29. Vertrauen ist schwer zu gewinnen, aber leicht zu verlieren

„Ich weiß du hast seine Manipulation behoben und das ist unglaublich, wenn ich das so bemerken darf, aber was ist, wenn die Manipulation ihn schon so lange affektiert hat, sodass er nur dem System dienen wird und er uns genau in eine Falle lockt? Vielleicht war es das wirklich für ihm und die letzte Stufe hat ihn so verstrickt manipuliert, dass er auch ohne dem M-Symbol kontrolliert wird." Reed schüttelte leicht den Kopf und alleine an seiner Position hätte man voraussagen können, dass er dem definitiv nicht zu stimmen würde.

Nachdem ich das M-Symbol auf Nates Arm aufgelöst hatte, wurde eine Krisensitzung zusammengerufen. Fast alle Rebellionsangehörigen des Hauptgebäudes hatten sich um den runden Tisch gesammelt, an denen John, Reed, meine Freunde und ich saßen. Nate war nicht hier.

„Dazu kann ich mich leider nicht äußern. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass ich es selbst nicht weiß... Ich weiß nicht, ob Nate zu hundert Prozent vertrauenswürdig ist, aber uns bleiben nicht viele Optionen übrig. Uns rinnt die Zeit davon." vergeblich versuchte ich sie umzustimmen, doch sie würden nicht nachlassen. Ich konnte sie verstehen, aber als die Auserwählte musste ich doch persönlich auch handeln und in der Prophezeiung stand nicht, was ich machen sollte, um Frieden zu erreichen. Was war meine Rolle? Mit Nate und den anderen auf das Systemgebäude überraschend loszugehen, hörte sich vielversprechend an.

„Emily du sagst es doch selbst. Du bist die prophezeite Person, deshalb respektiere ich dich auch, aber dieser Plan ist zu riskant und hat keinen genauen Ziel." John starrte mich mit einer eisernen Miene an und ich verkroch mich etwas tiefer in mein Stuhl. Meine Freunde unterstützten mich nicht, doch sie äußerten sich auch nicht dagegen. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
„Erlaubt mir Nate hierher zu holen. Ich bin mir sicher, dass er euch selbst alles erzählen wird."

„D' accord, aber erhoffe dir nicht zu viel." Reed nickte mir kurz zu und ich sprang von meinem Stuhl auf. Ich musste es schaffen. Ich musste sie überzeugen. Nate würde uns nicht verraten. Er wollte, dessen ungeachtet was alles in seiner Vergangenheit passiert war, einer von uns werden und er hatte sich all seine Fehler eingestanden. Nate hatte erkannt, dass das System auf den falschen Weg führte. Zaghaft klopfte ich an seine Tür und machte sie langsam auf.

