Kapitel 24 Ankommen
Sein Lächeln und seine Nähe stachelten mich weiter an, in meinem Kopf schien nichts anderes mehr zu existieren als der Gedanke an den Kuss.
In meinem Inneren ging es drunter und drüber, trotz allem gewann der Wunsch nach einem Kuss die Oberhand gegen die mir so sehr vertraute Vernunft.
Mein Herz raste, war kurz vorm kollabieren, ebenso mein Kopf. Mein Körper spannte ich an, bereit sich nach vorne zu lehnen und seinem Gesicht näher zu kommen.
Plötzlich gab ich mir einen Ruck.
Schneller wie das Licht drehte ich meinen Kopf wieder nach nach vorne, leicht nach zum Boden gesenkt, damit meine Haarsträhnen meine in die Höhe geschossene Röte verstecken konnten.
Innerlich wiederholten sich hektisch, immer schneller werdend, die gleichen Wörter.
Verdammt, verdammt verdammt!
Schnell atmete ich ein und aus, an meiner Stirn lief eine Schweißperle herunter. Ohne Pause nahm meine Lunge Luft auf und ließ sie wieder frei. In der gleichen, unmenschlichen Geschwindigkeit, fast schon schmerzhaft, schlug mein aufgehetztes Herz in meiner Brust.
William schaute mich fragend an, er wusste ja nicht, dass ich kurz davor gewesen war, ihn zu küssen.
Schlagartig kam mir eine Idee, welche wie ein Rettungsseil für mich war.
"I...ich habe noch d...deinen Umhang." gab ich unsicher von mir.
Das Kleidungsstück des Ordensführers hatte ich wie einen Schatz in meinem Schrank gehütet, unbemerkt von den anderen Mitgliedern meines Ordens.
"Ach stimmt. Du kannst ihn ruhig behalten, ich schenke ihn dir." entgegnete William mit einem leichten Lächeln.
"Echt? V...vielen Dank." stotterte ich zurück, mit seiner Antwort hatte ich am wenigsten gerechnet.
Ich darf ihn behalten? Ich habe etwas von William! Und dann auch noch ein Geschenk!
Plötzlich überkam mich ein stechender Schmerz in meinem Kopf. Sofort hielt ich eine Hand an die betroffene Stelle, in der Hoffnung dieser Schmerz würde aufhören.
Dies waren mit hoher Wahrscheinlichkeit die Nachwirkungen des Kampfes.
Williams Sicht:
Ich bemerkte wie Nia ihre Hand gegen ihren Kopf presste, als ob sie quälende Schmerzen hatte.
"Halte noch ein wenig durch. Die Heilkraft der Wurzel kümmert sich erst um offene Wunden und danach wird sie deine Kopfschmerzen behandeln." beruhigte ich sie, während ich meine Hand auf ihren Kopf legte.
Sie fuhr minimal zusammen, als sie meine Hand spürte, verharrte dann jedoch wie eingefroren.
Still schaute sie gerade aus zum Boden, ihre herabfallenden Haare hinderten mich, ihr Gesicht zu sehen.
Mir viel unweigerlich auf, wie weich und geschmeidig sich ihre Haare anfühlten, ähnlich wie nach minutenlangem bürsten.
Nias Körper entkrampfte sich und sie ließ ihre Hand sinken. "Haben die Schmerzen aufgehört?"
Nia nickte stumm und gab mir ein knappes "J...Ja" als Antwort.
Aufmunternd lächelte ich sie an. Nia war wirklich außergewöhnlich mutig gewesen. Alleine gegen alle Räuber, ohne Rücksicht auf Verluste, dies hätte ich nicht vielen zugetraut.
Und dass, obwohl alle Räuber eine Stufe über ihr waren und sie sich einen Plan wahrscheinlich in wenigen Sekunden ausdenken musste, hatte sie sie besiegt. Dabei hatte jedoch ihr zierlicher Körper einiges abbekommen.
Schuldgefühle stiegen in mir hoch. Wäre ich nur ein wenig schneller gewesen, hätte ich sie vor den schlimmen Schmerzen bewahren können.
