Kapitel 13 Eine tiefe Freundschaft

Die Wärme meiner Hände lag spürbar auf meinen Beinen, die sie fest umklammert hatten, als hätte ich Angst sie jemals loszulassen.

Kurz aber effektiv schüttelte ich den Kopf. Endlich bekam ich wieder einigermaßen klare Gedanken.

Ich setzte meine Beine wieder auf den Boden und steckte mich ordentlich, indem ich meine Hände miteinander verband und in Richtung Decke hob.

Obwohl ich die Zeit bis zum Abendessen nicht mehr lange war, nickte ich unbewusst ein.



2 Wochen später

Mit federleichten Berührung strich ich über den roten Stoff von Williams Umhang. Gemütlich saß ich auf meinem Bett, mein Gewicht drückte das Stück Decke, auf dem ich saß, nach unten zur Matratze.

Seit der Mission in der Stadt war ordentlich Zeit vergangen, der Tag der Prüfung der Anwärter für die magischen Ritterorden rückte tagtäglich näher.

In schlappen zwei Wochen würde ich William sehen.

Ob ich ihm den Umhang überhaupt geben kann? Seine Nähe machte mich verrückt, wie zum Teufel sollte ich das dann schaffen? Aber ich musste. Es war sein Umhang, noch länger konnte ich ihn nicht einfach behalten.

Mein gedankenverlorener Blick traf den braunen Stoffbeutel, welcher meinen Gehalt für diesen Monat beinhaltete.

Heute hatte Yami uns unsere Gehälter überreicht und wie jedes Mal, hatten wir danach einen freien Tag.

Meistens ergab sich irgendetwas, zum Beispiel wollte Vanessa gelegentlich zum shoppen.

Auch diesmal fragte sie mich im Wohnzimmer des schwarzen Stiers, während ich gemütlich auf dem Sofa ein Buch las.

"Tut mir leid, diesmal habe ich dazu keine Lust." gestand ich schlicht.

"Hä! Warum den nicht?" fragte Vanessa übertrieben und zog einen Schmollmund. Ihre Hände hatte sie demonstrativ in die Hüften gestemmt, als sie sich zu mir runterbeugte und schaute mich stechend an.

Kurz schaute ich auf, sah ihr motzendes Gesicht und schaute ohne Umwege wieder zurück in mein Buch.

So einfach bekommt sie mich nicht rum. Ich will heute einfach nicht.

Durch ihre ruckartige Bewegung, die ich trotz Blick auf die Seiten meines Buches war nahm, schaute ich ein zweites mal auf und hatte plötzlich freie Sicht auf Vanessas Oberweite, die sie gerade mal mit einem roten, sehr reizendem BH bedeckte.

Unbeeindruckt und mit gelangweilten Blick beließ ich meinen Blick noch eine Sekunde auf ihren Brüsten, bevor ich meinen Kopf in den Nacken legte.

Eine grinsende Vanessa schaute zu mir herunter, schelmisch wie eh und je.

"Besitzt du keinen Fremdscharm?" fragte ich sie gleichgültig.

"Nein. Außerdem bist du meine beste Freundin."

"Und was soll das hier? Schöne Unterwäsche übrigens." sagte ich halbherzig und schaute wieder nach unten zu ihrer Oberweite, die sich auf meiner Augenhöhe befand.

"Eigentlich wollte ich nur sehen was unser Asta dahinten macht."

Neugierig streckte ich meinen Kopf und sah hinter das Sofa. Tatsächlich befand sich dort Asta, welcher einen Handstand mir einer Hand machte und dabei eine Art Liegestütze kombinierte.

Ungerührt schaute ich wieder nach unten zu meinem Buch, Asta tat so etwas doch ständig.

"Weißt du was Vanessa." fing ich ruhig an.

Vanessas Blick löste sich von Asta, ihr Blick ruhte nun auf mir und gehörte auch ganz mir.

"Was denn? Noch ein Kommentar über meine sexy Unterwäsche?" fragte diese leicht lachend. Leicht musste ich über ihre Worte schmunzeln, beließ es aber dabei.

