39. Miset
Über Jongho war quasi nichts in Erfahrung zu bringen, die ganze Woche über nicht. Während Wooyoung ihnen zwar versichern konnte, dass seine Gedanken rein und nie böser Absichten waren, so war das auch absolut alles, was sie bekamen. Weder aktiv, noch in seinem Kopf gab es mehr. Hongjoong fand seinen durchdringenden Blick auch noch immer etwas beunruhigend, aber letzten Endes war er allein und sah winzig neben Yunho aus. Hongjoong konnte ihn nicht wirklich hassen.
Allerdings konnte er es auch kaum erwarten ihn wieder loszuwerden. Er hasste ihn nicht, aber er traute ihm auch nicht.
Jedenfalls war Hongjoong sehr dankbar, als sie endlich an Misets Häfen anlegten und sich ordentliche Klamotten zusammensuchten, um Jongho nach Hause zu bringen. Wenn er tatsächlich ein Prinz war, wäre es keine schlechte Idee wenigstens halbwegs anständig auszusehen.
Es hatten auch alle darauf bestanden als Gruppe zu gehen, weswegen Aurora wieder das Schiff hüten würde und der Rest von ihnen in einem chaotischen Trupp aufbrechen würde. Hongjoong sah jetzt schon genug Drama für einen ganzen Monat aufkommen, aber so war es nun wohl. Seine Truppe aus tollpatschigen Besonderheiten war komplett.
Seonghwa hatte ihm nur tröstlich die Schulter getätschelt, als es darum ging.
Jongho war nicht unzufrieden. Im Gegenteil, er befand sich einer Delegation würdig und erwartete es außerdem von seinem Vater mit viel Tamtam empfangen zu werden. Die Crew starb fast vor Neugier.
In der Tat schien auch bereits ein harmloser Arbeiter im Hangar Jongho zu erkennen.
Anders als Jongho war dieser Mann sehr offensichtlich ein Felishumans mit Ohren und Schwanz und Klauen und all dem. Er sah aus, wie jemand, der auf einer solchen Insel leben sollte.
Dennoch schwang er sich geschickt von dem Gebälk des Hangars herab, wo er an den Flugblättern eines anderen Schiffes getüftelt hatte, landete elegant vor ihnen auf seinen Füßen.
"Mein Prinz Jongho! Wir haben nicht mehr mit dir gerechnet!" Er sah wild zwischen ihnen umher, schien die Situation zu analysieren. Hongjoong verschränkte wartend die Arme vor der Brust.
Jongho gab ein trockenes Schnauben.
"Ja, ich auch nicht. Kannst du meinem Vater bescheid geben? Er soll bitte jemanden schicken, der mich abholen kann."
Der Typ nickte eilig und joggte in Richtung des nächsten Terminals, seine beschmückten Ohren kaum in dem Mop schwarzen Haares zu erkennen.
"Sieht fast so aus, als hättest du uns doch nicht angelogen, hm?", scherzte Hongjoong gelassen, nur um sofort von Blicken erdolcht zu werden.
Yeosang gab einen kleinen, leisen Applaus.
Jongho war schnell darin von ihnen abzurücken und mehr Richtung Katzentyp zu gehen, tappte ungeduldig mit einem Fuß auf dem Boden.
Hongjoong fand ihn amüsant.
Als der Kerl schließlich wiederkam, leuchtete sein Gesicht mit der frohen Botschaft, dass bald jemand da wäre und etwas schüchterner fragte er Jongho nach einem Autogramm. Der Mann gab ihm großzügig, was er verlangte und trat dann wieder seufzend den anderen gegenüber.
"Ihr müsst nicht hier mit mir warten, wenn ihr nicht wollt. Ich kann euch über andere Wege eure Belohnung zukommen lassen."
Keine Entschädigung für Seonghwa. Nur eine Belohnung.
Wooyoung legte grinsend den Kopf schief.
"Was, ist es ein unterschriebenes Fotoalbum? Das wollte ich ja schon immer haben!"
Jongho sah mit einer erhabenen Verachtung auf ihn herab (nicht wirklich).
"Natürlich nicht, für wen hältst du mich? Nur direkte Mitglieder des Harems haben Zugang zu Fotoalben."
Hongjoong verschluckte sich an seiner Zunge, hielt sich davon ab lachend sein Gesicht in Seonghwas Brust zu vergraben. Der legte immerhin eine bebende Hand auf Hongjoongs Schulter.