Ich nahm meine Hand von ihrem Kopf und schaute sie an. Nia hatte ihren Kopf wieder nach vorne gedreht, diesmal blickte sie jedoch nicht auf den Boden, weshalb ich ihr Gesicht ohne Hindernisse sehen konnte.
Ihre ozeanblauen Augen waren starr nach vorne, in die Ferne gerichtet.
Innerlich musste ich beim ansehen ihrer Augen ohne Umschweife an Wasser denken, ihre Seelenspiegel waren ebenso klar, glänzend, tief und hatte etwas außergewöhnliches, etwas tiefes aber gleichzeitig auch nahes. Nia hat wirklich wunderschöne Augen, kam es mir in Gedanken.
Unerwartet schweifte ihr Blick zu mir, schaute mich etwas überrascht an, da ich sie ebenfalls anschaute und zog mich so aus meiner, aus heiterem Himmel entstandene, Traumwelt.
Mir wurde bewusst, das ich viel zu lange ihre Augen angesehen hatte, so sehr haben sie mich fasziniert.
Mein Gewissen drückte mir in den Kopf, dass Nia dies vielleicht als unangenehm empfunden hatte oder das mein Betrachten ihrer Augen sie verunsichert haben könnte.
"Die Heilung ist jetzt abgeschlossen. Wir sollten wieder ins Dorf gehen und von dort aus meinen Mitgliedern und den Dorfbewohnern einen Lagebericht geben." sagte ich und merkte dabei, wie sie zustimmend nickte.
Verwirrend war dabei ihr Gesichtsausdruck, welcher nicht gerade Begeisterung aussprach.
Wollte sie etwa noch länger hier mit mir sitzen?
"Ja, wir sollten gehen. Nicht das die Leute sich weiter unnötig Sorgen machen." unterstützte sie meinen Vorschlag. Mit dem Gedanken, dass ich mir ihren Blick nur eingebildet hatte, stand ich vorsichtig auf und schaute herunter zu Nia.
Meine Magie hatte sich aufgelöst, so dass sie keine Wurzel mehr behinderte. Belustigt beobachtete ich, wie sie unglaubwürdig ihren Körper betrachtete und auf die Stellen starrte, auf denen sich vor wenigen Minuten tiefe Wunden gezeichnet hatten.
Helfend hielt ich ihr eine Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Diese nahm sie dankend an.
Nias warme Hand umschloss meine und ich stellte fest, das sie vom Schweiß ziemlich feucht war.
Innerlich fand ich die Begründung für den Schweiß, nämlich das der Kampf ihr viele Nerven gekostet hatte, ebenso die darauf folgenden Schmerzen. Die Arme hatte viel durch machen müssen.
Behutsam drückte ich ihre Hand ein wenig mehr, damit ihre schmale Hand meinem Griff nicht entglitt.
Als sie dann jedoch auf beiden Beinen stand, sackte sie mit dem linken Bein zusammen. Gerade noch rechtzeitig konnte sie nach meiner Schulter greifen, sie hielt sich an meiner Schulter fest und verhinderte so den Sturz.
"Alles okay? Hast du Schmerzen?" fragte ich sie besorgt, während dessen hielt ich sie mit beiden Händen an ihren Schultern fest.
"Nein, es ist nur...meine Beine... fühlen sich so komisch an...ich..." Weiter kam sie nicht, denn auf einmal gaben beide Beine nach.
Glücklicherweise hielt ich sie an den Schultern fest, weshalb sie nicht zu Boden stürzte.
Langsam ließ ich sie herunter aufs Grass fallen, sachte, damit ihr auf keinen Fall etwas passierte, nebenbei ging ich gleichzeitig mit ihr herunter.
"Du bist vom Kampf noch zu erschöpft. Meine Magie hat zwar deine Wunden geheilt, aber um deine körperliche Kraft und Ausdauer wiederherzustellen, ist sie nicht in der Lage."
Mitleidend schaute ich in ihr zum Boden gedrehtes Gesicht, welches erschöpft und gepeinigt vom Schmerz gezeichnet war.