Ohne von meinem Buch aufzuschauen, fuhr ich seelenruhig fort; "Ich hab dich lieb." Ich fragte mich selbst, warum ich dies gerade gesagt hatte und kam auf das Ergebnis, das ich einfach Lust darauf hatte.

Für einen Augenblick schaute sie mich verdutzt an, lächelte dann jedoch bis zu beiden Ohren.

"Awww, ich dich auch!" sagte sie mit einem Hauch Gequitsche, während sich mich im selben Moment umständlich umarmte, da ich ja saß.

Ihre Arme umschlossen dabei um meinen empfindlichen Nacken, mit ihren Kopf lag sie auf meiner Schulter, ein Bein kniete sich zwischen meinen und ihr Oberkörper presste sich an mich. Ihre Haut war angenehm warm und sie roch gedämpft nach Alkohol.

Seufzend, aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, erwiderte ich ihre Umarmung.

Kontaktfreundlich vergrub ich meine Nase in ihren langen, rosa Haaren, die einen hauchzarten Duft nach Erdbeeren beinhalteten.

Egal was passierte, egal was ich tat, Vanessa war an meiner Seite und unterstützte mich. Immer, ohne Ausnahme.

Sie war meine allerbeste Freundin.

Direkt an meinem Ohr vernahm ich ein wohligen Seufzer von Vanessa, die mich enger an mich drückte.

Ihre Nähe erinnerte mich an damals, damals, als ich das erste Mal das Hauptquartier des schwarzen Stiers betreten hatte.


Flashback, vor einigen Jahren, vor der Begegnung mit William:

Meine müden Füße schritten gleichmäßig vorwärts, es war Abens, der Himmel war Sternenbedeckt und der Mond schien milde, vor mir erkannte ich ein kolossales Holztor.

Ich blieb stehen und starrte auf das Tor. Nervosität bildete sich in meinem Bauch.

Ob sie nett sind? Hoffentlich komme ich mit allen klar und finde Freunde. Aber ob sie mich überhaut in ihren Reihen aufnehmen?

Zu der Nervosität gesellte sich reine Angst dazu. Schweißperlen bildeten sich in meinen Nacken, liefen mir kalt den Rücken herunter.

Das gewaltige Tor wurde mit einem unheilvollen Knacken geöffnet, die schweren Türen schwenkten auf.

Das herausströmende Licht blendete mich für einige Sekunden, weshalb ich hektisch blinzelte. Langsam gewöhnte ich mich an die Helligkeit und konnte auch wieder sehen.

Der Raum der vor mir lag, war überraschend groß und war mit vielen Sitzgelegenheiten ausgestattet, die einen sehr gemütlichen Eindruck machten. Im hinteren Bereich erkannte ich sogar eine Bar, mit der ich nun wirklich nicht gerechnet hatte.

Jedoch zogen die Personen, die sich in diesem "Wohnzimmer" befanden, viel mehr meiner Aufmerksam auf sich.

Ein kleiner, blondhaariger Junge mit blauen Augen saß mit einem, für mich minimal gruseligen, Lächeln im Gesicht an der Bar, den Ellbogen auf dem Tisch, die Hand fest in der eines anderen Junges mit einer spitzen Sonnenbrille und zurückgekämmten, auffälligen Haaren, welche in der Mitte schwarz waren, dann grau wurden und dann wieder schwarz.

Der Sonnenbrillenjunge hatte ebenfalls ein Lächeln aufgesetzt, nur sah es bei ihm sehr gequält aus, lag wahrscheinlich daran, das die Beiden gerade Armdrückten.

Bis jetzt lag es noch unentschieden, vom kurzen hinsehen hätte ich darauf getippt, das der Sonnenbrillenjunge verliert, da er so angestrengt Lächelte, doch beim längerem hinschauen erkannte ich Schweißperlen in dem Gesicht des Blondhaarigen.

Hinter der Bar stand ein braunhaariger Junge, der gerade versuchte, Tricks fürs Chocktailmixen zu erlernen, ließ dabei tollpatschiger Weise das ein oder andere Mal die Shaker fallen, so das die rosa Flüssigkeit sich auf dem Tresen ausbreitete.

Wofür er das übt? Will er eine Bar aufmachen oder ist das gar sein Hobby? Wahrscheinlich nicht, so wie er mit den Utensilien umgeht, macht er das noch nicht lange. Vielleicht eine halbe Stunde lang.

