32. Geburtstag
Es war Sans Geburtstag, aber der Rest der Crew schien noch viel eher in Aufregung zu vibrieren als er. Insbesondere Mingi rannte mit einem großen, sonnigen Grinsen im Gesicht herum, hatte zwar keinen Plan, was los war, aber das hielt ihn nicht davon ab glücklich zu sein.
Hongjoong erwischte Seonghwa zwei Mal dabei mütterlich auf die anderen herab zu sehen, musste sich das zweite Mal quietschend davon machen, als seine Belustigung einem angriffslustigen Seonghwa aufgefallen war.
Sie hatten auf dem Schiff übernachtet und Seonghwa über Nacht mit Hongjoongs Hilfe einen Kuchen zubereitet. Einige Pudding auf der Nase Unfälle später, waren auch die anderen in die Küche getrudelt gekommen, San mit großen Augen zwischen Wooyoung und Mingi hängend.
Mingi war überraschend unkompliziert, was all die fremden Leute um ihn anging. Er hatte einfach einen Platz gefunden und wurde dort akzeptiert.
Seonghwa hatte sich San an den Schultern gefasst und ihnen genickt zu folgen. Hongjoong schnappte sich den Kuchen und folgte ihnen bis zum Maschinenraum, die Crew wie eine Horde Welpen hinter ihnen her hüpfend.
Unter viel Gewisper und Kichern, kamen sie schließlich an und Hongjoong gab den Kuchen an Yunho weiter, vertraute ihm dabei ihn aus der Reichweite der anderen zu halten.
"Wir haben etwas vorbereitet, Sannie. Alles Gute zum Geburtstag.", lächelte Seonghwa warm auf den Dschinn herab und der wandte nur konfus den Kopf zu Hongjoong, der seinerseits die Tür zum Maschinenraum öffnete.
Sein neuer Gleiter war dort, poliert und in stundenlanger Kleinarbeit bemalt. Das Kraftfeld über den Energieknoten hielt den Teppich, den Seonghwa ihm aufgetrieben hatte, aufrecht und das Objekt schwebte gerade nur kaum auf Kniehöhe (Hongjoongs, nicht Yunhos) über dem Boden, wartete auf seinen neuen Herr.
Stolz sah Hongjoong von ihm zu San.
Kein Wort kam über seine bebenden Lippen und sein Körper flimmerte kaum merklich, schien nicht ganz kontrolliert seine Form behalten zu können. Hongjoong musste weich lächeln, als erste Tränen über seine Wangen rollten, San sichtbar von seinen Emotionen überkommen wurde.
"Wir haben alle mitgeholfen.", versuchte er sanft zu ihm durchzudringen und Sans Augen lösten sich tatsächlich von dem Gleiter, fanden seinen Kapitän.
Als er mit einem mal vorwärts stürzte, direkt auf Hongjoong zu, hatte der kaum Zeit ihn abzufangen. Ihre Körper kollidierten unsanft und Hongjoong stolperte, landete glanzlos auf dem Boden, nur um San zum Kissen zu werden.
San versuchte nicht einmal sich beisammen zu halten. Mit lauten Schluchzern und dem gelegentlichen Wimmern, das nass in seinem Hals stecken blieb, schmiegte er sich an Hongjoong, drohte allen Atem aus seinen Lungen zu pressen.
Hongjoong blinzelte stur seine eigenen Tränen hinfort, legte beide Arme um seinen Dschinn, hielt ihn schützend.
"Alles Gute, Baby. Er ist ganz dein." Hongjoong ignorierte sein schmerzendes Steißbein, zu sehr damit beschäftigt liebevoll über San zu gurren.
Yunho sammelte ihn schließlich auf, pflückte ihn wie ein Kätzchen aus Hongjoongs Armen, um ihn zu sich zu heben, ebenfalls zu umarmen.
San schluchzte nur gebrochen in seinen Hals.
Hongjoong kam mit Seonghwas Hilfe ächzend wieder auf die Füße, beobachtete zufrieden seine Arbeit, während San wie ein verlorenes Kind von einem zum nächsten gereicht wurde, leise Danksagungen murmelte.