Am liebsten hätte ich ihr irgendwie geholfen, doch leider konnte keine Magie Mattheit vertreiben. Das beste für Nia wäre, sich auszuruhen und sich hinzulegen.
Ich schaute sie noch eine Weile an und überlegte, was ich jetzt am besten machen konnte, damit sie nicht mehr so viel leiden musste.
Während ich überlegte, fiel Nia eine Strähne ins Gesicht. Plötzlich spürte ich ein befremdliches Verlangen, sie ihr wieder hinters Ohr zu streichen.
Das Gras raschelte leise, als ich mich mit dem Rücken zu Nia drehte. Als ich nach hinten schaute erkannt ich ihren verwirrten Blick, welcher sich in meinen Nacken bohrte.
"Ich werde dich Huckepack ins Dorf tragen, denkst du, du schaffst das?" klärte ich sie freundlich auf.
Nia nickte und rutschte ein bisschen näher, dabei erkannte ich schmerzhaft, wie viel Mühe es ihr kostete.
Schlapp legte sie ihre Arme um meinen Hals und verschloss sie vor meiner Brust ineinander. Schonungsvoll erhob ich mich schneckenlangsam, dabei spürte ich, wie Nia reflexartig ihre Füße um meine Hüfte schlang, in dem Moment, wo ich meine Arme unter ihren Oberschenkeln platzierte.
Inständig hoffte ich, dass es nicht allzu unangenehm für sie war, doch dies war der beste Weg, besser als hier auf ein Mitglied meines Ordens zu warten oder Nia einfach sitzen zu lassen, um Hilfe zu holen.
Kurzzeitig war ich irritiert, denn Nia drückte unerwartet ihren warmen Körper an meinen Rücken. Es war ein befremdliches Gefühl, jemanden so nah zu sein.
Sie war unerwartet leicht, weshalb es mir nichts ausmachte, dass ihre Beine sowie ihre Arme schlaff wurden und Nia sich kaum noch aus eigener Kraft festhielt. Dies konnte ich auch nicht von ihr verlangen, sie hatte sich Ruhe verdient.
Rücksichtvoll setzte ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen, damit Nia so wenig wie möglich schwankte oder gar rutschte.
Nach wenigen Schritten merkte ich, wie sie ihren Kopf auf meine Schulter abstützte. Sie war mir ganz nah, hätte ich keine Maske angehabt, hätten sich unsere Haare berührt.
So gut wie möglich versucht ich mich auf den Weg zu konzentrieren, jedoch drifteten meine Gedanken immer wieder zu der jungen Frau auf meinem Rücken und dem Gefühl, dass sie verursachte.
Als sie dann spürbar Ausatmete und ihre warmer, feuchter Atem meinen Hals traf, schwappte ich komplett weg.
Mein Gespür richtete sich ganz und gar Nia, ihren weichen, sanften Körper, welcher sich entkräftet an mich drückte.
Mich überkam das unglaublich starke Gefühl, sie beschützen zu wollen. Sie davor zu bewahren, noch einmal so viel durchmachen zu müssen.
Wie sie so auf meinem Rücken lag, schlapp und ausgelaugt, hilfsbedürftig und entkräftet, entfachte in mir den Wunsch, sie vor allem zu beschützen, egal wie schwierig und aussichtslos es sein würde.
Erneut streifte ihr warmer Atem meinen Hals, auf der Stelle stellten sich meine Nackenhaare wie auf.
Diese Wärme verweilte einige Sekunden an meiner Haut, verschwand dann jedoch und ließ ein kaltes, unangenehmes Gefühl auf meiner Haut zurück, als ob etwas fehlte.
Dies passierte in regelmäßigen Abständen, immer mit der gleichen Reaktion meinerseits. Ihr Atem schien praktisch durch meinen Körper zu fahren. Was ist mit mir los?
Jedoch ließ mich nicht weiter ablenken und konzentrierte mich wieder auf dem Weg.
Dabei verursachte ich so vorsichtig wie möglich über größere Äste und herausragende Wurzel zu steigen, um Nia nicht von meinen Rücken zu verlieren.
Sie verweilte still auf meinem Rücken, bewegte sich kaum und schaute gerade aus, in den Wald hinein.
