Kapitel 18 Ein Räuber-Junge
Als sich der Nebel lichtete, waren alle zwei Körper verschwunden. Mit einem leichtem Schwung meiner Hand öffnete sich das Puppenhaus, so dass ich einen versicherten Blick auf die, auf Spielpuppengröße geschrumpften Räuber, erhaschen konnte, welche weiterhin bewusstlos im Schlafzimmer des Spielhauses auf dem Bett lagen.
Wenn sie hier einmal drin waren, konnten sie mit eigener Kraft nicht mehr heraus. Es war meine stärkste und einzige Fesselmagie, welche jedoch den Nachteil hatte, nur Menschen, die ihr Bewusstsein verloren hatten, einzusperren zu können.
Von daher, hatte sich der Zauberspruch perfekt auf die beiden gepasst.
Drei waren ausgeschaltet, vier noch im Rennen.
Wie er Braunhaarige und der Schwarzhaarige waren sie bestimmt in Gruppen unterwegs, jeweils ungefähr zweier Gruppen würden sich da anbieten und währen eine logische Verteilung.
Ich ging davon aus, denn so würden sie mich auch schneller finden. Oder ich sie.
Aufmerksam fuhr ich mit den Augen durch den Wald und war wachsam auf der Suche nach feindlichem Mana. Rechts von mit spürte ich plötzlich tatsächlich feindliches Mana und dies auch nicht weit entfernt.
Um mich zu beruhigen atmete ich beträchtlich einmal ein und aus, bevor ich in die Richtung des Manas lief, gesammelt und bereit für den nächsten Kampf, der auf jeden Fall kommen würde.
Während des Laufens spürte ich, dass mein Fuß immer mehr im Moss einsank. Ein Sumpfgebiet?
Nicht gerade der ideale Kampfplatz, man fand im wankendem Boden keinen sicheren Stand und konnte auch leicht einsinken, was dem Kampf beeinträchtigen konnte.
Zudem hatte meine Spielzeugmagie keinen Vorteil, sondern einen gewaltigen Nachteil.
Im Sumpf könnte ich nicht meine Kreisel einsetzen, da sie sich selber ausschalten würden, indem sie sich immer weiter in den Schlamm eingraben und versinken würden.
Den Teddybären würde es mit dem Versinken genau so gehen, mit seiner Geschwindigkeit sowie in Kampftechnik erheblich eingeschränkt würde er ebenfalls mit seinem Gewicht versinken, Gummibälle konnte ich hier auch nicht wirklich nutzen.
Trotz allem musste ich dort hin. Wenn ich Zeit verschwendete, indem ich auf die Räuber warte, bis sie das Sumpfgebiet verlassen würden, könnten die Räuber ihre Geduld verlieren und denken, ich währe schon über alle Berge. Dann würden sie zum Dorf zurück gehen.
Entschlossen rannte ich weiter, unter meinen Füßen war nun bei jedem Schritt ein deutliches Matschen zu hören und ich sank immer mehr ein. Zu meinem Vorteil hatte ich Stiefel an, weshalb der kalte Schlamm nicht meine Füße oder Beine traf, was ich als höchst unangenehm in so einer angespannten Situation gefunden hätte.
Das feindliche Mana kam immer näher, ich strengte mich an, um herauszufinden wie viele es diesmal waren.
Nur einer? Sie haben sich nicht in Zweitergruppen oder Dreiergruppen eingeteilt? Wenn das nur einer war, musste er verdammt stark sein, um so ein gewaltiges Mana auszustrahlen zu können. Und das alleine.
Ich bereitete mich mental auf die Begegnung mit diesem Magier vor, welcher so mutig, verdammt stark oder Selbst überzeugt war, alleine durch einen Wald zu gehen in dem ein Feind wartete, welcher seinen Anführer Bewusstlos geschlagen hatte.
Wer auch immer er war, er verdiente meinen Respekt.
Die Bäume wurden undichter und schließlich kam ich auf eine freie Fläche. Wie erwartet handelte es sich um eine Sumpflandschaft, der Boden war matschig und unruhig, er wackelte bei jedem Schritt wie Wackelpudding.
