8. Eine etwas andere Art von Training

Neugierig betrachteten sie mich bis ich endlich mit der kompletten Wahrheit rausrückte. "Ich bin einer Frau in meinem Traum, Vision oder was auch immer begegnet. Sie meinte zu mir, dass ich aufpassen sollte, doch als ich sie fragen wollte wovor, bin ich aufgewacht. Gerade eben habe ich sie wiedergesehen. Es war wieder eine Warnung gewesen." Ich suchte nach Antworten. Antworten, die mein ganzes Leben wieder zum Alten wenden würden, aber anscheinend existierten diese Antworten gar nicht.

"Kanntest du die Person oder bist du ihr schon einmal in der Vergangenheit begegnet? " hakte Josh interessiert nach.

"Nein leider nicht. Ich kenne sie nicht."

Ethan schien in Gedanken versunken zu sein als er mir antwortete, denn er blickte noch nicht einmal hoch und hatte einen Punkt im Raum fixiert, den er anstarrte. "Meistens kriegen wir Warnungen, Visionen und Weiteres von Menschen aus unserer Vergangenheit. Sie können uns an bestimmten Zeiten sehen und uns nur über diesen Weg kontaktieren, sonst nicht. Das heißt, dass du diese Frau zwar nicht unbedingt kennen musst, aber sie, zum Beispiel eine Person aus deinem Stammbaum sein kann, also eine Art Verwandte." Ethan schaute mich an und lächelte mir leicht zu, um meine Sorgen zu verringern. Inzwischen wusste ich genau, dass sie wussten wie ich mich fühlte.

"Wenn wir in meiner Dimension sind, kann ich meine Eltern fragen und dann wieder hier..."

"Emily...ein danach gibt es nicht. Nachdem wir die Person in eurer Welt gefunden haben, darfst du nicht wieder in unsere Dimension. Es ist zu gefährlich für dich." unterbrach mich Josh. Er hatte Recht, aber ich durfte mich nicht abwimmeln lassen.

"Ja, aber wir werden ja ein Training durchführen und kämpfen kann ich schon." versuchte ich mich dagegen zu wehren. "...Emily, Josh hat recht. Jack ist dir auf den Versen. In unserer Welt wärst du in noch größerer Gefahr. Einige von uns werden dich später beschützen bis wir es geschafft haben das System zu stürzen. Danach werde ich zu dir kommen und wir sehen dann, wie es weitergeht." stimmte Ethan Josh zu.

Der Gedanke, dass sie hier kämpfen würden, um beide Welten zu beschützen und ich dort in Ruhe herumsitze und einfach abwarte, was passieren wird, gefiel mir gar nicht. Viele würden ihr Leben aufopfern und ich würde mich feige verstecken. Ich habe all diese Menschen in mein Herz geschlossen und wusste nicht, was ich machen würde, wenn einer von ihnen sterben würde.

"Ich wüsste nicht, wie ich mich bei dieser Aktion wohlfühlen soll. Ich kann doch nicht zu Hause sitzen und die ganze Realität ausblenden. Morgens aufstehen als sei nichts passiert. Nicht zu wissen, wie es euch geht würde mich verrückt machen. Außerdem will ich kämpfen auch wenn ich dabei umkommen sollte. Ich will nicht tatenlos zu sehen wie ein Kampf zwischen zwei Dimensionen ausgetragen wird." Keiner von ihnen antwortete mir. Schweigend blickten sie zu mir über. Ich weiß, dass er nicht nachgeben würde, aber später würde ich schon einen Plan schmieden. "Wisst ihr, wir können das besprechen, wenn wir die Person gefunden haben."

Amy näherte sich zu unserem Tisch und stützte die Hände darauf ab. "So Leute, wir haben jetzt drei Stundenlang recherchiert, wie wäre es wenn wir jetzt in einen der Trainingsräume gehen und anfangen zu trainieren. Na?!"

"Ja gehen wir sofort." sagte ich kalt und hängte mich an Amys Arm. Länger würde ich diese Diskussion nicht ertragen. "Ähm...Jungs ihr räumt hier auf, oder? Danke! David räumt hinten auf. Ihr könnt mit ihm zusammen zu uns in den Trainingsraum Nummer zwei kommen." rief Amy ihnen noch zu als ich sie aus dem Archiv zog.

