14. Die falsche Wahrheit

Wir saßen alle im Wohnzimmer. Die Stille, die diesen Raum umhüllte, machte mich total verrückt. Es war das erste Mal, das ich meinen Bruder belogen hatte. Nervös und Schuld fühlend versuchte ich still zu sitzen. "Emily." Kieran seufzte "Sag mir bitte einfach die Wahrheit." Verlegen schaute ich zu Boden und nickte leicht. Bevor ich mit der Wahrheit rausrückte, warf ich Ethan einen Blick zu, der nur mit einem schwachen Lächeln antwortete.

"...Darf ich alleine mit meinem Bruder sprechen?" entschuldigend leitete ich sie zum Gästezimmer. Als ich wieder im Wohnzimmer war, wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Das was in den letzten Wochen passiert war, war nicht wirklich glaubwürdig.

"Kieran...du weißt ja ich wollte mit meinen Freunden in die Türkei." er nickte nur "Ja, da waren wir auch bis Jack mich durch ein ähm wie soll ich es sagen...Portal in eine andere Dimension geschickt hat." Kieran schaute mich nur an und ich konnte echt nicht sagen, was er gerade dachte. Ein weiterer Moment verging bis er in Gelächter ausbrach. Unwillkürlich musste ich mitlachen. "Portal? Andere Dimension? Emily du sollltest aufhören zu lügen oder weniger Bücher lesen. Du bist ziemlich schlecht darin Szenarien zu erfinden." er war schon rot geworden, aber konnte nicht aufhören zu lachen. "Kieran!" meine Stimme wurde ernster "Ich sage die Wahrheit. Es gibt wirklich eine andere Dimension und es wird wahrscheinlich einen Krieg zwischen unserer und deren Dimension geben." Ich deutete auf das Gästezimmer, wo sich mein "Team" befand. Kierans Ausdruck änderte sich, doch glauben tat er mir nicht.

"Es ist nicht mehr lustig. Du willst mir doch nicht glauben lassen, dass es eine weitere Dimension gibt. " Ich nickte. An seiner Stelle hätte ich dasselbe getan. Mir nicht geglaubt.

"Kieran...ich weiß, ich habe dir mein ganzes Leben lang vieles erzählt, darunter auch schwachsinnige Sachen, aber ich habe dich bis zum heutigen Tage nie angelogen. Das mit den Austauschschülern war eine Lüge und es fällt mir immer noch schwer zu glauben dich angelogen zu haben. Glaube mir Kieran das ist die Wahrheit." Nachdenkend betrachtete er mich. Er wusste, dass das stimmte. "Schwesterherz...es ist nicht leicht an so etwas zu glauben, wenn du verstehst. Du erzählst mir etwas von Dimensionen, Portalen und Krieg, aber andererseits konnte ich dir immer vertrauen. Ach was soll's...ich glaube dir, denn wen soll ich denn sonst glauben, wenn nicht meiner Schwester. Wieso hat Jack das getan. Dich in so große Probleme verwickelt. Und wie konnte er das überhaupt anstellen, einen Portal öffnen?" Innerlich brannte er vor Wut und würde Jack in der ersten Sekunde, bei der er ihn sieht, umbringen wollen.

"Er ist von der anderen Dimension und gehört dem System an. Das heißt, zusammengefasst, er ist von den Bösen. Bevor er mich in das Portal schubste, erwähnte er sich zu freuen, um mich in der Zukunft vernichten zu dürfen. Und nein ich weiß nicht wieso." Ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen, denn Kieran kochte vor Wut. "Er meinte, dass er dich vernichten will!? Wenn ich ihn in die Finger bekomme ist er tot. Dieser..."

"Kieran er hat besondere Gaben." unterbrach ich ihn. "Du könntest nicht einmal in seine Nähe gelangen und du wärst...tot." Entsetzt blickte er mich an, weshalb ich ihm alles von Anfang an erzählte bis aufs kleinste Detail. Das ich Ethan geküsst hatte, lies ich jedoch aus.

Ich hatte mich schnell in Ethan verliebt. Ich fühlte zu ihm eine starke Bindung, als ob ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen würde. Nachdem Kuss hatte ich mit Ethan nicht wirklich darüber gesprochen oder sonst über irgendwas. Er hielt seit jenem Tage etwas Abstand zu mir, was ich nicht nachvollziehen konnte. Hatte ich etwas falsches gesagt? Ich hatte keine Ahnung, wie es nun mit uns stand.

"Okay. Wo beginnt nun eure Suche nach der prophezeiten Person." Kieran riss mich aus meinen Gedanken. "Genau hier in London...an meiner Schule." irritiert schaute mich Kieran an.

"An deiner Schule?"

"Ja, so sagen es die Koordinaten. Ich werde versuchen Mr. Cross zu kontaktieren, um ein Blick in das Schularchiv zu werfen." ich lächelte breit.

"Denkst du wirklich der Schulleiter würde einer Schülerin erlauben in diverse Schülerakten zu schauen und das noch mitten in den Sommerferien?!" sagte Kieran.

