31. Auch wenn es das Ende bedeutet

"Nein, ich glaube dir kein Wort! Du siehst nur noch so aus wie mein Vater, aber mein wahrer Vater ist damals gestorben als er mich verlassen hatte, um anscheinend dieses verdammte System zu führen. Was ich vor mir sehe, ist nicht der Mann, zu dem ich immer als Vorbild aufgesehen hatte. Ich werde dieses verdammte System stürzen und es definitiv nicht führen. Auch wenn es das Ende für mich bedeutet! Ich werde dich mit ins Verderben reißen Logan Dark. " Ethan konnte sich nicht mehr zurückhalten und wollte auf ihn losrennen als ich ihn beruhigend an der Hand festhielt.

Ich hatte Ethan noch nie so wütend und aufgebracht gesehen. Seine Augen funkelten seine brennende Wut wieder, doch ich konnte auch das verletzte Kind von damals spüren. Er hatte jahrelang nach ihnen gesucht mit der Hoffnung sie würden noch dieselben liebenden Eltern sein wie früher, doch jetzt stand sein Vater als System Anführer vor uns. Es schmerzte mich ihn so zu sehen wie er versuchte kräftig dagegen zu stehen und sich nichts anmerken zu lassen. Ich drückte seine Hand fester. Auch ich hatte vieles erwartet, aber nicht das. Ich selbst stand genau wie Ethan unter Schock.

Ethan würde die Position nie freiwillig annehmen, doch ich wusste nicht, ob irgendetwas ihn manipulieren würde. Schließlich hatten sich aus dem Nichts goldbraune Sprenkel in seiner grünblauen Iris gebildet. Aus Angst ihn verlieren zu können, schmiegte ich mich unauffällig an ihn. Mittlerweile konnte ich seinen wilden Herzschlag spüren und auch wie verspannt er neben mir stand. Sein Blick voller Hass auf seinen Vater gerichtet.
"Ach mein Junge. Redet man so mit seinem Vater, den man erst neu wiedergefunden hat?" hämisch lachte er und stellte sich in seinem etwas altmodisch wirkenden Anzug gerade hin. Mit seinen leicht grauen Haaren und hellbraunen Augen wirkte er eigentlich gar nicht gefährlich, aber das Leben hatte mich etwas anderes gelehrt. Er war ein blut- und machtrünstiger Tyrann, um es noch nett auszudrücken.

"Ich habe dich viele Jahre aufgezogen und ernährt und das ist der Dank dafür? Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt Ethan! Du wirst deine Position als Anführer des Systems annehmen, sonst werde ich all deine mickrigen Freunde von der Bildfläche räumen. Wenn es dich motivieren sollte mein Sohn...Sobald du deine Position angenommen hast, wirst du dies gar nicht mehr schlimm finden. Freunde und Familie wirst du nicht mehr als Wichtig ansehen und dich nur auf die Macht konzentrieren, die dir das alles hier bringen wird. Lass es nur zu und genieße die Macht, die sich entfalten wird Ethan." Logan ballte seine Hand zur Faust und schwenkte sie demonstrativ vor seiner Brust. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ethan würde wirklich manipuliert werden, doch soweit würde ich es nicht kommen lassen.

"Vergiss es! Und ich warne dich, nenne mich nicht Sohn, Logan! Deine Macht und dein System interessieren mich nicht!" Ethan war kurz vorm Ausbrechen und ich wusste, dass ich jetzt handeln musste. Mein Blick wanderte kurz zu Lucy, die sich unauffällig an die Wand gezogen hatte. Ihre Augen geweitet vom Schock und ihrer momentanen Situation. Weinend blickte sie entschuldigend in meine Augen. Am Anfang konnte ich nicht verstehen wieso, doch später wusste ich, dass sie Jack vertraut hatte, ohne meine Warnung zu Herzen zu nehmen.

"Gib es endlich auf Ethan!" rief nun Jack wieder rein und stellte sich untergeben hinter Ethans Vater hin. "In diesem Moment werden die Pfeiler von der Kontrollzentrale aus gestartet und jeder außerhalb dieses Gebäudes wird unter unsere Kontrolle geraten. Das Team für die Portale zur anderen Dimension steht auch bereit. Es ist zu spät. Als Anführer wärst du derjenige auf den jeder zu hören würde."