Eine große und sehr füllige Person saß auf einem Sofa, stieß hin und wieder eine Rauchwolke aus.

Ob es eine Frau oder ein Mann war, konnte ich nicht erkennen, es hätte sich um jedes Geschlecht handeln können.

Als ich meinen Blick weiter gleiten ließ, erkannte ich noch jemanden, wendete meinen Blick jedoch blitzschnell von der Fremden ab.

Meine Wangen wurden leicht rot und in meinen Kopf befanden sich nur diese Worte: Das habe ich mir hoffentlich gerade nur eingebildet.

Von Neugier erfasst linste ich ein weiteres Mal zu der Fremden. Und Tatsächlich.

Eine rosahaarige Frau lag seitlich auf einem Sofa, mit nichts anderem an, als roter Unterwäsche. Zu allen Unannehmlichkeiten hatte sie auch noch eine halbvolle Weinflasche in der Hand.

Ich bewunderte zutiefst ihr Selbstbewusstsein, ich meine...sie war praktisch fast nackt und das in einem Zimmer voller Männer.

Schämt sie sich nicht? Das ist doch unangenehm. Außerdem, warum hat sie so wenig an? Ist sie etwa zu faul? Oder fühlt sie sich in so wenig Kleidung wohl? Was ist eigentlich mit den Männern? Warum gaffen die nicht? Warum verhielten die sich ganz normal, als ob nichts wäre? Hatten sie es nicht bemerkt?

Mein Kopf fühlte sich an, als ob er jeden Moment explodieren könnte, so verwirrend war der Anblick der jungen Frau für mich.

Genau diese Frau bemerkte meinen Blick und schaute auf. Freundlich lächelte sie sich an, Neugierde funkelte in ihren Augen.

"Yami, war ist das?" fragte sie den Hünen neben mir, der mich hier her gebracht hatte.

Dieser antwortete mit gleichgültiger Stimme: "Das ist Nia Fabre, sie wird ab heute ein Mitglied im schwarzen Stier sein."

Überrascht und enttäuscht von der kurzen Vorstellung drehte ich meinen Kopf gerade aus, um die Reaktion der magischen Ritter zu sehen.

Mein erster Eindruck war eigentlich positiv, die Gesichter der Mitglieder schauten mich interessiert und nett an, keinem schien meine Anwesenheit zu stören.

Auch das Hauptquartier machte einen guten Eindruck, es sah gemütlich und einladend aus, fast schon wie bei mir Zuhause, nur die ganzen leeren Weinflaschen störten ein wenig.

"Ein neues Mitglied? Wie schön!" rief die rosahaarige Frau begeistert.

Sie stand auf und eilte zu mir, wobei ich meinen Blick senkte, sie war schließlich immer noch in Unterwäsche.

Die Frau bemerkte meinen Blick. "Das muss dir nicht peinlich sein, so laufe ich die meiste Zeit rum." kam es schelmisch von ihr.

Die meiste Zeit? Oh mein Gott, warum das denn? Und vor allem, wie soll ich das aushalten, jeden Morgen eine halbnackte Frau zu sehen? Nicht das ich auf Frauen stehe, mein Schamgefühl ist nur durchschnittlich groß.

"Wo kommt sie denn her? Wie hast du sie aufgesammelt?" fragte der Junge mit der Sonnenbrille, der in der Zeit von dem Barhocker aufgestanden war und nun wissbegierig zu uns ging.

"Aus der Stadt Ulume im Mittelbezierk. Du wirst glauben oder nicht, aber ich habe die Kleine beim Pokern getroffen." erzählte Yami und legte eine Hand auf seinen muskulösen Nacken.

Nach seinen Worten hellte sich das Gesicht des Jungen deutlich auf und er Grinste freudig.

"Echt?! Wie cool! Dann können wir ja auch mal gegeneinander zocken, okay?!" sagte er mit ganz viel Motivation und Energie in der Stimme. Jedoch fand ich seine Stimme etwas zu...quitschig, unangenehm eben.