Ihre verschlossenen Hände schwankten bei meinen Schritten leicht mit, weshalb sie hin und wieder meine Brust berührten.
Das gelegentliche dagegentocken ihrer Hände spürte ich jedes Mal deutlich. Zwar bemerkte ich dies, doch es störte mich nicht. Es war ja auch nicht schlimm. Sondern beruhigend.
Einige hellere Lichtstrahlen strahlten auf unseren Weg, was mir verriet, das wir bald beim Dorf sein würden. In den Bäumen hörte man ab und zu verschiedene Lieder von Vögeln, welche wie das letzte Puzzleteil in dieser, leicht märchenhafte, Atmosphäre passte.
Die Entfernung zwischen den Bäume wurde weiter, der Wald endete gemächlich und ließ warme Sonnenstrahlen im großer Anzahl auf uns nieder schienen.
Unter dem Eingangstor des Dorfes erkannte ich einige Mitglieder der goldenen Morgendämmerung, welche im Dorf Stellung gehalten hatten und als Rückzugsort zum heilen und Informations-Austausch dienten, sowie einige Dorfbewohner, welche aufgewühlt und verunsichert herum rannten.
Als einer meiner Mitglieder mich bemerkte, viel seine Anspannung wie zerbrochenes Glas, sichtlich aus seinem Gesicht, auch die anderen Leute, die uns erblickten, sahen deutlich erleichtert aus.
"Ordensführer, wie schön dass sie wieder da sind. Wie ich sehe, haben Sie die magische Ritterin gefunden." plapperte ein junger Mann, als er auf Nia und mich zu kam.
Nia war still, ich konnte ihre Körperwärme in meinem Rücken spüren, sowie ihren Atem in meinem Nacken.
"Galce, bitte rufen Sie die anderen Team zurück, die Räuber wurden von der magischen Ritterin schon gefesselt und sind außer Gefecht." informierte ich mit einem sanften Blick auf die junge Frau auf meinem Rücken.
Der junge Mann namens Galce schaute mich überrascht an, als würde er darauf warten, dass ich jeden Moment sagen würde, dass mein Gesagtes nur Spaß war.
Ich verübelte es ihm nicht, schließlich war ich selbst ganz überrascht gewesen, dass solche Kräfte in Nia schlummerten.
Galce bemerkte, dass ich es ernst gemeint hatte und nickte schnell, eher er zu seinem besten Freund ging und das Kommunikationsgerät benutzte, um die Dreierteams aufzuklären und ins Dorf zurück zu ordern.
Einen Moment schaute ich ihm dabei zu, bis ich ein Ruckeln auf meinem Rücken spürte. Sachte ging ich in die Kniee, um Nia langsam runter zu lassen, vorsichtig und sorgvoll, als bestehe sie aus zerbrechlichem Glas.
Auf dem Weg zum Dorf schien Nia ein wenig Kraft getankt zu haben, denn sie schaffte es auf ihren Füßen stehen zu bleiben. Sie nickte mir dankbar zu und brachte ein "Dankeschön" über ihre trockenen Lippen, welches ich mit einem Lächeln erwiderte.
Gerade wollte ich abtworten, dass dies kein Problem gewesen war und sie sich nicht zu bedanken bräuchte, als einer der aufgescheuchten Dorfbewohner auf uns zu gerannt kam.
Als ob dies ein Startschuss gewesen wäre, setzten sich auch die anderen Dorfbewohner in Bewegung, um zu uns zu kommen.
"Meine Güte, du siehts ja mitgenommen aus. Kann ich irgendetwas tun?" begann eine ältere Frau, die anderen ließen nicht lange aufeinander warten.
Völlig überrumpelt wurde Nia mit sorgvollen Fragen, Glückwünschen und Hilfsangeboten überschwemmt, alle wollten ihr helfen, da Nia es war, die das Dorf vor einem schlimmen Erlebnis bewahrt hatte.
Ein kurzer Blick auf ihr Gesicht verriet mir, dass Nia zwar überrumpelt war, diese Menschenmasse und das Gerede allerdings nicht als allzu anstrengend oder lästig empfand, sondern als schöne Erfahrung.
