26. Tricks
Die Sunrise sah an dem kleinen Hafen voller Zeppeline und Steampunk-iger Luftschiffe immerhin nur halb fehl am Platz aus, konnte mit ihrem traditionellen Schiffcharakter punkten, wenn sie auch anders flog. Der Plan der Crew wurde durchgeführt, wie geplant.
Hongjoong würde an einem öffentlichen Platz von Seonghwa verraten und an die Beamten ausgehändigt werden. Anschließend tauchte Yunho mit dem 'echten' Hongjoong San auf und stiftete Verwirrung. San befreite unterdessen Hongjoong. Seonghwa wäre bis dahin mit ihrer Belohnung bereits wieder beim Schiff und Wooyoung und Yeosang hätten unterdessen vielleicht ein potenzielles Crewmitglied aufgesammelt.
Ihr Plan war nicht perfekt, brauchte viel Spontanität, aber sie würden sehen, wie weit sie kamen. Zur Not konnte Yeosang schließlich die Sunrise in das Gebäude rammen.
Hongjoong hatte seine Tasche mit etwas Proviant für den langen Tag bereits geschultert und stand schon an der ausfahrbaren Planke nach unten, während Seonghwa noch Wooyoung und Yeosang Tarnungen auferlegte. Besser kein Risiko eingehen.
Danach verließen vorerst nur sie beide das Schiff.
Seonghwa hatte beide seiner Hände in den Taschen seines langen, schwarzen Mantels vergraben, hielt sich physikalisch davon ab Hongjoongs Hand zu greifen und dem Kapitän ging es ähnlich. Machte keinen Sinn jetzt Händchen zu halten, wenn sie ein Theater spielen wollten.
Unter einem verhangenen Himmel mit ihren küstlich aufrecht erhaltenen Wolken stiefelten sie beide in eine angenehme Ecke der Stadt. Es waren genug Leute unterwegs, die auf sie aufmerksam würden, aber nicht zu viele, wie in den Handelsstraßen.
Seonghwa begann aus dem Blauen heraus.
"Hey, Hongjoong... Ich habe nachgedacht. Über dich, über uns."
Neugierig wandte Hongjoong ihm den Kopf zu, verlangsamte etwas seinen Schritt, um seine Schulter kameradschaftlich an die Seonghwas zu stoßen.
"Was, kommt jetzt dein Liebesgeständnis? Aww, Seonghwa!"
Der andere schüttelte ach so traurig den Kopf, wenn auch seine Mundwinkel für einen Moment entertaint zuckten.
"Nein, nein. Ich glaube, wir sollten aufhören. Uns trennen."
Hongjoong ließ einen letzten ruhigen Moment vertreichen, bevor er loslegte.
"Was?! Nach allem- WAS??"
Die ersten Köpfe wandten sich ihnen konfus zu, aber noch ging die Masse weiter, ungestört.
"Hör mal, du solltest das verstehen. Wir haben darüber geredet. Ich kann nicht wirklich-"
"Du hast gesagt, du bist immer an meiner Seite! Seonghwa!", rief Hongjoong etwas lauter aus, machte den nächsten Schritt und packte den Nachtwandler mit beiden Händen am Kragen. Seonghwa kam zuerst instinktiv der Bewegung nach, dann versteifte er sich abrupt, ragte finster über dem anderen Mann.
"Wir haben darüber geredet! Du kannst etwas derates nicht von mir verlangen! Es war ja schön und gut mit dir, aber jetzt reicht es." Unwirsch schlug er Hongjoongs Hände von sich, wandte sich um, um zu gehen.
Hongjoong schickte eine innerliche Entschuldigung an ihn, packte ihn dann an der Schulter unr riss ihn herum. Schmerzhaft machte seine Faust Kontakt mit Seonghwas Kinn.
Ein Passant ohhte betroffen, als Seonghwas Kopf kurz herumflog, dann mit eisig brennenden Augen wieder Hongjoong fokussierte.