Ethan starrte nur in ihre Richtung. Ich hatte das miese Gefühl, dass er dachte, dass er von oben aus alles verhindern könnte, doch die Manipulation würde kein bisschen vom alten Ethan hinterlassen. Verloren blickte ich in die Gesichter meine Freunde, doch sie starrten gebannt und hoffnungslos auf die Diskussion, die vorne ausgetragen wurde.

Es war dumm, um wahr zu sein, lebensmüde-dumm, doch jetzt war der Moment gekommen, um alles zu geben. Um zu handeln. Ich löste mich von Ethan, der mir einen fragenden Blick zu warf, doch ich schüttelte meinen Kopf. Wie ein kleines Schaf, das in die Arme der Wölfe lief, trat ich unsicher nach vorne. Ethan wollte mich aufhalten, doch ich schubste ihn rechtzeitig von mir weg. Er durfte es einfach nicht machen.

"Ah Wyler, unsere prophezeite Person. So schweigsam heute?" lachte Logan erfreut und ich schaute ihn schief an. Äußerlich wirkte ich entspannt, doch innerlich starb ich wieder einmal vor Angst. Seine Augen durchbohrten mich förmlich und wenn Blicke töten könnte, wäre ich durch die Blicke von mindestens hundert Menschen schon lange tot.

Sich gegen seine Ängste zu stellen, hieß also das, im wahrsten Sinne des Wortes.

"Sie brauchen nicht Ethan, um ihren Plan zu verwirklichen, sondern mich...oder nicht Logan?" sagte ich mit amüsierter Stimme und achtete darauf, dass sie auch nicht im geringsten zitterte.

"Emily! Bist du verrückt geworden?! Das darfst du nicht machen! Bitte!" Ethan wollte sich mir nähern als ich mehrere bewaffnete Leute vom System kontrollierte, um ihn zurückzuhalten. Diese richteten ihre Waffen auf ihn, aber sie würden und konnten ihm nicht schaden. Ich stellte auch ein paar Illusionen auf, die wie Rebellen aussahen, damit er ja nicht gegen sie kämpfte. Nun musste ich mich beeilen.

"Ethan halte dich bitte daraus!" rief ich ihm zu.

"Sie wollen Ethan, nur wegen seiner Verbindung zu mir, an der Spitze haben. Die einzige Gefahr, also die prophezeite Person, könnte somit ausgeschaltet werden, da sie wissen, dass ich ihm nie schaden könnte..."

"Emily hör sofort auf! Was hast du vor?!" meine Freunde gesellten sich zu Ethan und starrten mich bittend und schockiert an und verlangten von mir wieder zu ihnen zu gehen. Ich musste sie alle hier wieder lebendig rausbringen und dies war die letzte Idee, die mir einfiel. Meine letzte Hoffnung. Jetzt umdrehen wäre feige und das Gegenteil, was die prophezeite Person erreichen sollte.

"Du bist schlau, das muss ich dir lassen, doch du wirst mir so oder so helfen Wyler, egal ob du es willst oder nicht. Ich habe deine Freunde, deinen Großvater und dich in meiner Gewalt. Du bist nicht ansatzweise stark genug, um es mit mir annehmen zu können. Und wenn ich dich daran erinnern darf, läuft momentan die Kontrolle ab." Bei dem letzten Satz fasste er sich an seinem Arm, an dem ein Schlüssel angebracht war. Es könnte der Schlüssel zur Kontrollzentrale sein, dachte ich mir und verbesserte etwas meinen Plan gedanklich.

"Du unterschätzt mich Logan. Seit wann bin ich in deiner Gewalt. Habe ich etwas verpasst?" ohne länger Zeit zu verlieren, drehte ich mich zu meinen Freunden und lächelte traurig. Perplex betrachteten sie mich, doch als ich die Selbstkontrolle aktivierte, fingen sie stärker gegen die Menschenbarrikade anzukämpfen, sogar Ethan und David aktivierten ihre Selbstkontrollen, um mich schneller abzuhalten. Ethans Augen, die jetzt blaugrünlich leuchteten, betrachteten mich voller Sorge. Er hatte das Gefühl, dass er mich verlor. Dass ich ihm aus der Hand glitt.