„Nate ich brauche deine Hilfe. Ich habe mit den anderen über deinen Vorschlag gesprochen und es sieht nicht wirklich gut aus. Du musst mit ihnen reden Nate." Nate saß auf einem Stuhl und las allem Anschein nach ein Buch. Er schmunzelte etwas und legte das Buch beiseite als er mich verzweifelt ankommen sah. „Es ist verständlich, dass sie so handeln Emily. Ich hätte es an ihrer Stelle ebenfalls getan. Ich werde aber trotzdem versuchen sie zu überreden. Nur deinetwegen. Du hast so viel vertrauen in mich gehabt, dass ich dich jetzt nicht so hinterlassen kann." beim Vorbeigehen rubbelte er mir über den Kopf und ging den Stimmen hinterher. Eins musste ich ihm lassen...er war durch und durch geeignet ein Spion zu sein. Er bewegte sich leise und geschmeidig und obwohl er sich hier nicht auskannte fand er problemlos den Weg. „Nate warte auf mich!" rief ich ihm hinterher und rannte zu ihm. Schweigend betraten wir beide den Raum und ich sah wie Nates Muskeln sich verspannten. Sein Blick analysierte jeden einzelnen der Menschen bevor er sich auf den Stuhl niederließ. „Es tut mir leid für so viel Aufregung gesorgt zu haben. Ich werde nicht lange über meine Vergangenheit reden, ihr wisst sicher alle das Wichtigste darüber. Was nun wichtig ist, ist was vor uns liegt. Ich habe den Vorschlag schnell anzugreifen nur gemacht, da das System ein Notfallplan hatte, für den Fall der Sprengung der Pfeiler. Das System hat neben ihrem Hauptplan mehrere Nebenpläne, damit auch im schlimmsten Falle alles perfekt verläuft. Sie wollen ihre ganze Welt makellos errichten. Euer Anschlag hat leider nichts gebracht." Nate seufzte und setzte sich aufrecht hin. Ich blieb fassungslos nebenan stehen. Ich war überzeugt davon, dass das Risiko, das wir eingegangen waren, sich mindestens gelohnt hatte. „Der Hauptplan war es die Pfeiler in der anderen Dimension weltweit zu verteilen und die Menschen zu kontrollieren, versklaven und teils gegenseitig umbringen zu lassen, damit sie die Dimension auch unter ihre Klauen reißen und bevölkern konnten, aber da ihr nun ihren Hauptplan zum Glück durchkreuzt habt, wird Plan B durchgeführt. Das System hat Pfeiler im Hauptgebäude gelagert, nicht genügend, um die andere Dimension gänzlich zu kontrollieren, aber um hier eine Armee aufzustellen. Sie werden die Pfeiler in dieser Dimension anwenden. Die große Armee, die sie dann besitzen, wird dann durch Portale in die andere Dimension geschickt und den Rest könnt ihr euch vorstellen. Sie werden selbst alle niederschlagen, ob Kinder oder unschuldige Menschen. Alle, die in ihrem Weg zur Eroberung stehen. Mit der Zeit werden sie dann immer mehr an Macht erlangen und den ersten Plan vollenden. Das war leider noch nicht alles. Die Pfeiler sind darüber hinaus doppelt so stark und haben eine besondere Eigenschaft. Sie kann Menschen mit ausgeprägteren Gaben aufspüren. Das System will natürlich stärkere Krieger haben, die nicht nur eine Überlastung, sondern auch Selbstkontrolle, Manipulation, Kontrolle über andere Körper, Illusionen und und und beherrschen. Sie wollen auch dich Emily. Als prophezeite Person besitzt du als einzige all diese Gaben und obendrein noch viel ausgeprägter als jeder einzelne in dieser Dimension. Du wärst die ultimative Waffe. Der neue Anführer des Systems wird bald seinen Platz annehmen und dann kann sie niemand mehr aufhalten. Dies war der Grund wieso ich meine Hilfe angeboten habe. Ich will nicht, dass dies passiert." Nate atmete tief aus und ich konnte wieder einmal nicht sagen, was er fühlen mochte. Die kalte Fassade, die er jedes Mal hochzog, war einfach undurchdringbar. Und es war nicht leicht zu verdauen, dass das alles uns keinen Schritt weitergebracht hatte und dass das System mich für ihre grausamen Pläne wollte. Ich spürte wie mein Blut schneller durch meine Adern gepumpt wurde. Sie wollten mich nicht töten, sondern mich in ihr krankes Spiel verstricken.

„Was sollen wir jetzt machen?!" warf Amy geschockt ein. Niemand hatte das erwartet und in jedem Gesicht stand der Schock und die Hoffnungslosigkeit geschrieben.

„Wir müssen angreifen und Nate ist derjenige, der uns dorthin führen kann. Es ist simpel, wenn wir die Pfeiler dort auch zerstören und den Anführer des Systems stürzen bevor er seine Position seinem Nachfolger übergeben kann, können wir diesem Spiel ein Ende bereiten." Ethan versuchte seine Stimme gelassen zu halten, doch auch ihn plagte die Aufregung und Enttäuschung.