"Bist du gut im kämpfen? Welche Magie benutzt du? Warum hat Yami dich hergebracht? Wollen wir gegeneinander kämpfen?" durchlöcherte mich der blonde Junge aufgeregt und schlug Faustschläge in die Luft.

Was ist den mit dem los? Kämpft der etwa so gerne?

"Wie alt bist du? Trinkst du gerne? Wenn ja, wollen wir uns zusammen besaufen?" fing nun auch die Frau an.

"Hast du einen Freund? Wie ist dein Beziehungsstartus? Auf welchen Typ Männer stehst du?" reite sich der braunhaarige mit ein, der bis jetzt nichts gesagt hatte.

Überfordert hob abwehrend die Hände. Ich wusste zwar das es aufregend war, wenn ein neues Mitglied auftauchte, doch das sie gleich alles über mich erfahren wollten... .

Warte mal, hat der mich wirklich gerade gefragt ob ich einen Freund habe? Was ist er, ein Playboy? 

"SCHNAUZE HALTEN!" schrie Yami, der unglücklicherweise direkt neben mir stand, so das ein Pfeifen durch meine Ohren ging.

Erstaunt sah ich, dass sich die magischen Ritter in einer Reihe vor Yami hingesetzt hatten. Sind das etwa Hunde?, dachte ich verwirrt.

"So und jetzt alle Fragen hintereinander. Am besten ihr nutz die Gelegenheit um euch vorzustellen. Magna, du zuerst."

Der Junge mit der Sonnenbrille grinste und gab ein "Geht klar." von ich. "Also, ich bin Magna Swing. Freut mich dich im schwarzen Stier begrüßen zu dürfen. Ich bin übrigens auch ein Pokerspieler, lass uns also mal spielen, okay?"

Darauf nickte ich, was Magna vollkommen ausreichte.

"Also, wo hat Yami dich gefunden?"

"Wie bereits gesagt, beim Pokern. Ich gehe davon aus, das du wissen möchtest, warum er mich in den schwarzen Stier aufgenommen hat. Das ist eine längere Gesichte..."

"...die jetzt zu lange wäre. Luck, du als nächstes." unterbrach mich Yami dreist. Voller Vorfreude sah mich der Blondhaarige an. "Mein Name ist Luck Voltia. Was hast du für eine Magie?"

"Spielzeugmagie."

"Hä? Echt? Was ist das denn für eine Magie? Kann man damit überhaupt angreifen?" fragte der Junge und stand aufgeregt auf, wobei er ganz nah an meinem Gesicht war.

Ich schluckte. Die letzte Frage war wie ein Schlag in die Magengrube.

"Natürlich kann man damit angreifen. Stellst du etwa meine Auswahl in Frage?" Yamis Stimme klang bedrohlich und scharf wie eine Schneide eines Schwertes, während er mit seiner großen Hand Lucks Gesicht von mir weg drückte.

"Der Nächste."

"Ich bin Vanessa Enoteca. Trinkst du gerne? Was ist dein Lieblingsalkohlgetränk? Bier oder doch lieber Wein?" fragte mich die rosahaarige Frau.

"Du musst dich für nichts schämen, also sag schon." fuhr sie fort. Ich musste nicht lange überlegen und antwortete ohne Scharm:

"Bier trinke ich schon gerne, aber ein Lieblingsgetränk habe ich nicht. Ich trinke alles was Alkohol beinhaltet. Um deine erste Frage zu beantworten, ja ich trinke gerne, aber nicht wirklich viel. Ich hasse es nämlich, besoffen zu sein, dabei plaudere ich immer private Sachen aus."

"Du bist eine Frau nach meinem Geschmack! Endlich mal jemand, der den Alkohol zu würdigen weiß." Vanessa freute sich unverkennbar, ihre Augen funkelten.

Ich konnte mir gut vorstellen, das wir öfter zusammen ein oder zwei Gläschen trinken werden. Gerade wollte Vanessa noch etwas sagen, als ihr der Braunhaarige dazwischen ging.

"Ich bin Finral Roulacase, bist du noch zu haben?" wollte er unverschämter Weise von mir wissen. "Zur Zeit habe ich niemanden..."

