23. Die Stunde der Offenbarung

Eigentlich war ich so müde, dass ich nur noch ins Bett wollte. Ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen, doch die anderen mussten erfahren, wer ich in Wirklichkeit war. Es hatte sich schon komisch angefühlt zu erfahren, dass man sich selber nicht kannte. Mein Leben und meine Identität waren eine Lüge gewesen, die so real wirkten, dass ich ihnen mein Leben lang geglaubt habe, ohne diese ein einziges Mal zu hinterfragen. Ich hatte daran geglaubt eine durchschnittliche Person zu sein, die ein normales Leben führen wird und irgendwann Sterben und in Vergessenheit geraten wird. Die Situation, in der ich mich befand wirkte so surreal, dass es mich an Albträume erinnerte. Ohne meine Freunde und meine Familie hätte ich nicht soweit kommen können. Ohne sie hätte ich nicht so stark sein können.
"Ethan bevor wir nach unten gehen, muss ich noch etwas erfahren... Diese Frage schwebt schon die ganze Zeit in meinen Gedanken und einmal hiervor hatte ich dich nochmal gefragt. Du kamst leider nicht dazu zu antworten...Auch nachdem es zwischen uns gefunkt hat, hast du darauf geachtet eine Lücke zwischen uns zu halten. Ich will nur wissen, wieso?" müde betrachtete ich ihn. Er sah auch erschöpft aus. Seine dunkelblonden Haare standen in jede Richtung ab und seine Lippen formten ein halbherziges Lächeln.

"Es hat keinen bestimmten Grund Emily." er seufzte. "Es ist nur,...ich habe Angst dich zu verletzen. Allen Menschen, die ich wertschätze oder liebe, stößt etwas Schreckliches zu. Ich habe Angst dich zu verlieren Emily und da du die prophezeite Person bist, gibt es keine Möglichkeit mehr für mich dich von alldem zu beschützen." er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und schaute mich liebevoll an. Seine Worte trafen mich schmerzlich. Ethan hatte vieles in seinem Leben verloren, seine Eltern und seine Freunde, die für ihn wie eine neu gefundene Familie wirkten und das Schlimmste war es, dass er gegen seine eigenen Freunde kämpfen musste.
"Ethan. Solange wir zusammen sind, kann uns niemand etwas anhaben. Verspreche mir eins und zwar, dass du mich nie verlassen wirst." ich lächelte ihn an.
"Versprochen." er bückte sich etwas mehr zu mir unter und wir vereinten uns in einen kurzen sanften Kuss. Ich hatte dieses Gefühl, diese Wärme von seinen Lippen vermisst. Es war als ob wir diese Entfernung zwischen uns überbrückt hatten.
"Wir sollten bevor es noch später wird zu den anderen gehen." er nickte und führte mich, mit dem Brief in der einen Hand, runter.

*

"Was?! Du bist schon die ganze Zeit über die prophezeite Person gewesen?!" David sprang auf und rannte nervös im Zimmer auf und ab.
"Emily das wird zu gefährlich für dich. Ich kann und darf das einfach nicht zulassen." mein Vater blickte entsetzt zu meiner Mutter und mein Bruder starrte mich, genauso wie Amy, ohne etwas zu sagen, an.
"Das heißt, sie ist die Prinzessin!" rief Josh jetzt dazwischen und sorgte für Ruhe im Raum. Ich hatte schon gedacht, dass Ethan und ich das schwer aufgenommen hatten, aber das hier war doppelt so schlimm gewesen. Dabei musste ich diejenige sein, die ausrastete, doch ich war zu müde und erschöpft für solch einen Ausbrecher. "Ja, sie ist die neue Thronerbin." sagte Ethan ernst und lehnte sich an die Wand. Alle Blicke hafteten auf mir und ich blickte in diverse schockierte Gesichter. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut, denn sogar meine Eltern starrten mich an.
"Mein Titel hat nichts zu bedeuten." wiederholte ich heute zum zweiten Mal. "Und ich werde mein Bestes tun, um die Dimensionen zu retten. Wenn ich das nicht tun sollte, sind wir alle sowieso tot oder willenlose Sklaven des Systems. Also bitte erspart uns alle eine lange Diskussion." Stille. Ich hatte mich auf jede Antwort gefasst gemacht, aber nicht auf Stille. Niemand sagte etwas. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also erwiderte ich das Starren und blieb stehen.
"Emily du bist erschöpft. Gehe lieber schlafen." Ethan stellte sich zu mich. Ich nickte und war erleichtert von Ethans Rettung. Auf leisen Sohlen drehte ich mich um und verließ langsam das Zimmer. Aus ihrer Sichtweite sprintete ich auf mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Leise miaute es in der nächsten Sekunde und mein Kätzchen schmiegte sich an mich. Die Wärme, die sie ausstrahlte, schickte mich schneller in einen traumlosen Schlaf.