„Ich nehme an, dass wir keine andere Wahl haben. Ich bin mir nicht sicher, ob das, was du uns erzählst die Wahrheit ist Nate, aber es war sowieso die Zeit gekommen, anzugreifen. Bevor wir es jetzt endgültig beschließen, wollte ich euch alle in diesem Raum fragen, ob ihr bereit seid ihm zu vertrauen und den Angriff zu starten. Wenn ihr uns..." er deutete auf meine Freunde, John und mich. „...auf diesem Wege unterstützen wollt, tretet hervor. Ihr werdet nicht gezwungen. Ihr dürft jederzeit gehen." Reed stand langsam auf und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab. Sein Blick fragend auf die Menschenmenge hinter mir gerichtet. Unentschlossen blickten sie sich an und standen wie angewurzelt an ihrer Stelle. Keiner traute sich einen Schritt zu wagen. Ich hielt den Atem an und schaute Ethan mit schüttelndem Kopf an. Wir waren verloren. „Ich gehe die Nebenquartiere kontaktieren. Für den Angriff brauchen wir alle Rebellen, die sich weltweit bereit erklären dem ein Ende zu setzten und nur damit ihr es wisst...auf mich könnt ihr zählen. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet." mit diesen Worten stürmte Alev aus dem Zimmer und hinterließ die Menschenmenge mit Schuldgefühlen hinter sich. Doch ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auf Alev war immer Verlass, obwohl ich sie nicht wirklich kannte.

Ein Junge in unserem Alter trat unsicher hervor. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, sodass man nicht wirklich sein Gesicht erkennen konnte, aufgrund der weißblonden Haare, die vor seinem Gesicht fielen. „Wir müssen dem eine Ende bereiten und ich werde mitkommen. Egal was passieren mag...auch wenn ich sterben sollte und wir es doch nicht schaffen sollten, weiß ich dann zumindest, dass wir es versucht haben. Das wir nicht tatenlos zu gesehen haben als sie unschuldige Menschen umgebracht haben wie in unserer Dimension. Es ist schwer genug zu wissen, dass sie unzählige Menschen in dieser Dimension umgebracht haben und weiterhin umbringen und ich hier stehe anstatt zu handeln." er hob seinen Kopf hoch und schaute jeden motivierend durch seine moosgrünen Augen an. Seine Stimme gewann an Stärke und Sicherheit. „Ich weiß nicht wie ihr es sieht, aber wir müssen kämpfen. Für alle, die in diesem Kampf gegen dem System ihr Leben verloren haben, ihrem Willen entraubt wurden und auch für uns. Wenn ihr das, was ihr habt Leben nennt...das ganze Verstecken und ein Leben voller Angst und Schrecken, dann weiß ich nicht weiter. Ich habe aber genug von der Unterdrückung. Wir können eine bessere Zukunft schaffen." Er drehte sich um und wartete hoffnungsvoll. Fasziniert sah ich wie die Menschen einzeln hervor traten, um uns zu unterstützen. Dies hatten wir nur dem Jungen zu bedanken und da war ich mir sicher. Mein Lächeln verschwand wieder als ein kleiner Schmerz mich durchfuhr, der durch meine Brandwunde verursacht wurde. Ich hatte es mir heute zwischendurch im Bad angesehen und es sah schrecklich aus. Spuren würden bleiben auch wenn die Wunde wieder heilen würde, aber darüber musste ich mir keine Sorgen machen. Vielleicht würde ich all dies hier nicht überleben. „Ist alles in Ordnung?" fragte mich Ethan besorgt und zog mich vorsichtig an der Taille zu ihm. „Alles bestens nur...ich habe Angst Ethan. Bald wird alles sein Ende erreichen, aber ob es ein gutes Ende wird?" Ich stützte meinen Kopf an seine harte Brust und schlang meine Arme um seinen Körper. Er schmunzelte leicht und hob mit einer Hand mein Kinn etwas an. „Solange wir alle zusammenhalten, kann nichts schief laufen. Mach dir keine Sorgen." Mein Blick glitt auf seine Lippen und sein Lächeln wurde breiter. Er bückte sich etwas zu mir unter und unser Lippen trafen aufeinander. Wir küssten uns nur ganz kurz, aber schon dies ließ mich wackelig auf den Beinen werden. „Ich bin gleich wieder da." sagte Ethan noch schnell bevor er sich von mir löste und auf John steuerte. Als ich bemerkte, dass meine Kette sich erwärmte, beeilte ich mich um in einem Raum alleine zu stehen, denn wenn ich in eine Erinnerung glitt, blieb die Zeit nicht für die anderen stehen. Ich war nur wie in Trance. Inzwischen wussten meine Freunde davon Bescheid und fanden dies selbst etwas außergewöhnlich. Zügig hastete ich aus dem Zimmer und ging in irgendeinen Raum nebenan. Es war ein kleines Arbeitszimmer, doch länger konnte ich die Erinnerung nicht zurückhalten. Ich setzte mich hin und schloss meine Augen zu.