Ich löste die Illusionen und beendete auch die Kontrolle, um mich urplötzlich und unnatürlich schnell auf den System Anführer zu stürzen. Er erwartete, dass ich ihn angriff und stellte sich grinsend hin, doch so sehr lebensmüde war ich nicht, noch nicht. Außerdem war ich mir sicher, dass Ethan sich seinem Vater stellen wollte.

Ich riss ihm den Schlüssel vom Arm, doch er versuchte verzweifelt nach mir zu greifen. Schnell warf ich mich, mit dem Schlüssel in der Hand, auf den Boden und schliff mit der Geschwindigkeit, die ich aufgenommen hatte meterweise auf dem kühlen Flur. Ein kurzer Blick zeigte mir, dass der Kampf wieder begonnen hatte und meine Freunde versuchten zu mir zu rennen und mich abzuhalten, von was auch immer ich geplant hatte. Ich musste schnell handeln, denn Ethan und David waren schnell. Leicht stöhnend hob ich mich vom Boden und rannte planlos weiter. Logan und Jack waren mir auf den Fersen gefolgt von Ethan und David.

Verloren musste ich feststellen, dass Logan auch die Selbstkontrolle beherrschte, doch für einen Systemanführer war dies nicht sonderlich. Ich wusste nicht wo ich in diesem Irrgarten von Gebäude hinlief und bog in der nächsten Kurve rechts ab. Erschöpft rannte ich in einen Raum, in dem auch ein Kampf ablief. Ich stürzte mich in das Chaos, um meine Verfolger abzuhängen. Nebenbei bemerkte ich, dass mein Körper leicht zuckte.

Logan versuchte mich zu kontrollieren. Beängstigt von dem Gedanken suchte ich nach einer Person, die mir jetzt am meisten helfen konnte. Nate. Ich konnte mein Glück nicht fassen, als ich ihn ein paar Meter weiter weg von mir kämpfen sah.

Nate!, rief ich in Gedanken und war überglücklich als er in meine Richtung guckte. Folge mir, fügte ich hinzu und beeilte mich als ich Logan vor Wut ins Zimmer stürzen sah.

"Bald werde ich dich unter Kontrolle haben Wyler! Auch dir wird die Kraft ausgehen!" brüllte er aufgewühlt in den Raum. Der Kiefer verspannt und in Arbeit. Panisch aktivierte ich wieder meine Selbstkontrolle und deutete Nate dasselbe zu tun. Da mir die Puste ausgegangen war und sich das Zucken zwischendurch verstärkte, teilte ich Nate sofort gedanklich alles mit, was bisher passiert war und forderte ihn mich zur Kontrollzentrale zu bringen. Nickend leitete er mich durch das "Labyrinth" und hielt an einer grauen Tür an.

"Die ist auf besondere Weise geschützt. Ich kann sie nicht auftreten." sagte er verzweifelt doch als ich mit zitternder Hand versuchte den Schlüssel ins Loch zu stecken, lächelte er nur leicht und nahm mir sofort den Schlüssel ab. Die Tür sprang mit einem Rauschen auf und mindestens zwanzig Blicke richteten sich auf uns, die ihre Handfläche und ihren Arm auf eine komische Fläche auf ihren mechanischen Stühlen gelegt hatten, die übersät mit dem enzianblauen Muster des Systems war. Die Stühle waren alle vor einer riesigen Wand aus vielen, schwarzen und würfelähnlichen Maschinen angereiht, die man zu einem großen zusammengesetzt hatte. Die Pfeiler. Auch über diesen zusammengesetzten Pfeiler schlängelte sich das elegante blaue Muster des Systems.

Die Stühlen dahingegen hatte am Ende wurzelartige Leitungen, die den Hauptpfeiler mit Kontrollenergie versorgten. Sie starrten uns verhasst an, doch durften nicht von ihren Stühlen aufstehen, da sonst die Kontrolle abbrechen würde.

Ich wollte irgendetwas dagegen tun und versuchen es zu zerstören als mein Körper anfing zu zittern und zu beben. Ich wäre fast zusammengebrochen, wenn mich Nate nicht im letzten Moment festgehalten hätte. Logan war kurz davor gegen mich zu siegen. Meine Selbstkontrolle löste sich auf und ich lehnte mich schwer atmend gegen Nates Arme.