"Ich werde es zumindest versuchen ansonsten müssten wir seine Gedanken manipulieren." ich zuckte bei meinen eigenen Worten zusammen. Einen anderen Menschen zu manipulieren. Keiner von uns wollte dies tun, doch im schlimmsten Falle würde es so ablaufen. Auch Kieran schien unwohl darüber zu sein, doch andere Optionen hatten wir nicht.

"Wann wollt ihr anfangen?" fragte er leise nach.

"Morgen. Ach und Kieran sag unseren Eltern nichts. Sie würden nur darüber ausrasten und mich zu einem Psychologen schicken." verständnisvoll nickte er und lachte dabei.

"Deine Austauschschüler müssten es langsam langweilig haben." lachend stand er auf und zog mich auf meine Beine. Als ich die Tür zum Gästezimmer öffnete saßen alle stumm ich Zimmer verteilt. Sie redeten nicht. Was ist bloß los mit ihnen? Seitdem wir in meiner Dimension waren, schwiegen sie alle. "Hallo ich bin Kieran. Wir ihr schon bestimmt wisst. " er lachte breit und streckte seine Hand zu Ethan aus.

"Hallo ich bin Ethan." er schüttelte seine Hand und ging zur Seite, damit sich alle formal kennenlernen konnten. "Kieran weiß nun von allem Bescheid, aber meine Eltern werden es nicht wissen. Also ihr seid immer noch Austauschschüler aus...ähm...Canada?" Lachend stimmten sie mir zu.

"Kieran? Wo sind unsere Eltern eigentlich?" er jetzt fiel mir es auf, dass sie gar nicht da waren.
"Emily sie sind für ein paar Tage weg, aber sie werden bald wieder kommen. Mach dir keine Sorgen." versicherte Kieran mir.

"Oh okay. Entschuldigt ihr mich für einen Moment. Ich muss einen sehr wichtigen Anruf machen." Bei diesen Worten lächelte Amy mir motivierend zu. Sie wusste, dass ich mit Lucy telefonieren musste. Schnell schnappte ich mir mein Handy und flitze die Treppen hoch in mein Zimmer, welches im dritten Stock war. Es war ein tolles Gefühl wieder zu Hause zu sein. Mein Zimmer war genauso, wie ich es verlassen hatte, wenn man davon absah, dass es viel sauberer und ordentlicher war als zuvor. Mein Herz pochte nur so vor Aufregung. Ich hoffte, dass es Lucy gut gehen würde. Tief atmend, wählte ich ihre Nummer und hörte schon das erste Piepen.

"Emily!" ihre Stimme zitterte und sie schluchzte dabei. "Lucy, wo bist du? Geht es dir gut!?" Tränen brannten mir in den Augen. Ich hatte sie so zurücklassen müssen.

"Mir geht es nicht gut und ich bin immer noch in Istanbul. Ich habe...habe gesehen, dass Jack dich ins Wasser geworfen hat. Wie hypnotisiert habe ich nur auf die Stelle gestarrt und konnte mich nicht einmal bewegen. Als kein Lebenszeichen von dir mehr kam, dachte ich du wärst...tot, doch ich habe gesehen, dass du in so einem komischen blauen Licht verschwunden bist. Schnell bin ich dann zu Jack runter gerannt, habe ihn geschlagen und angeschrien. Er stand jedoch nur wie angewurzelt da. Ich habe geweint und konnte nicht mehr aufhören. Er stand nur da einfach so." sie weinte so stark, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. "Hey...es ist schon okay...Mir geht es gut, bitte, Lucy hör auf zu weinen." Nun schluchzte ich mit ihr.

"Emily es war schrecklich. Ich wollte etwas tun, um dir zu helfen, doch ich bin nur in Ohnmacht gefallen. Als ich im Hotel wieder aufgewacht bin, gab es keine Spur mehr von ihm und du warst auch nicht da. Ich habe immer noch keine Ahnung, was vorgeht."Ich versuchte wieder Luft zu holen.

"Lucy...versprochen ich werde dir alles erzählen, wenn du wieder in London bist." Meine Stimme zitterte.

"Okay. Ich bin in einigen Tagen in London. Ich muss jetzt auflegen, da ich kein Akku mehr habe, aber ich werde dich wieder anrufen sobald es geht."

"Ja, pass auf dich auf Lucy."

"Du auch." sagte sie schluchzend und die Leitung wurde still. Ich ging zu meinem kleinen Balkon. All die Blumen am Geländer blühten in verschiedensten Farben und entspannten meine Sinne. Ich setzte mich auf den Stuhl an der Seite des Balkons und legte mein Kopf auf den kleinen runden Tisch nebenan. Mir liefen noch die Tränen. Ich betrachtete den Himmel und die hell aufleuchtende Sonne bis etwas wuscheliges an meinem Bein entlang ging. Erschrocken sprang ich auf, der Tag hatte noch vieles in sich.

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Heyyyyyyy

Haha etwas Wuscheliges ^o^ Ja rereader wissen Bescheid ;D

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