Ich lächelt und drehte mich von der Menschentraube weg, um die goldenen Morgendämmerung Mitglieder, die langsam eintrafen, zu begrüßen und falls nötig, über die Lage aufzuklären.
"Ordensführer, wie gewünscht sind wir eingetroffen. Stimmt es, dass dieses Mädchen die Räuber ganz alleine besiegt hat?" fragte Alecdora sofort
Ich erkannte ohne große Mühen, das er diese Tat Nia nicht zutraute und nicht glaubte, war ihm Galce zukommen gelassen hatte.
"Es stimmt, sie hat es alleine geschafft." äußerte ich und ließ meinen Blick über die anderen Mitglieder schweifen, die nun vollzählig am Eingangsbereich des Dorfes angekommen waren und dort auf weitere Befehle warteten.
"Vielen Dank das Sie alle so schnell erschienen sind." sagte ich nun zu allen gewandt. Von ihnen bekam ich freudige Blicke und Selbstverständlichkeit.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Nia, welche kontaktfreundlich mit den Dorfbewohnern redete. Dabei fiel mir jedoch auf, dass sie einen sehr blassen Gesichtsausdruck bekommen hatte und generell ziemlich schwächelte.
Mit schnellen Schritten wandte ich mich von meinen Mitgliedern ab und ging auf die Gruppe zu, ich hatte Angst das Nia zusammenbrechen könnte.
Dorf angekommen, ließen mich die Dorfbewohner ohne Worte zu ihr durch, ihr freundliches Lächeln erwiderte ich.
Sanft legte ich eine Hand auf die Schulter von Nia, welche blitzschnell ihren Kopf zu mir drehte.
Ich lächelte sie warm an, während ich zu ihr sagte: "Wenn es dir nicht allzu große Mühen macht, könntest du die Räuber hier her bringen, damit sie meine Mitglieder festnehmen können? Reicht dafür deine Magie aus?"
Sie nickte und stellte sich sicherer hin, nebenbei holte sie ihr Grimoire aus der Tasche. "Ich habe ein wenig Magie auffüllen können, es könnte gerade so klappen." machte sie klar, ihr Grimoire öffnete sich.
Wachsam blieb ich neben ihr, damit ich im Falle eines Falles ihr Helfen konnte.
Eine rosa Nebelwolke erschien in der Luft, als sie sich wieder lichtete, schwebten zwei offene Puppenhäuser in der Luft. Staunend starrten die Dorfbewohner und die magischen Ritter, mich eingeschlossen in das Innere, in dem man die geschrumpften Körper der Räuber sehen konnte.
"Ihr könnt sie heraus nehmen." hörte ich Nia schnaufend sagen, es brach mir das Herz zusehen, wie viel Kraft ihr die Beschwörung der Puppenhäuser kostete, obwohl sie eh schon so wenig hatte.
Ich nickte meinen Magiern zu, welche die Körper der Räuber aus den Spielhäusern nahmen, vorsichtig, um die gerade mal in die Hand passenden Räuber nicht versehentlich zu zerquetschen.
In dem Moment, in dem die Körper das Puppenhaus verließen, wuchsen sie wieder auf ihre ursprüngliche Größer. Einer von ihnen, ein Schwarzhaariger, war aus der Bewusstlosigkeit erwacht und werte sich vergeblich.
Alecdora sowie ein Wasser und Feuermagier fesselten die Räuber mit ihren Magien, um ein Entkommen vollständig zu verhindern.
Ein weißer Kopf fiel mir ins Auge und ich erinnerte mich daran, was Nia mir gesagt hatte. Schnell sprach ich mit Alecdora, welcher ohne eine Sekunde verschwänden den Jungen von den anderen Räubern trennte. Wenn sie in der Hauptstadt angekommen sind, kann der Junge beim Verhör alles über die Räuber erzählen, auch den Grund, warum er dieser Räuberbande half.
"Ihr seid doch bestimmt müde, oder? Sie können sich ruhig hier ausruhen, Medizin und freie Betten hätten wir hier." sprach mich die ältere Frau von vorhin an. Mit einem Kopfschütteln verneinte ich dankend, bevor ich Nia anschaute.