Er war sicherlich nicht der einzige, dessen Herz sich gefangen zwischen Schmerz und Zuneigung in seiner Brust zusammenzog, aber es war es so wert. All die schlaflosen Stunden, aller Stress.
Als San letztendlich in Wooyoungs Arme sank, der Blonde in seiner weichen Stimme zu ihm flüsternd, straffte Hongjoong sich wieder etwas. Gerade, als er den Mund öffnete, um zu reden, reckte San spontan den Kopf, presste einen behutsamen Kuss auf Wooyoungs Mundwinkel und Hongjoong blieb jedes Wort wieder im Hals stecken.
Seonghwas Hand fand seine Schulter, drückte sie sanft und trat dann etwas vor ihn, zog die Aufmerksamkeit auf sich.
San wischte sich schniefend die Tränen ab, blieb eng an Wooyoungs Seite gepresst. Der war etwas errötet, hielt San allerdings mit der gleichen Überzeugung wie zuvor um die Hüfte.
"Also Leute. Heute ist Sans Geburtstag und wir wollen das natürlich feiern. Du darfst hier nicht mit dem Gleiter herumkurven, weil es ein Urlaubsort ist, aber auf der nächsten Insel hast du freie Bahn." Seonghwa lächelte schlicht und nahm auch seine Hand wieder zu sich.
"Wir machen hier noch ein paar Tage Pause und brechen dann wieder auf, in Ordnung? Ich hätte es auch gerne, dass jeder von euch mich heute am Schaltpult aufsucht, damit wir eure Geburtstage einspeichern können. Wer keinen hat, der kriegt einen."
Aufgeregt sahen sie einander an und es war dann, als Hongjoong es zum ersten Mal sah.
Sans Lächeln.
Das Lächeln des Mannes war absolut hinreissend, wunderhübsch trotz der Nässe seiner Augen. Es war ein ehrliches und breites Lächeln, sonnig in seiner Art. Es zeigte seine perlweißen Zähne und ließ dafür seine Augen verschwinden, ein Netz aus kleinen Fältchen um sie entstehen.
Aber es kam noch besser.
Nicht nur rümpfte San seine Nase leicht, wenn er lächelte, bekam etwas niedlich katzenhaftes, er hatte außerdem Grübchen. Grübchen, die tief genug schienen, dass Hogjoong darin Platz finden konnte.
Hongjoong blinzelte rapide, sein Herz in seiner Brust schwellend.
Der Rest sah es auch irgendwo, musste warm lächeln und Hongjoong schwörte Seonghwa hätte geheult wie ein Wasserfall, wenn sein Körper ihn nur ließe. Sein Lächeln war selten so absolut glücklich und gepeinigt gewesen.
Freudiges Jubeln begegnete ihnen als Antwort auf Seonghwas Vorschlag und dann zog Wooyoung bereits San mit sich aus dem Raum, frische Tränen benetzten die Wangen des Dschinn. Sie tropften über seinen Hals hinab, über eine ganze Galaxie von Sommersprossen und Wooyoung strich sie zärtlich von dort hinfort.
Hongjoong sah, warum San so beliebt war. Er hatte ein absolut hinreissendes Aussehen gewählt.
"Dann erzähl mal. Was wünschst du dir zu Geburtstag?" Yunho legte grinsend einen Arm um Mingis Schultern, führte den kleineren Mann mit sich heraus und Yeosang folgte interessiert, machte die ersten Haustiervorschläge. Aurora auf seiner Schulter protestierte.
Hongjoong wartete, bis die Tür hinter ihnen zu geglitten war, dann presste er sich bereits an Seonghwa, umarmte den Mann zittrig. Friedlich ließ er den Kopf zwischen seine Schulterblätter sinken, nahm einen tiefen Atemzug.
Seonghwas Hände fanden die seinen vor seinem Bauch, schmiegten sich um seine Finger.
"Er freut sich."
Hongjoong schaffte ein atemloses Lachen in den Rücken des anderen, lehnte sich warm an dessen kühlen Körper.
"Ja, habe ich gemerkt."
