Kapitel 23 Gefunden

Wenn sie, wie ich vermutete, keine magischer Kraft mehr besaß, musste sie sich irgendwo versteckt oder niedergelassen haben und dazu lud der Baum gerade so ein. Wenn sie wollen würde, dass man sie finden soll, befände sie sich jetzt dort.

Nia, falls du dort bist, halte durch. Ich bin gleich bei dir.




Nias Sicht:

Mein Kopf dröhnte. Hin und wieder bekam ich Schwindelattacken, bei denen der Boden schwankte.

Das Gras pikste meine Haut, streichelte sachte und stach gleichzeitig brutal meinen Wunden.

Angelehnt an den großen Baum saß ich im weichen Gras, wartete auf Hilfe, was anderes blieb mir auch nicht übrig.

Ich hatte es total übertrieben, wenn ich jetzt weiter gehen würde, bestünde die Gefahr, das meine Organe das nicht durchhalten würden.

Zwar hatte der Junge meine tödlichen Wunden geheilt, trotzdem könnte sich aus dem übrigen Wunden bei größere Beanspruchung ebenfalls lebensgefährliche Wunden bilden.

Warten, dass war das Einzige, was ich nun tun konnte.

Selbst wenn ich hier Stunden oder gar Tage warten müsste bis mich jemand suchen würde und deshalb die Räuber wieder ihr Bewusstsein erlangen, konnten sie nicht aus ihren komfortablen Gefängnissen entkommen.

Ich saß bereits um die zwanzig Minuten auf dem kalten Boden, meine Arme und Beine dicht an meinem Körper, damit sie mich wärmten.

Hin und wieder überkam mich eine Welle des Stolzes, wobei ich mich total freute und glücklich war. Trotz der hohen Anzahl der Gegner, hatte ich es geschafft.

Vielleicht, kann ich mit diesem Erfolg irgendwie vor William glänzen. Bei dem Gedanken lächelte ich und zog meine Beine unbewusst näher an mich heran.

Dieses Lächeln wich jedoch sofort, als ich Mana in der Umgebung spürte. Es war kein feindliches, jedoch war das Mana so weit entfernt, das ich es nicht richtig zuordnen konnte. Dies könnte aber auch an meinen ausgeschöpften Sinnen liegen.

Ein Räuber konnte es nicht sein, ich hatte alle besiegt. Sicherhalthalber nahm ich das Fabre-knife auf meiner Grimoire-Tasche und umklammerte es krampfartig.

Wenn ich jetzt kämpfen müsste, war ich ausgelieferter als ein verletztes Rehkitz vor einem ausgehungerten Wolf.

Konzentriert atmete ich ein und aus, meine Anspannung knirschte förmlich in der Luft.

Das Mana kam immer näher, es schien direkt auf den alten Baum, hinter dem ich saß, zuzusteuern.

Meine Hoffnung stieg, dass es Hilfe sein könnte, jedoch war dieses Mana so stark und konzentriert, dass es eigentlich zu keinem Dorfbewohner gehören konnte.

Und für die Verstärkung war es noch zu früh.

Habe ich einen Räuber übersehen? Einen, der sich als mögliche Verstärkung in der Umgebung versteckt hatte, um im Notfall einzugreifen? Aber wenn das so wäre, warum hat er sich dann noch nicht früher gezeigt?

Das fremde Mana war jetzt ganz nah, wer auch immer das war, er machte sich keine Mühe, seine magische Kraft zu verstecken, oder er dämmte sie nicht ganz ein.

Ein Knacken, gefolgt von hauchzartem Rascheln war zu hören. Der Magier stand hinter dem alten Baum, weshalb er mich und ich ihn nicht sehen konnte.

Kurz verstummten die Schritte, bevor sie sich nach rechts verlagerten. Der Magier umrundete dem Baum, bald musste er bei mir sein.