In der Mitte der freien Fläche lag ein kleiner See, welcher von Schilf und anderen Wasserpflanzen umringt wurde. Das Wasser sah dreckig und alt aus, zudem stank es unangenehm nach faulen Eiern.
Ich zwang den Drang zurück, mir meine Nase zuzuhalten, damit ich einen starken ersten Eindruck machte, dem Magier soll klar werden, dass ich keine Angst vor ihm hatte.
Wachsam wanderten meine Augen über den Sumpf und blieben auf einen Jungen, vielleicht 8 Jahre alt, hängen, der sich hingekniet hatte und gerade eine weiße Sumpfblume vom Boden pflückte. Zu meinem Überraschen hatte der Junge die gleiche Kleidung an wie die restlichen Räuber.
Er gehörte also zu ihnen. Doch dies war nicht das Einzige, was mir komisch vorkam.
Der Junge hatte mich noch nicht bemerkt. War er so sehr mit dem Pflücken beschäftigt?
Dieser Moment schrie praktisch nach einem Hinterhalt, jedoch brachte ich es nichts übers Herz, denn lächelnden Jungen mit den vor Freude über die Blume glänzenden Augen einfach von hinten ohne Vorwarnung Anzugreifen.
Ich seufzte. Wie konnte ich in dieser Situation nur so nett sein? Besonders zu dem Räuber, der hier alleine hingegangen war, er war bestimmt stark. Alleine das Mana dieses Jungen war beängstigend gewaltig.
"Hey du." rief ich mit ernster und ziemlich monotonen Stimme, da mir nichts anderes einfiel.
Der Junge zuckte zusammen, ruckartig drehte er seinen Kopf zu mir und ließ die frisch gepflückten Blumen auf den Boden fallen. Seine Augen waren ängstlich geweitet und sein Mund stand vor Schock offen.
Dies war auf jeden Fall nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. Sollte er nicht stark und mutig sein? Wenn ich ihn jetzt so anschaue, kommt er mir wie ein kleiner, schreckhafter Junge vor.
Es blieb still, keiner sagte etwas. Der Junge hörte nicht auf mich scheu anzusehen, er bewegte keinen einzigen Muskel.
Steht er unter Schock?, fragte ich mich. Seine aufgerissenen Augen hatten die Farbe von frischen, kräftig grünen Blättern, sie leuchteten förmlich und wurden durch seine schlichten, schneeweißen Haaren noch intensiver hervorgehoben.
Wie ein aufgescheuchtes Reh, sprang der Junge plötzlich auf und rannte von mir weg, in den Schutz der Bäume hinein. Auf der Stelle sprintete ich hinterher.
Der Räuber durfte mir nicht entkommen, sonst könnte er seine Kameraden informieren und zusammen trommeln.
Ich tauchte in den Wald ein, dem Jungen und mich trennten knappe 6 Meter. Angsterfüllt warf er einen Blick zu mir nach hinten, in seinem Gesicht lag pure Panik.
Bin ich so gruselig oder was? Wobei, ich habe seinen Anführer einfach so K.O geschlagen und das nicht gerade sanft. Warum wundere ich mich dann, warum er vor mir wie bei einem Monster unter dem Bett weglief?
Das nach hinten schauen erwies sich jedoch als großer Fehler, denn dadurch bemerkte er die Baumwurzel vor ihm nicht, welche wie gemacht für eine Stolperfalle aus dem Waldboden ragte und durch Moss und Pilze nicht gleich zu sehen war.
Der Schuh des Jungen rutschte ausgerechnet in die Lücke zwischen Boden und Wurzel, so das er perfekt über die versteckte Stolperfalle der Natur stolperte.
Erschrocken öffnete der Junge den Mund, bevor er hin fiel und auf den Waldboden aufprallte. Vor Schmerzen und Peinlichkeit machte er sich, indem er seine Beine anzog, ganz klein.
Glänzende Tränen bildeten sich an seinen Augen. Er hatte Angst. Sein kleiner Körper zitterte, er zog seine Gliedmaßen näher an sich heran, versuchte sich von mir zu verstecken.
"Du musst keine Angst haben." versicherte ich weich und freundlich. Vorsichtig, um ihn nicht aufzuschrecken, ging ich einige Schritte auf ihn zu. Als er sich jedoch nicht rührte, wagte ich weitere, bis ich neben ihm stand.