Sie war ausgelaugt und Kräftemäßig am Ende, ihr würde die Pause hier gut tun. Mein Blick verweilte auf der Blauäugigen, welche sich gerade mit einer Frau unterhielt. Es ist das Beste, wenn sie sich ausruhen würde.
Als ich gerade meinen Lippen öffnete, um das Angebot für Nia anzunehmen, sprach mir genau jene magische Ritterin dazwischen.
"Das Angebot ist sehr nett, doch ich lehne dankend an." Überrascht schaute ich Nia an, welche nun neben mir stand. Entschlossen schaute sie die ältere Frau vor uns an.
"Du bist erschöpft, du könntest jeden Moment zusammen brechen. Es wäre besser, wenn du dich ausruhen würdest." versuchte ich sie zwanglos zu überreden, warum sie nicht hier rasten wollte, war mir unbegreiflich.
Nicht so unbegreiflich war mir meine Angst, das Nia erneut zusammensacken könnte.
"Ich schaffe das schon, ich fühle mich ein wenig besser. Ich möchte so schnell wie möglich nach Hause, in mein Bett und dort schlafen."
Teilweise verstand ich sie, trotzdem wollte ich ungerne das Risiko eingehen, dass sie sich überstrapazierte.
"Trotzdem..." begann Nia mit gesenkten Kopf, "vielen Dank, das du dir Sorgen um mich machst." flüsterte sie mit geröteten Wangen, ihre Augen wirkten dabei glasig.
Innerlich stockte ich für einen Moment, ihre Worte gingen mir weich wie Honig durch den Kopf, unbemerkt wurde mein Lächeln größer.
"Ich verstehe." gab ich nach und richtete meinen Blick von Nia weg auf die ältere Frau. "Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, doch Sie haben sie ja gehört."
"Nicht doch, nicht doch, Ihr wart es doch, die unser Dorf vor dem Angriff beschützt haben. Unendlich viel Dank."
Die ältere Frau war dabei sich zu verbeugen, als ich sie aufhielt. "Sie müssen sich nicht verbeugen." sagte ich sanft und hinderte sie mit einer Handgeste daran.
Überrascht nickte sie und ging zu einer Gruppe älterer Menschen in ihrem Alter.
"W...warum hast du die Dame daran gehindert, sich zu verbeugen?" fragte mich Nia leise.
Auf mich machte sie schon die ganze Zeit einen scheuen Eindruck, darauf ansprechen wollte Nia jedoch nicht, ich wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte.
Sicher hatte sie ihre Gründe, wahrscheinlich war sie wegen dem Kampf noch völlig aus dem Wind.
"Sie hat etwas mit dem Rücken. Mir ist das aufgefallen, als sie zu uns hergelaufen ist. Sie wirkte verkrampft, als ob sie Schmerzen hätte." antwortete ich ihr ruhig.
Nias respektvollen Blick, den sie auf mich legte, entging mir dabei nicht, obwohl ich der älteren Dame hinterher sah.
Geduldig wartete ich, bis Nia ihren Blick von mir nehmen würde, damit ich ihr nicht unnötig ein unschönes und vor allem peinliches Gefühl gebe, wenn ich mich zu ihr umdrehe und sie beim starren erwischte.
Es passierte öfter, dass Leute mich aufblickend anschauten, ich war ein Ordensführer und als solcher war Bewunderung Alltag.
Jedoch nahm Nia ihren durchdringlichen Blick nicht von mir, weshalb ich es wohl oder übel über sie ergehen lassen musste.
Als ich meinen Kopf zu ihr drehte und dabei ihren Blick streifte und erwiderte, wurde sie wie erwartet, vor Peinlichkeit bemerkt worden zu sein, rot und verlegen.
Aufmunternd lächelte ich sie warm an, ich wollte ihr zeigen, dass ich ihr Gestarre nicht als schlimm empfunden hatte.
Sie schien dies auch einiger Masen zu verstehen, denn ihre verschämte Haltung entspannte sich, ebenso ihre Hände, welche sie unsicher eingezogen hatte.