"Ruft die Beamten.", war ebenfalls in der Menge zu hören und Hongjoong konzentrierte sich auf Seonghwa, keine Sanftheit in dessen Blick, denn ein Zögern bedeutete, dass sie aufflogen.
Hongjoong hob beide Fäuste erneut, bereit zuzuschlagen, wenn es ihn auch schmerzte Seonghwas Gesicht so behandeln zu müssen.
Immerhin dachte der Soldat mit und packte sich Hongjoongs Handgelenke, riss ihn grob näher zu sich heran.
"Ich dachte wir wären ein Team!"
"Du, ja! Du dachtest! Warum kannst du nie Rücksicht auf mich nehmen, während du denkst?!"
Hongjoong wehrte sich gegen Seonghwas festen Griff, wilde Anschuldigungen und Drohungen zwischen ihnen umhergeworfen.
Die Menge traute sich nicht näher, aber sie war unruhiger, wurde langsamer oder stand, um zu beobachten.
Sie rangelten etwas, kickten den anderen, blieben immer am gleichen Fleck und hitzten sich gegenseitig, wie auch ihr Publikum mit wüsten Beleidigungen auf.
Alles artete aus, als Seonghwa Hongjoong an seinen Armen unsanft noch näher zerrte, ihre Körper eng aneinandergepresst und den Kopf neigte, um die Zähne in seinen Hals zu schlagen.
Ein tatsächlicher Schmerzenslaut entkam ihm, aber Hongjoong hatte keine Angst. Er konnte Seonghwa vertrauen.
"Lass los, du verdammter-" Hongjoong zog und wandte sich, aber es war absolut unmöglich Seonghwa zu entkommen, den hungrigen Zähnen an seiner Kehle auszuweichen.
Hongjoong schrie nochmal, zum guten Willen, während Seonghwa nicht wirklich trank, nur verborgen von seinem dunklen Haar entschuldigend das Blut um die Wunde aufleckte.
Dennoch gab Hongjoong sich die größte Mühe seinen Widerstand nach und nach erschlaffen zu lassen, sich schwacher an Seonghwa zu klammern, wie als verließen ihn die Kräfte.
Das Murmeln in der Menge wurde lauter, die suchenden Blicke hektischer, als Hongjoong zusammenbrach, nurnoch gehalten wurde von Seonghwa, der weiterhin tat, als würde er ihn aussaugen.
"Oh Himmel, er tötet ihn!"
"Auf offener Straße, ich hasse diese Nachtwandler!"
"Sollten wir nicht helfen? Der Kleine hat keine Chance!"
"Da sind sie! Hierher, Kapitän! Sie sind hier!"
Seonghwa ließ endlich von ihm ab, als sich die warnenden Rufe der Soldaten näherten. Noch immer hielten seine Arme Hongjoong wie das kostbarste Gut, Hongjoong selbst hatte den Kopf ohnmächtig auf seine Brust sinken gelassen.
Er war hellwach und aufmerksam.
"Ihr da! Auseinander, was ist hier los?!"
"Der Nachtwandler hat ihn angegriffen, Sir!"
"Nein, nein! Der Kleine hat zuerst zugeschlagen!"
Die Menge rief wild durcheinander, diskutierte beinahe schon wieder über die Rassengesellschaft, während die Soldaten sich näherten, kurz vor ihnen verharrten. Sie hatten keine Waffen bei sich, aber die Drohung war offensichtlich.
Seonghwa richtete sich etwas auf, ließ Hongjoong fallen wie einen Sack Kartoffeln. Er grunzte, als sein Kinn hart auf dem Boden aufkam, schmeckte Blut.
Das war dann wohl die Rache, was, Seonghwa?
"Erklären Sie sich!"
"Ich bin Park Seonghwa, Flottenkapitän." Er zeigte ihnen vermutlich seine Marke.
"Das hier ist der gesuchte Kim Hongjoong und hiermit liefere ich seine lausige Existenz den Oberhäupten aus."
Jemand rollte vorsichtig Hongjoong herum und wie als sei er abolut unzurechnungsfähig, sah er aus halb geschlossenen Lidern nutzlos zu den drei Wachleuten auf.