Ich kniete mich hin und berührte zögerlich seine weichen Haare. Er verkrampfte sich und zog sich weiter zusammen.
Beruhigend streichelte ich weiter über seinen Haaransatz bis zu seinen Hals. Die Atmung des Jungen war außer Takt, seine Brust hob und senkte sich schnell.
"Keine Sorge, ich tue dir nichts. Kannst du mir erzählen, was so ein lieber Junge bei einer so schrecklichen Verbrecherbande zu suchen hat? Dir ist doch bestimmt bewusst, das sie die Bösen sind, oder?" fragte ich ihn mit mütterlicher Stimme.
Ich hatte schon Mal gehört, dass manche Kinder von Verbrecherbanden so aufgezogen werden, dass sie felsenfest davon überzeugt waren, das die Bande lieb und gut sei. So etwas kam auch schon mal in einem Roman, den ich gelesen hatte, vor.
Spürbar verlagsamte sich der Atem des Jungen, selbst seinen Kopf traute er sich zu heben. Mein Blick landete auf seinen verheult aussehenden Gesicht, welches mich trauernd anschaute. Langsam nickte er mit den Kopf.
Also konnte er zwischen Gut und Böse unterscheiden. Wird der arme Junge etwa gezwungen? Möglich wäre es.
Mitleidig schaute ich den bedrückten Jungen vor mir an und wischte mit meinem Fingerrücken eine Träne, die sich gerade seine Wange herunterschlich, weg.
Bei der Berührung zuckte er erneut zusammen. Aufmunternd schenkte ich ihn ein freundliches Lächeln, welches ihn dazu bewegte, mich minimal zweifelnd, aber auch erleichtert anzuschauen.
Aus heiterem Himmel drang feindliches Mana zu mir. Automatisch drückte ich schützend den Jungen an meine Brust.
Ein grölendes Lachen ertönte aus der Tiefe des Waldes. Die Versuche in die tiefe Dunkelheit des Waldes etwas so sehen scheiterten. Verachtendes Mana schlug wie Wellen auf mich ein, ließen mich meinen Körper anspannen und stark schlucken.
Nun erkannte ich auch, wer der Besitzer dieses unheilvollen Manas war. Ein Mann, riesengroß und muskulös stampfte aus dem Wald und schaute mich mit seinen kleinen Augen eindringlich an.
"Na Kama, hast du etwa eine Freundin gefunden?" fragte er höhnend, sein Blick lag nun auf den Weißhaarigen in meinen Armen. Sein Gesicht war zu mir gedreht, er schwieg.
"Willst du sie uns nicht einmal vorstellen?" fragte eine weitere Männerstimme. Das Gesicht des neuen Räubers war durch eine tief ins Gesicht gezogenen Kapuze nicht zu erkennen, zu meiner Erleichterung war er kein Hüne wie der Erste.
Zwei Räuber mit hoher magischer Kraft und dann ist noch einer davon ein Riese. Noch dazu dieser Junge, welcher ebenfalls eine große Menge magischer Kraft besaß. Was jedoch seine Stärke war und warum er sich bei so einer Menge Mana nicht gewährt oder mich angegriffen hatte, stand noch im Dunklen.
Das könnte knapp werden, doch mit Tricksereien habe ich durchaus Chancen. Meine Zähne knirschten, als ich meine neuen Gegner begutachtete.
Eine Bewegung an meinem Oberkörper zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Junge richtete sich etwas auf und stieß sich mit seinen Händen kraftvoll von meinem Körper ab, als hätte er Angst noch länger in meiner Nähe zu sein.
Hektisch und wankend, so dass er fast ein zweites Mal hingeflogen wäre, raffte er sich auf und rannte zu seinen Räuberkollegen. Diese würdigten ihn jedoch keines Blickes, der Kerl mit der Kapuze im Gesicht gab nur ein abwertendes Schnauben von sich.
Mit hängendem Kopf stellte der Junge sich hinter die Beiden, dabei vermied er in meine Richtung zu schauen und lenkte seinen Blick schlussendlich auf den Boden.
"Wo hast du die Heilpflanzen?" fragte der Kapuzentyp harsch.