"Whoa Emily...was ist los?! Wieso bist du so wütend und besorgt?" Amy stellte sich vor mich hin. Ich sagte es doch, man konnte ihnen nichts verheimlichen. "Ich darf nicht wieder in diese Dimension, nachdem wir die Person aus der Prophezeiung gefunden haben. Dabei muss ich doch unbedingt mit. Ich kann da nicht warten, während ihr hier kämpft!" Amy verstand mich, aber sie vertrat dieselbe Meinung der anderen.
Seufzend schüttelte ich meinen Kopf. Das, was sie von mir verlangten, war einfach nicht möglich.

Im Trainingsraum Nummer zwei angekommen, welches wie ein normales Fitnessstudio aussah, setzte ich mich im Schneidersitz auf die harte blaue Matte.

"Beginnen wir jetzt. Nun, schließe deine Augen und konzentriere dich auf eine schöne Erinnerung, die für deinen Gegner nicht von besonderer Bedeutung sein kann, also die er nicht gegen dich wenden kann. Konzentriere dich sehr stark dran. Ich tue das eigentlich nie, da es der Person gegenüber Schmerzen verursacht, aber ich werde versuchen dich zu kontrollieren. Ich bin zwar noch ganz schlecht darin, da ich die Gabe erst neu öffnen konnte und sie noch nicht ganz beherrsche, aber dies sollte für dich ein Vorteil sein. Du musst wissen, dass die Körperkontrolle nur weniige von uns beherrschen...Die eine Erinnerung kann dich davor beschützen. Es kommt darauf an, wie stark du dich darauf konzentrierst. Mit der Zeit brauchst du dann keine Erinnerung mehr, um dich zu schützen. Es geht dann automatisch. Okay, ich werde anfangen. Sag mir Bescheid, wenn die Schmerzen...unerträglich werden...Willst du das wirklich durchziehen?!" sie schaute besorgt zu mir über. Ich hatte Angst, aber ich musste einfach trainieren. Ich wollte ihnen helfen. Entschlossen nickte ich los. Ich konzentrierte mich an die Bootsfahrt einige Jahre zuvor.

~Flashback~

Ich saß alleine am Rand des Bootes und stecke meinen Arm ins kühle Wasser. Das Wetter war perfekt und wir fuhren mit einer sehr angenehmen Geschwindigkeit durch das Meer. Meine Haare wirbelten sich in der Luft. Ich schaute auf das Wasser, dass durch die Sonnenstrahlen, glitzerte. Es war ein unvergesslicher Augenblick.

~Flashback Ende~

Ich entschied mich für diese Erinnerung, da ich immer daran dachte, wenn es mir nicht gut ging oder wenn ich mich bedrückt fühlte. Es gab mir die Ruhe und den Frieden, den ich dringend benötigte und ein Gefühl der Freiheit. Außerdem war ich ganz alleine in dieser Erinnerung. Es gab nichts darin, womit mich jemand vom System erpressen konnte. Solange ich ihnen verwehrte in meine Gedanken zu schauen. Training war alles. Ich konzentrierte mich fest an jedes einzelne Detail meiner Erinnerung.

Plötzlich spürte ich starke Kopfschmerzen und wurde aus meiner Erinnerung raus gerissen. Meine Hände gehorchten mir nicht mehr. Ich kämpfte gegen meinen eigenen Körper und zitterte am ganzen Leibe. Die Schmerzen wurden schlimmer. Ich konnte es nicht mehr ertragen und stöhnte in Schmerzen auf. Vergeblich versuchte ich den Schmerz zu lindern, in dem ich meine Zähne aufeinander presste.

"Amy...bitte hör auf!" Die Schmerzen verließen meinen Körper und meine Hände sackten auf meinen Schoss. Das Gefühl kontrolliert zu werden war schrecklich. Ich war fremd in meinem eigenen Körper. Keinen einzigen Muskel konnte ich bewegen. Entweder waren sie wie erstarrt oder in Kontrolle der Person mir gegenüber.
Es war als ob ich daneben saß und einfach nur zu schaute. Ich holte tief Luft und lies mich auf die Matte fallen. Schweißperlen rollten von meiner Stirn. "Ist alles in Ordnung?!" fragte Amy hastig nach.