Ein schwarzer Naga mit sechs Armen. Ein älterer Fenris mit Rabe auf der Schulter und eine blonde Wodae. Gutes Team.
"Check das.", sagte Fenris zu Wodae und sie zog für einen Moment einen kleinen Computer aus ihrem Armband, tippte geschickt auf dem Hologram.
"Er hat recht. Kim wird gesucht für Entführung. Ich nehme an Sie haben ihm das Handwerk gelegt?"
Seonghwa nickte finster und Hongjoong röchelte einen verratenen Fluch hervor.
"Gute Arbeit, Kamerad. Sagen Sie mir Ihre Verbindung, ich überweise ihnen sofort die Belohnung und Sie haben ihn ganz schnell aus den Augen." Die Wodae nahm sich Seonghwa beiseite, starrte womöglich immer wieder etwas zu lange in sein Gesicht, stand etwas zu nahe, aber Hongjoong musste seinen Ärger herunterschlucken.
Der Naga sammelte unterdessen Hongjoong auf, machte sich nicht einmal die Mühe für einen Käfig, weil er immerhin sechs Arme hatte und Hongjoong ja nur ein Mensch war, nicht?
Seonghwa sah ihn nicht mehr an, als die Leute gemeinsam mit ihm abzogen, verschwand geschickt zwischen den Passanten. Schlaff ließ Hongjoong sich mitnehmen.
Der Fenris nahm ihn irgendwann am Haar, zog ihn herum, um abschätzend seine Wunde studieren zu können.
"Das sieht schon nicht schlecht aus. Er verliert kein Blut mehr, aber hier sind mehrere frische Wunden, es ist die Frage wie viel Blut er noch zu verlieren hat."
Hongjoong ließ seine Augen rollen.
Sie lachten leise unter sich, betraten dann das womöglich noch neumodischste Gebäude hier.
Hongjoong wurde nicht in die rassenschwächenden Sauerstoffzellen gebracht. Viel eher bekam er eine normale Zelle mit Tür davor. Wozu auch alle andere Mühe, er war ein Mensch. Ihn hielt auch die gute, alte Gitterzelle. Ach, die Ästhetik.
Er wurde auf der unbequemen Bahre zurückgelassen und seine Wunden mit Stoff versorgt, bevor das Trio wieder abzog. Hongjoong blieb achtsam auf die Kameras liegen.
Nun hieß es warten. Einige Zeit musste vergehen, bis die anderen zwei aufkreuzten, sonst sah es zu abgestimmt aus. Hongjoong konnte diese Zeit nutzen, um darüber nachzudenken, ob er den Naga vielleicht bekehren könnte und sich um Seonghwa zu sorgen.
Er müsste sicher angekommen sein, und dass er nicht hier auftauchte, bedeutete nur Gutes.
Hongjoong lag und wartete, schlief zwischendurch etwas und bekam auch Essen, nachdem er durch die Gitter vorsichtig darum bat.
Der Naga und die Wodae waren zwischendurch noch einmal weg, halfen irgendwo, aber der Fenris blieb, bewachte Hongjoong, während sein Rabe ihn pausenlos anstarrte.
Es war unheimlich langweilig allein in der Reihe an drei Zellen (kleine Insel) und Hongjoong saß seine Zeit tatsächlich nur mit schlafen ab.
Die Leute hier hatten kein Beamsystem, also würden sie ihn vermutlich morgen auf ein Schiff verfrachten, dass ihn zurück nach Trascen brachte und von dort aus beamen. Dann konnte er direkt an Wooyoungs Vater ausgehändigt werden, der dann weiß Gott was mit ihm vorhatte.
Wenn er allerdings der einzige Gefangene blieb, konnte es auch sein, dass sie länger warteten, um eine größere Fuhre zu überbringen. Hongjoongs Fall eilte auch nicht gerade. Es spielte in ihrem Vorteil.
Ächzend wandte er sich wieder auf der ranzigen Matratze um.
Zeit noch ein bisschen zu schlafen.
Er würde Yunho und San schon kommen hören.
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