Mein Atem stand still, mein dröhnendes Herz schlug mir bis in die Ohren. Das Kampfmesser hatte ich fest in meiner Hand, genau so angespannt wie meine Füße, welche ich auf den Boden presste, um flexibel aufspringen zu könnten.

Der Baumstamm war dick, er glich einer kleinen Hütte, welche man erst umrunden musste.

Meine Aufregung, sowie meine Angst stieg, trieb mir unaufhörlich Schweißausbrüche über den Nacken.

Ich hielt es kaum aus.

Statt der einheitlichen Kleidung der Räuber erkannte ich jedoch die Robe der goldenen Morgendämmerung und eine, mir sehr bekannte, komische Maske mit weißen Federn.

William.

Sein ruhiger Blick fiel zu mir herunter. Ein Lächeln machte sich auf seinen weichen Lippen bemerkbar, als er mich auf dem Boden erkannte.

Ich hingegen wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte. Unzählige Fragen schossen mir durch den Kopf, doch bei mir kam nur Stillstand an. Warum ist es hier?

Unkontrolliert zuckte ich zusammen, als er einen Schritt über eine Wurzel machte und nun direkt neben mir stand.

Bedächtig ließ er sich kniend neben mich nieder, so dass ich von vorne in sein wunderschönes Gesicht sehen konnte.

Dabei bemerkte ich gar nicht, dass ich wie erstarrt noch in meiner Angreifpose verharrte, das Fabre-Knife in meiner Hand nahe meines Körpers, nach rechts gedreht, woher ich die Schritte Williams vernommen hatte.

Wie gegenwärtig ließ ich allmählich meine Hand mitsamt Messer sinken, meine Augen waren von Überraschung geziert und schauten William an, wie ein Kind, welches an Weihnachten gerade ungläubig vor dem großen Wunsch stand und nicht glaubte, was es da sah.

"W...William." brachte ich überrollt heraus, in meiner Stimme war Überraschung und schluchzende Freude zu vernehmen.

Ich konnte nicht glauben, dass von allen Menschen dieser Welt, es ausgerechnet er war, der mich fand. Und dann auch noch so schnell, wann hatten die Dorfbewohner Hilfe angefordert?

"Keine Angst, alles ist gut." sagte William, welcher den schluchzenden Unterton aus der Aussprache seines Namens gehört hatte.

Einschätzend schaute er in mein Gesicht, um heraus zu finden, wie ich mich gerade fühlte und ob er mich irgendwie beruhigen musste.

Jedoch merkte er, dass es mir soweit gut ging und ich nicht jeden Moment in eine Angst oder Panikattacke ausbrechen konnte.

Da William davon ausging, dass noch Räuber in diesem Wald ihr Unwesen trieben und ich wahrscheinlich viel durchgemacht hatte, war dies für ihr eine Selbstverständlichkeit.

Sein Blick lief von meinem Gesicht meinen Körper herunter und erst dann erwachte ich aus meiner Schockstarre.

W-Wo schaut der denn hin?, dachte ich panisch, mir war durchaus bewusst, dass ich nach dem Kampf bestimmt nicht vorteilhaft aussah.

William streckte seine dünne Hand aus und berührte sachte meine Seite, eine Fingerbreite unter einer größeren Schnittwunde.

Aufmerksam begutachtete er meine größte Wunde, Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben, obwohl er mir weiter sein warmes Lächeln schenkte.

Die Wunden, natürlich. Wie konnte ich William nur jemals was anderes unterstellen?

"Du hast einige tieferen Wunden, jedoch scheinen sie glücklicherweise nicht tödlich zu sein." sagte William sanft, er wollte mich unverkennbar beruhigen. Das schaffte er auch ohne Mühe.

Meine Kehle fühlte sich trocken an, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Kein Satz, kein Wort und noch nicht mal eine Silbe.

Die Räuber. Interessiert er sich denn nicht dafür, ob ich welche besiegt habe, Informationen über ihre Magie habe oder wo sie sich ungefähr aufhalten? Warum fragte er mich nicht darüber? Ist es nicht sein Ziel, sie zu besiegen?