Dann waren die weißen Blumen also Heilpflanzen, die die Kerle benötigen.
Der Junge schüttelte den Kopf und ich erinnerte mich daran, dass er die Blumen vor Schreck meines Auftauchens fallen gelassen hatte und bei seiner Flucht nicht daran gedacht hatte, sie mitzunehmen.
"Du hast sie nicht?!" hakte der Dünne nach und das unüberhörbar betont.
Diesmal nickt der Junge langsam und kniff seine Augen zusammen, er wusste, was jetzt kommen würde.
"HAST DU EINE AHNUNG, WIE WICHTIG DIE KREUTER FÜR DIE HEILUNG DES BOSSES SIND?!" plärrte der Mann, seine Hand ballte sich, bevor er den Jungen mit ungehemmter Kraft schlug, so dass dieser ein weiteres Mal zu Boden fiel.
Als ob dies für den kleinen Jungen noch nicht genug währe, trat der Kapuzen-Räuber erbarmungslos mit seinen dreckigen Stiefel nach. Dreck und Schlamm verteilten sich durch die Tritte des Mannes auf den Körper und die Kleidung des Junges, der sich, wie vorher bei mir, schützend zusammenkauerte.
War er blind oder interessierte es ihn nicht, dass das arme Kerlchen weinend und zitternd vor Angst auf dem Boden lag und die Tritte eines viel älteren Mannes aushalten musste, der noch nicht mal daran dachte, nicht seine volle Kraft dafür zu benutzen?
Als er dann auch noch schluchzend "Es tut mir leid" heraus brachte, rissen bei mir alle Fäden der Vernunft.
"HÖR AUF!" brach es durch meine Lippen, ich konnte nicht länger mit ansehen, wie ein Kind so derartig falsch behandelt wurde.
Der Kapuzen-Räuber hielt inne und richtete sein verstecktes Gesicht zu mir. "Was mischst du dich in unsere Angelegenheiten ein?!" fragte er kühl und trat provozierend mit einem kräftigen Tritt in die Magengrube des Jungen, der auf der Stelle auf keuchen musste, sich weiter verkrampfte und sich voller Schmerzen den Bauch hielt.
Wie kann man nur so etwas...?! In mir begann es vor Wut zu brodeln und zu kochen, am liebsten hätte ich den Räuber ins Gesicht schlagen und ihm die Sachen die er dem Jungen angetan hatte doppelt und dreifach zurückgezahlt, genau so abstoßend, gnadenlos und entwürdigend.
Doch ich musste mich zurückhalten. Und die Lage checken. Jedoch rissen all meine Gedultsfäden auf einmal, als der Mann ein letztes Mal den Weißhaarigen trat und das auch noch gegen den Kopf.
Jetzt hatte er sein Todesurteil unterschrieben!
"Spielzeugmagie: Schlag des Teddybären!" Ich sprintete auf den Räuber zu, welcher seine Aufmerksam vom Jungen, auf mich richtete.
Wütend schlug ich zu, dabei bemerkte ich die Bewegung nicht, welche sich in meinem Augenwinkel abspielte. Erst als ich in das grimmige Gesicht des Riesen schaute, realisierte ich was los war.
Der Hüne hatte meine Teddytatze ohne weiteres mit seinen beiden Händen aufgehalten, noch nicht mal nach hinten gerutscht war er. Das Einzige was von meinem Schlag übrig geblieben war, war die Druckwelle die meine Haare nach hinten fliegen ließen.
In seiner Nähe ist es gefährlich, jagte es mir durch den Kopf.
Schnell brachte ich Abstand zwischen uns, indem ich nach hinten sprang und den Plüscharm in seinen großen Händen zurückließ.
Als ob er kein winzig kleines Gefühl des Triumpfes empfand, verzog der Riese sein Gesicht kein bisschen, zu keinem siegessicherem Lächeln oder zog wütend seine Augenbrauen zusammen.
Gefühlskalt drehte er den Teddyarm und zerriss ihn gnadenlos in der Mitte. Watte und Stofffäden landeten auf dem Boden oder quillten heraus, in diesem Moment war ich einfach nur dankbar, dass mein Teddy nichts spüren konnte.