"Perfekt! Wie wäre es, du und ich morgen auf einem Date?!" fuhr er energisch fort. Warum war hier jeder wie ein Haufen Ameisen? Gibt es niemanden ruhigen hier? Und außerdem wollte ich gerade sagen, dass ich es mit Männern langsam angehe, verdammt, lasst mich doch mal ausreden!

"Nein ganz bestimmt nicht." entgegnete ich kühl.

"Warum nicht?!" kam es geschockt von Finral.

"Weil laute, hyperaktive und nervende Männer überhaupt nicht mein Typ sind." offenbarte ich.

Damit wäre auch seine andere Frage beantwortet, dachte ich, dass Finral die Sache mit einem Lachen und mit dem Satz "Irgendwie bekomme ich dich schon rum.", enden ließ, ignorierte ich mit einem innerem Augenrollen.

"Nur mal zum Verständnis, dass hier sind nicht alle Mitglieder. Wir haben da noch einige, die meisten sind jedoch gerade auf Mission. Ach ja, dass da hinten ist übrigens Grey."

Yami zeigte mit seinem Zeigefinger auf die füllige Person, die sich keinen Zentimeter vom Sofa bewegt hatte.

Eine weiße Rauchwolke kam aus ihrem Mund und ein Laut der wie "Chuu." klang, mehr aber auch nicht.

Schade das ich durch den Namen kein bisschen schlauer wurde, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.

Also sind das noch nicht alle Mitglieder. Ob die Anderen wenigstens ein wenig normal sind? Ich hoffte es, denn mit meiner ruhigen Art fühlte ich mich etwas fehl am Platz.

"Es ist schon spät, Vanessa, zeig ihr bitte ihr Zimmer."

Vanessa nickte und hakte sich bei mir ein.

Sie zog mich durch die Gänge des Hauptquartiers, die alles andere als ansehlich waren.

Alte, hässlich graue Steine bildeten die Wände, keine Tapete oder Bilder befanden sich an den bedrohlich aussehenden Wänden.

"Weil es schon so spät ist, zeige ich dir Morgen alles. Hier befindet sich schon Mal das Mädchen-Abteil. Um die Männer daran zu hindern hier einzudringen, befinden sich hier überall Fallen." erzählte mir Vanessa.

Ich nickte als Zeichen, dass ich ihr zugehört hatte.

Fallen vor den Männern? Ist das nicht etwas übertrieben? Ich meine, die Frauen sind schließlich magische Ritterrinnen, die können sich doch selber verteidigen oder sind die Männer hier etwa so schlimm?

Ein Schauer rannte mir den Rücken runter. Hoffentlich war der schwarze Stier nicht das, was die Gerüchte sagten. Bis jetzt sind sie zwar sehr aufgedreht, aber mehr auch nicht.

Wo bin ich da reingeraten?

"So, da wären wir. Dein Zimmer."

Vanessa machte die einfache Holztür energisch auf und ging rein, damit ich freie Sicht auf mein neues Zuhause hatte.

"D...Das ist mein Zimmer?" fragte ich Sicherheit halber.

Vanessa nickte.

Ich schaute in mein Zimmer, welches die selben Steinwände ohne Tapete hatte, das Fenster war schmutzig, man kannte nur verschwommen nach draußen sehen, noch dazu waren alle Möbelstücke im Raum nicht gerade das Anspruchsvollste.

Auf der Stelle wurde mir klar, dass ich das ganze Zimmer auf den Kopf stellen würde, alles blitzeblank putzen würde und die Möbel raushauen würde.

Das wird Arbeit machen.

"Vielen Dank." sagte ich schlicht und setzte mich auf mein neues Bett, welches eine kleine Staubwolke in die Luft abließ.

Angewidert schaute ich das Bett an, die Vorstellung heute darin zu schlafen, war Horror pur.

"Ziemlich dreckig stimmts?" sagte Vanessa, die sich neben mir niederließ. Warum sie sich freiwillig in diesen Albtraum setzte, war mir unbegreiflich.

"Mach dir keine Sorgen, so sieht jedes Zimmer aus, welches ein Neuling bezieht. Du kannst heute gerne bei mir schlafen, wenn es dir nichts ausmacht."

"Ja, bitte."