Seonghwa lachte ebenfalls leise, zog dann eine von Hongjoongs Händen zu seinem Gesicht herauf, um kleine Küsse über die Fingerspitzen des Menschen zu verteilen. Seine Hände waren ständig wund gewesen, nicht selten aufgerissen und voller Blasen, nachdem er die ganze Zeit mit Metall und hitziger Energie gearbeitet hatte. Seonghwa hatte sie jeden Abend versorgt, jeden kleinen Kratzer entdeckt und geheilt. Seine Lippen an Hongjoongs Händen fühlten sich inzwischen natürlich an und so sehr Hongjoong seine Ringe auch liebte, er wollte nichts mehr, als sie weit von sich werfen, um Seonghwa mehr Zugang zu gestatten.
Hongjoong ließ die zweite Hand von Seonghwas Mitte fallen, wandte den Nachtwandler in einer eleganten Drehung zu sich um. Seonghwa behielt seine Hand in der seinen, ließ die Lippen warm auf Hongjoongs Knöcheln ruhen. Seine Wimpern verdeckten dunkel den Ausdruck seiner Augen, als er durch sie Hongjoong beobachtete.
Hongjoongs Stimme hing in seinem Hals.
Seonghwas linker Mundwinkel zuckte in ein schiefes Grinsen, absolut wissend.
Hongjoong war es, der die freie Hand in den Nacken des Nachtwandlers gleiten ließ, die Fingerspitzen in das kurze Haar dort presste, um sich näher zu dem anderen Mann zu ziehen. Er fasste sich Seonghwas Hand fester, zog sie von seinen Lippen weg und an ihre Seiten.
Seonghwa kam ihm entgegen, die Lippen erwartungsvoll geöffnet, als sie die Hongjoongs fanden. Hongjoong gab ihm, was er wollte, ließ sich mitreissen von dem vertrauten Gefühl von Heimat und Wärme, das Seonghwa mit sich brachte.
Um Hongjoong herum brach alles zusammen, aller Stress und Nervosität der letzten Wochen. Er hatte sich solche Sorgen gemacht, aber San hatte gelächelt, hatte sich so aufrichtig gefreut und Hongjoongs Herz drohte in seiner Brust zu bersten.
Seonghwa schien es zu merken, denn er war schnell darin sich wieder von dem zittrigen und desorientierten Hongjoong zu lösen, begann wortlos ihn zu ihrem Zimmer zu führen. Hongjoong stolperte verlangsamt hinter ihm her.
Sie waren kaum aus der Tür heraus und um die Ecke gebogen, als Seonghwa mit einem Mal abrupt Halt machte, Hongjoong gedankenverloren in seinen Rücken stolperte.
Konfus sammelte er seinen Blick vom Boden und spähte an Seonghwas angespannter Schulter vorbei in den Gang.
Dort, in der offenen Tür zur Brücke stand ein robust gebauter Mann, die Fäuste an seinen Seiten geballt, wie als sei er bereit ein Loch in die nächste Wand zu schlagen.
Hongjoong hatte ihn im Leben nicht gesehen.
"San?", fragte er also leise um Seonghwa herum, konnte genau keine Anzeichen des Dschinns an diesem Typen finden.
Davon abgesehen strahlte er pure Feindseligkeit ab, seine Augen intensiv wie Laser, als sie Löcher in sie beide bohrten.
"Ich glaube nicht, dass das San ist.", murmelte Seonghwa warnend in Hongjoongs Richtung, wagte es ebenso nicht den Blick von dem Fremden zu nehmen.
Hongjoong nickte, sammelte sich wieder und löste sich dann aus Seonghwas Griff, um um den Nachtwandler herum zu treten. Ein Eindringling war auf seinem Schiff, gefährdete seine Familie.
Die Bewegung erwies sich allerdings als Fehler.
Kaum tauchte Hongjoong hinter Seonghwa auf, sprang der Mann in Aktion, in einer irrwitzigen Geschwindigkeit auf sie beide zu.
Hongjoong schrie eine Warnung, als sich eine bisher unsichtbare Waffe in der Faust des anderen bildete. Seonghwa stieß Hongjoong grob an der Schulter von sich, raus aus der Gefahr. Seine Augen leuchteten golden auf und dann fiel der Strom aus, als der Nachtwandler begann zu kämpfen.
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