Trotzdem war ich überhaupt nicht begeistert, dass er den Arm einfach zerrissen hatte und den Angriff so einfach gestoppt hatte, worüber ich über mich selber enttäuscht war, ich hätte einen Gegner nicht so einfach übersehen dürfen. Ein peinlicher Anfänger Fehler.
Zügig versuchte ich mich zu sammeln, damit ich alle Möglichkeiten erfassen und ausschöpfen konnte, doch die Räuber ließen mir keine Zeit zum Durchatmen.
Über mir erschien ein Schatten, welcher beängstigend auf mich viel und mich in Dunkelheit eintauchte. Als ich prompt nach oben sah, erkannte ich eine schlagbereite Faust bestehend aus Sand, direkt über meinen Kopf.
"Sandmagie: Alles zerstörende Faust!" kam es aus dem Mund des Kapuzenträgers und sogleich schoss die Faust auf mich zu.
Wie ein Hase schaffte ich es mit einem Hechtsprung gerade noch so zu entkommen. Hinter mir wurde der Waldboden zertrümmert, der Erdboden wackelte und ließ mich schwanken, ebenso war ein ohrenbetäubender Krach zu hören.
Nicht so laut! kreischte es verzweifelnd in meinen Gedanken.
Ruckartig stand ich auf, meine Augen waren zu Schlitzen zusammen gezogen, wütend und angsteinflößend schaute ich den dünnen Räuber an. Dieser ließ sich von meinen Blick nicht mal ein bisschen beeindrucken, sondern grinste nur.
"Sandmagie: Alles zerstörende Faust!" rief er ein weiteres Mal, doch diesmal war ich vorbereitet. Meine Konzentration galt dem Himmel, in dem sich gleich drei dieser Sandfäuste bildeten. Wie Raketen schossen sie auf mich herunter, mit geschärften Sinnen versuchte ich allen auszuweichen, was mir bei Einer nur knapp gelang.
Gerade sprang ich zurück, um danach anzugreifen, als ich ein hautfarbenen Blitz im Augenwinkel erkannte.
Bis ins Mark angespannt sprang ich erneut zurück, um den Angriff zu überstehen, der auf mich zu donnerte.
Der Riese, welcher vor wenigen Sekunden noch neben den Sandmagier stand, kam wie ein Blitz auf mich zugeschossen, seine kolossale Faust schmetterte er in meine Richtung.
Ist der schnell! brachte mein Gehirn noch zustande, als seine Faust meinen Arm, welchen ich als Schutz hochgehalten hatte, traf.
Ein knacken war zu hören und ein unglaublicher Schmerz schoss mir durch den Arm und meinen Körper. Durch den Schlag wurde ich einige Meter weggeschleudert, ich fing mich jedoch noch in der Luft und bremste den Flug mit meinen Beinen.
Schlamm und Dreck spritzten meine Beine hoch, versauten mir die gesamte Hose. Doch darauf achtete ich nicht, nein, ich hatte im Moment wirklich andere Probleme.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken raste der Riese auf mich zu, wäre ich nicht weggesprungen, wäre ich mit dem Boden, in den er einen Krater geschlagen hatte, zerbrochen.
Keine Sekunde dauerte es, als er seinen Arm aus dem Boden zog und erneut nach mir schlug. Gerade noch rechtzeitig konnte ich meinen Kopf nach unten ziehen, sonst währe er jetzt wie eine Melone zerschlagen worden.
Immer und immer wieder schlug der Riese nach mir, ich hatte jegliche Mühe ihm auszuweichen, an einen Angriff auch nur zu denken, war in dieser Situation unmöglich.
Plötzlich schlug neben mir eine Sandfaust ein, erschütterte wie beim ersten Mal den Boden, fast fiel ich zu Boden. Dies nutzte der Riese und schlug ein weiteres Mal gezielt auf mich.
"Verstärkungsmagie: Zehnfache Verstärkung." kam es kratzend aus der Kehle des Räubers, während er seine Faust in Richtung meines Magens zischen ließ.
"Spielzeugmagie: Festung der Bauklötzchen!" schrie ich schnell und auf der Stell erschien meine rettende Mauer vor mir. Der Schlag traf wuchtvoll die Mauer, zu meinen Überraschen und Pech zerbrach die Mauer in sekundenschnelle.