Edwin. Ich brauche deine Hilfe. Ich habe mich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Wenn ich wütend werde, kann ich mich nicht mehr aufhalten. Bitte du musst mir helfen. Ich will Menschen nicht wehtun Edwin. Bitte." schluchzend warf Megan ihre Arme um den Mann vor ihr, der anscheinend Edwin hieß.

Wir kriegen das schon hin Megan. Ich liebe dich und werde alles tun was in meiner Macht steht, um dich zu beschützten und dir zu helfen. Es ist mir nicht wichtig, ob du von einer anderen Dimension stammst. Ich werde immer bei dir bleiben. Es muss an deinen Gefühlen liegen. Deine Mutter ist vor kurzem gestorben und seitdem sind deine Gaben auf irgendeine Art sensibler geworden. Du brauchst nur etwas Zeit, um dich wieder zu sammeln. Das ist alles." hektisch redete er auf sie ein, um sie beruhigen. Er hielt sie fest in seinen Armen als würde sie ihm jede Sekunde aus den Armen entgleiten. Beide standen sie draußen auf einer leeren Straßen, die durch den Mondschein erleuchtet wurde. Einige Laternen leuchteten in der Ferne ansonsten war die Straße in Dunkelheit getränkt. Ich spürte die schmerzenden Schuldgefühle, die an ihr nagten.

Edwin ich kann nicht bei dir bleiben. Eines Tages würde ich auch dich verletzten. Ich muss mich selbst unter Kontrolle bringen bevor ich an ein Leben an deiner Seite denken kann. Ich könnte dich verletzten oder noch Schlimmeres. Es tut mir leid." Die Tränen liefen ihr ununterbrochen über die Wangen auf seine Jacke und tränkten diese. Weigerlich löste Megan sich von ihm und drückte einen Kuss auf seine Lippen. Ihr Blick strahlte Sehnsucht aus.

Nein." seine Hand klammerte sich an ihrer Jacke fest bevor sie für immer verschwinden würde. Er fühlte es, dass dies ein Abschied war. Vielleicht das letzte Mal, dass er sie sah. „Megan du darfst nicht gehen. Ich brauche dich so wie du mich brauchst. Wegzurennen wird uns beiden nur schaden und vielleicht kann ich dich dann nie wieder sehen. Megan ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde. Lass mich dir helfen. Vertraue mir." er flehte sie an und zwang sie in seine Augen zu blicken. Sie verharrten eng bei einander und niemand traute sich etwas zu sagen. Ich trat einige Schritte näher und schlang meine Arme um meinen eigenen Körper. Es fing an zu nieseln. Eine kühler Windstoß, der durch mein Mark ging und das Blut in meinen Adern erfror.