"Alles super. Ging mir nie besser." Schon in der nächsten Sekunde waren beschleunigte Fußschritte im Flur zu hören. Ethan stürmte ins Zimmer gefolgt von Josh und David. "Was ist passiert? Stimmt etwas nicht." Ruckartig stand ich von meinem Liegen auf und lies mir nichts anmerken. "Wir trainieren nur. Alles in Ordnung." antwortete Amy, Ethan. "Ja, Amy zeigt mir nur, wie ich mich gegen eine Kontrolle zu wehren habe." Ethan wusste genau, was das bedeutete und das es ziemlich schmerzhaft war.

"...Okay...Wir trainieren dann Kampftechniken hier drüben." motivierend lächelte er mich an. Sein warmes Lächeln erwärmte mich. "Eins muss ich noch wissen. Willst du das wirklich durchziehen?!" Ich wusste ihre Besorgnis um mich zu schätzen, aber meine Meinung stand felsenfest. "Ja." Ich nickte zu ihm über und er ging mit David und Josh in die Ecke des Raumes. Ich bemerkte, dass seine Blicke auch beim Kämpfen an mir hafteten.

"Okay, bist du bereit?"

"Ja" Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich. Dieses Mal musste es funktionieren. Da waren sie schon wieder, diese unerträglichen Schmerzen. Ich versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Noch hatte sie es nicht geschafft mich zu kontrollieren. Die Bootsfahrt, Sonnenstrahlen, das Wasser, die Zeit, die für mich stehen blieb. Konzentriere dich! 37 Sekunden waren nun vergangen und meine Hände fingen an zu zittern und ich verlor die Kontrolle. Nein. Ich fühlte nichts von mir. Das betäubende Gefühl bereitete sich in meinem ganzen Körper aus.

"Amy" wimmerte ich und sie hörte abrupt auf. Ich fühlte mich schrecklich erschöpft, aber aufgeben wollte ich nicht. Es würde nur beweisen, wie schwach ich für diese Mission war. Meine Augen blieben an Ethan hängen, der aussah als ob er jede Sekunde zu mir angesprintet kommen wollte. Ich lächelte ihn an, damit er dies nicht tat. Dabei wussten alle in diesem Raum, wie ich mich fühlte. Es war ein komisches Gefühl nichts verheimlichen zu können. Ich dahingegen wusste nicht, wie sie sich fühlten. Also hieß es für mich kämpfen. "Okay. Amy es kann weitergehen."

Zwei Stunden voller Qual vergingen und ich wurde mit jedem Versuch besser, aber immer noch nicht gut genug. Ich konnte nicht mehr. Der erste Tag und schon wollte ich wegrennen. Was ich wollte, zählte hier aber eigentlich nicht als Option.

"Amy, es reicht für heute. Ich kann nicht mehr." schwankend stand ich von der Matte auf und Amy stützte mich leicht. Meine Gelenke zitterten leicht. Ich musste schnell in mein Zimmer, bevor ich hier abknickte. Sie durften nichts von meiner Schwäche erfahren. Ich dachte an schöne Erinnerung, um mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, sonst würden sie die ganze Aktion abbrechen.
"Ich gehe mal in mein Zimmer und nimm eine lange Dusche." sagte ich ganz normal.

"Okay. Vergiss nicht in zwei Stunden gibt es Abendessen." sagte Amy besorgt. Schnell verabschiedete ich mich von allen und ging zu meinem Zimmer. Die Schmerzen. Mein Kopf brummte und mein Körper war überlastet und erschöpft. Einige Male stolperte ich über meine eigenen Füße und musste mich an die Wand lehnen. Ich wickelte meine Arme stützend um meine Taille. Im Zimmer gelangt, wimmerte ich vor Schmerzen los. Ich ließ meinen einzelnen Tränen freie Bahn. Alles tat mir weh. Ich hoffte, dass niemand irgendwas davon mitbekam. Ich saß auf meinem Bett und betrachtete meine Hände, die noch zitterten. Okay. Reiß dich zusammen. Schluchzend ging ich ins Badezimmer und musterte mein Spiegelbild. Ich sah schrecklich aus. Meine Haare waren verschwitzt und meine Augen umgaben graue Ringe. Meine blaue Iris wurde von leichten roten linienförmigen Blutspuren umgeben. Ich stellte mich unter die Dusche und wusch mir meinen Schmerz ab. Morgen ging es weiter mit dem Training und der Recherche. Morgen musste ich es schaffen. Ich hatte keine andere Wahl.