Mit weit aufgerissenen Augen drückte ich meine Füße auf dem Boden und drückte mich von ihm ab, um es noch irgendwie zu schaffen. Zwar war ich mit meinem Oberkörper in Sicherheit, doch genau wie vorhin meinen Arm erwischte es mein linkes Bein, welches augenblicklich schmerzte.
Glück gehabt, dachte ich mir. Hätte das Monster nicht vorher seine Kraft an die Mauer verloren, hätte ich mein Bein verloren.
Die Freude über das entkommen hielt nicht lange, den vor mir erschien eine Welle aus Sand, welche mich mitzureisen und vergraben drohte.
Mist! fluchte ich und drückte meine Füße gegen den Boden, jeden Moment wollte ich mich abstoßen und mit einem erneuten Hechtsprung retten. Ich wollte. Konnte es aber nicht.
Ein erschrockenes Keuchen entfloh meinem Mund, mein Körper zitterte unter den unerträglichen Schmerzen, entstehend durch fünf Pfeile aus harten Eis, welche sich von vorne in meinen Körper gebohrt hatten.
Der Pfeil der durch meinen linken Schienbein gejagt worden war, hatte so eine Kraft gehabt, das er durch mein Fleisch und meine Muskeln geschossen war und die Spitze nun hinten wieder herausschaute.
Durch den Schockmoment tat die Wunde nicht gleich weh, jedoch waren die wenigen Schmerzen die bis in mein Bewusstsein hindurchdrangen schon so hart, dass ich glaubte jeden Moment sterben zu müssen.
Meine vor Schmerz glasigen Augen wanderten zu einem Baum, dann auf einen Ast, auf dem ich einen der Räuber mit einem Bogen aus Eis lauern sah, den eingelegten Pfeil ohne Abweichung auf mich gerichtet.
Doch diesen musste er erst gar nicht abschicken, denn in den wenigen Sekunden in denen ich zu dem Mann hinauf geschaute hatte, traf mich die in den Hintergrund gerückte Sandwelle.
Wie tonnenschwerer Zement schlug der Sand gegen meinen Körper, das Gefühl machte sich in mir bereit, dass meine Organe von der Wucht zerquetscht oder zusammengedrückt wurden. Der Sand fand seinen Weg in meinen Mund, wo er meine Atemwege verstopfte und mich röcheln ließ.
Wie in Wasser war ich im Sand eingeschlossen, wusste nicht mehr wo unten und oben war. Zu allem Übel spürte ich, wie eine gewaltige Kraft durch die Sandwelle fand.
Das letzte was ich hörte war: "Verstärkungsmagie: siebenfache Verstärkung!", bevor mich die Kraft gegen die Seite meines Oberkörpers prallte.
Eine meiner Rippen brach unter diesem erbarmungslosen Schlag des Riesen, der dazu ausreichte, mich ohne Probleme aus dem Sand zu schleudern.
Mit unvorstellbarer Wucht schlug ich gegen den Stamm eines Baumes, welcher knackte und krackte, bevor ihn Holz ein deutlicher Krater sichtbar wurde, in dessen Mitte mein gebrochener Körper lag.
Saures Blut kam mir die Kehle hinauf, bevor ich es mit einem Keuchen, verbunden mit einer danach folgenden Schnappatmung auf das Gras spuckte.
Kraftlos hing nun mein Kopf nach unten, meine Kehle brannte, sowie jedes meiner Gliedmaßen, welche geprellt und angebrochen waren. Aus meinem Mundwinkel lief ein Rinnsal aus Blut mein Kinn entlang und zerschellte schließlich auf den Boden.
Meine Augen wirkten tot und seelenlos, während sie in die Leere schauten. Wie gelähmt fühlte sich mein Körper an, wie von einer gesamten Steinmauer getroffen und in den Boden geschlagen.
Frisches Blut lief über meine Schläfe ohne Umwege in mein Auge, es brannte höllisch, doch die ebenfalls qualvollen Schmerzen meines Körpers überschwemmten den Reiz.
Mir wurde es sekundenschnell klar. Ich lag im sterben.
3241 Wörter
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