Ich war froh darüber, heute nicht hier schlafen zu müssen, da wäre ich ja lieber in die Besenkammer gegangen, angenommen es gibt hier eine, denn so wie es hier aussieht, ist jeder Besen ausgewandert.

"Sag mal, was war eigentlich der Grund warum Yami dich aufgenommen hat? Du musst ihn ja irgendwie beeindruckt oder sonst was haben. Also schließ los."

"Beim Pokern sind wir uns begegnet."

Mit meinem spielte ich ein wenig mit dem Stoff meiner Robe, achtete dabei nicht auf den musternden Blick von Vanessa.

"Sag mal, warum bist du eigentlich so verschlossen? Du gibst kaum was von dir preis." Vanessa schaute mich weiter an, es fühlte sich an, als ob sie in mich hinein schauen konnte.

Schleppend drehte ich meinen Blick von der Tür zu der Frau neben mir.

"Empfindest du es als Kalt?" fragte ich sie mit ruhigen Ton.

Keine Antwort. Vanessa schwieg, den Blickkontakt brach sie jedoch nicht ab.

"Verstehe." flüstere ich. "Tut mir leid, das ist nicht meine Absicht. Weißt du, es ist neu für mich mein Zuhause zu verlassen. Ich habe zugegeben Angst, hier nicht aufgenommen oder mies angeschaut zu werden. Du musst wissen, ich habe mit meiner Magie noch nie gekämpft, sondern nur für alltägliche Dinge benutzt. Dieses ganze; wir sind eine Familie, besten Freunde und kämpfen zusammen, ist mir nicht bekannt. In meiner Familie gab es immer so viel zutun, dass einfach keine Zeit für so krasse Freundschaften gab." sprach ich mich gedämpft aus.

"Und dann seit ihr noch alle so verrückt." lachte ich.

"Da hast du recht." Vanessa lachte mit mir mit und fuhr dann fort: "Ich verstehe, dass du bei Fremden zuerst recht verschlossen bist, also mach dir keine Gedanken darüber. Und wenn du so lange keine Freundschaft hattest, dann wird es mal Zeit."

Ein herzliches Grinsen strahlte mir entgegen. Sie macht sich nicht darüber lustig?

Das alles machte sie noch sympathischer, als sie wegen der Bettsache eh schon war. "Weißt du was, Niachen, ich glaube wir werden echt gute Freunde!"

Flashback ende


"Was zum Teufel ist hier denn los?" fragte die raue Stimme von Yami, der gerade das Wohnzimmer betrat und Vanessa und mich umarmen sah.

"Ist da etwa jemand neidisch?" fragte Vanessa säuselnd und löste sich. "Ach ja" fuhr sie stehend fort, "Niachen, lass uns in die Stadt gehen und uns besaufen!"

"Ich habe doch gesagt, dass ich keine Lust habe! Außerdem bist du doch jetzt schon angetrunken!"

Mit meinem Fuß stieß ich ihr mit leichtem Druck in die Rippen und da sie keine Reaktion zeigte und einfach lachte, tat ich dass noch weitere Male.

"Ihr beide seid ja Frösche." gab Yami von sich, als er uns beide beobachtete.

"Hey Nia, wenn du nicht mit Vanessa gehst, dann komm doch mal wieder bei uns mit!" rief Magna durch den gesamten Raum.

Es kam oft vor, dass ich mit Magna und Yami an den freien Tagen zum Pokern oder generell zocken ging. Diesmal hatte ich jedoch noch nicht Mal dazu Lust. 

"Diesmal nicht."

"Warum nicht?!"

"Keine Lust."

"Und wie wäre es, wenn du mit mir zusammen den Tag verbringst?"

Üblicherweise reiste Finral in eine andere Stadt, um dort nach Mädchen Ausschau zu halten oder zu einem Date zu gehen, dies nutzte ich öfter um einen Tapetenwechsel auszuführen, diesmal wollte ich in keine andere Stadt. Keine Lust.

"Tut mir leid, ich lehne ab." sagte ich zu Finral und hob abweisend eine Hand.

"Ich habe schon eine Idee, wo ich heute hingehe."

3219 Wörter 

A/N: Heute gibt es zwei Kapitel, da die beiden zusammen gehören^^

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