"Du bist vollkommen blass. Er versucht dich zu kontrollieren oder? Du musst durchhalten Emily. Niemand hat bei dieser Stärke gegen eine Kontrolle bei ihm ausgehalten. Er müsste gleich kommen. Ich werde mein Bestes geben, um seinen Kontrollversuch zu brechen." Vorsichtig und behutsam zugleich, setzte er mich auf den Boden ab und lächelte mich an.

"Du hast mir vertraut und ich vertraue dir."

Nate wendete sich von mir ab und stellte sich kampfbereit an den Eingang als ich mich versuchte zusammen zu reißen . Es wurde zu meinem Bedauern nur schlimmer. Leise wimmernd hielt ich mir mit beiden Händen den Kopf fest und zog wegen dem Schmerz an meinen Haaren. So kurz vor meinem Ziel durfte ich nicht versagen. Ich schloss meine Augen und wehrte mich mit allem gegen die Kontrolle. Mein Versagen könnte das Ende für alle bedeuten. Mit letzter Willenskraft klammerte ich mich an meiner Freiheit.

Als ich jemanden zu Boden aufprallen hörte, starrte ich direkt auf die Stelle, wo Nate gestanden hatte. Logan hatte ihn zu Boden geschmissen und kam, lächelnd über meine Lage, auf mich zu. Nate jedoch bemerkte dies und stand zügig auf, um Logans Arm auf seinen Rücken zu verdrehen und ihn gegen die Wand zu pressen . Logan entzog ihm flink seinen Arm und schlug Nate mit einer Faust in seine Magengrube. Leicht schwankend zückte Nate ein Messer aus seinem Gurt und wollte ein Messer in Logans Rippen stechen als Jack ankam und ihm das Messer aus der Hand schlug. Ich wollte aufstehen und ihm helfen, doch ich konnte nicht. Verkrampft lehnte ich mich gegen die Wand und presste meine Zähne zusammen. Nate warf mir einen Blick zu und fuhr seinen Kampf fort. Etwas warmes lief mir aus der Nase und das dickflüssige rote Blut tropfte auf meine schwarze Hose. Langsam tränkte sich meine Hose mit meinem eigenen Blut.

Ich werde es nicht zu lassen.

Im nächsten Moment kamen David und Ethan in den Raum eingestürzt und eilten Nate zur Hilfe. David und Nate kümmerten sich um Jack während Ethan sich seinem Vater stellte.
"Zeig was du alles gelernt hast Sohn. Ich glaube lange hält deine Freundin es nicht aus."

Beide schauten zu mir über. Einer mit Besorgnis und Schmerz und der andere mit einem siegessicheren Lächeln. Ich schaute zu Ethan und versuchte ihm zu versichern, dass es mir gut ging, doch in meinem jetzigen Zustand glaubte er es mir natürlich nicht. Er wandelte seine Sorgen in eine Wut um und schlug mit aller Kraft auf das widerwärtige Gesicht seines Vaters, der auf einen leeren Stuhl fiel. Ächzend hob er sich auf und sie gerieten ebenfalls in einen Nahkampf. Im Gegensatz zu Logan verwendete Ethan all seine Gaben gegen ihn und schien viel stärker als Logan zu sein auch wenn er gelegentlich mehrere Schläge einsteckte. Logans Kontrolle auf mir ließ mit jedem Schlag von Ethan etwas ab. Leicht auf den Füßen stand ich auf und ging unauffällig zu den Pfeilern über. Schwach stand ich davor und überlegte, was ich tun könnte als jemand weiteres zu Boden fiel. Es war Jack. Ohnmächtig und von einer Wunde am Arm blutend lag er bewegungslos auf dem Boden. Nicht ein einziger Muskel zuckte und ich hörte auch keinen Atem. Nate und David halfen dieses Mal gemeinsam Ethan und als dann noch Amy und Josh angerannt kamen, blühte in mir die Hoffnung auf.

"Oh Gott, Emily! Wir haben uns solche Sorgen gemacht." rief Amy weinend und stürtze sich auf mich. Vor Schmerzen löste ich mich sofort von ihr und sie schaute mich entschuldigend an.