"Der was?!" Dieses Mal war es Yunho, wenn auch Wooyoung ebenfalls ein überraschtes Rufen hören ließ. Mingi sah ahnungslos zwischen ihnen umher und Yeosang grinste zumindest etwas.
"Der Harem." Jongho zog unwillig die Brauen zusammen, vermutete wohl, dass sie sich über ihn lustig machten.
Nun, das taten sie auch.
"Du hast einen Harem?!"
Hongjoong drehte sich um, heulte schier in Seonghwas Brust. Der schniefte nur, strich mühsam durch sein Haar.
"Natürlich habe ich das, ich bin ein Prinz!"
Der Katzenmann schien ebenfalls verwirrt, aber von der anderen Richtung aus.
"Verzeihung, aber du bist was, 19? Was willst du mit einem Harem?"
Jongho starrte Yunho an, als habe er ihm erklärt die Erde sei ein Würfel.
"Du, wie heißt du?"
"Youjin."
"Youjin, ist es oder ist es nicht normal als Prinz einen Harem zu haben, egal wie jung man ist?"
"Es mag altmodisch sein, aber es ist absolut normal. Ich fürchte diese hier haben einfach keinerlei Kenntnisse in diesem Gebiet. Ich bin froh, dass du es zurück geschafft hast."
Hongjoong konnte es kaum glauben.
Wo waren sie hier gelandet?
Wooyoung lachte inzwischen hysterisch und Yunho flüsterte in Mingis Ohr, der Blick klar zweifelnd auf Jongho. Yeosang tätschelte Sans Rücken.
Die Diskussion ging weiter, keine der beiden Seiten die andere verstehend und Youjin mit Jongho auch offensichtlich in der Unterzahl.
Ein Glück rettete sie Jonghos Empfangskomitee, bevor sie einander an den Haaren zogen.
Sie hatten sich vermutlich gebeamt und traten nun endlich in den Hangar hinein. Hongjoong vermutete sie waren Jonghos Vater, Mutter und älterer Bruder.
Sie trugen keine Waffen oder Zeichen ihrer Herkunft bei sich (auch keine tierischen) und natürlich, es machte Sinn. Hier war eine Monarchie nicht wie die im Mittelalter.
Hongjoong entfernte sich wieder etwas von Seonghwa, sah dem Trupp neugierig entgegen, wie sie mit großen Lächlern im Gesicht den steifen Jongho grüßten.
"Jongho mein Schatzi-Hasi-Apfel-Spatzi-Bärchen, es ist so gut dich wiederzusehen!" Mit nur wenigen Schritten war seine Mutter bei ihm, schmatzte einen dicken Kuss auf seine Stirn. Jongho hätte nicht lebloser sein können und hinter ihnen krümmten sich inzwischen alle anderen fünf in Lachen.
Hongjoong kontrollierte mühsam seine zuckenden Mundwinkel.
"Sohn! Du bist hier und nicht in ein Wurmloch geraten hahahaha wie schade, das wäre lustig gewesen! Du weißt schon, Wurmloch, weil-"
"Ist gut, ja."
Er sah so, so peinlich berührt aus.
Hinter ihnen studierten die anderen bereits ihre schrecklichsten Kosenamen ein.
Jonghos Bruder empfing ihn ähnlich verspielt, ähnlich unangenehm und Hongjoong hatte fast Mitleid.
"Nun, erzähl mal, Schnuckel-Schnecke-Pfirsich-Himbeer-Liebling, wie ist es dir ergangen?" Jonghos Vater kitzelte lachend unter dessen Kinn und Youjin beobachtete alles verzückt, was bitte ging hier vor? Es wirkte ernst.
In Horror wiederholte Hongjoong leise den Namen zu Seonghwa hin. Der nickte nur.
"Ich bin entführt worden, Dad. Und diese Herren" Er warf einen abfälligen Blick auf den Kindergarten hinter ihnen, der sich um die klebrigsten Namen stritt. "haben mich nach Hause gebracht. Wir sollten sie entlohnen."
"Entführt sagst du! Was für ein Spaß! Ich erinnere mich, wie deine Mutter mich das erste Mal entführt hat!"
Verträumt sah das Königspaar einander an, schmatzte Handküsse in die Luft.