Unter der Dusche kam ich durch das etwas kältere Wasser wieder zu mir. Ich fühlte mich etwas stärker als zuvor. Laut summte ich meine Lieblingslieder mit. Ich brauchte jetzt etwas Freude, etwas Motivation in meinem Leben. Die Stille war gewiss schön, aber die Musik war das einzige, was mich immer glücklich machen konnte. Nach einer guten halben Stunde verließ ich das Bad. Angezogen und trocken schmiss ich mich auf mein Bett. Was hatte ich eigentlich in dieser Dimension zu suchen? Ich seufzte laut. Was wollte Jack von mir?! Was wusste er, dass niemand anderes wusste?! Ethan musste mir mehr über ihn erzählen. Mehr über meinen Feind, der sich als meinen Freund getarnt hatte.

Ich hatte mehr als eine Stunde zum Abendessen, deshalb beschloss ich mein Zimmer zu erkunden. Ich war seit einigen Tagen hier, hatte aber nie die Zeit mir das Regal mit den vielen Büchern anzuschauen. Das Regal streckte sich bis zur Decke und war mindestens 1.90 Meter breit. Es war überfüllt mit Büchern verschiedenster Arten. Diese Bücher schien sich lange niemand angesehen zu haben, denn eine dünne Staubschicht umhüllte diese. Neugierig versuchte ich die Überschriften der Bücher zu entziffern, da sie in altertümlicher Schrift gedruckt waren. Dieser Fakt weckte nunmehr meine Interesse. Ein kleines mickriges Buch zwischen zwei großen Bücher stieß mir ins Auge

Die Initialen M. A. standen in einer wundervollen Handschrift groß drauf geschrieben. Ich nahm das verstaubte Buch an mich und lies mich auf mein Bett fallen.

17. 08. 14

Liebes Tagebuch,

heute ist es endlich soweit. Der traumhafte Ball für meinen 18. Geburtstag steht an. Meine verehrte Mutter hatte mir ein wunderschönes oranges Kleid anfertigen lassen, der bis zum Boden reichte. Sie hatte keine Kosten gescheut, denn sie meinte zu mir, dass das Kleid nur so, in ihrer jetzigen Form, mir die Ehre erweisen durfte. So waren Mütter halt. Meine dunklen Haare sind in einem Dut gebunden und meine Maske umschmeichelt meine grünen Augen. Ich bin sehr gespannt, wie der Ball ablaufen wird, denn ich habe, um wahr zu sein, zwei linke Füße. Es mag sein, dass ich viel Tanzunterricht hatte, aber so bin ich halt. Improvisation war mein zweiter Name. Ich liebe meine Familie über alles. Sie waren immer für mich da. Auch wenn in kürzer Zeit sich mein Leben komplett ändern wird, werde ich sie immer verehren. Meinen großen Bruder Aden werde ich so oder so nicht los. Er klebt förmlich an mir und ich an ihm. Ich muss jetzt leider den Eintrag unterbrechen, da Anne mir, vor einer Sekunde, berichtet hat, dass ich in einer Stunde unten sein muss. Ich bin leider noch nicht bereit und jetzt schon zu spät. Auf Wiedersehen !

M.A.

In meinen eigenen Gedanken verloren, schaute ich auf die Uhr in der Ecke, die auf einer eichelnen Kommode stand. Ich hatte nur noch zehn Minuten Zeit. Ich legte das Buch schleunigst an seinen Platz und stürmte schnell aus dem Zimmer. Ich werde erwartet und wollte nicht wie letztes Mal zu spät kommen.

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Heyy ^-^

Haha echt kreativer Tagebucheintrag...oder? ;D
Lasst mir doch eure Meinung da :)

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