Trotz allem lösten sie sich nicht voneinander, obwohl aus dem Nieseln ein Regensturm wurde und sie bis auf ihre Knochen durchnässte. „Edwin..." ihre Stimme brüchig und von jeglicher Hoffnung getrennt. „Du warst derjenige, der mich wieder zum Leben geholt hat. Mir einen Grund gegeben hat überhaupt erst weiterzuleben. Ich kann dich nicht in Gefahr bringen nur weil du mir helfen wolltest. Ich werde wieder kommen...irgendwann und ich werde dich finden. Edwin lass mich gehen." Er schüttelte widerstrebend den Kopf und brachte seine Lippen wieder zu ihren. Er schloss seine Augen und bereitete sich auf den schmerzvollen Abschied vor. Er würde sie gehen lassen, wenn es das war, was sie von ihm verlangte. Wenn es das war, was sie glücklich machen würde. Nachdem Kuss taumelte er nach hinten. „Geh, wenn du gehen willst, aber vergiss nicht, dass du einen Teil von mir mitnimmst. Ich werde immer bei dir sein, egal wo du bist, was du tust und womit du auch immer zu kämpfen hast. Megan ich werde warten. Auch wenn es eine Ewigkeit dauert. Ich werde auf dich warten." seine Stimme wurde immer leiser und war schmerzerfüllt. Es tat mir nur weh zu zu sehen. Sie würde nicht gehen. Sie würden ihn nicht hinterlassen. Sie wollten doch nicht gehen. Ich spürte es.

Edwin ich werde dich finden, da du auch meine Hälfte bei dir trägst. Ich werde zu dir zurückkommen. Versprochen. Lebewohl mein Geliebter." Ihre Augen leuchteten wie zwei Smaragde in der Nacht und sie verschwand mit einer enormen Geschwindigkeit in der Dunkelheit der Nacht. Edwin stand wie angewurzelt an der Stelle und ließ sich auf seine Knie fallen. Leise wiederholte er ihren Namen und ihre letzten Worte. Das Gesicht vergruben in seinen Händen.

Ich schloss meine Augen und wartete darauf wieder in meiner Gegenwart zu landen. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und war wieder in dem Arbeitszimmer. Megan saß neben mir. Sie starrte auf den Boden. „Ich hätte nie gehen dürfen. Es war ein Fehler." murmelte sie vor sich hin. „Wieso bist du gegangen? Ich habe doch gespürt, dass du bei ihm bleiben wolltest. " fragte ich ihr entgegen. Ihr Blick richtete sich auf mich und sie lächelte halbherzig. „Ich dachte, dass ich keine andere Wahl hätte. Ich hätte alles getan, um die Personen zu beschützen, die ich liebe... auch wenn es für mich hieß sie zu verlassen. Doch wie schon gesagt, es war ein schrecklicher Fehler. Was du daraus lernen sollst, ist nicht denselben Fehler zu begehen, den ich begangen habe. Wenn es auch wirklich bei dir passieren sollte und deine Gaben sensibler werden, wende dich nicht von den Menschen ab, die dich lieben. Du musst ihnen vertrauen. Glaube mir du kannst ihnen immer vertrauen." eine Träne schimmerte in ihren Augen bevor sie sich auflöste und mich alleine im Zimmer hinterließ.

„Oh ich wusste nicht das Sie hier sind Miss Wyler. Es ist mir eine Ehre Sie kennenlernen zu dürfen." Der Junge von vorhin stand im Türrahmen und verbeugte sich leicht vor mir.
„Nenne mich einfach Emily und bitte verbeuge dich nicht vor mir." ich lächelte und stand auf.

„Ich muss dir danken ohne dich wäre niemand mitgekommen. Wie heißt du eigentlich?"