Ich machte meine Lippen auf, um irgendetwas zu sagen, doch ich überlegte es mir innerhalb einer Millisekunde anders. Allerdings war meine unüberlegte Geste nicht unbemerkt an William vorbei gegangen.

"Wolltest du etwas sagen?" Sein Blick lag sanft auf mir, als er mich das pfleglich fragte.

Erneut machte ich meine Lippen auf, bekam jedoch schon wieder keinen Ton raus. Mein Blick lag wie festgefroren auf William, der mir so unglaublich nah war. So unglaublich nah!

Mein Herz spielte schon die ganze Zeit verrückt, ich hatte das Gefühl, dass es jeden Moment vor Überanstrengung einfach stehen bleiben würde.

Ich verlor mich in seinen lila Augen. Die Umgebung sowie jeglicher Verstand war wie weggeblasen, existierte nicht mehr.

"Hast du eine Verletzung am Hals?" fragte mich William besorgt. Da ich immer noch in meiner, von William unbemerkten, Traumwelt war, zuckte ich zusammen, als ich urplötzlich Williams warmen, weichen Hände an meinem Hals spürte.

Mit seinen Händen umschloss er sachte und rücksichtsvoll meinen Hals und tastete diesen behutsam nach Verletzungen ab.

Seine Berührungen verursachten in mir lauter kleiner Kribbalanfälle, dazu flogen unzählige Schmetterlinge in meinem Bauch herum. Er war mir so nah, so unglaublich nah.

Während er seinen Blick auf meinen Hals gerichtet hatte, blieb meiner auf seinem Gesicht stehen.

"A...Alles okay. M...meinen Hals geht es gut." Ich wusste nicht, wie ich ihm das ganze jetzt erklären sollte, mir viel nichts ein. Es war mir viel peinlich.

Vanessa hatte mal gesagt, immer die Wahrheit sagen, das würde immer helfen, egal wie schwer es auch sein mag.

"I...ich wollte nur nicht still dasitzen und wollte deshalb etwas sagen." gab ich zu, wobei ich meinen Kopf schamhaft nach unten drehte, um ihn nicht in die Augen zuschauen zu müssen.

William nahm seine Hände von meinem Hals und ging ein wenig zurück, ganz zu meinem Bedauern. "Verstehe. Entschuldigung das ich so überstürzt reagiert habe. Bei der Wunden Anzahl deines Körpers kam es mir nicht unwahrscheinlich vor, dass dein Hals etwas abbekommen hat." kam es entschuldigend von ihm.

Warum entschuldigt er sich? Er hatte keinen Grund dafür, er hatte alles richtig gemacht. Er hatte auf mich geachtet und sich gesorgt.

"Du musst d...dich nicht entschuldigen, alles ist okay." brachte ich hektisch heraus und wedelte dabei komisch mit meinen Armen herum.

Zart lächelte er. Seine Augen schauten in meine, als ob er etwas in ihnen suchen würde.

Ich fühlte mich in seiner Nähe so unfassbar wohl. Sein Lächeln wärmte mich von innen und seine Stimme war wie Balsam für meine Ohren.

"Wir sollten uns erstmal um deine Wunden kümmern."

Mit diesen Worten holte er sein Grimoire aus seiner Tasche und ließ es sich öffnen. Ich wusste nicht wieso, doch jede einzelne Bewegung von ihm kam mir so unglaublich sachte und elegant vor.

"Weltenbaummagie: Heilende Wurzel." sprach William zeitlos aus. Aus den aufgeschlagenen Seiten seines Grimoires kam eine dunkelholzige Wurzel, welche auf mich zu kam.

Vertrauend rührte ich mich nicht von der Stelle und spürte, wie die raue Rinde an meinem Körper entlang fuhr. Die Wurzel schlängelte sich von meiner Taille hinauf zu meinem Oberkörper und bedeckte diesen ausnahmslos.