"Schön, dass es euch auch gut geht. Josh kannst du mir einen Gefallen tun und sofort die Menge an kontrollierten Personen nachprüfen." Bittete ich ihn leise und er rannte zum kleinen Bildschirm auf dem Tisch zu. Währenddessen lehnte ich mich an die Wand. Mein Atem ging stoßweise doch ich hielt es aus.

"81 Prozent." las er verzweifelt ab. "Ab 90 Prozent sollen sie schon teilweise durch das Portal in die andere Dimension gehen. Was sollen wir machen?"

"Zerrt sie von den Stühlen und schaltet sie aus. Ich kümmere mich um den Hauptpfeiler." Sicher trat ich vor das Ungetüm und schluckte verängstigt. Meine Kraft musste ausreichen. Es musste einfach. Zufrieden stellte ich fest, dass Josh und Amy alle vom Stuhl gerissen hatten und gegen sie kämpften. David eilte Amy zur Hilfe als sie von den Haaren runtergezogen wurde.
"Das war es wohl Logan. " rief Ethan und rammte ihm ein Messer in den Magen.

"N-nein der Pfeiler läuft weiter, da es genügend Energie besitzt. Nicht mal sie kann es aufhalten, auch wenn ich sterben sollte, wird es vollbracht werden." Blut spuckend sackte er an der Wand runter und beobachtete uns schwer atmend. Vergeblich presste er seine Hände auf die Fleischwunde, doch es würde nichts bringen. Das Blut quoll durch seine Finger, wie Wasser.

"85 Prozent, Emily!" rief Josh und ich suchte nach der Fläche für die Hand auf dem Gerät.

"Es ist hier Emily!" Ethan rannte auf mich zu und führte mich zur Fläche, die sich an dem Hauptpfeiler befand. Er zog mich in einen kurzen, aber innigen Kuss, die mir Sehnsucht verspüren ließ.

"Ich bin bei dir." flüsterte er und ich legte meine Hand auf die kalte, metallische Fläche. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich darauf mit all meiner Kraft die Kontrolle zu brechen. Ich hatte das Gefühl, dass es mir die Seele aus dem Leib zog. Ich biss auf meine Lippe und brachte sie zu bluten. Ich musste es hinkriegen.

"Du wirst es hinkriegen Emily." hallte Megans Stimme im Raum und die Kette an meinem Hals verbrannte meine Haut. Wimmernd, öffnete ich meine Augen und sah wie die blau und grüne Farbe der Kette in meine Haut eingesaugt und in meine Adern hingezogen wurde.

Es tat weh. Es tat höllisch weh und würde Ethan mich nicht von hinten stützen, hätte ich schon lange aufgegeben.

Schockiert zitterte ich am ganzen Körper als ich bemerkte, das meine Adern blau leuchtend durch meine Haut schimmerten. Megan musste mir die Kraft in der Kette gegeben haben. Scharf zog ich die Luft ein als ein letzter Schmerz mich durchfuhr.
Ich hörte nur noch wie mein Name gerufen wurde als ich jedes Bisschen Kraft auf die Maschine übertrug. Schreiend hörte ich nicht auf, auch wenn es mein Tod bedeuten würde. Hier stand das Leben von Millionen von Menschen auf dem Spiel. Ein Leben dahingegen bedeutete nichts. Ich spürte wie der Hauptpfeiler Funken versprühte und es außergewöhnliche Geräusche von sich gab bevor ich halb bewusstlos von jemandem rausgetragen wurde. Ich nahm noch eine gewaltige Explosion wahr. Die Flammen erreichten uns nicht, doch der Druck schleuderte uns durch den Gang und alle Fenster in der Etage zersprangen. Ich spürte noch den Rauch, der uns umhüllte bevor ich mich ganz der Bewusstlosigkeit gab.

-Ethan-

Hart kamen wir auf dem Boden an und wurden einige Meter geschliffen. Stöhnend erhob ich mich und hustete durch den dichten Rauch, der uns umgab. Emily lag direkt neben mir. Bewusstlos und schwach atmend, zuckten einige ihrer Muskeln in bestimmten Abständen.

Sie zuckte immer stärker, weshalb ich sofort handelte und die Überanstrengung in ihrem Körper zu verringern versuchte, indem ich ihr kurzfristig Gefühle der Ruhe und Erholung vermittelte. Zu meiner eigenen Verwunderung funktionierte es wirklich. Emily atmete einmal stark aus und entspannte sich am ganzen Körper. Das hektische Zucken hörte auf und ihre Atem regulierte sich wieder.