Ihre himmelblauen, spiegelnden Augen schauten verunsichert auf den Boden hin und her. Damit wollte sie erreichen, meinen Blick auszuweichen.
"Wir bringen dich jetzt zum Hauptquartier des schwarzen Stiers. Bist du dir sicher, das du es körperlich schaffst?" fragte ich sie sicherheitshalber, wobei mir auffiel, dass ich ziemlich bemutternd klang.
Mit dem Blick anhaltend auf den Boden, nickte Nia ohne Umschweife. "Ich schaffe das. Danke das ihr mich nach Hause bringt." antwortete sie milde, leise, jedoch sanft wie eine Sommerbrise.
Ihre Meinung respektierend drehte ich mich um und nickte drei magischen Rittern zu, welche sofort wussten, was ich von ihnen erbittete.
Höfflich übergaben sie Nia und mir einen Besen, die restliche Truppe hatten schon einen in der Hand, oder hatten sich andere Flugmöglichkeiten her beschworen.
Drei meiner magischen Ritter würden noch den Tag und die darauffolgende Nach im Dorf verbringen, um nach Schäden zu suchen, den verwundeten Dorfvorsteher zu heilen und Sicherheit zu gewähren, sowie mehr Informationen zu sammeln.
Die Dorfbewohner standen um uns herum, jubelten und bedankten sich ohne Verschnaufpause und betteten um unser Wohlbefinden.
Ein leises, überhörbares Klatschen durchschnitt die Luft.
Obwohl ich mit dem Rücken zu Nia stand, hatte ich, da ich meinen Kopf leicht schräg nach hinten hatte, mitbekommen, dass sie sich selbst ermahnend gegen die Wangen geschlagen hatte.
Zusätzlich schüttelte sie energisch den Kopf, so dass ihre Haare wie Algen in der Strömung tanzten.
Sie wollte ihren Kopf wieder frei bekommen und sich zusammenreißen, den Grund dazu konnte ich mir schon denken.
Wenn ich sie wäre, hätten mich der Kampf und die urplötzlichen, darauffolgenden Ereignisse bestimmt auch verwirrt.
In der Hoffnung das diese Selbstermahnung ihr irgendwie geholfen hatte, näherte ich mich meinen Leuten, welche flugbereit auf uns warteten.
Hektisch und verplant lief mir Nia hinterher, den Besen fest in der Hand. Einige erhoben sich schon in die Luft, schwebten nicht weit über den Boden und verharrten dort.
Gerade als ich aufsteigen wollte, spürte ich, wie jemand an meiner Uniform-Oberteil zupfte.
Achtsam schaute ich zu der Person, die mich festhielt. Nia stand verunsichert neben mir, in ihren Augen lag etwas, was ich als Verwirrung wahrnahm.
"Ähm...also...ich habe keine magische Kraft...um zu fliegen." gab sie schrittweise zu, wie ein kleineres Kind schaute sie schüchtern auf den Boden.
"Verstehe, tut mir leid, ich bin davon ausgegangen, das du genug Magie wiederherstellen konntest." sagte ich sanft und aufmunternd, da ihr das offensichtlich peinlich war.
"Ordensführern, entschuldigt meine Einmischung, aber ich könnte sie mit meiner Magie mitnehmen."
Klaus, welcher zusammen mit Mimosa und Yuno in einem Kutsche ähnlichem Gefährt aus Eisen saßen, sprach zu uns herunter.
Nia blickte auf, in ihren Augen konnte ich nicht erkennen, wie sie diesen Vorschlag fand.
Es wäre definitiv eine gute Lösung, es würde Klaus nicht viel magische Kraft kosten, wenn er eine Person mehr mitnahm. Jedoch fiel mir dann etwas ein, was mir auch früher einfallen hätte können.
Klaus war ein vorbildlicher magischer Ordensritter und sein Vorschlag war bereichernd, doch ich hatte etwas anderes im Sinn.
Ich drehte mich zu Nia um und fragte;
"Nia, hättest du etwas dagegen, mit mir auf einem Besen zu fliegen?"
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