Von Taille bis Brust war ich nun in der Wurzeln, welche nach ihrem Wachstum ein helles, grünes Licht annahm.

Die Rinde war kalt, jedoch angenehm, auf einer Art und Weise erfrischend, wie ein kühler Wind im heißen Hochsommer.

Die Wurzel, welche mich umschlungen hatte, ließ mich geborgen und geschützt fühlen, ähnlich wie bei einem Baby im Mutterleib.

Überrascht das auch dort seine Heilmagie wirkte, beobachtete ich, wie sich eine Schnittwunde, ebenso abgeschürfte Haut auf meinem Arm schloss.

Williams Magie schien sich in meinem ganzen Körper auszubreiten, nicht nur an den Stellen, wo die Wurzel sich befand.

Meine Aufmerksamkeit schoss wieder hoch, als ich eine Bewegung rechts von mir wahrnahm. William hatte sich neben mich gesetzt, seine dünne Schulter berührte sachte meine.

Ich hielt den Atem an, um das Gefühl seiner berührenden Schulter voll und ganz aufzunehmen. Dieses Gefühl, das dort jemand war, gemischt mit dem schonenden, leichten Druck und der Wärme. Und dem Verlangen, ihn zu spüren.

Ohne Umwege nahmen meine Wangen einen rosa-roten Ton an. Stur schaute ich auf den Boden zwischen meinen, nicht ganz eingezogenen Füßen und ich fragte mich immer wieder, ob dies gerade überhaupt wirklich passierte.

Seine Nähe machte mich verrückt, gleichzeitig fiel ich jedoch in eine Art Trance. Ich fühlte mich, als ob ich schweben würde, ganz leicht und unbeschwert.

Ich senkte meinen Blick noch ein wenig mehr, so das meine Haare mein Gesicht noch etwas mehr verdeckten, aus Angst, er könnte etwas von meinen Gefühlen merken.

Manche Mädchen drehten in der Nähe des Jungen, welchen sie liebten, total auf, redeten plötzlich unüberlegt und schnell, sprechen Sachen aus, die sich im Nachhinein bereuten.

Sie sind aufgeregt und versuchen mit ihrem uneingeschränkten Sprechen Aufmerksamkeit zu bekommen und Sicherheit zu zeigen.

Doch bei mir war es das Gegenteil. In der Nähe von William wollte ich mich klitzeklein machen, so wenig wie Möglich auffallen.

Es war die Angst etwas falsch zu machen und die innere Sperre, welche mir jegliches Selbstvertrauen einsperrte, die mich so handeln ließen.

Man konnte so viel verkehrt machen, zum Beispiel etwas komisches sagen, was man danach nicht mehr zurück nehmen konnte.

Ich war eine junge, selbstbewusste und auch wagemutige Frau, doch in Williams Nähe...war alles anders.

Selbst meine Persönlichkeit änderte sich bei ihm zu schüchtern und zurückhaltend, es überraschte mich selber, was in seiner Nähe mit mir geschah.

Wir waren alleine, keiner würde uns stören. Trotzdem. Ich war noch nicht bereit. Nicht bereit es ihm zu sagen. Ihm zu sagen, das er der Mensch war, der mir den Kopf verdreht hatte.

Still saßen wir nebeneinander. Um ein Gespräch meinerseits anzufangen, dazu war ich viel zu schüchtern, ich hatte es ja noch nicht mal geschafft, ein einziges Wort ohne der Situation mit dem Hals heraus zu bringen.

Bevor ich innerlich verzweifelte, hörte ich Williams sanftmütige Stimme an meiner Seite.

"Wie viele Räuber sind es?" fragte er und obwohl ich auf den Boden starrte, hatte ich sein Gesicht mit dem sanften Lächeln und den klaren Augen vor mir.

"E-Es waren Sieben."