"Ethan! Kommt schnell hier entlang." David presste sich seine Hand vor den Mund und zeigte mit der anderen nach links, in einen Gang, der nicht mit dichten Rauch gefüllt war. Amy und Josh rannten voraus, während ich Emily auf meine Arme hob und David ein zustimmendes Nicken zuwarf. Er ging vor mir durch den Gang und leitete uns durch die Gänge des nun zerstörten Systemgebäudes. Eine Welle an Panik war ausgebrochen und Menschen rannten umher in Kreisen. Die Manipulation musste aufgehoben sein, denn die meisten schienen verwirrt und ahnungslos darüber zu sein, was hier eigentlich geschieht.

"David führe die anderen schon einmal hinaus. Ich folge euch mit Emily gleich." Zwischen dem Krach musste ich ihm die Worte zu brüllen, damit er mich verstand. Er zögerte eine Weile bis er dann Amy am Handgelenk fasste und allesamt zum Treppenhaus rannten.

Vorsichtig lehnte ich Emily an die Wand und strich ihr einmal über die Wange. Unwohl trennte ich mich von ihr und trieb sofort einige Rebellen zusammen.

"Versucht die Menschen so in Kontrolle zu bringen, damit sie sich beruhigen. Wir müssen sofort das Gebäude räumen. Aber egal wie ihr es tut, fügt ihnen kein Leid zu." Zügig nickten sie und schwärmten kurz darauf aus.

Ich achtete darauf immer in der Nähe von Emily zu bleiben und hielt den ersten an, der panisch auf den Gang zu rannte, in dem ich stand.
Breitfüßig stellte ich mich dem Mann in den Weg, dem das Entsetzen ins Gesicht geschrieben war. Ich richtete meine Hand gegen ihn, was ihn nur noch mehr zu verwirren schien.

"Was passiert hier!" rief er aggressiv zu und doch hörte ich wie seine Stimme leicht vor Angst zitterte. Ich sorgte dafür, dass die Demanipulation in seinem Kopf schneller ablief und sofort alle "Vernebelungen" im Verstandsbereich aufhob. Schon innerhalb von acht Sekunden war ich fertig und konnte ihm sogar ein Gefühl der Entspannung vermitteln, sodass er nicht panisch herum irrte.

"Wir haben nicht viel Zeit. Versuche so viele Menschen rauszuschaffen, wie du auch kannst." Mit klarem Kopf sprintete der Mann nun mit vollem Orientierungssinn durch das System. Ich durchzog, dass ganze bei so vielen Menschen durch, wie es mir meine restliche Kraft es erlaubte. Am Ende meiner Kraft angelangt, lehnte ich schnaubend mit dem Rücken gegen die Wand. Der Rauch hatte seinen Weg zu dieser Etage ebenfalls gefunden.

"Nimm Emily und gehe schon! Ich sorge mich um den Rest." Nate war wie aus dem Nichts aufgetaucht und stand mit ernstem Blick vor mir. Einige Sekunden verstrichen bis ich dem zustimmte und Emily wieder auf meine Arme hob. Dankbar nickte ich ihm zu und eilte zu den Treppen. Mit einer Menschenmenge rannten wir die Treppen zur Freiheit hinunter.

Kühle und frische Luft schlug mir ins Gesicht und ich atmete einmal tief ein und aus bevor ich mich weiterbewegte. Ich ließ mich mit Emily irgendwo zwischen all den anderen Menschen auf der Straße nieder.

Jetzt wo das Schlimmste vorüber war, gingen mir die Bilder meines Vaters durch den Kopf. Wie er gequält geguckt und mit seinen Händen versucht hatte die Blutung zu stoppen. Ich hatte ihn umgebracht, doch ich vernahm nur ansatzweise Schuldgefühle. Immerhin hatte er eine ganze Dimension ins Verderben gestürzt und war kurz davor dasselbe mit der anderen zu tun. Er wollte unschuldige Menschen zu Mördern machen.

Seufzend schloss ich meine Augen und strich langsam über Emilys dunkelbraunem Haar.

Es lag nun in der Vergangenheit und nichts konnte mehr geändert werden. Alles war gut, so wie es nun war...oder?

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