"Vielleicht ist es die Luft?", schlug Seonghwa brummend an Hongjoongs Ohr vor und der hob hilflos die Schultern.
"Ich wurde noch nie entführt! Herzallerliebster Vater, wann kann ich einmal entführt werden? Hast du denn dort auch anständig dein Herz verloren, Jongho?"
Jongho schüttelte pikiert seinen Kopf.
"Nein, natürlich nicht! Ich war in Gefahr!"
Es zog an seiner schrägen Familie vorbei wie Wind.
"Zucker-Baby-Stern-Mäuschen-Liebling wir hatten ja wirklich gehofft, dass du in dieser Situation erwachsen wirst und wie ein anständiger Mann ein Stockholm Syndrom entwickelst... Aber wie es aussieht nicht. Warum bist du nicht so wunderbar erwachsen geworden wie diese beiden da?"
Und Jonghos Mutter deutete auf Mingi und Wooyoung.
Die gerade kichernd und schreiend einander hinterher jagten, um ihre Wangen zu knuffen.
Hongjoong bekam Kopfschmerzen.
Mitleidig sah das Trio sich an, dann schüttelten sie traurig ihre Köpfe.
"Ihr müsst der Anführer dieser Gruppe sein, nicht? So erwachsen!", sprach Honghos Vater schließlich Mingi an und der verharrte überrascht im Rennen, blinzelte ihnen verwirrt zu. Dann wanderte sein Blick unsicher zu Hongjoong und der nickte nur zustimmend.
"Klar."
Yeosang kicherte in seine Hand.
"Sag mir, wie schaffst du es deine Himbeersahneschnittchen zu bilden? Ich versuche es seit Jahren an meinem zuckersüßen Babysöhnchen aber es wird einfach nichts!"
Mingi trat ihm pflichtbewusst entgegen und Seonghwa zog etwas an Hongjoongs Wangen, quetschte gelangweilt sein Gesicht in seinen Händen. Jonghos Bruder grinste sie aufmunternd an.
Eigenartig.
"Der ganze Trick ist es sie zu brechen, Sir... ich meine famoser Königs...bruder."
Hongjoong wartete nur darauf, dass alle in höhnisches Gelächter ausbrachen und ihre Köpfe rollten, er war so bereit dafür aber nun lachten wieder alle, Jongho verzweifelte und seine Familie wirkte verzückt.
"Die meisten hier sind genau aus diesem Grund in meine Crew gekommen und seht sie euch an! Fast alle perfekt erzogen, nach kaum ein paar entspannten Monaten!" Er grinste breit, öffnete beide Arme zur Crew hin, die das als ihr Zeichen sah einige komische Geräusche und Gesten zu machen. Woosan tanzten.
"Faszinierend... Sag, hast du noch einen Platz frei, Honigpfötchen? Wenn du es schaffen würdest Jongho zu erziehen, werden wir dich fürstlich entlohnen! Nein, ich bin mir sogar sicher, er ist unverzichtbar! Er mag ein langweiliges Kind sein, aber er ist unser bester Kämpfer."
Hongjoong spitzte die Ohren.
Noch jemanden mitnehmen, im Zweifelsfall unfreiwillig? Klang nach keiner guten Idee.
Hongjoong kreuzte Jonghos Blick und war überrascht wie flehend der Mann ihn anstarrte. Nur wegen was?
Hongjoong löste sich von Seonghwa, um zu Wooyoung zu gehen, ihn sanft zu bitten Jonghos Kopf zu lesen.
"Er will mit uns kommen. Nur weg von hier. Er empfindet sich zwar als Prinz, aber er fühlt sich hier als Person nicht wohl.", flüsterte Wooyoung zurück, die Augen mitleidig.
Konnte Hongjoong gut verstehen. Aus dieser Hölle hätte er auch fliehen wollen.
Dennoch hatte der Mann Seonghwa angegriffen und war nicht gänzlich vertrauenswürdig.
Letzten Endes war es Yeosang, der Hongjoong eine Hand auf die Schulter legte, die Augen geradeaus auf Jonghos Familie gerichtet, die ihm versuchte beizubringen, wie lustig das alles war.
"Nimm ihn mit. Wir können ihn jederzeit zurückbringen, wenn er Probleme macht oder ihn anderswo gehen lassen, wenn er es will. Nimm ihn, Hongjoong."
Und Hongjoong nickte Mingi zu.
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Stan Youjin
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