Ich spürte, wie er seinen Kopf zu mir drehte und er mich mit seinen weichen Blick anschaute. Schweißperlen bildeten sich in meinem Nacken und rollten wie glitzernde Sternschnuppen meinen Rücken herunter.

Unmerklich schluckte ich, befeuchtete damit meine trockene Kehle. Verliebte waren komische Wesen. Obwohl in der Gegenwart des geliebten Mannes so viel komisches und unangenehmes mit einem passierte, wollen sie auf keinen Fall auch nur einen Millimeter von ihm weg.

"Es waren Sieben? Hast du es geschafft welche von ihnen zu besiegen?" fragte William, doch seinem Ton zu vermuten, war er sich schon sicher, das ich es geschafft hatte wenigstens zwei oder drei zu bezwingen.

"Ich habe alle besiegt." kam es leise von mir. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, diese Info den Dorfbewohnern oder der Verstärkung stolz zu verkünden, doch um den Menschen, der mir da gerade neben mir im Gras, an einem Baum gelehnt zuhörte, handelte es sich nicht um einen Dorfbewohner oder einen von der Verstärkung, die ich erwartet hatte.

Neben mir saß der Mensch, den ich mein Herz geschenkt hatte und mit dem ich über Wasser gehen konnte. Bei ihm war das was ganz anderes.

"Alle? Ich gebe zu, das überrascht mich. Die goldene Morgendämmerung hat nämlich die Mission vom König der Magier bekommen, diese Räuberbande einzufangen. Dabei bekamen wir die Information, das es sich um Magier der mittleren Stufe handelt."

"M...mittlerer Stufe? Jetzt wo du es sagst, ich hätte sie angesichts ihrer Kräfte wahrscheinlich auch in die Mittlere eingeteilt." schaffte ich schnell auszusprechen, meine Stimme hingegen klang zittrig wie Espenlaub.

Zum Glück deckten mich meine Wunden und meine Erschöpfung, jeder Mensch, auch William, würde davon ausgehen, dass ich deswegen so sprach.

"Darf ich dich fragen, auf welcher Stufe du bist?"

Als William das sagte, klang er alles andere als aufdringlich, sondern ruhig und höfflich. Bei ihm hatte ich keine Sekunde das Gefühl, das er diese Antwort felsenfest von mir verlangte.

Er ließ mir die Wahl zu antworten oder nicht. Und selbst wenn ich es ihm nicht sagen würde, würde William das verstehen und respektieren.

"U...unterste Stufe...dritter Rang." Von manchen Menschen, besonders von Mitgliedern der stärkeren Orden, wie dem silbernen Adler oder der goldenen Morgendämmerung, würde jetzt abfälliges Gelächter kommen, oder abwertende Blicke.

Doch William blieb weiter angenehm gelassen und verlor sein Lächeln nicht. Die Tatsache, das ich zu den Magiern auf den Drittschlechtesten Platz dazu gehörte, schien ihn nichts auszumachen.

"Jetzt komme ich wahrscheinlich ziemlich schwach rüber. Ist ja auch logisch, schließlich bist du ungefähr im selben Alter wie ich und schon Großmagier. Echt der Wahnsinn." gab ich fast flüsternd von mir, die Augen auf meine Schuhspitzen gerichtet.

"Das finde ich nicht." hörte ich William sagen. Etwas irritiert hob ich meinen Kopf und schaute zu William, wobei mir wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, wie nah er doch war.

Seine ungetrübten lavendellila Augen schauten mir direkt ins Gesicht, sie wirkten wie lila Wasser, klar und rein, ebenso sachte, überwältigend und lichtspiegelnd. Wie ein stiller, lila See.

"Du hast es gegen eine ganze Bande Räuber geschafft, welche eine Stufe über dir sind. Dich als schwach zu sehen, wäre mir gar nicht möglich. Yami hatte recht, mit dem was er gesagt hat."

"Yami? W...was hat er den gesagt?" fragte ich zurückhaltend, aber dennoch wissbegierig.

