich ihn sanft. "Ich bin dir wirklich außerordentlich dankbar, das du versuchst mich aufzumuntern. Man sagt ja, das nicht das Aussehen, sondern die Persönlichkeit wichtig ist. Dabei vergisst man, das beides wichtig ist. Stell dir vor, du hast eine Frau, die du hübscher als alles andere findest. Doch jedes Mal wenn sie redet, denkst du wie langweilig sie ist und stellst fest, wie viele Meinungsverschiedenheiten ihr doch habt. Du könntest dich nie mit ihr unterhalten oder Spaß zusammen haben. Ihre Persönlichkeit würde dich die gesamte Zeit stören. Und so ist es auch anders rum. Wenn du dir Persönlichkeit eines andern perfekt findest, du ihm gerne zuhörst, ihn verstehst und bewunderst, aber jedes Mal wenn du ihn anschaust denken musst, wie hässlich und unschön die Person doch ist, ist es ebenfalls keine gute Beziehung. Aussehen und Persönlichkeit sind Gleichgesinnte, welche nur zusammen den Menschen ergeben, denn man liebt oder lieben kann."

Klackend rutschte ein Eiswürfel in meinem Glass nach unten, bevor er von einem andern aufgefangen wurde. Der Ordensführer des schwarzen Stiers saß still auf dem Barhocker, er ließ meine Worte erst einmal sacken.

"Schade." sagte er nach einiger Zeit Schweigepause. "Wenn wirklich nur die Persönlichkeit zählen würde, hättest du Nia locker in der Tasche."

Durch seine Worte schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. "Vielen Dank." Annehmend nickte Yami und leerte sein Glas, meins war noch nicht mal halb leer, was daran lag, dass ich jegliche Lust an allem verloren zu haben schien.

"Hat sie denn einen Freund?" fragte ich Yami, welcher gerade mit einer weiteren Bestellung fertig war. "Einen Freund? Nia? Nein, meines Wissens nicht. Hat auch mal gesagt, dass sie keinen hat, als das Thema feste Beziehung gefallen war. Eigentlich hat sich jeder nur über jeden lustig gemacht, dass er keine Freundin oder einen Freund hat, meine Mitglieder können manchmal echt bescheuert sein."

Yami lachte kurz auf. Mir kam immer mehr vor, das die Mitglieder des schwarzen Stiers ein außergewöhnliches Band hatten, welches in anderen Orden so nicht existierte. Früher dachte ich, dass es daran läge, dass der schwarze Stier weniger Mitglieder als die andern Orden hatte und es so selbstverständlich zu engeren Freundschaften kam. Jedoch war mir schnell klar geworden, dass es an den Mitgliedern selbst lag und nicht an ihrer Anzahl.

"Sie hat keinen Freund? Ungewöhnlich, bei ihrem Aussehen und ihrer Persönlichkeit... ." schwärmte ich unbewusst, worauf hin ich einen Schlag von Yamis Handkannte auf die Maske bekam.

"Sorry, aber diese Verliebtheit bei dir zu sehen, ist echt komisch." schmiss mir Yami ins Geschicht. Erstaunlich, wie ehrlich ein Mensch sein kann.

"Und was jetzt? Was ist dein Plan?" fragte mich Yami neugierig. Ich verlagerte meinen Blick auf den Tresen, mein Atem wärmte meinen Arm, hinter dem ich mich Schritt für Schritt weiter versteckte.

"Ich sehe keinen andern Weg, als damit zu leben. Was könnte ich den ändern. Mein Gesicht wird nicht heilen und noch dazu leben wir in verschiedenen Orden, oft sehen werden wir uns nicht. Jedoch werde ich auf Veranstaltungen einen Blick auf sie werfen können."

"Hey, ist das dein Ernst?! Du willst deine große Liebe einfach vorbei ziehen lassen und sie nur ansehen?!" fragte mich Yami, seine Stimme klang empört und fassungslos.

"Weißt du..." fing ich an. Mein Blick wurde weicht, ja fast schon träumerisch. Ich schaute in die Ferne, ohne einen festen Punkt zu haben, wechselte von einer Ecke zur anderen, ohne einen Halt zu finden.

Die Röte auf meinen Wangen schien zu wachsen, glühte so sehr wie meine Haut vor Hitze.

"...Sie zu sehen..." fuhr ich leise, sachte und mit bedrückten Hauch fort.

Von Yami unerwartet richtete ich mich auf und schaute ihn an. Er schien überrumpelt, mein wahrer Zustand war ihm jetzt, da er mich von vorne sah, erst richtig aufgefallen.

Glasig und schimmernd vor Feuchtigkeit waren meine lilanen Augen, meine Wangen waren unnatürlich rot, sie glühten wie Glut. Man hatte das Gefühl, das wenn man sie anfassen würde, man sich die Finger verbrennen könnte.

Sichtbar schwitzte ich, ich wirkte verlegen und nervös, mein Mund war leicht geöffnet. Ich konnte meine Hände nicht ruhig halten, sie zitterten sichtbar und unkontrollierbar.

Es war dieser Moment, in dem Yami bemerkte, wie schlimm es mich erwischt hatte.

"...Sie zu sehen..." wiederholte ich zittrig.

"...ja, das alleine...ist mir so unendlich viel wert."

3108 Wörter

A/N: Copyright des Beispiel und Sinnes mit der Persönlichkeit und dem Aussehend gehört meiner Geschichtslehrerin, welche mit meiner Klasse darüber geredet hat^^

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