*

Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht auf. Kein Albtraum hatte mich geplagt.
Träge zog ich mich in mein Badezimmer und öffnete den Wasserhahn, um mein Gesicht zu waschen. Ich schloss meine Augen und warf das kühle, erfrischende Wasser gegen mein Gesicht. In dem Moment als mein Blick auf den Spiegel fiel, begann ich zu schreien und stolperte zur Seite. Eine junge Frau gekleidet in einem Gewand mit schwarzen Haaren und grünen Augen stand direkt vor mir.
"Erinnerst du dich nicht mehr an mich Emily." sie lächelte mich an.
Mit rasendem Herz versuchte ich mich an sie zu erinnern. "Du..du warst in meinem Traum gewesen und hattest mich von alldem gewarnt." meinte ich stotternd und stellte mich aufrecht hin. Sie war leicht durchsichtig gewesen wie mein Großvater.
"Emily?!" Amy klopfte an der Tür. "Ist alles in Ordnung? Ich habe dich schreien gehört."
Ich blickte zur Frau gegenüber mir "Schicke sie bitte weg." flüsterte sie warmherzig. Zögernd nickte ich.

"Alles in Ordnung Amy. Ich bin gleich unten." rief ich ihr zu.

"Okay. Ich wollte dir noch sagen, dass wir uns gestern Nacht noch entschlossen haben, heute noch in unsere Dimension zurückzukehren. Deine Eltern waren schwer zu überreden und Kieran wollte unbedingt mitkommen. Aber jetzt ist alles geklärt. Ist das in Ordnung für dich?" fragte sie hinter der Tür. Heute schon?
"Ja!" Ihre Schritte entfernten sich und ich wendete mich wieder ihr zu.

"Emily. Ich bin Megan Arden." Meine Augen weiteten sich vor Schock und ich verbeugte mich vor ihr.

"Nein, bitte verbeuge dich nicht. Schließlich bist du die Thronerbin." sagte sie lächelnd.

"Wieso ich? Ich bin zu schwach für all dies und außerdem habe ich keinen Ahnung wie man überhaupt regiert." Ich seufzte verloren in meinen Gedanken.

"Du bist stärker als du denkst und hast außerdem Freunde, die immer für dich da sein werden. Der einzige Grund, wieso ich jetzt hier stehen kann, ist die Kette an deinem Hals. Sie verbindet uns beide. Damals als ich sie von meiner Mutter bekam, erfüllte mich ein Gefühl der Sicherheit. Wie du vielleicht festgestellt hast, ist das keine normale Kette. Sie wird dir bei der Entfaltung deiner Kräfte helfen." sie betrachtete die Kette und schien sich an alte Zeiten zu erinnern.

"Wie kann sie mir helfen?" fragte ich vorsichtig nach. Auch mein Großvater hatte dies erwähnt.
"Ich habe einen Teil meiner Kraft und meiner Erinnerung in dem Stein gespeichert. Die "trainierte" Kraft in dem Stein wird der Kraft in dir den Weg zeigen und die Erinnerung von mir werden dir Erfahrung geben. Wann genau die Erinnerung auftauchen werden, kann ich dir nicht sagen, aber solange du die Kette trägst, wird deine Kraft leichter für dich zu kontrollieren und trainieren sein." sie drehte sich um und ging in mein Zimmer. "Ich muss gehen, aber ich werde wieder kommen. Mach's gut, Emily Wyler." sie umarmte mich und löste sich auf. Mich konnte nichts mehr so plötzlich überraschen, mein Leben war zu surreal dafür.

Schleunigst packte ich meine Sachen zusammen und verließ mein Zimmer. Ich atmete tief durch und klopfte an die Tür von Ethans Zimmer. "Herein." sagte er munter.

"Ethan ich muss dir noch erklären, was gestern passiert ist, aber bitte raste nicht aus." sagte ich und ließ mich auf den Stuhl fallen. "Wieso sollte ich ausrasten?" fragte er mit hochgehobener Augenbraue.

"Jack." sagte ich zögernd und beachtete ihn vorsichtig. Er ließ alles liegen und setzte sich wartend vor mich hin.

"Ich war gestern noch bei Lucy und auf dem Heimweg bin ich auf ihn gestoßen. Er hat mir erklärt, dass er hinter dem Vorfall von Vorgestern steckt. Die Maschine, die du zerstört hast, ist eines seiner schwächsten Pfeiler. Er hat stärkere mit denen er über 500 km Menschen und sogar euch, obwohl eurem Schutz, kontrollieren kann." Ethan saß vor mir ruhig und gelassen. Doch in seinen meerblauen Augen konnte ich einen Sturm aufbrausen sehen.

"Hat er dir was angetan?" fragte er ernst.

"Wir hatten einen kurzen Kampf bis ich weggerannt bin. Ich konnte mich selbst kontrollieren Ethan."

"Noch ein Beweis dafür, dass du prophezeite Person bist. Die Selbstkontrolle können nur einige nach jahrelangem Training erreichen." er lachte. "Wir müssen jetzt los. Den Rest besprechen wir mit den anderen in unserer Dimension."

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