„Ich bin Adrian. Das war doch gar nichts. Ich habe nur das gesagt, was gesagt werden musste. Sie waren sich nicht im Klaren, ob sie kommen wollten. Die Menschen haben schon vor langem ihre Hoffnung verloren. Zeit es wieder zu finden." er zwinkerte und zog einen Stuhl an sich ran. Er deutete mir mich wieder hinzusetzen und ich folgte seinen Anweisungen. „Neben all dem spüre ich noch einen Grund warum du unbedingt ins Hauptgebäude des Systems willst. Du musst es mir natürlich nicht sagen, aber es bedrückt dich anscheinend sehr." Überrascht, dass er so etwas spüren konnte, beachtete ich ihn ernst. Ich zögerte eine Weile, denn ich wusste nicht, ob ich ihm das anvertrauen konnte. Leicht nickte ich als ich damit beschäftigt war, mit einer Hand, die Kette zu umklammern.

„Ja etwas muss ich noch machen, von dem noch niemand Bescheid weiß. Ich wollte es den anderen nicht sagen, da es sowieso mit der Stürzung geklärt wird. Es geht um meinen totgeglaubten Großvater. Er ist in ihrer Gefangenschaft. Ich hoffe nur, dass es ihm gut geht. Ich habe ihm versprochen ihn dort rauszuholen. Ich muss es schaffen."

„Du bist nicht die Einzige mit dem Problem." er lächelte traurig und atmete einmal tief durch bevor er weitersprach.

„Sie haben meine ältere Schwester Catrin gefangen genommen, da sie feste Beweise für ihre Taten gesammelt hatte, die direkt eine Stürzung garantieren würden. Die Beweise, die sie am Anfang gesammelt hatte, genügten ihr nicht und sie schmuggelte sich in ihr Gebäude, um jeden einzelnen Gang, jeden Plan und jede Information herauszubekommen, doch sie wurde erwischt. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen, doch meine Eltern haben mich zurückgehalten. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem meine Mutter mich fest umarmte und mir weinend immer wieder zu flüsterte, dass ich sie nicht auch verlassen sollte. Es tat mir so weh...sie so gebrochen zu sehen. Ich versprach es ihr, bei ihr zu bleiben, doch meine Eltern waren dann diejenigen, die mich verließen. Das System hatte sie umgebracht. Ich hatte Rache geschworen, doch erst musste ich meine Schwester retten. Sie war immer mein Vorbild obwohl sie nur zwei Jahre älter war als ich. Also beschloss ich mich der Rebellion anzuschließen. Kein Tag verging an dem ich nicht an meine Schwester denke, denn ich befürchte, ich könnte sie vergessen und für immer verlieren, wenn ich dies nicht tue." Ich starrte ihn nur an als er zu ende gesprochen hatte. Beim Erzählen hatte er seine Gefühle für mich zugänglich gemacht und es schmerzte mich zu sehr, dass ich nach einer Zeit sie schon verlassen hatte. Mit geschwollenen Augen betrachtete ich ihn weiter. Ich konnte keine Kraft aufsammeln ihm zu antworten.

„Tut mir leid. Ich hätte dir das nie erzählen dürfen, aber ich bin mir sicher, dass du das Gefühl kennst, jemandem einfach seine Gefühle...seine Schmerzen erzählen zu wollen, damit sie einen nicht mehr so schwer auf dem Herzen liegen. Vielen Menschen geht es so Emily. Wir zwei sind nicht die Einzigen. Manche haben nicht das Glück, dass ihre Familienangehörigen noch leben." Stille. Er sprach nicht mehr weiter. Schwach, selbst noch Wörter darauf zu finden.

„Du hast Recht Adrian. Es liegt nun an uns dies in der Zukunft zu verhindern. Lass es uns angehen und das System stürzen. Sie haben genügend Schmerzen in die Welt gesetzt."

Entschlossen stand ich auf und reichte ihm meine Hand. Er musterte mich kurz und ergriff dann meine Hand.

„Zeit alldem ein endgültiges Ende zu bereiten."

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