"Er erzählte mir, dass seine Mitglieder zwar keine allzu hohen Stufen haben, aber dennoch außergewöhnlich stark sind, man sollte sie nie unterschätzen. Im großen Ganzen hat er erzählt, dass man bei den Mitgliedern des schwarzen Stiers nicht auf die Stufen verlassen sollte. Du solltest stolz auf dich sein."

Stolz auf mich sein? Hatte ich gerade wirklich ein Lob vom Ordensführer des stärksten magischen Ritterordens über meine Stärke bekommen?

Die Zweifel dass ich wirklich träumte oder in einer Art Illusion meines Gehirns war, verstärkte sich.

"V...vielen Dank." brachte ich stotternd raus, meinen Blick richtete ich wieder auf den Boden vor mir. Meine Wangen glühten, es kam mir vor, als ob die Wärme von Williams Körper über seine Schulter zu mir herüber, in meinen Körper, floss.

Die Sonne wurde von den großen Blättern der Bäume aufgefangen und kam nur gesprenkelt am Boden an. Die unterschiedlichen Muster, welche deshalb auf dem Boden und den Baumstämmen erscheinen, gaben eine angenehme Abwechslung.

"Was ist mit den Räubern passiert, die du besiegt hast?" fragte mich William. "Ich habe sie in meine Magie eingesperrt, ein Puppenhaus, aus dem man nicht entkommen kann und beim Tür aufmachen nur weiß sieht. Da fällt mir ein, e...ein Junge mit weißen Haaren ist auch dabei. Er hat ein unnatürliches Talent für Heilmagie, ohne ihn...wäre ich nicht mehr am Leben."

"Verstehe, er hat sich also gegen die Räuber gewendet." William legte seinen Kopf zurück und schaute ins Lichtverschlingende Blätterdach des gigantischen Baumes, er hatte kurzzeitig einen verträumten Ausdruck in den Augen, ihm schien das Bild was sich ihm bot, zu gefallen.

Allerdings schaute er wieder zu mir, dabei schenkte er mir sein Lächeln. "Ich bin froh, das du noch am Leben bist."

In diesem Moment, in diesen Sekunden, setzte mein Herz einen Schlag aus. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sich in dieser Sekunde meine Augen kaum merklich weiteten und meine Wangen einen neuen Rekord im Rot sein aufstellten.

Dieses Lächeln was er mir widmete, diese sanften Worte, die für mich aussprach, bestickt mit Freude, ließen mich augenblicklich die Wirklichkeit verlieren. Meine Ohren, meine Augen, mein Geruchsinn, einfach alles war auf William gerichtet.

Die Wörter die er mir gerade eben gesagt hatte, ließen meinen Körper unvorstellbar heiß werden. Wie ein aufgescheuchtes Reh trommelte mein Herz gegen meine Rippen. Womit hatte ich es verdient, diese wunderbaren Worte von ihm entgegen zu nehmen? Seit wann konnten Träume in Erfüllung gehen?

Es hatte mir meine Sprache verschlagen, ebenso meine logischen Gedanken. In meinem Kopf halten immer wieder die gleichen Wörter.

Küss ihn.

So einfach, es wäre so einfach meine Lippen auf seine zu drücken. Es wäre so einfach, diesen Abstand zwischen uns zu überwinden. So verboten einfach.

Sein Lächeln und seine Nähe stachelten mich weiter an, in meinem Kopf schien nichts anderes mehr zu existieren als der Gedanke an den Kuss.

In meinem Inneren ging es drunter und drüber, trotz allem gewann der Wunsch nach einem Kuss die Oberhand gegen die mir so sehr vertraute Vernunft.

Mein Herz raste, war kurz vorm kollabieren, ebenso mein Kopf. Mein Körper spannte ich an, bereit sich nach vorne zu lehnen und seinem Gesicht näher zu kommen.

Plötzlich gab ich mir einen Ruck.


3143 Wörter

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